Wikipedia:Artikelwerkstatt/Simplicius/Psychiatrisches Zentrum Kropp

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Psychiatrische Zentrum Kropp ist eine Einrichtung für psychiatrische und psychologische Leistungen in Kropp in Schleswig-Holstein. Es liegt an einem Park am Ortsrand. Zu ihm zählen ein Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie, eine Tagesklinik mit gerontopsychiatrischem Schwerpunkt sowie eine psychiatrische Institutsambulanz. Träger ist die Stiftung Diakoniewerk Kropp.

Der Bezirksausschuss zu Schleswig-Holstein erteilte am 26. Februar 1892 die Genehmigung zur Eröffnung einer „Privatirrenanstalt“. Mit dem Bau der Anstalt für Menschen mit psychischen Erkrankungen wurde im gleichen Jahr begonnen. Schon zuvor waren Menschen mit psychischen Erkrankungen in die Einrichtungen aufgenommen worden.[1]

Die Autoren Heinrich Laehr und Max Lewald vermerken 1896 über die Situation der „Privat-, Irren-, Heil- und Pflegeanstalt zu Kropp“, dass es eine Poststation in Kropp und eine Bahnstation in Owschlag gab. Als Ärzte nennen sie Oberarzt Dr. Schulte und Assistenzarzt Dr. Willms. Zum 1. Januar 1898 zählte man 99 Kranke, davon 53 Männer und 46 Frauen, die in einem Männerhaus und zwei Frauenhäusern untergebracht waren, zwei weitere Häuser für die Erweiterung der Kapazität auf 200 Plätze waren „der Vollendung nahe“.[2]

Es entstand eine Gruppe von Gebäuden, die Siloah, Bethel, Nain, Zoar, Bethabara, Sychar, Bethanan, Emmaus, Patmos und Gibea genannt wurden.[3][4]

Um 1900 waren acht teils recht große Gebäude vorhanden, ferner eine Großküche, eine Wäscherei, Kapelle und sonstige Nebengebäude.[1]

1901 kam es wegen finanzieller Probleme zur Zwangsverwaltung. Die Anlage ging 1902 aus den Händen des Gründers in die „Heil- und Wohlfahrtsanstalten Kropp GmbH“ mit 48 Gesellschaftern über.

1926 wurde die Ev.-luth. Diakonissinnenanstalt Bethanien als Betreiber gegründet.[1]

Mit Stand 1928 war ärztlicher Direktor Fritz Fliedner, zweiter Arzt war Hans Krause.[5]

Am 29. August 1939 wurden 215 Patientinnen aus dem Psychiatrischen Landeskrankenhauses in Schleswig nach Kropp verlegt, weil dieses zum Teil in ein Lazarett umgewandelt wurde; es kommt zur Überbelegung.[1] 17 Schwestern aus Kropp wurden später für den Pflegedienst im Marinelazarett in Bordesholm dienstverpflichtet.[1]

1942 wurden die „Heil- und Pflegeanstalten mbH in Kropp“ vom Staat beschlagnahmt. Die Kranken wurden abtransportiert, um Platz für Patienten aus Hamburg zu schaffen. Sie wurden nach Altscherbitz Jerichow Pfafferode und Uchtspringe gebracht.[6] Im Jahre 1950 war bekannt, dass am 14. März 1942 65 Menschen und dann noch mal am 18. März 1942 weitere 65 Menschen von Kropp nach Altscherbitz/Schkeuditz abtransportiert wurden.[7] Am 15. April 1942 wurden 79 Patienten nach Uchtspringe „verlegt“; von ihnen waren 32 vor Mai 1945 verstorben. Am 16. März 1944 wurden 14 Patienten nach Meseritz-Obrawalde deportiert.[8] Insgesamt wurden 432 Patienten aus Kropp in mitteldeutsche Anstalten deportiert.[9]

Unter anderem wurden im Gegenzug Betreute aus Hamburger Pflegeheimen, den Alsterdorfer Anstalten, untergebracht. 1000 Menschen wurden nach Kropp zwangsverlegt. Etwa 600 von ihnen wurden auf dem Hamburger Friedhof bestattet.[10]

1961 wird Haus Salem gebaut und als Psychiatrisch-Neurologisches Krankenhaus eröffnet.[1]

Das Fachkrankenhaus bietet 25 Plätze, die Tagesklinik 10 Plätze. Am Haus arbeiten 3 Ärzte und 9 Gesundheits- und Krankenpfleger, 6 Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger sowie weitere Fachkräfte und Therapeuten.[11] Pro Jahr werden etwa 200 medizinische Fälle behandelt.

Einzelnachweise

[Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f Stiftung Diakoniewerk Kropp – 140 Jahre Dienst am Menschen. Chronik, 2019
  2. Heinrich Laehr, Max Lewald: Heil- und Pflege-Anstalten für Psychisch-Kranke des deutschen Sprachgebietes am 1. Januar 1898.
  3. Johannes Bresler: Deutsche Heil- und Pflegeanstalten für Psychischkranke in Wort und Bild.
  4. Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte: Kirche im Umbruch. 1989
  5. Hans Laehr: Die Anstalten für Psychisch- und Nervenkranke, Schwachsinnige, Epileptische, Trunksüchtige usw. in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den baltischen sowie anderen Grenzländern.
  6. Einrichtungen, aus denen abtransportiert wurde. In: hamburger-euthanasie-opfer.de
  7. Rolf Schwarz: Ausgrenzung und Vernichtung kranker und schwacher Schleswig-Holsteiner. Fragen zu einem unbearbeiteten Problem der Geschichte unseres Landes von 1939-1945. In: beirat-fuer-geschichte.de
  8. Psychiatrie des Todes. NS-Zwangssterilisation und „Euthanasie“ im Freistaat Anhalt und in der Provinz Sachsen. In: sachsen-anhalt.de
  9. Helfen in christlicher Tradition. In: evangelische-zeitung.de
  10. Ein Platz zum Verweilen und Gedenken. In: shz.de. 6. November 2012, abgerufen am 10. Juli 2023.
  11. Kropp. In: weisse-liste.de

Koordinaten: 54° 24′ 18,9″ N, 9° 31′ 12,4″ O