Ungericht

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ungericht ist ein Begriff aus der mittelalterlichen deutschen Rechtssprache und bezeichnete ein vorsätzliches kriminelles Unrecht, das wegen seiner Schwere mit Strafen an Leib oder Leben geahndet wurde. Im Sachsenspiegel wird es von deliktischem Unrecht unterschieden, das mit einer Geldzahlung (Wer- oder Manngeld) gesühnt werden konnte.[1][2][3]

Ein Ungericht wurde vor dem Halsgericht verhandelt. Bei Überführung des Missetäters bestand das Urteil stets in Körperstrafen, mindestens Verstümmelungen und meist in der Todesstrafe.

Die Todesstrafe wurde verhängt für Diebstahl, der über einen Umfang von drei Schillingen hinausging, Raubmord, Friedensbruch, Ehebruch, Vergewaltigung, Zauberei und Giftmischerei.[4]

  • Wolfgang Schild: „Ungerichte“ oder „Verbrechen“. Mutmaßungen zur Rechtswelt des Sachsenspiegels. In: Stephan Buchholz, Heiner Lück (Hrsg.): Worte des Rechts - Wörter zur Rechts-Geschichte, Festschrift für Dieter Werkmüller zum 70. Geburtstag. Berlin 2007, S. 297–331
  • Wolfgang Schild: Das strafrechtliche Verfahren um ungericht im Sachsenspiegel. Am Beispiel der Überführungsklagen und des Rügeverfahrens. In: Gernot Kocher, Dietlinde Munzel-Everling, Eike von Repgow (Hrsg.): Sachsenspiegel: Die Heidelberger Bildhandschrift Cod. Pal. germ. 164. Vollständige Faksimile-Ausgabe der Universitätsbibliothek Heidelberg, Kommentarband, Graz 2010, S. 79–99
  • Wolfgang Schild: Das strafrechtliche Verfahren um ungericht im Sachsenspiegel. Am Beispiel der schlichten Klage und des Rügeverfahrens. In: Heiner Lück, Eike von Repgow (Hrsg.): Sachsenspiegel: Die Dresdner Bilderhandschrift Mscr. Dresd. M 32. Vollständige Faksimile-Ausgabe im Originalformat der Handschrift aus der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Aufsätze und Untersuchungen, Graz 2011, S. 113–125

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ungericht. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 24: U–Uzvogel – (XI, 3. Abteilung). S. Hirzel, Leipzig 1936, Sp. 819 (woerterbuchnetz.de).
  2. Gabriela Lakatos: Der Sachsenspiegel. Übersicht zum rechtssystematischen Aufbau sowie vergleichende rechtsgeschichtliche Betrachtung ausgewählter Vorschriften B. Aufbau und Inhalt/4. Strafrecht und Strafverfahren, Januar 2007
  3. Harald Maihold: Rechtsgeschichte: Von Pein und Strafe Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, 14. November 2017
  4. Gabriela Lakatos: Der Sachsenspiegel. Übersicht zum rechtssystematischen Aufbau sowie vergleichende rechtsgeschichtliche Betrachtung ausgewählter Vorschriften B. Aufbau und Inhalt / 4. Strafrecht und Strafverfahren. Januar 2007