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Geschichte des Christentums in Österreich

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Die Geschichte des Christentums in Österreich beschreibt die Christianisierung und die Geschichte der christlichen Kirchen in Österreich.

Römisches Reich

Römische Provinzen in Österreich

Das Christentum ist wahrscheinlich im 2. Jahrhundert durch Soldaten in die römischen Provinzen Rätien, Noricum und Pannonien gekommen. Das Regenwunder im Quadenland (um 173) während der Markomannenkriege und das Martyrium des Hl. Florian (um 304) bezeugen die Anwesenheit von Christen.

Nach dem Mailänder Toleranzedikt von Kaiser Konstatin im Jahr 313 begann eine stärkere Ausbreitung des Christentums vor allem in den Städten und eine Zerstörung der heidnischen Kultstätten. Die Anwesenheit von Bischöfen aus Noricum auf der Synode von Serdica (heute: Sofia) im Jahr 343 belegt, dass mit dem Aufbau von Diözesen begonnen wurde. Bischofssitze sind für diese Zeit nachgewiesen in Aguntum (bei Lienz), Lauriacum (Lorch), Teurnia (bei Spittal an der Drau) und Virunum (bei Klagenfurt), nicht gesichert sind Bischöfen in Carnuntum (bei Petronell), Iuvavum (Salzburg), Ovilava (Wels) und Vindobona (Wien).

Völkerwanderung

Datei:Severinus Noricum.jpg
Hl. Severin auf einer österreichischen Briefmarke

Etwa ab 400 drangen während der Völkerwanderung verschiedene germanische Stämme, die meist Arianer waren, in den Donauraum ein. Um 450 wirkte der Hl. Valentin in Boiotro (Passau), im Osten gründete der Hl. Severin in Favianis (Mautern) ein Kloster und half der Bevölkerung. Nach Severins Tod zogen sich die Römer 489 aus den Gebieten nördlich der Alpen (Ufernoricum) zurück. Im Süden blieben die kirchlichen Strukturen im Reich Odoakers (ab 476) und im Ostgotenreich (ab 493) zum Großteil erhalten.

Im 6. Jahrhundert drangen Slawen in das Gebiet östlich von Lentia (Linz) ein, im Osten und Südosten des heutigen Österreich siedelten die Awaren. Im Westen ließen sich ab 500 die Baiern nieder, um Brigantium (Bregenz) war das Wohngebiet der Alamannen. Da die eingewanderten Stämmen Heiden waren, wurden die kirchlichen Strukturen zum Großteil vernichtet und die Christen bildeten nur mehr eine Minderheit.

Im Jahr 574 ist wahrscheinlich auch der Bischofsitz von Augusta Vindelicorum (Augsburg) nach Sabiona (Säben bei Klausen) verlegt worden. Als Bischöfe dieser Zeit werden Materninus († um 578) und der Hl. Ingenuinus († um 605) erwähnt, die für den östlichen Teil der Provinz Rätien (Vindelicen oder Raetia secunda) zuständig waren. Über die weitere Geschichte dieses Bistums gibt es bis ins 8. Jahrhundert fast keine Quellen.

Missionierung nach der Völkerwanderung

Römisch katholische Diözesen und Erzdiözesen
zu denen Teile Österreichs gehört haben oder noch gehören
Gründungsjahr Bischofssitz Bemerkung
vor 70 ? Aquileia 1751 aufgehoben
um 450 Chur  
vor 500 Augsburg  
um 574 Säben ab etwa 932 in Brixen
585 Konstanz 1827 aufgelöst
um 696 Salzburg 798 Erzbistum
um 732 Passau  
um 739 Freising ab 1818/21 in München
1009 Raab (ungarisch: Győr)
1072 Gurk ab 1787 in Klagenfurt
1215 Chiemsee 1818 aufgelöst
1218 Seckau ab 1782 in Graz
1228 Lavant ab 1859 in Marburg
1469 Wien 1722 Erzdiözese
1469 Wiener Neustadt 1785 aufgelöst
1777 Steinamanger (ungarisch: Szombathely)
1785 Linz  
1785 St. Pölten  
1786 Leoben 1859 aufgelöst
1960 Eisenstadt  
1964 Innsbruck  
1968 Feldkirch  

Die Neuchristianisierung ging bereits im 6. Jahrhundert vom christlich gebliebenen Frankenreich aus, das versuchte, die Herrschaft über die Baiern und das Drautal (Süd- und Osttirol) zu erlangen. Sie setzten um 550 das Adelsgeschlecht der Agilolfinger ein. Um 600 wirkten Agilus und Eustasius im bayrischen Alpenvorland und die iroschottischen Missionare Columban und Gallus im Bodenseegebiet als Glaubensboten.

Aus Worms kommend missionierte der hl. Rupert zuerst in Regensburg und errichtete dann auf den Ruinen der römischen Stadt Iuvavum (Salzburg) um 696 das Männerkloster St. Peter und um 714 das Frauenkloster Nonnberg. Er gilt daher als Gründer der Stadt Salzburg und der gleichnamigen Diözese.

Durch Bonifatius erhielten 739 die Diözesen Freising, Passau, Regensburg und Salzburg die pästliche Bestätigung. Dabei wurden auch die Diözesangrenzen festgelegt. Ab 767 missionierte Modestus die Slawen in Kärnten, als Virgil Bischof von Salzburg war. In dieser Zeit entstanden die Klöster Mondsee (748 von Herzog Odilo gestiftet), Innichen (769) und Kremsmünster (777). Die letzten beiden Klöster sind Gründungen des Herzogs Tassilo.

Karl der Große besiegte von 791 bis 796 die Awaren und gründete eine Mark im Osten. Von Passau wurde der nördlich der Alpen gelegene Teil, von Salzburg wurden Kärnten, Steiermark und Westungarn missioniert. Bei den neuerrichteten Kirchen lässt sich die Diözesanzughörigkeit häufig durch die Kirchenpatrone Stephanus für Passau und Rupert für Salzburg ablesen. Um 800 wurden die Klöster in St. Florian und in St. Pölten gegründet.

798 wurde Salzburg unter Bischof Arno ein Erzbistum, dem die Suffraganbistümer Freising, Neuburg, Passau, Regensburg und Säben unterstanden.

Durch die Einfälle der Magyaren ab 900 wurde viele Kirchen und Klöster im nördlichen Alpenvorland zerstört. Erst nach der Schlacht auf dem Lechfeld am 10. August 955 konnte mit einem Neuaufbau begonnen werden.

Babenberger

976 wurde Leopold I. aus dem Geschlecht der Babenberger als erster Markgraf mit dem Gebiet östlich der Enns belehnt. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Mark systematisch nach Osten bis zu March und Leitha (1043), später auch nach Norden bis zur Thaya ausgedehnt. In den systematisch gerodeten und besiedelten Gebieten wurden neue Pfarren errichtet. Mitte des 12. Jahrhunderts war diese Tätigkeit zum Großteil abgeschlossen.

Um den kirchlichen Wiederaufbau machte sich vor allem der Passauer Bischof Pilgrim verdient. Er förderte die Missionierung der Magyaren durch den Mönch Prunwart (oder Brun) von St. Gallen, die durch die Taufe des Árpádenfürsten Géza und seines Sohnes Stephan im Jahre 975 oder 985 erfolgreich war. Das Árpádenreich wurde jedoch nicht dem Bistum Passau unterstellt, sondern konnte durch Gründung des Erzbistums Gran kirchliche Unabhängigkeit erreichen.

1072 wurde das Bistum Gurk in Kärnten als erstes Salzburger Eigenbistum gegründet.

Als Mittelpunkte der Seelsorge wurden zahlreiche Klöster gegründet. (Siehe auch: Klostergründungen in Österreich.) Meist gab es an diesen Orten bereits vorher Chorherren (Vereinigungen von Weltpriestern). Die Klöster waren in der Regel auch Zentren der Bildung (Klosterschulen) und der Kultur (Bibliotheken, Schreibstuben). Missstände und Zeiten eines Nachlassens des Ordensgeistes machten immer wieder Reformen notwendig.

Bischof Altmann von Passau reformierte um 1080 bestehende Klöster und stand gemeinsam mit dem Salzburger Erzbischof Gebhard von Helfenstein im Investiturstreit auf der Seite des Papstes.

Der hl. Markgraf Leopold III. gründete um 1108 das Stift Klosterneuburg und verlegte seine Residenz dorthin.

Diözesaneinteilung Österreichs um 1250

Die ersten Zisterzienserklöster wurden 1129 in Rein und 1133 in Heiligenkreuz gegründet. Etwa 100 Jahre später ließen sich die ersten Bettelorden in Österreich nieder: 1217 die Dominikaner in Friesach (Kärnten) und 1230 die Franziskaner in Wien. Markgraf Otakar IV. v. Steiermark errichtete 1165 in Seiz (heute Žiče, Slowenien) das erste Kartäuserkloster. Erst viel später folgten die Kartausen Mauerbach (1316), Gaming (1330) und Aggsbach (1380).

Die Bischöfe von Brixen waren seit Beginn des 11. Jahrhunderts auch weltliche Herren von Tirol. Ihre Macht wurde Mitte des 12. Jahrhunderts durch die Grafen von Tirol immer mehr eingeschränkt. Erfolgreicher waren die Erzbischöfe in Salzburg, die etwa ab der Mitte des 13. Jahrhunderts auch eine weltliche Herrschaft errichten konnten.

Leopold VI. bemühte sich um 1200 in Wien eine eigene Diözese zu errichten, scheiterte aber am Widerstand des Passauer Bischofs. Die Salzburger Erzbischöfe gründeten auf ihrem Gebiet 1215 das Bistum Chiemsee, 1218 das Bistum Seckau und 1228 die Diözese Lavant.

Habsburger

Nach dem Tod Friedrichs des Streitbaren im Jahr 1246 wurde Österreich zunächst von Přemysl Ottokar und ab 1278 von Habsburger Rudolf I. regiert, der die Herrschaft der Habsburger begründete, die bis 1918 dauern sollte. Gesicherte Berichte über das Auftreten von Waldensern gibt es ab 1250. Um 1300 soll es 80.000 Änhänger in Österreich gegeben haben. Die meisten wurden bis 1400 bekehrt, eine Verbrennung von 100 Ketzern wird 1397 in Steyr berichtet.

Rudolf der Stifter scheiterte bei seinen Bemühungen, in Wien eine Diözese zu errichten. Er konnte aber 1365 die Universität Wien gründen, die aber erst 1385 eine Theologische Fakultät erhielt. Er ließ die Wiener Stephanskirche zu einem gotischen Dom umbauen und errichtete ein Domkapitel.

In den Hussitenkriege ab 1420 wurden der Norden Niederösterreichs verwüstet. Eine zeitweilige Wiedervereinigung der Hussiten mit Rom gelang dem Brixener Bischof und Kardinal Nikolaus von Kues, der nach Streitigkeiten mit Herzog Sigismund von Tirol nach Rom flüchten musste.

Johannes von Capestrano gründete zahlreiche Franziskanerklöster und errichtete 1451 eine Franziskanerprovinz für Österreich. Er sammelte ab 1454 durch Predigten in Wien und Ungarn ein Kreuzzugheer gegen die Türken, das 1456 bei Belgrad einen Sieg erringen konnte.

Kaiser Friedrich III. erwirkte 1469, dass Papst Paul II. auf Passauer Diözesangebiet das Bistum Wien und auf Salzburger Diözesangebiet das Bistum Wiener Neustadt errichtete. Weil Wien ein armes Bistum mit wenigen Pfarren war, residierte erst Bischof Georg Slatkonia ab 1513 tatsächlich als in Wien.

Wenn nicht eigens erwähnt, beziehen sich die folgenden Ereignisse auf die Katholische Kirche.

Reformation und Gegenreformation

Ab etwa 1519 verbreitete sich auch in Österreich die Reformation durch Prediger und Flugblätter. Weil die adeligen Grundherren zur lutherischen Lehre übertraten und auf ihren Gütern und Pfarren die Glaubensneuerung förderten, konnte sich die Reformation rasch ausbreiten. Ferdinand I. versuchte durch Visitationen den Niedergang in Klerus und Klöstern aufzuhalten.

Petrus Canisius

Da er die Landesstände für die Abwehr der Türken benötigte, die 1529 zum ersten Mal Wien belagerten, war er zu Zugeständnissen genötigt.

Er berief 1551 die Jesuiten nach Wien. Vor allem Petrus Canisius bemühte sich in dieser Zeit durch Predigten und seinen Katechismus um eine Stärkung des katholischen Glaubens.

Unter Maximilian II., der von 1564 bis 1576 regierte und mit der Religionskonzession dem Adel freie Religionsausübung gestattete, erreichte der Protestantismus in Österreich seinen Höhepunkt. Obwohl Rudolf II. religiös eher indifferent war, begann ab etwa 1580 die Gegenreformation.

Im Zuge der Auseinandersetzung zwischen Kaiser Rudolf II. mit seinem Bruder Matthias (Bruderzwist), musste Matthias mit der sogenannten Capitulations-Resolution 1609 den Ständen die freie Religionsausübung wieder zusichern, um deren Huldigung zu erreichen. Das folgende Jahrzehnt war noch einmal eine Blütezeit des Protestantismus in den habsburgischen Donauländern, insbesondere im Land ob der Enns. In diesem Zusammenhang ist die Lehrtätigkeit zahlreicher namhafter Personen, darunter Johannes Kepler an der evangelischen Linzer Landschaftsschule zu nennen. Der politische Architekt der oppositionellen Ständepolitik war Georg Erasmus von Tschernembl.

Mit dem Regierungsantritt Ferdinands II., der bereits in Innerösterreich die Gegenreformation energisch vorangetrieben hatte, begann sich die Lage zu verschärfen. Die Stände der Donauländer schlossen sich 1619 durch die Konföderationsakte (Coenfoederatio Bohemica) der Rebellion in Böhmen an, mussten aber in der Schlacht am Weißen Berg eine katastrophale Niederlage hinnehmen. Ab diesem Zeitpunkt setzte sich die Gegenreformation in Österreich endgültig durch. Sie wurde neben den Jesuiten vor allem von Kapuzinern, Serviten und Barnabiten getragen, und wurde von den Bischöfen Melchior Klesl in Wien, Martin Brenner in Seckau, Georg Stobäus in Lavant, Wolf Dietrich von Raitenau und später durch Markus Sittikus Graf von Hohenems in Salzburg gefördert. Die Folgen der Niederlage der Stände war die Enteignung der niederösterreichischen Aufständischen und die Verpfändung Oberösterreichs an Bayern. Die dort von den Bayern durchgeführte Rekatholisierung gipfelte im oberösterreichischen Bauernkrieg von 1626. Nach der Niederlage der Bauern wurden die Adeligen vor die Wahl Emigration oder Konversation gestellt, die evangelischen Prediger wurden ausgewiesen.

Ab etwa 1600 wanderten Protestanten aus Österreich aus. Ihre Zahl wird auf 100.000 bis 200.000 geschätzt. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges war Österreich ab etwa 1650 überwiegend katholisch. In den Alpengebieten, in Oberösterreich und in Ungarn konnten kleinere Gruppen als Geheimprotestanten ihren Glauben bewahren.

1631 verlieh Ferdinand II. den Reichsfürstentitel an die Wiener Bischöfe.

Staatskirchentum und Josephinismus

Entwicklung der Erzdiözese Wien

Die Glaubenseinheit machte auch Kräfte für die Abwehr der Türken frei. Nach der Zweiten Wiener Türkenbelagerung im Jahr 1683 wurden Ungarn und Siebenbürgen erobert. Als Feldherr ist Prinz Eugen bekannt, als Prediger und Seelsorger wirkte der Kapuzinermönch Marco d'Aviano bei diesen Feldzügen. Diese Erfolge wurden nach außen durch barocke Um- und Neubauten von Kirchen und Klöstern sichtbar gemacht.

1722 wurde Wien in den Rang einer Erzdiözese erhoben, der die Diözese Wiener Neustadt als Suffraganbistum unterstellt wurde. 1729 wurde das Gebiet der neuen Erzdiözese um Pfarren zwischen Wien und Wr. Neustadt erweitert.

Aus der Erzdiözese Salzburg wurden 1731 durch Leopold Anton Graf von Firmian etwa 20000 und 1837 unter Friedrich Johannes Jacob Cölestin von Schwarzenberg etwa 400 Protestanten vertrieben.

Aufklärung und Absolutismus führen zu immer größeren Eingriffen des Staates in kirchliche Angelegenheiten. Erste Ansätze werden bei Maria Theresia und ihrem Kanzler Wenzel Anton Graf Kaunitz etwa ab 1750 sichtbar. Der seit 1780 allein regierende Joseph II. gründete neue Diözesen (Leoben, Linz und St. Pölten), veränderte bestehende Diözesangrenzen, hob alle beschaulichen Orden auf und gründete neue Pfarren. Die Priester wurden zu Staatsbeamten. Selbst die Reise von Papst Pius VI. nach Wien im Jahr 1782 konnte den Kaiser nicht von seinen Reformplänen abbringen. (Siehe auch: Josephinismus.)

Seine Toleranzpatente von 1781 und 1782 ermöglichten Griechisch-orthodoxen, Protestanten und Juden die freie Religionsausübung. Der Vorrang der Katholischen Kirche blieb aber weiterhin bestehen. 1781 konstituierten sich die Evangelische Kirche A.B. (auch Lutherische Kirche) und die Evangelische Kirche H.B. (auch Reformierte Kirche).

Datei:Kmhofbauer.jpg
Clemens Maria Hofbauer auf einer österreichischen Briefmarke

1803 beendete Napoleon die weltliche Herrschaft der Bischöfe von Brixen und Salzburg. 1816 kam die Erzdiözese Salzburg zu Österreich.

Als Gegner der Aufklärung wirkte Clemens Maria Hofbauer ab 1808 in Wien. Er bemühte sich um eine religiöse Erneuerung und übte großen Einfluss auf Gelehrte, Künstler, Dichter und Diplomaten aus, die er im Hofbauer-Kreis um sich scharte.

Liberalismus

Die Verfassung von 1848 brachte allen Glaubens- und Gewissensfreiheit und bedeutete für die Katholische Kirche das Ende als Staatskirche. Im Jahr 1848 versammelten sich die Bischöfe der Salzburger Kirchenprovinz zu einer Synode. Das Ministerium für Inneres berief 1849 erstmals eine österreichische Bischofskonferenz und eine evangelische Kirchenversammlung ein. Der Wiener Erzbischof Joseph Othmar Ritter von Rauscher war maßgeblich daran beteilig, dass 1855 mit dem Heiligen Stuhl ein Konkordat abgeschlossen wurde. Die Evangelische Kirche erhielt durch das Protestantenpatent 1861 volle Autonomie.

Österreichische Diözesen um 1850

Durch das liberale Staatsgrundgesetz von 1867 wurde das Konkordat teilweise außer Kraft gesetzt. In einem Hirtenbrief ruft Bischof Franz Joseph Rudigier zum Widerstand gegen die Maigesetze vom 1868 auf, mit denen der Staat u. a. in die kirchliche Ehegerichtsbarkeit eingriff. Als Rudigier dem Gericht vorgeführt wurde, kam es erstmals zu öffentlichen Demonstrationen der katholischen Bevölkerung. Der Bischof wurde zu einer Haftstrafe verurteilt, vom Kaiser aber gegnadigt. Die Dogmatisierung der Unfehlbarkeit des Papstes war 1870 der Vorwand für die Kündigung des Konkordats durch die Regierung. Kaiser Franz Joseph konnte jedoch einen offenen Kulturkampf verhindern.

1870 wurde die Altkatholische Kirche gegründet, die 1877 in Österreich anerkannt wurde.

1848 wurde die Wiener Kirchenzeitung und 1893 die Zeitung Reichspost gegründet. Damals entstanden auch zahlreiche katholische Vereine und viele weibliche Ordensgemeinschaften.

Karl Freiherr von Vogelsang († 1890) begründete die Christlichsoziale Bewegung und beeinflusste Politiker wie Karl Lueger, den Gründer der Christlichsozialen Partei, und Alois Prinz von Liechtenstein. Der spätere Kardinal Anton Joseph Gruscha gründete katholische Gesellen- und Meistervereine. Zu große Stadtpfarren und das fehlende Verständnis des Klerus führten dennoch zu einer religiösen Entfremdung der Arbeiter.

Gesamtösterreichische Katholikentage fanden 1877, 1889 und 1905 in Wien, 1892 in Linz und 1896 in Salzburg statt. 1912 wurde der eucharistische Weltkongress in Wien abgehalten.

Erste Republik

Mit dem Ende der Habsburgermonarchie erlosch das Ernennungs- und Bestätigungsrecht, das der Kaisers in der Katholischen Kirche hatte. Die Grenzänderungen führten zu einer Neuorganisation der Diözesen. Von 1922 bis 1949 waren die Erzbischöfe von Wien gleichzeitig Apostolische Administratoren des Burgenlandes. Da Südtirol und damit auch Brixen zu Italien kam, wurde ab 1921 ein Administrator für die Bundesländer Tirol und Vorarlberg mit dem Sitz in Innsbruck eingesetzt.

Da es in Österreich kein Konkordat gab, versuchte die Katholische Kirche ihre Rechte mit Hilfe der Christlichsozialen Partei durchzusetzen. Da Sozialisten und Austromarxisten meist atheistisch eingestellt waren und eine völlige Trennung von Kirche und Staat wollten, kam es immer wieder zu Konflikten. Besonders der Minister und mehrmalige Bundeskanzler, Prälat Ignaz Seipel, wurde zum Feindbild der Sozialdemokraten. Diese negativen Erfahrungen veranlassten die katholische Bischofskonferenz am 30. November 1933, den Priestern eine politische Tätigkeit zu verbieten.

In diese Zeit fallen die Gründung des Canisiuswerkes zur Förderung der Priesterberufe, der Schwesternvereinigung Caritas Socialis und des Seelsorgeinstitutes. Pius Parsch gab vom Stift Klosterneuburg aus entscheidende Anstöße für die Erneuerung der Liturgie.

1933 errichtet Bundeskanzler Engelbert Dollfuß einen christlichen Ständestaat. Da er sich dabei auf die Sozialenzyklika Quadragesimo anno von Pius XI. berief, wurde er von den Bischöfen und vielen Katholiken unterstützt. 1933 wurde ein neues Konkordat zwischen Österreich und dem Heiligen Stuhl abgeschlossen. Da es 1934 nur vom Parlament des Ständesstaates ratifiziert wurde, gab es später Zweifel an seiner Gültigkeit.

Den Evangelischen Christen fiel ein Bekenntnis zum Ständestaat schwer. Viele unterstützten den illegalen Nationalsozialismus. Als der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche, Johannes Heinzelmann, im Neujahrshirtenbrief 1937/38 Kritik an der nationalsozialistischen Weltanschauung übte, wurde ihm das Vertrauen entzogen. Er legte 1938 sein Bischofsamt zurück.

In der Katholischen Kirche lehnte der Linzer Bischof Johannes Maria Gföllner in Hirtenbriefen 1929 und noch deutlicher 1933 den Nationalsozialismus ab. Auch der Fastenhirtenbrief der österreichischen Bischöfe 1932 warnte vor den Folgen. Andererseits sympathisierten viele Katholiken mit dem Nationalsozialismus.

Nationalsozialismus

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Franz Jägerstätter wurde 1943 wegen Verweigerung des Wehrdienstes hingerichtet

Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich unterzeichnete der Wiener Erzbischof Theodor Innitzer gemeinsam mit den Bischöfen am 18. März 1938 eine Feierliche Erklärung, die den Anschluss Österreichs befürwortete. Für die Evangelische Kirche verfasste Superintendent Hans Eder am 9. April eine ähnlich positive Erklärung.

Die Hoffnung auf eine Zusammenarbeit mit dem neuen Regime erfüllte sich für die christlichen Kirchen nicht. Die Nationalsozialisten hoben das Konkordat von 1933 auf, lösten katholische und evangelische Vereine auf, hoben über 200 Klöster auf und schlossen mehr als 1400 Schulen, Heime und Bildungsstätten. Sie enteigneten viele kirchliche Gebäude und Stiftungen und machten den Religionsunterricht an Schulen durch verschiedene Schikanen fast unmöglich. 724 Priester und 5 evangelische Geistliche wurden verhaftet, mehr als 1500 Priester erhielten Predigtverbot. Die Unterdrückung der Kirche bewirkte die Einführung von Abendmessen und eine verstärkte Mitarbeit von Laien.

Am 1. Mai 1939 wurde den Kirchen in Österreich gestattet, Beiträge (Kirchensteuer) einzuheben. Dieses Gesetz trug dazu bei, dass etwa 300.000 aus der Kirche austraten.

Zweite Republik

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gestattete die Regierung wieder den Religionsunterricht an Schulen. Das Kirchenbeitragsgesetz von 1939 wurde nicht aufgehoben. Das katholische Vereinswesen wurde neu organisiert und in der Katholischen Aktion zusammengefasst.

Am 21. Dezember 1957 wurde das Konkordat von 1933 durch die Bundesregierung grundsätzlich anerkannt, am 23. Juni 1960 wurde eine Zusatzvereinbarung unterzeichnet, die am 12. Juli im Parlament beschlossen wurde. Am 12. Juli 1961 stimmte das Parlament einem entsprechenden Gesetz für die Evangelische und am 23. Juni 1967 für die Orthodoxe Kirche zu. Seit 1971 bezahlt der Staat die Personalkosten für Lehrer an konfessionellen Privatschulen zur Gänze.

Österreichische Diözesen seit 1968

Am 15. August 1960 wurde die Diözese Eisenstadt, am 6. August 1964 die Diözese Innsbruck und am 15. Dezember 1968 die Diözese Feldkirch errichtet.

Der von 1956 bis 1985 amtierende Wiener Erzbischof Franz König trug maßgeblich zur Aussöhnung zwischen Sozialdemokratie und Kirche bei, war einer der Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils, nahm Kontakte mit den Ostkirchen auf und war ein Wegbereiter der Ökumene.

Die 1973/74 mit den Stimmen der SPÖ beschlossenen „Fristenlösung“ führte zu heftigen Protesten der katholischen Laien und auch der Bischöfe. Das von der Aktion Leben initiierte „Volksbegehren zum Schutz des menschlichen Lebens“ erreichte zwar über 890.000 gültige Unterschriften, konnte aber keine Gesetzesänderung erreichen.

In den 80er und 90er Jahren kam es in der österreichischen katholischen Kirche immer wieder zu Spannungen, insbesondere umstrittene Bischofsernennungen, wie jene Kurt Krenns oder die schweren Vorwürfe wegen seinerzeitigen Missbrauchs von Kindern gegen Kardinal Groër sorgten für Aufregung und zahlreichen Kirchenaustritten. Außerdem versuchte ein Teil des Kirchenvolkes, durch das sogenannte Kirchenvolksbegehren die katholische Kirche zu einem Umdenken in Richtung einer liberaleren Position in gesellschaftspolitischen und innerkirchlichen Bereichen zu bewegen.

Im Juni 1980 gab sich die Altkatholische Kirche eine neue Kirchenverfassung, die am 11. Dezember durch einen Bescheid des Unterrichtsministeriums genehmigt wurde. Am 10. Jänner 1998 trat ein Gesetz in Kraft, das die Angelegenheiten der Religionsgemeinschaften privaten Rechtes regelt.

Papst Johannes Paul II. kam 1983, 1988 und 1998 zu Besuchen nach Österreich. Bei seiner letzten Reise sprach er auf dem Wiener Heldenplatz die Schwester Maria Restituta Kafka, Jakob Franz Alexander Kern und Pater Anton Maria Schwartz selig.

Siehe auch

Christentum (allgemein)

Listen

Österreichische Geschichte

Literatur

  • Joachim Angerer: Klösterreich. Geschichte und Gegenwart der Stifte und Klöster in Bayern, Österreich und der Schweiz . Brandstätter, Wien 2003, ISBN 3-85498-287-9
  • Hans Eder (Hrsg.): Die evangelische Kirche in Österreich. Blüte, Not und neuer Aufbau. Verlag des Evangellischen Bundes, Berlin 1940
  • Rudolf Leeb u. a.: Geschichte des Christentums in Österreich. Von der Antike bis zur Gegenwart. Uebereuter, Wien 2003, ISBN 3-8000-3914-1 (Standardwerk mit 60 Seiten Literatur)
  • Maximilian Liebmann (Hrsg.): Kirche in Österreich 1938 - 1968, eine Dokumentation. Styria, Graz u. a. 1990, ISBN 3-222-11927-9
  • Gerhard May: Die evangelische Kirche in Österreich. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen u. a. 1962
  • Willibald M. Plöchl: Die Wiener orthodoxen Griechen. Verlag des Verbandes der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs, Wien 1983, ISBN 3-85369-530-2
  • Gustav Reingrabner: Evangelische in Österreich. (Ausstellungskatalog) Evangelischer Presseverband in Österreich, Wien 1996, ISBN 3-85073-675-X
  • Gustav Reingrabner: Protestanten in Österreich. Geschichte und Dokumentation. Böhlau, Wien u. a. 1981, ISBN 3-205-07140-9
  • Alfred Stirnemann u. Gerhard Wilflinger (Hrsg.): Religion und Kirchen im alten Österreich. Internationales Symposion in Salzburg. Tyrolia, Innsbruck-Wien 1996
  • Ernst Tomek: Kirchengeschichte Österreichs. 3 Bände. Tyrolia, Innsbruck u. a. 1935-59
  • Wilhelm J. Wagner: Der große Bildatlas zur Geschichte Österreichs. Krenmayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00590-6
  • Josef Wodka: Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte. Herder, Wien 1959
  • Josef Wodka: Österreich. In: Lexikon für Theologie und Kirche. 2. Auflage, 7. Band. Herder, Freiburg i. B. 1960
  • Cölestin Wolfsgruber: Kirchengeschichte Österreich-Ungarns. Kirsch, Wien 1909
  • Harald Zimmermann (Bearb.): Die evangelische Kirche A. und H. B. in Österreich. Herder, Wien 1968

Weblinks

Allgemein

Christliche Kirchen

Geschichte Christlicher Kirchen