Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.

Lindlar

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. Juli 2005 um 11:45 Uhr durch AF666 (Diskussion | Beiträge) (→‎Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Karte
Beschreibung Karte Lindlar in NRW/Deutschland
Basisdaten
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Köln
Region: Bergisches Land
Kreis: Oberbergischer Kreis
Geografische Lage: Koordinaten fehlen! Hilf mit.unbenannte Parameter 1:51_01_00_N_07_23_00_E, 2:51° 1' n. Br.
7° 23' ö. L.
Höhe: 220-350 ü. NN
Fläche: 85,82 km²
Einwohner: 22.132 (Stand 09.2004)
Bevölkerungsdichte: 263 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 51789 (alte PLZ: 5253)
Vorwahlen: 02266, 02207 S, 02206 H
Kfz-Kennzeichen: GM
Gemeindekennzahl: 053 74 020
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Borromäusstr. 1
51789 Lindlar
Offizielle Website: www.lindlar.de
E-Mail-Adresse: info@gemeinde-lindlar.de
Politik
Bürgermeister: Hermann-Josef Tebroke (CDU)
Mehrheitspartei: CDU
Karte mit wichtigen Ortsteilen
Karte von Lindlar mit den wichtigsten Ortsteilen
Karte vom Ortskern
Karte vom Lindlarer Ortskern

Lindlar ist eine Gemeinde im Westen des Oberbergischen Kreises in Nordrhein-Westfalen (Deutschland), ca. 30 km östlich von Köln gelegen.

Geografie

Geografische Lage
Lindlar liegt zwischen 7°15' und 7°28' östlicher Länge sowie 50°58' und 51°5' nördlicher Breite. Der höchste Punkt von Lindlar mit einer Höhe von 361,8 m liegt bei Oberlichtinghagen, der tiefste mit 131,5 m bei Köttingen.
Das Gebiet um Lindlar ist geprägt von trockenen Höhen und feuchten Flusstälern. Die Hauptflüsse sind die Lindlarer Sülz, die in Hommerich die Kürtener Sülz aufnimmt und in die Agger mündet, der Lennefer Bach und die Leppe.
Ausdehnung des Stadtgebiets
Lindlar ist relativ dünn besidelt, das Stadtgebiet des Ortes Lindlar hat sich jedoch immer weiter ausgedehnt und so verwuchs der Ort vor allem seit 1945 mit verschiedenen Höfen und Orten im Umkreis. Das Stadtgebiet reicht vom Falkenhof und Oberheiligenhoven im Westen über Altenlinde und Schwarzenbach im Norden, Pinnappel und Weyer im Osten bis nach Schümmerich und Altenrath im Süden.
Nachbargemeinden
Nachbarstädte sind Gummersbach, Wipperfürth, Overath und Bergisch Gladbach, die Nachbargemeinden sind Engelskirchen, Marienheide und Kürten.
Stadtgliederung
Lindlar gliedert sich folgende Hauptorte: Lindlar (Ortskern), Frielingsdorf, Linde, Hohkeppel, Schmitzhöhe, Kapellensüng.
Klima
Lindlar liegt mitten im feuchten Bergischen Land, das langjährige Mittel des Niederschlags liegt bei 800-1000mm und nur 5 Monate im Jahr haben einne mittlere Temperatur über 10°C.

Geschichte

Besiedelung und urkundliche Erstnennung

Es ist wahrscheinlich, daß das Gebiet um Lindlar schon in der Frühzeit besiedelt war, jedoch lässt sich darüber keine verbindliche Aussage fällen. Funde aus der Jungsteinzeit (um 2000 v. Chr.), etwa ein Steinbeilfunde bei Kemmerich oder Feuersteinbeil bei Fenke sprechen jedoch dafür. Bis ins Mittelalter erstreckte sich in dieser Region bis an den Rhein die bergischen Urwälder, die wahrscheinlich höchstens vereinzelt von Jägern oder einzelnen Siedlern bewohnt wurde. Die Systematische Besiedelung des Bergischen Landes begann erst fünften oder sechsten Jahrhundert auf Grund der Völkerwanderung. Zunächst folgten die Siedler den Flussläufen, in diese Zeit ist wahrscheinlich auch die Erstbesiedelung Lindlars anzusetzen.

Der Ort wurde zum ersten Mal im Jahr 1109 erwähnt. Jedoch kann aufgrund der ältesten Urkunde der Gemeinde aus dem Jahr 958 davon ausgegangen werden, dass Lindlar, früher auch als Lintlo bezeichnet, wesentlich älter ist. Bei diesem Dokument handelt es sich um die Schenkungsurkunde der Kirche zu Kaldenkapellen (der heutige Ort Hohkeppel) an das Kölner Severinsstift. Hohkeppel wie auch Engelskirchen gehörten damals zum Urpfarrbezirk Lindlar.

Bereits 945 wird ein Hof Lindlar als Eigentum des Ursulastifts in Köln erwähnt.

Vor 1815

Der Turm der alten romanischen Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist bis heute erhalten geblieben. Die Turmhaube jedoch wurde im 18. Jahrhundert gebaut. Ein drei-schiffiges spätgotisches Langhaus mit Querschiff ist 1500 eingeweiht, das jetzige Langhaus 1826 durch einen Neubau ersetzt worden.

Die Kirche war im Mittelalterlichen Lindlar Zentrum des Dorfes. Das Dorf war mit einem kleinen Außengraben und einem mit einer Hecke bepflanzten Wall befestigt. In verschiedene Richtungen befanden sich Durchgänge die durch Falltore, ähnlich Zugbrücken, gesichert waren. Noch heute errinert der Straßenname "Am Falltor" an einen solchen Durchgang.

Im Laufe der Zeit wurde immer mehr Fläche gerodet und urbar gemacht, teils aus freien Stücken der Bauern, teils auf Befehl des Landesherren. Zentren dieser Expansion waren die Fron- und Herrenhöfe. Hier regierten Beauftragte der Grundherren und musste der Zehnte abgegeben werden. Außerdem mussten die Bauern hier Hand- und Spanndienste leisten. Noch heute erinnert in Lindlar die Straßenbezeichnung "Im Fronhofsgarten" an den ehemaligen Fronhof. Die zunehmend auch auftretenden Gerichts- und Verwaltungsarbeiten wurden ebenfalls im Fronhof erledigt.

Nach einer Urkunde aus dem Jahr 1174 mussten Gummersbach und Meinerzhagen an den Frohnhof in Lindlar den Zehnten abliefern.

Im 14. Jahrhundert wurde das gesamte Bergische Land neu nach Verwalungs- und Gerichtsbezirken geordnet. 1363 wurde dann in einer Urkunde vermerkt: "Amt Steinbach mit Wipperfeld, Bechen, Kürten, Olpe, Lindlar, Overath, Engelskirchen, Keppel (Hohkeppel) und dem Kirchspiel Wipperfürth." Das Amt Steinbach war eines der ältesten Ämter im Bergischen und wurde nach der Burg Steinbach in Ober-Steinbach benannt. Diese Burg besteht heute nur noch als Ruine. Der Mathematiker und Geograph Erich Philipp Ploennies, schriebt in seinem Buch "Topographia Ducatus Montani - Abschreibung und Beschreibung des Herzogthums Berg im Jahre 1715":

Von dem Ambt Steinbach. Solches bestehet aus 9 Kirchenspielen, 1. Wupperfurth, 2. Lindlar, 3. Oberrath, 4. Bechen, 5. Ulpe, 6. Kürten, 7. Hochkeppel, 8. Wipperfeld, 9. Engelskirchen. Die 3 ersten Kirchenspiele sind die grösten und alle zusammen der Catholischen Religion zugethan. Es ist zwar ein sehr großes Ambt, aber wegen der vielen unfruchtbahren Berge etwas rauh, und träget daher fast nirgends nichts als Haberfrüchte. Obsfrüchte sind darin wenig anzutreffen, hingegen findet mann desto mehr Rindvieh und Schwein. Hauptwaldungen hat es nicht, sondern nur gleichsam Büsch zum Brennholz und Reif zu den Fässern daraus zu machen, von welchem sich nicht wenig Menschen in dem Ambt ernehren; sintemahl 17 solche alle nacher Cöln oder Bonn gebracht und daselbst verkauft werden. In dem Dorf Lindlar wohnen vorizo viele Steinhauer, weilen daselbst schöne Stein und Platten sich finden.
Karte der Honschaften in der heutigen Gemeinde Lindlar um 1666.

In Lindlar wurde zu dieser Zeit ein Landgericht eingerichtet, das den gesamten Bereich von Lindlar, Engelskirchen und Hohkeppel erfasste. Bedingt durch die allgemeine Bevölkerungszunahme wurde im Jahr 1440 Hohkeppel und im Jahre 1554 Engelskirchen zu eigenständigen Pfarreien erhoben. Die Ämter- und Honschaftsaufteilung hatte bis in 19. Jahrhundert Bestand, als die Verfassung durch Napoleon reformiert wurde.

Vom 31. März 1629 bis 17. Juni 1634 war Lindlar im Besitz des Grafen Adam von Schwarzenberg, dem Herrn von Gimborn.

Am 17. Dezember 1625 beraubten brandenburgische Truppen die Kirche. In den Jahren 1795-96 hatte der Ort stark unter der Einquartierung der Soldateska zu leiden. Tiroler Scharfschützen und Barko-Husaren wechselten mit französischen Truppen. Unter anderem hatten General Ney und der Stab des Generals Richepanse hier ihre Quartiere.

Bereits 1701 wurde eine erste Apotheke in Lindlar in einem Bericht des evangelische Prediger Hoffmann aus der Delling urkundlich erwähnt.

Am 20. Oktober 1795 jagten die Landleute von Lindlar die Franzosen aus dem Ort, den Lenneferbach hinab bis nach Bensberg.

Reste älterer Erdbefestigungen in Form eines Walles, der sich von Lindlar bis Waldbröl hinzog, sind auf dem Bergrücken nahe der Kapelle an der Klause erkennbar.

Napoleon erhob im Jahre 1806 das Herzogtum Berg zum Großherzogtum. Das Landgericht Lindlar blieb bestehen, wurde jedoch zum Friedensgericht im Kanton Lindlar erhoben. Das Friedensgericht wurde erst 1879 in Amtsgericht umbenannt.

1815 - 1870

Aussicht auf Lindlar von Voßbruch her

Der Wiener Kongress beschloss die Angliederung des Rheinlandes an Preußen. Im Bezug auf die Gemeindegrenzen gab es keine Änderungen. Lindlar gehörte fortan zum Kreis Wipperfürth im Regierungsbezirk Köln. 1828 hatte der Ort 5.430 Einwohner, davon 2.728 männliche, 2.702 weibliche, 5.396 katholische und 34 evangelische. Obwohl die Märzrevolution 1848 auf Lindlar keine direkten Auswirkungen hatte, wurde eine "Bürgerwehr" zur Aufrechterhaltung der Ordnung aufgestellt.

1871 - 1918

1877 versuchte die Gemeinde eine "Postfuhreinrichtung" nach Wipperfürth und Bergisch Gladbach einzurichten. Trotz einer von der Gemeinde angebotenen "Fahrgeldgarantie" wurden beide Fahrten 1880 von der Post endgültig abgelehnt. 1882 bildete sich im Ort ein "Corps freiwilliger Feuerwehr", deren Ausrüstung von der Gemeinde finanziert wurde. Im Jahr 1895 musste für das Amtsgericht ein Neubau errichtet werden. Die Kosten dafür trug die Gemeinde, da das Gericht sonst nach Engelskirchen verlegt worden wäre. 1897 bildete der Rat einen Ausschuß, der sich mit dem Thema "Eisenbahn" befasste, da man einen Anschluss Lindlars an das Einsebahnnetz als dringend erforderlich sah. Zuvor war 1890 schon eine Eisenbahnstrecke nach Immekeppel errichtet worden. Alle Bemühungen der Gemeinde, diese Strecke nach Lindlar weiterzuführen, hatten jedoch zunächst keinen Erfolg. Erst 1906 wurde dieses Vorhaben von der Regierung genehmigt, so dass 1909 mit dem Ausbau der Gleise begonnen und die Strecke 1912 Strecke eröffnet werden konnte.

Bereits 1899 wurde in Lindlar die erste Fernsprechanlage installiert. Volksschulen gab es in dieser Zeit in Lindlar (vier, bis 1900 sechs, bis 1912 acht Klassen), Linde (zwei Klassen), Waldbruch (eine Klasse), Süng (zwei Klassen), Frielingsdorf (ab 1883 drei Klassen), Hohkeppel, Schmitzhöhe und Kalkofen. Aufgrund der wachsenden Schülerzahl wurde 1909 ein Neubau der Volksschule Lindlar errichtet. Die 1896 wieder eröffnete "Höhere Schule" wurde 1914 wegen Schülermangels und zu hohen Kosten aufgelöst.

Aufgrund des Vermächtnisses des Lindlarer Pfarrers Johannes Fischer und des Schreiners Christian Miebach konnte im Jahre 1891 das Lindlarer Krankenhaus eröffnet werden. Die Betreuung übernahmen die Schwestern der "Armen Dienstmägde Christi" aus Dernbach. Im frühen 20. Jahrhundert entstanden drei Lindlarer Zeitungen: der "Bergische Agent" (1903), der "Bergische Türmer" (ebenfalls 1903) und die "Lindlarer Zeitung" (1912). 1904 bewilligt der Rat den Bau eines Rathauses (heute Haus der Begegnung).

Übersicht Lindlar

1919 - 1932

Nach dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 wurden alle Gebiete westlich des Rheins sowie ein Gebiet des "Brückenkopf Köln" besetzt. In Richtung Osten folgte eine 10 km breite "neutrale Zone". Der Westteil der Gemeinde wurde besetzt, der Ostteil gehörte zur neutralen Zone. Da die Besatzungstruppen jeglichen Verkehr unterbanden, einigte man sich, die Zonengrenze der Gemeindegrenze anzupassen. Die Einquartierung alliierter Soldaten belastete die Bevölkerung schwer. Während der Besatzungszeit entwickelte sich ein enormer Schmuggelverkehr, insbesondere von Lindlar in das unbesetzte Horpe. Am 6. November 1919 zogen die Truppen wieder ab. Die Nichterfüllung des Versailler Vertrages brachte 1921 die Errichtung einer Zollgrenze zwischen den Zonen, so dass am Bahnhof in Lindlar ein Zollbeamter tätig war. Während der Besetzung des Ruhrgebietes 1923 durch die Franzosen kam es wieder zu einem enormen Verkehr auf der bereits 1919 benutzen "Schmuggelstraße", da der Weg von Lindlar nach Remshagen damals die einzige unkontrollierte Verbindung vom besetzten ins unbesetzte Gebiet war. Da sich die belgischen Besatzer weigerten, die Kontrollen zu verschärfen, drangen Anfang 1923 französische Verbände ins Bergische Land ein und schlossen sämtliche Grenzübergänge. Dies hatte einen passiven Widerstand zur Folge, welcher zu zahlreichen Verhaftungen führte. Erst 1924 zogen die Franzosen wieder ab. Dem 1919 zum ersten mal gewählten Rat gehörten auch zwei Frauen an: Luise Kremer und Carola Lob. 1922 genehmigt die Post die Strecke Lindlar-Wipperfürth, macht allerdings die Gemeinde darauf aufmerksam, das zunächst kein Bus fahren kann weil keiner vorhanden sei. Der Bus fährt ab dem Lindlarer Bahnhof und nimmt die Strecke über Kürten. 1927 wird der Plan der Eisenbahnstrecke Lindlar - Wipperfürth zugunsten der Strecke Bergisch Gladbach - Wipperfürth fallen gelassen.

Lindlar 1933 - 1945

Nach der Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 änderte sich auch Einiges in Lindlar. Da die NSDAP im Lindlarer Rat noch gar nicht vertreten war, wurde am 6. April 1933 ein neuer Gemeinderat eingeführt. Die zwei gewählten Gemeindevertreter der SPD blieben schon der ersten Sitzung fern. Dieser Rat blieb jedoch nur bis zum 4. Mai 1934 im Amt. Von 1934 bis 1945 war Fritz Bergerhoff Bürgermeister von Lindlar. Am 6. August 1935 wurde der Gemeinde Lindlar ihr jetziges Siegel verliehen, weil das Siegel mit dem Preußischen Adler nicht mehr verwendet werden durfte. Das Siegel ist überliefert vom alten Hohenkeppeler Landgericht, das nach 1700 auf jeden Fall seinen Sitz in Lindlar hatte. 1936 wurden die Straßen in Lindlar laut Beschluss des Rates umbenannt, die Hauptstraße etwa teilweise in "Adolf-Hitler-Straße", die Eichenhofstraße südlich der Kirche wurde teilweise zur "Korbstraße" bzw. "Auf dem Korb" und zur "Horst-Wessel-Straße". Einige dieser Straßenbezeichnungen sind bis heute in Gebrauch, etwa die Namen für die "Kölner Straße", "Schwarzenbachstraße", "Rheinstraße" oder den "Rosenhügel". Im Jahre 1937 wurde nicht nur ein Zeltplatz für die Hitler-Jugend an der Uferstraße, sondern auch ein Lager für den "Reichsarbeitsdienst" im Schloss Heiligenhoven und den "Weiblichen Arbeitsdienst" in Schwarzenbach eingerichtet.

Seit Kriegsbeginn 1939 durften die Kirchenglocken nicht mehr geläutet werden und abends mussten alle Fenster verdunkelt werden. Während des Krieges befanden sich zwei Kriegsgefangenenlager in Lindlar, eines in Lindlar selbst und eines in Hommerich. Insbesondere das Lager Hommerich gelangte zu einer traurigen Bekanntheit, hier starben 42 von 98 russischen Kriegsgefangenen aufgrund von Misshandlungen und Unterernährung. 1942 wurden die Glocken der Kirchen zu Lindlar, Linde, Hohkeppel und Frielingsdorf zum Einschmelzen abgeliefert. Lediglich die Glocken von Hohkeppel überstanden, gelagert in Hamburg, den Krieg. Auch wurde im selben Jahr das Lindlarer Krankenhaus als Reservelazarett in Anspruch genommen. Lindlar galt zunächst als relativ sicher vor Luftangriffen. Erst 1944 fielen die ersten Bomben auf Lindlarer Gebiet, zunächst auf Schmitzhöhe und Schönenborn, dann auf Hausgrund mit zwei Todesopfern und auf Scheel mit einem Todesopfer. Als 1945 der Kriegsschauplatz sich dem Rhein näherte, wurden am 19. März 1945 bei einem Bombenangriff in Engelskirchen auch 5 Lindlarer Bürger getötet. Im April näherte sich die Front dem Gemeindegebiet und es folgten schwere Luftangriffe, bei denen über 13 Menschen den Tod fanden. Seit dem 12. April 1945 standen die Amerikaner in Frielingsdorf und Engelskirchen und erreichten die Grenzen der Bürgermeisterei Lindlar. Es folgte ein starkes Artilleriefeuer auf den Ort, wodurch 4 Lindlarer Bürger starben, auch das Krankenhaus erhielt 25 Volltreffer. Am 13. April gegen 8 Uhr besetzten die Amerikaner schließlich kampflos Lindlar und rückten weiter bis Wipperfürth vor.

Lindlar seit 1945

Kommunalgrenzen in Lindlar bis 1974

Der Zweite Weltkrieg forderte insgesamt ca. 500 Todesopfer innerhalb der Gemeinde Lindlar (sowohl Zivilopfer als auch Gefallene). Am 9. April 1945, etwa acht Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner in Overath, wurden völlig ohne Zusammenhang 10 russische Kriegsgefangene aus Overath von einem Offizier des Volkssturmes in einem Lindlarer Steinbruch zur Sühne für einen Ermordeten Parteimann erschossen. Da die Leichen nur notdürftig mit Schotter bedeckt waren wurden sie alsbald von den Amerikanern gefunden. Die bereits stark verwesten Leichen wurden ausgegraben und in offenen Särgen] auf dem Kirchplatz aufbewahrt. Nun wurden alle Bewohner Lindlars gezwungen an den offenen Särgen vorbeizugehen und die Leichen anzuschauen. Amerikanische Kameraleute filmten dies und ein kurzer Bericht wurde in der amerikanischen Wochenschau gezeigt. Der eigentliche Mörder tauchte unter und konnte nie gefasst werden. Die befreiten russischen Kriegsgefangenen nahmen alsbald selbst Rache und erschossen vier Lindlarer.

Durch den Zustrom von meist protestantischen Flüchtlingen wurde die einzige evangelische Kirche um Umkreis, in Delling, schnell zu klein für die Gläubigen. Seit 1949 wurde es den Protestanten gestattet, in den katholischen Pfarrkirchen zu Lindlar und Frielingsdorf einen evangelischen Gottesdienst abzuhalten. Diese Übergangslösung änderte sich erst 1950 mit der Bildung einer eigenständigen evangelischen Kirchengemeinde Lindlar. 1954 wurde in Lindlar die evangelische Jubilatekirche und 1965 in Frielingsdorf die evangelische Rogate-Kirche erbaut.

1964 beschloss der Rat der Gemeinde für ab Ostern 1965 die Einrichtung einer einzügigen Realschule für Jungen und Mädchen, außerdem wurde im selben Schuljahr eine Sonderschule eingerichtet. Zum Schuljahrbeginn 1968/69 wurden die alten Volksschulen aufgelöst und in Grund- bzw. Hauptschulen unterteilt. Nun wurden in Lindlar alle evangelischen und katholischen Volksschulen aufgelöst und wie folgt zusammengefasst: Grundschulen in Lindlar, Frielingsdorf, Kapellensüng und Linde, Hauptschulen in Lindlar und Frielingsdorf. Alle Grundschulen mit ausnahme der Lindlarer waren Gemeinschaftsgrundschulen. In der damaligen Gemeinde Hohkeppel befand sich in Schmitzhöhe eine Grund- und Hauptschule. Anfang der 70er wurde die Winterschule von Lindlar nach Wipperfürth verlegt. 1977 schließlich wurde die Haupt- und Realschule im Schulzentrum am Wilhelm-Breidenbach-Weg untergebracht. Die Hauptschule Frielingsdorf wurde später aufgelöst. Seit 1998 gibt es in Lindlar auch ein Gymnasium, das die Räume der katholischen Grundschule Lindlar bezog. Diese wurde in zwei Grundschulen aufgeteilt. So bestehen heute in Lindlar Grundschulen in Frielingsdorf, Kapellensüng, Linde, Schmitzhöhe, Lindlar-West und Lindlar-Ost, eine Sonder-, Haupt-, und Realschule sowie ein Gymnasium in Lindlar.

Die Bundesbahnstrecke von Lindlar wurde 1966, trotz schärfster Proteste der Gemeindeverwaltung still gelegt, schon 1960 fuhr der letzte Personenzug. Auch die Kleinbahn Marienheide-Engelskirchen wurde 1958 eingestellt. Der Betrieb erfolgte zuletzt auf einem kleinen Stück von Kaiserau bis Engelskirchen. Beide Strecken wurden komplett demontiert.

Im Rahmen der kommunalen Neuordnung am 1. Januar 1975 wurde nicht nur das Amtsgericht Lindlar aufgelöst, sondern auch die Gemeinde Lindlar dem Oberbergischen Kreis zugeschlagen. Die Gemeinde Hohkeppel wurde auf die Gemeinden Overath und Lindlar verteilt. So gehörte Lindlar seit dem 19. Jahrhundert drei Kreisen an: von 1816-1932 dem Kreis Wipperfürth, von 1932-1974 dem Rheinisch-Bergischen Kreis und von 1975 an dem Oberbergischen. Der Wechsel des Kreises hatte auch auf den Verkehr auswirkungen, so fuhr in Lindlar nicht mehr die Wupsi (KWS Kraftverkehr Wupper-Sieg AG) sondern die OVAG.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohnerzahl Jahr Einwohnerzahl
1816 5.050 1958 11.069
1825 5.406 1968 12.837
1828 5.430 1974 13.831
1890 6.292 1992 19.800
1922 6.670 1995 20.945
1938 6.939 1999 21.750
1946 10.339 2002 22.581


Ortschaften, Dörfer, Weiler

Lindlar Ellersbach
Lindlar Hartegasse
Wegekreuz in Wurtscheid
A Abrahamstal - Altenhof - Altenrath
B Berg - Berghäuschen - Berghausen - Böhl - Bolzenbach - Bomerich - Bonnersüng - Breun - Brochhagen - Bruch - Brückerhof - Buchholz - Burg
D Dassiefen - Diepenbach - Dutztal
E Ebbinghausen - Eibach - Eibachhof - Eibacherhammer - Eichholz - Ellersbach
F Fahn - Falkenhof - Feld - Fenke - Felsenthal - Frangenberg - Frielinghausen - Frielingsdorf
G Georghausen
H Hammen - Hartegasse - Hausgrund - Heibach - Heiligenhoven - Helle - Herkenhähn - Hinterrübach - Hönighausen - Hoffstadt - Hohbusch - Hohkeppel - Holl - Holz - Hommerich - Horpe
K Kaiserau - Kalkofen - Kaltenborn - Kapellensüng - Kaufmannsommer - Kemmerich - Kepplermühle - Klause - Klespe - Kleuelshöhe - Köttingen - Krähenhof - Krähsiefen - Kuhlbach - Kurtenbach
L Leienhöhe - Lenneferberg - Lennefermühle - Lichtinghagen - Linde - Lingenbach - Löhsüng - Loxsteeg
M Merlenbach - Mittelbreidenbach - Mittelbrochhagen - Mittelheiligenhoven - Mittelsteinbach - Müllemich - Müllerhof - Müllersommer
N Neuenfeld - Niederhabbach
O Oberbergscheid - Oberbilstein - Oberbreidenbach - Oberbrochhagen - Oberbüschem - Oberfeld - Oberfrielingshausen - Oberhabbach - Oberheiligenhoven - Oberhürholz - Oberkotten - Oberlichtinghagen - Oberschümmerich - Obersülze - Obersteinbach - Ohl - Orbach
Q Quabach
R Rehbach - Remshagen - Reudenbach - Roderwiese
S Schätzmühle - Scheel - Scheller - Scheurenhof - Schlürscheid - Schlüsselberg - Schmitzhöhe - Schneppensiefen - Schönenborn - Schümmerich - Schwarzenbach - Siebensiefen - Sieferhof - Spich - Steinenbrücke - Steinscheid - Stelberg - Stolzenbach - Stoppenbach - Süng - Süttenbach
T Tannenhof - Tüschen
U Unterbergscheid - Unterbüschem - Unterbreidenbach - Unterbrochhagen - Unterfeld - Unterfrielingshausen - Unterheiligenhoven - Unterhürholz - Unterkotten - Unterlichtinghagen - Unterommer - Unterschümmerich - Untersteinbach - Untersülze
V Vellingen - Vorderrübach - Voßbruch
W Waldbruch - Waldheim - Wallerscheid - Weiersbach - Welzen - Weyer - Wiedfeld - Wurtscheid - Wüstenhof
Z Zäun

Politik

Gemeinderat

Der Rat der Gemeinde Lindlar hat 36 Sitze, die sich auf die einzelnen Parteien wie folgt verteilen (nächste Wahl 2009):

CDU SPD GRÜNE FDP Gesamt
2004 19 10 4 3 36

Bürgermeister

Wappen

„Der Scheffen Sigel zu Keppel“ lautet die Umschrift des Siegels des ehemaligen Gerichtes Keppel zu Lindlar im alten Bergischen Amt Steinbach. Es zeigt im Siegelfeld in einem Barockschild das Wappen: Im oberen Feld den aufsteigenden Bergischen Löwen als Herrschaftswappen, im unteren Feld eine Waage als Symbol der Gerechtigkeit der Schöffen.


Das Siegel ist 3,05 Zentimeter groß und aus einer Urkunde vom 4. Dezember 1781 im Band XV des katholischen Pfarrarchivs in Lindlar überliefert.

Da die Gemeinde Lindlar seinerzeit den größten Teil des Hohkeppeler Landgerichtsbezirks ausmachte, konnte das Schöffensiegel Keppel dem Wappen der Gemeinde zugrunde gelegt werden.

Das Recht zur Führung des Wappens erhielt die Gemeinde am 6. August 1935 durch den Oberpräsidenten der Rheinprovinz.

Städtepartnerschaften

Kultur

Kirchengemeinden

Evangelische Kirche Lindlar

War Lindlar bis zum Zweiten Weltkrieg überwiegend katholisch, so musste aufgrund der gestiegenen Zahl protestantischer Einwohner 1956 eine evangelische Kirche errichtet werden. Zu Beginn der 90er Jahre] siedelte sich außerdem eine evangelische Freikirche und eine neuapastolische Kirche an. So gibt es in Lindlar nun

  • sechs katholische Kirchen in Lindlar, Frielingsdorf, Kapellensüng, Linde, Schmitzhöhe und Hohkeppel
  • zwei evangelische Kirchen in Lindlar und Frielingsdorf
  • eine evangelische Freikirche in Lindlar
  • eine neuapostolische Kirche in Lindlar

Kulturelle Einrichtungen

Schul- und Kulturzentrum Lindlar

Lindlar verfügt über ein großes Kulturzentrum (über 800 Plätze) in dem regelmäßig Theater- und Musikveranstaltungen stadtfinden. Kleinere Veranstaltungen bedienen sich des Ratsaal "Alte Schule" in der Eichenhofstraße.

Die Gemeindebücherei Lindlar verfügt über eine große Auswahl an Büchern und wird von einem Förderverein mitgetragen, so daß die Ausleihe bis heute kostenlos ist.

Sehenswürdigkeiten

Die Gemeinde bezeichnet sich selbst als Tourismusgemeinde und sieht sich als Ferien- und Freizeitort. Die historischen Ortskerne von Lindlar, Hohkeppel und Linde sind sehenswert. Außerdem sieht man beim Wandern auf dem umfangreichen Wanderwegenetz häufig eines der Wegekreuze und auch viele kleinere Kapellen.

Herrenhaus von Schloss Heiligenhoven
Der Schlosspark von Schloss Heiligenhoven
Kirchplatz vor der kath. Kirche, Lindlar
Die Pollerhofstraße in Lindlar. Rechts im Bild findet sich die alte Winterschule
Burgen und Schlösser
Im Gemeindegebiet liegt die Burgruine und ehemalige Wasserburg Eibach, die Burg Neuenberg, die Burg Unterheiligenhoven, das Schloss Heiligenhoven und das Schloss Georghausen.
Kirchen
Die katholische Pfarrkirche St. Severin stammt aus dem 12. Jahrhundert. Weitere katholische alte und sehenswerte Kirchen gibt es in Hohkeppel und Linde. Die evangelische Kirche Lindlar stammt aus dem Jahr 1954/56.
Wegekreuze
Wohl keine Gegend im Bergischen Land ist so reich mit Kreuzen und Fußfällen versehen wie die Gemeinde Lindlar. Die Steinbrüche am Brungerst lieferten Steine, die die Jahrhunderte gut überdauerten und von wahren Meistern behauen wurden.

Gebäude und Denkmäler

Am Marktplatz
  • Altes Amtshaus: hier wurde im ausgehenden 18. Jahrhundert ein Friedensvertrag zwischen Frankreich und Österreich geschlossen.
  • Haus Prinz: repräsentatives Fachwerkhaus um 1750.
Im Ort
  • Schmiede Lamsfuß, Hauptstraße, aus dem späten 18. Jahrhundert, 1986 restauriert.
  • Amtsgericht Lindlar, Pollerhofstraße.
  • Alte Winterschule, Pollerhofstraße
  • Haus Kelleter, Bachstraße
  • Haus Plietz, Eichenhofstraße
  • Haus der Begegnung
  • Haus Gronewald
  • Kath. Pfarrhaus.
  • Ratssaal "Alte Schule".
Denkmäler
  • Kriegerdenkmal, Eichenhofstraße, 1877
  • Lindlarer "Besemsbänger", Eichenhofstraße, Holzfigur.
  • Steinhauerfamilie, Marktplatz.
Kirchen
  • Kath. Pfarrkirche St. Severin
  • Evangelische Kirche
Märkte
Regelmäßig finden Trödelmärkte, Kunsthandwerkermärkte, Bauernmärkte im Bergischen Freilichtmuseum sowie ein Weihnachtsmarkt statt. Als Besonderheit findet in Lindlar ein Oldtimer-Markt in Schmitzhöhe statt.
Museen
Nicht weit vom Ort liegt das Bergische Freilichtmuseum Lindlar. In Lindlar-Altenrath gibt es ein Kuriositätenmuseum und in Lindlar-Linde hat zudem ein Privatsammler auf dem ehemaligen Gelände des Bahnhofs Lokomotiven gesammelt.
Schulen und Bildungseinrichtungen
In Lindlar befinden sich sechs Grundschulen in verschiedenen Dörfern: Frielingsdorf, Kapellensüng, Linde, Schmitzhöhe, Lindlar-West und Lindlar-Ost. Als weiterführende Schulen bestehen eine Hauptschule, eine Realschule, ein Gymnasium sowie eine Sonderschule für Lernbehinderte- und E-Schüler. Haupt- und Realschule sind in einem Schulzentrum untergebracht und unweit davon das 1997 gegründete Gymnasium. Die nächste berufsbildende Einrichtung befindet sich in Wipperfürth, Gummersbach oder Bergisch Gladbach. In Lindlar gibt es auch eine Zweigstelle der VHS.

Siehe auch: Gymnasium Lindlar

Öffentliche Einrichtungen

Das Lindlarer Rathaus

Behördlichen Angelegenheiten des Jugendamtes lassen sich in Lindlar erledigen. Der Oberbergische Kreis hat in der Gemeinde eine Außenstelle eingerichtet. Die Polizeiinspektion Nord des Landrats als Kreispolizeibehörde des Oberbergischen Kreises ist mit einer Bezirksdienststelle präsent.

Die Freiwillige Feuerwehr betreibt vier Einheiten auf dem Stadtgebiet: Löschzug Lindlar, Löschzug Frielingsdorf-Scheel, Löschgruppe Hohkeppel und Löschgruppe Remshagen

Für touristische Belange wurde LindlarTouristik eingerichtet.

Ferner findet sich in Lindlar die Kreisstellen Oberbergischer Kreis / Rheinisch-Bergischer Kreis der Landwirtschaftskammer Rheinland.

Gesundheitswesen

Das Lindlarer Krankenhaus
  • Herz-Jesu-Krankenhaus Lindlar (141 Betten mit Anästhesie, Geriatrie, Innere Medizin, HNO, Urologie) mit angeschlossenem Ärztehaus und ab 2005 mit einer Geriatrischen Tagesklinik (10 Betten). Seit 1999 Kooperation mit dem St. Josef-Krankenhaus Engelskirchen in Form der Katholische Kliniken Oberberg gGmbH.
  • Logopädisches Institut

Freizeit und Sport

Lindlar verfügt, als eine der wenigen Gemeinden, über einen eigenen Freizeitpark. Er grenzt direkt an den Schlosspark des Schloss Heiligenhoven und an das Lindlarer Kulturzentrum. Ferner findet sich eine Parkanlage bei Haus Plietz im Ortszentrum.

Lindlar-Altenlinde

Die Gemeinde verfügt über sieben Sportplätze, ein Stadion mit Rasenplatz sowie eines mit Aschenplatz, sieben Turnhallen, darunter zwei große Dreifachturnhallen und eine Gymnastikhalle und zwei Tennisplätze. Des weiteren findet sich in Lindlar ein Hallenbad inklusive Sauna, Wellnessbereich und Liege- und Sportwiese, Reitplätze, eine Golfanlage, mehrere Schießstände und Kegelbahnen.

Auf dem Flugplatz Lindlar kann Segelflugsport betrieben werden. Er liegt im Südteil der Gemeinde an der Nordseite des Bergrückens Holzer Kopf, der das Aggertal zwischen Engelskirchen und Loope im Norden begrenzt.

Lindlar und seine Kirchdörfer verfügen über eine große Anzahl von Vereinen, die zum größten Teil eine lange Tradition haben. Vor allem sind in dieser Hinsicht die Schützen-, Sport- und Heimatvereine zu nennen.

Wander- und Radwege
Durch Lindlar führen viele Wanderwege und ein großer Teil der Straßen verfügt über separate Radwege. Radfahrer nutzen vor allem die Forst- und Landwirtschaftswege.
Vgl. auch: Wanderwege in der Gemeinde Lindlar.

Wirtschaft, Industrie und Infrastruktur

Vom 16. bis 19. Jahrhundert waren neben der Landwirtschaft und dem Steinhauergewerbe (Abbau und Verarbeitung der Grauwacke) die Eisenindustrie und der Bergbau fast die einzige Einkommensquelle der Bewohner in der Umgebung von Lindlar, und standen wirtschaftlich in hoher Blüte. Zahlreiche Eisenhämmer und Schmelzöfen wurden dort betrieben, deren Restbestände heute teilweise noch zu finden sind. Nebenbei wurde das bodenständige Handwerk, beispielsweise die Papierverarbeitung, Heimindustrie und Feilenhauerei unterhalten. Anfang der 1980er-Jahre fand außerdem eine Ansiedlung von Unternehmen im neuen Industriegebiet Klause statt.

Landwirtschaft

Plakat zum Viehmarkt

Die Landwirtschaft war der treibende Faktor für die Besiedelung des Gebietes um Lindlar und spielt bis heute eine wichtige Rolle. Zwar hat sich die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe stark verringert, dennoch ist ein Großteil der Fläche der Gemeinde Lindlar in landwirtschaftlicher Nutzung.

Im Mittelalter wurden nach und nach die ursprünglichen Buchenwälder gerodet und in Landwirtschaftliche Nutzfläche umgewandelt, Wege angelegt und Sieldungen erbaut. Die natürlichen, geschlossenen Waldflächen wurden dabei zerstört, jedoch entstanden auch gleichzeitig neue Naturräume die zu dem heute hohen Artenreichtum an Pflanzen und Tieren im Bergischen Land führten.

In der Vergangenheit zeigte sich die Bedeutung der Landwirtschaft für Lindlar vor allem durch die Landwirtschhaftsschule (vgl. Geschichtesabschnitt) und der 1852 gegründete Landwirtschaftliche Verein.

Die Landwirtschaft hatte in Lindlar eine schwierige Lage, denn das Land war in trockene Höhen und sumpfige Talauen zergliedert. Auf den Höhen waren die klimatischen Bedingungen und die Bodenverhältnisse für den Ackerbau ungünstig, im Ta] die große Feuchtigkeit. Die Bevölkerung von Lindlar war jedoch zum großen Teil (bis auf die Bewohner der Industrialisierten Gebiete der Gemeinde) von der Landwirtschaft abhängig und so war es notwendig, auch für die Landwirtschaft nur bedingt geeignete Gebiete zu nutzen. Bis ins 19. Jahrhundert diente die Landwirtschaft zunächst dem Ziel der Eigenversorgung. Zu dieser Zeit wurde etwa ein Drittel der Fläche Lindlars Landwirtschaftlich genutz und ein weiteres Drittel war von Wäldern bedeckt. Durch die Anwendung des Realerbteiles waren die Landwirtschaftliche Nutzflächen oft klein zerstückelt und kaum effektiv nutzbar. Die meisten Höfe erwirtschafteten gerade das Existensminimum. Die Hofgröße lag meistens zwischen vier und sechs Hektar. Hauptanbaupflanze war die Kartoffel. Sie lieferte die Grundlage für die Ernährung. Tiere wurden wegen dem Mangel an Weideland meistens im Stall gehalten und liegerten Milch und Fleisch. Zu den meisten Höfen gehörte ein Stück Wald.

Im angehenden 20. Jahrhundert kam es immer wieder zu staatlich angeordneten Zwangstötungen von rotzkranken Pferden, lungenkranken Rindviehs usw. zur Eindämmung von Seuchen. Am 3. April 1929 wurde vom Kreis Wipperfürth versuchsweise genehmigt Viehmärkte für Rindvieh und Schweine abzuhalten. Die Viehmärkte schienen keinen Erfolg zu haben, für den letzten Viehmarkt im Jahre 1929 wurde von Seiten des Bürgermeisters gefordert "den Viehmarkt besser zu beschicken und zu besuchen als zuvor. Der Viehmarkt ist in Frage gestellt, falls in Zukunft ein stärkerer Auftrieb nicht zu verzeichnen ist. Diese Einrichtung kann nur dann ihren Zweck erfüllen, wenn sie über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannt und von Fremden besucht wird. [...] Die Landwirte haben es sich selbst zuzuschreiben, wenn diese für sie so wichtige Einrichtung wegen fehlendem Jnteresse eingestellt wird". Dies war dann auch tatsächlich der letzte Viehmarkt.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts kristallisierte sich ein Umschwung von der kleinteiligen Landwirtschaft zur modernen Landwirtschaft. Durch die Beseitigung von Feldhecken, verrohrung und Begradigung von Bächen, Trockenlegungen von Feuchtwiesen und dem Einsatz von umfangreichen technischen Hilfmitteln wie Düngemittel, Herbiziden, etc. kam es letzlich zu einer drastischen Reduzierung der natürlichen Naturräume und letzlich der Artenvielfalt.

Nutztiere

Die Nutztiere hatten in der überwiegend auf Selbstversorgung ausgerichteten Landwirtschaft im Bergischen eine besondere Bedeutung. Sie dienten nicht nur zur Grundversorgung mit Milch, Fleisch, Eiern, Wolle, Leder etc. sondern auch als Zugtiere für die Bestellung der Felder oder für Fuhrdienste. Wegen des rauhen Klimas waren vor allem robuste Rassen die mit den schlechten Bedingungen un dder Stallhaltung zurecht kamen.

Rot- und Schwarzbuntes Vieh in Lindlar
Rinder
In der Landwirtschaft findet sich unter den Rindern vor allem das "Rotbunte", das "Rote Höhenvieh" und das "Glanvieh". Die Tiere wurden früher sowohl als Zugtiere als auch zur Milchgewinnung eingesetzt. Die "Rotbunten" wurden im 19. Jahrhundert vermehrt genutzt und deuteten auf eine erste Intensivierung der Nutztierhaltung hin, da das Rotbunte Niederungsrind eine höhere Milch- und Fleischleistung als das alte Rote Höhenvieh hatte. Alle drei Rassen sind jedoch nicht mehr mit den heute verbreiteten Rinderrassen konkurrenzfähig und so werden diese Tiere heute fast überall durch die Schwarzbunten, die mehr Milch geben, verdrängt. 1915 wird die Gesammtzahl des Rindviehs auf 3.185 beziffert mit 192 Haltern. Bei der allgemeinen Viehzählung am 2. Dezember 1975 waren insgesamt 276 Halter mit einer Gesamtzahl von 8.027 Stück Rindvieh verzeichnet. Die Zahl der Halter verringerte sich 1976 auf 271, die Anzahl des Viehs stieg jedoch auf 8.038. Der Trend, daß weniger Halter mehr Vieh halten hält bis heute an. Exemplarisch seien noch die Zahlen von 1977 aufgezählt, hier kamen 8.138 Tiere auf 252 Halter.
Schafe
Die Haltung von ein- bis zwei Schafen pro Hof war im 19. Jahrundert sehr verbreitet. Eine intensivere Haltung war jedoch wegen mangelnder Weidefläche nicht möglich. Es wurde vor allem das "Rhönschaf" gehalten, das mit dem feuchten bergischen Klima und auch mit den schlechten Haltungsbedingungen zurechtkam.
Pferde
Die Haltung von Pferden als Arbeitstiere war sehr kostspielig und deshalb in der überwiegend von armen kleinbäuerlichen Betrieben geprägten Landwirtschaft in und um Lindlar nicht sehr verbreitet. Die im 19. Jahrhundert bevorzugten Warmblüter wurden im Laufe der Zeit von kaltblütigen Pferden abegelöst. Durch die wachsende Motorisierung der Landwirtschaft ist die Anzahl der Arbeitspferde heute fast Null. Pferde werden heutzutage in der Gemeinde Lindlar hauptsächlich zu Sportzwecken gehalten.

Bergbau

Ehemaliger Steinbruch bei Lindlar-Schümmerich
Lindlarer Grauwacke
Seit mehr als 400 Jahren wird in Lindlar Grauwacke abgebaut. War dieser Industriezweig noch vor hundert Jahren Hauptarbeitgeber der Lindlarer Bevölkerung, bestehen heute nur noch drei produzierende Betriebe. Vielerorts finden sich ehemalige Steinbrüche, die heute ein wichtiger Lebensraum für vielerlei Tierarten sind. Die Lindlarer Grauwacke wurde vor Ort zum Bauen verwendet, Beispiele hierfür sind der Kirchturm der katholische Pfarrkirche St. Severin. Auch wurde in der weiteren Umgebung verkauft, beispielsweise nach Köln. In diesem Zusammenhang ist die Lindlarer Eisenbahn erwähnenswert, die bis in die 1960er-Jahre das Gestein per Eisenbahn transportierte. Zu diesem Zweck führte vom Hauptabbaugebiet - dem Brungerüst - eine Bremsbahn.
Eisen- und Bleierz
Oftmals wurde im Gebiet um Lindlar nach Eisenerz geschürft, etwa bei Dassiefen, wo es schon für das 16. Jahrhundert nachweisbar ist. Eine weitere Hütte wird im Jahre 1587 bei Stoppenbach erwähnt. Im angehenden 19. Jahrhundert war es ein Bestreben der frnazösischen Besetzer die Industrie zu fördern. In Lindlar waren mehrere kleinere Eisen- und Bleibergwerke in Betrieb. Lediglich die Grube "Castor" im Südosten der damaligen Gemeinde Hohkeppel erlangte einige Bedeutung. Bis in die 1860er Jahre findet sich dieser Indusriezweig in Lindlar, danach wurden die Gruben geschlossen. Lediglich die Grube "Castor" (nun als "Kastor" bezeichnet) wurde von 1903 bis April 1906 noch einmal genutzt.

Schwerindustrie: Eisen und Stahl

Schmidt+Clemens in Kaiserau

Lindlar kann auf eine reiche Tradition in dieser Branche verweisen. Bereits im 18. Jahrhundert fanden sich in den Tälern frühe, wasserbetriebene Eisenhämmer. Vornehmlich prägte diese frühe Industrialisierung das Sülztal und das Leppetal. Ebenfalls im 18. Jahrhundert begann im Sülztal die Industrialisierung, als Christian Hamm in Welzen einen Eisenhammer in Betrieb nahm. Die Industrialisierung im Leppetal begann in einem ähnlichen Zeitraum. Im Sülztal bei Kaiserau finden sich noch heute wichtige Betriebe im Sektor der Stahlindustrie, die ihre Produkte weltweit exportieren.

Verkehrslage

Autobahn
An das Autobahnnetz ist Lindlar über die Bundesautobahn A4 (Köln–Olpe) angeschlossen. Am günstigsten ist die Benutzung der Anschlusstelle Engelskirchen (in 7 Kilometer Entfernung) oder Overath–Untereschbach (15 Kilometer).
Verlauf der ehemaligen Eisenbahn nach Lindlar und der geplanten Erweiterung bis Wipperfürth
ÖPNV in Lindlar
Eisenbahn
Der nächste Bahnhof befindet sich in Engelskirchen, Lindlar selber hat keine Bahnanbindung mehr. Auf der Eisenbahnstrecke Lindlar - Linde - Hoffnungsthal - Köln (Sülztalbahn) fuhr im Oktober 1960 zum letzten mal ein Personenzug. Die Einstellung des Güterverkehrs erfolgte dann am 23. Mai 1966. Die Schienen wurden im selben Jahr noch demontiert. Eine weitere Bahn, die durch das Gebiet der Gemeinde Lindlar führte war die Leppetalbahn von Engelskirchen nach Marienheide. Sie wurde 1958 demontiert.

Siehe auch Eisenbahnnetz (Oberberg), Leppetalbahn und Sülztalbahn.

Bus- und Bahnverbindungen
Der ÖPNV ist linienmäßig sehr gut entwickelt. Zu Abendzeiten verkehren jedoch keine Busse mehr.

Folgende Linien verkehren durch die Gemeinde Lindlar:

  • SB42 Lindlar - Immekeppel - Moitzfeld - Bensberg - Refrath - Köln Hbf. (RVK, Mo-So stündlich, Werktags bedingt Abendverkehr, sonst kein Abend- und Nachtverkehr)
  • 307 Lindlar - Frielingsdorf - Hütte / Berghausen - Kotthauserhöhe / Wasserfuhr - Gummersbach Bf. (OVAG, Mo-Fr, kein Abend- und Nachtverkehr, bedingter Samstagsverkehr)
  • 308 Marienheide Bf. - Hütte - Frielingsdorf - Engelskirchen (OVAG, Mo-Fr, kein Abend- und Nachtverkehr, bedingter Samstagsverkehr)
  • 316 Lindlar - Remshagen - Neuremscheid - Strombach - Gummersbach Bf.(OVAG, Mo-Fr je 5 Fahrten Täglich, kein Abend- und Nacht- Samstags- und Feiertagsverkehr)
  • 332 Wipperfürth - Lindlar - Remshagen - Engelskirchen Bf. (OVAG, Mo-Fr ca. jede Stunde, Samstags- und Feiertagsverkehr, kein Abend- und Nachtverkehr)
  • 333 Wipperfürth - Dohrgaul - Frielingsdorf - Engelskirchen Bf. (OVAG, Mo-So, kein Abend- und Nachtverkehr)
  • 335 Frielingsdorf - Hartegasse / Fenke - Lindlar - Linde - Biesfeld - Dürscheid - Herkenrath - Sand - Bergisch Gladbach (S) (OVAG, Mo-Fr ca. alle 2 Stunden, Samstags- und Feiertagsverkehr, kein Abend- und Nachtvekehr)

Folgende Linien verkehren nur an Schultagen:

  • 398 Lindlar - Hohkeppel - (Halfenslennefe) (OVAG, an Schultagen zwei Fahrten)
  • 401 Industriegebiet Klause - Lindlar - Waldbruch - Schmitzhöhe - Hommerich - Kürten Schulzentrum (KWS, an Schultagen eine Fahrt)
  • 402 Untereschbach - Hohkeppel - Lindlar - Linde - Kürten Schultzentrum (KWS, an Schultagen eine Fahrt)
  • 412 (Hommerich) - Biesfeld - Olpe (KWS)
  • 421 Berg. Gladbach (S) - Bensberg - Moitzfeld - (Herkenrath) - Immekeppel - Schmitzhöhe - Lindlar (RVK, an Schultagen eine Fahrt weitergeführt bis Lindlar)
  • 440 Immekeppel - Untereschbach - Hohkeppel (RVK, an Schultagen eine Fahrt)

Bürgerbuslinien (Fahrten Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags):

  • Rathaus - Busbahnhof - Engelskirchen Bf. - Krankenhaus (und zurück)
  • Rathaus - Busbahnhof - Falkenhof (Rundverkehr)
  • Rathaus - Busbahnhof - Altenrath (Rundverkehr)
  • Rathaus - Busbahnhof - Klespe - Hohkeppel (und zurück) - zwei Fahrten nur Mittwochs

Gewerbeflächen

Es gibt in Lindlar drei Industriegebiete: Klause, dessen Erschließung Ende der 1970er-Jahre begann sowie Hommerich und Kaiserau.

Persönlichkeiten

Ehrenbürgermeister

  • Josef Bosbach (22. Mai 1975): Lindlarer Bürgermeister von 1956 bis 1974

Ehrenbürger

  • Dr. med. Wilhelm Meinerzhagen (18. März 1968): Chefarzt des Lindlarer Krankenhauses 1930 bis 1959, Mitglied des Rates 1948 bis 1956.
  • Johann Breidenaßel (12. Dezember 1974): langjähriger Bürgermeister der Gemeinde Hohkeppel

Verdiente Bürger

  • Wilhelm Breidenbach (1859 - 1934): Gemeinderentmeister und Heimatforscher
  • Dipl. Ing. Josef Külheim (1902 - 1961): Elektrotechniker und Heimatforscher
  • Carola Lob: Mundartdichterin

Persönlichkeiten, die mit der Gemeinde in Verbindung stehen

  • Otto Lob (1832 - 1908): Dirigent, Komponist und Lehrer, in Lindlar geboren
  • Johann Anton Hubert Kesseler (1836 - 1898): Geistlicher, in Lindlar geboren
  • Prof. Dr. Franz Steinbach (1895 - 1964), Historiker, in Lindlar geboren
  • Aloys Pollender (1800 - 1879), Mediziner, Entdecker des Milzbrandbazillus.

Träger des "Lenkeler Bessemsbenger Orden"

Der "Lenkeler Bessemsbenger Orden" wird seit 1978 jährlich von der KG Rot Weiss Lindlar Falkenhof e.V. an den Lindlarer verliehen, der sowohl sein Privat- als auch Berufsleben mit Witz und Humor meistert. Der Orden ist bis weit über die Kommunalgrenzen Lindlars bekannt.

  • 1978 Josef Bosbach
  • 1979 Hermann-Josef Stelberg
  • 1980 Ernst Nolden
  • 1981 Dr. Josef Gronewald
  • 1982 Hans-Josef Ries
  • 1983 Annele Meinerzahgen
  • 1984 Karl Quabach
  • 1985 Josef Krämer
  • 1986 Manfred Kümper
  • 1987 Alois Eschbach
  • 1988 Fritz Flocke
  • 1989 Karl Blumberg
  • 1990 Josel Rottländer
  • 1991 Paul Schröder
  • 1992 Rosalinde Wiemann
  • 1993 Manfred Hamm
  • 1994 Imtraud Schätzmüller
  • 1995 Hans Braun
  • 1996 Egon Reissig
  • 1997 Elisabeth Schüttler
  • 1998 Erich Tix
  • 1999 Elisabeth Broich
  • 2000 Bernd Jüncke
  • 2001 Stefan Blumberg
  • 2002 Peter Wirtz
  • 2003 Ernestine Bidinger
  • 2004 Helmut Müller

Literatur

  • Wilhelm Breidenbach: Beiträge zur Heimatgeschichte der Gemeinde Lindlar, hg. v. Josef Gronewald, Lindlar 1977
  • Richard Fabritius: Lindlar - eine Gemeinde im "Dritten Reich" 1933-1945, Zeitgeschichtliche Dokumentation, Band 2, Lindlar 1995
  • Josef Külheim: Lindlar, Wuppertal 1955
  • Gerd Müller: Lindlar - eine Bergische Gemeinde erzählt..., Lindlar 1976
  • Geschichte macht Schule. Lindlarer (Schul-) Geschichte vom 19. Jahrhundert bis heute, Lindlar 1990

Weblinks