Wikipedia:Artikelwerkstatt/Meister und Margarita/Teatro Caprile

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Teatro Caprile ist eine österreichische Theatertruppe, gegründet 1993, die in ungewöhnlichen Kontexten auftritt. Bekannt wurde das Caprile durch Theaterwanderungen in NS-Erinnerungskontext, einer Wiederkehr und Neuinterpretation des Genres Stationentheater.

Name, Gründung, Geschichte

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Gegründet wurde die Truppe von Katharina Grabher, Andreas Kosek und Mark Német. Der Name "caprile" steht rätoromanisch für den Ziegenstall. Laut Gründern signalisiert der Name „einerseits unser Interesse für Sprachinseln sowie Theaterstücke und Literatur abseits des Mainstreams und spielt andererseits auf die finanzielle und darausfolgende infrastrukturelle Situation freier Theatergruppen an“.[1]

Eine Initialsubvention des Landes Vorarlberg ermöglichte den Start, in der Folge wurden für jedes Projekt unterschiedliche öffentliche Geldgeber und Sponsoren gesucht. Seit der Gründung spielt das Teatro Caprile auf der Achse Vorarlberg-Wien, den Herkunftsgegenden von Grabher und Kosek. Als Zielgruppe wird genannt: „Das kunstinteressierte Publikum, das über den Tellerrand der eigenen Betroffenheit und vordergründigen Sozialkritik hinausgehende Kunstrezeption anstrebt.“[1]

Die ersten Produktionen waren dem absurden Theater gewidmet, surrealem und dadaistischem Textmaterial, beispielsweise von Daniil Charms oder von Aleksandr Wwedenski. Es folgten zahlreiche Stücke aus dem CEE-Raum, im Gefolge der EU-Osterweiterung, und Gastspiele in Ungarn, Polen, Serbien und Bulgarien. Die Truppe realisierte Stücke von Péter Nádas, Árpád Göncz, György Schwajda, Otto Tolnai und des Polen Ingmar Villquist. Mit Montevideo von Dragan Velikić gastierte die Truppe in Teheran und beim internationalen Theaterfestival „Mart“ 2017 in Mogilev.

Seit etwa 2005 wurde zunehmend eigenes Textmaterial verwendet, wurde ein bewusst reduzierter Inszenierungsstil entwickelt, wurden „Koffertauglichkeit“ und „Reisefreiheit“ der Inszenierungen zum Prinzip.

Produktionen (Auswahl)

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„Auf der Flucht“

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Seit 2013 wird im Montafon die Geschichte der Juden, die während der NS-Herrschaft in die Schweiz flüchten wollten, in Form einer Theaterwanderung nachgespielt. Die Produktion wird seither Jahr für Jahr wiederholt, bei einer eine Auslastung von „über 100%“. Zum Stück zählen das Gedicht Saurier, Erwache! von Jura Soyfer, die Schlussszene aus Cella oder die Überwinder von Franz Werfel oder „die Erklärung des Schweizer Zöllners, dass Rasse (ungeachtet dessen, dass Juden genau deshalb im Reich verfolgt werden) kein Asylgrund sei und man den heimischen Arbeitsmarkt vor Überfremdung schützen müsse sowie das daraus resultierende Angebot der Nazis, die Pässe der deutschen Juden mit einem „J“-Stempel zu kennzeichnen.“[1]

„Flucht über die Berge“

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Im Sommer 1947 wurden Tausende Juden im Zuge der Bricha – aufgrund einer Initiative von Marko Feingold – über den Gebirgspass von Österreich nach Italien „geschmuggelt“. Es handelte sich um Holocaust-Überlebende, die in Sammellagern untergebracht waren und so schnell als möglich nach Palästina gelangen wollten. Sie wurden von Prettau und Kasern über die Krimmler Tauern zur Grenze und von dort nach Meran geführt und gelangten danach an die Adria.[2][3]

Seit 2016 finden alljährlich mehrere ganztägige Theaterwanderungen des Teatro Caprile von Krimml bis zur Windbachalm statt. Sie beschreiben die Entbehrungen und Nöte der jüdischen Flüchtlinge im hochalpinen Gelände, sie sind dem Gedenken an Marko Feingold gewidmet. Als Erzähler und Wanderbegleiter fungiert Hans Nerbl.[4][5]

Industriepfad

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In Frastanz wurde im April 2023 zur Eröffnung des „Wirtschafts- und Industriepfades Frastanz“ ein theatraler Dorfspaziergang gezeigt. Entlang der Stelen des Künstlers Caldonazza wurden geschichtliche Fakten mit Erzählungen von Erwartungen und Träumen verknüpft. Beteiligt war die Rockband The Heart Rockers. Die Theaterleute wollten „Moderne und Fortschrittskritik in einen lebendigen Disput“ treten lassen.[6]

Einzelnachweise

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  1. a b c seemoz: 30 Jahre teatro caprile, 30. Mai 2023
  2. Dorfbuch der Gemeinde Prettau. 2008, S. 16 (PDF)
  3. Seit 2007 erinnert Alpine Peace Crossing mit einer alljährlichen Friedenswanderung über den Krimmler Tauern und weiteren Veranstaltungen an diese Flucht. Alpine Peace Crossing. Abgerufen am 22. Juni 2023.
  4. Teatro Caprile - Produktionen. Abgerufen am 4. Juli 2023.
  5. Martin Daxner: Alpine Peace Crossing 1.-3. Juli 2022 in Memoriam Marko Feingold. In: Widerstand. Nr. 144. Ebensee, S. ab Seite 36 (memorial-ebensee.at [PDF]).
  6. Vorarlberger Nachrichten: Neuer Industrie- und Wirtschaftslehrpfad eröffnet. 23. April 2023.

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