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Aarau

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Basisdaten
Kanton: Aargau
Bezirk: Aarau
BFS-Nr: 4001
Fläche: 8.94 km²
Koordinaten: 47° 24' n. Br., 8° 3' ö. L.
Höhe: 381 m.ü.M.
Einwohner: 15'543 (31.12.2004)
PLZ: 5000
Stadtammann Marcel Guignard (FDP)
Website: www.aarau.ch
Karte
Genaue Lage von Aarau

Aarau ist die Hauptstadt des Schweizer Kantons Aargau und des Bezirks Aarau. Die Stadt liegt an der Aare am Südrand des Juras, die westliche Stadtgrenze ist gleichzeitig die Grenze zum Kanton Solothurn. Die Stadt hat 15.543 Einwohner (31. Dezember 2003) und ist das Zentrum einer Agglomeration (Ballungsgebiet) mit über 70.000 Einwohnern. Von Mai bis September 1798 war Aarau die erste Hauptstadt der Schweiz.

Geographie

Altstadt von Aarau

Die Altstadt von Aarau steht auf felsigem Untergrund an einer Engstelle des Aaretals am Jurasüdfuss. Neuere Stadtquartiere liegen entweder auf der östlich an den Felssporn anschliessenden Hochterrasse oder in der Talaue beidseits der Aare.

Die an die Gemeindefläche von Aarau angrenzenden Gemeinden sind Küttigen im Norden, Rohr und Buchs im Osten, Suhr im Südosten, Unterentfelden im Süden sowie Eppenberg-Wöschnau und Erlinsbach im Westen.

Aarau ist mit beinahe sämtlichen Nachbargemeinden zusammengewachsen und bildet mit diesen ein zusammenhängendes Siedlungsgebiet. Im Süden bzw. Südwesten der Stadt befinden sich die ausgedehnten Waldgebiete Gönert und Oberholz, die eine natürliche Grenze zu Unterentfelden und Eppenberg-Wöschnau bilden, den beiden einzigen Gemeinden, deren Siedlungsgebiete nicht vollständig mit dem Aaraus verbunden sind.

Etwa neun Zehntel des Stadtgebiets befindet sich südlich der Aare, ein Zehntel nördlich davon. Die Fläche beträgt 894 Hektar. Davon sind 301 Hektar bewaldet und 56 Hektar werden landwirtschaftlich genutzt. Die tiefste Stelle befindet sich auf 365 Metern am Ufer der Aare, die höchste Stelle ist der 471 Meter hohe Hungerberg an der Grenze zu Küttigen.

Geschichte

Schlössli
Rathaus
Rore-Turm
Turm der Stadtkirche
Oberer Turm

Frühzeit

Auf dem Gemeindegebiet von Aarau wurden einzelne Gegenstände aus der Jungsteinzeit gefunden. Beim heutigen Bahnhof wurden Reste einer Siedlung aus der Bronzezeit (um 1000 v.Chr.) ausgegraben. Zur Zeit der Römer verlief dort die Römerstrasse zwischen Salodurum (Solothurn) und Vindonissa (Windisch), ihr Verlauf stimmte mit demjenigen der heutigen Bahnhofstrasse überein. 1976 fanden Taucher in der Aare einen Teil einer sieben Meter breiten hölzernen Brücke aus der spätrömischen Zeit; es bestand also schon damals ein fester Übergang über den Fluss.

Mittelalter

Kurz nach 1200 entstand am Ostrand der heutigen Altstadt das „Schlössli“, ein befestigter Turm, der die Brücke bewachte. Auf einem vorspringenden Felskopf über der Aare gründeten die Grafen von Kyburg die Stadt Aarau. Die Anlage wurde vom „Rore-Turm“ beherrscht, der heute in das Rathaus integriert ist.

1273 starben die Kyburger aus. Agnes von Kyburg, die keine männlichen Verwandten mehr hatte, verkaufte die gesamten Ländereien ihrer Familie an ihren Patenonkel, König Rudolf I. von Habsburg. Dieser verlieh Aarau am 4. März 1283 das Stadtrecht. Im 14. Jahrhundert wurde die Stadt in zwei Etappen erweitert und erhielt einen zweiten Mauerring. Ein breiter Graben trennte die Stadt von der unbefestigten „Vorstadt“. Ihren Verlauf markiert heute eine breite Gasse namens „Graben“.

1415 eroberte Bern mit der Hilfe Solothurns den unteren Aargau; Aarau kapitulierte nach kurzem Widerstand und musste den neuen Herrschern Treue schwören. Ab 1461 war die Stadt Bern Alleinherrscherin über Aarau, nachdem die Solothurner allmählich ausgegrenzt worden waren. Im 16. Jahrhundert wurden die politischen Rechte der unteren Schichten der Bürgerschaft abgeschafft; die Oberschicht vergab alle Ämter nur noch in den „regimentsfähigen“ Familien.

Am 1. März 1528 beschlossen die Bürger Aaraus auf Druck von Bern die Einführung des protestantischen Glaubens. Ab 1531 diente Aarau als Tagsatzungsort der reformierten Orte der Eidgenossenschaft. Das Bevölkerungswachstum im 16. Jahrhundert führte zu einer Aufstockung der Häuser und zu einer verdichteten Bauweise. In Aarau entwickelten sich Frühformen der Industrie, es wurden vor allem Waffen und Messer hergestellt. Im Gegensatz zu anderen Städten bildeten die Handwerker jedoch keine Zünfte.

Ab dem frühen 18. Jahrhundert etablierte sich die Textilindustrie. Vor allem deutsche Einwanderer trugen zum Wohlstand der Stadt bei, indem sie die Baumwollweberei und die Seidenfabrikation einführten. Tonangebend waren die Frey aus Lindau und die Herosé aus Speyer. Diese hoch gebildeten Einwanderer waren es auch, die in Aarau das Schulwesen reformierten und einen aufklärerischen, revolutionären Geist entwickelten.

1798: Hauptstadt der Helvetischen Republik

Am 27. Dezember 1797 fand in Aarau die letzte Tagsatzung der alten Eidgenossenschaft statt. Zwei Wochen später liess sich ein französischer Gesandter in Aarau nieder, der die revolutionäre Stimmung noch weiter anheizte. Hier war der Gegensatz zwischen einem hohen Bildungsniveau und fehlenden politischen Rechten besonders gross. Die Stadt weigerte sich, Soldaten zum Schutz der bernischen Grenzen zu senden. Mitte März 1798 wurde Aarau durch französische Truppen besetzt.

Am 3. Mai wurde Aarau zur Hauptstadt der Helvetischen Republik erklärt und war damit die erste Hauptstadt der Schweiz überhaupt. Das Parlament tagte im städtischen Rathaus, das Direktorium (Regierung) im „Haus zum Schlossgarten“. Zwar wurde durch den elsässischen Architekten Daniel Osterrieth der Bau eines repräsentativen Regierungsviertels geplant, doch Aarau war schlicht zu klein, um die Funktionen einer Hauptstadt problemlos ausführen zu können. Immerhin wurde die erste Etappe des Regierungsviertels, die Nordseite der Laurenzenvorstadt, fertig gestellt. Am 20. September zog die Regierung nach Luzern um. Bis 1803 blieb Aarau Hauptort des helvetischen Kantons Aargau und Hauptort des Distrikts Aarau.

Aarau als Kantonshauptstadt

Am 19. Februar 1803 ordnete Napoléon Bonaparte in der Mediationsakte die Verschmelzung der Kantone Aargau, Baden und Fricktal an. Aarau wurde Hauptstadt des erweiterten Kantons Aargau. Dieser Entscheid führte zum Bau mehrerer repräsentativer Regierungsbauten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Gemeindebann auf Kosten der Nachbargemeinde Suhr auf den heutigen Umfang erweitert. 1820 wurden die Stadtmauern geschleift und die Gräben zugeschüttet, wodurch sich die Stadt ungehindert ausdehnen konnte.

Ausbau der Verkehrswege

Die aus dem Mittelalter stammende Brücke wurde innerhalb von dreissig Jahren dreimal bei Überschwemmungen zerstört und 1851 durch die heute noch bestehende „Kettenbrücke“ ersetzt. 1858 erhielt Aarau einen Anschluss an das noch junge Eisenbahnnetz der Schweiz. Die Stadt entwickelte sich zu einem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt: 1874 wurde die Aargauische Südbahn eröffnet, 1877 die Schweizerische Nationalbahn. 1901 bzw. 1904 folgte die Inbetriebnahme von elektrischen Trambahnen nach Schöftland und Menziken, die sich 1958 zur Wynental- und Suhrentalbahn zusammenschlossen.

Wirtschaftliche Entwicklung

Wegen der protektionistischen Zollpolitik der Nachbarstaaten brach die Aarauer Textilindustrie um 1850 zusammen. Inzwischen waren jedoch andere Industriezweige entstanden; dazu gehörte die Herstellung von Reisszeug, Zement, Schuhen und Stahl. Ab 1900 entstanden zahlreiche Unternehmen der elektrischen und grafischen Industrie. Ab den 1960ern arbeiteten mehr Menschen in Dienstleistungsbetrieben und in der kantonalen Verwaltung als in der Industrie. In den 1980ern erlebte Aarau einen durchgreifenden Strukturwandel; zahlreiche renommierte Industrieunternehmen wurden zerstückelt oder verschwanden ganz.

Gesellschaftliche Entwicklung

1802 wurde die Kantonsschule gegründet, das erste Gymnasium der Schweiz, dessen Lehrer nicht der Geistlichkeit angehörten. Die Schule schuf sich einen hervorragenden Ruf und viele berühmte Persönlichkeiten erwarben hier ihre Matura. Dazu zählen die Nobelpreisträger Albert Einstein, Paul Karrer und Werner Arber, die Bundesräte Friedrich Frey-Herosé, Emil Welti, Edmund Schulthess und Kaspar Villiger sowie die Schriftsteller Frank Wedekind, Hermann Burger und Franz Hohler.

Durch den Kauf einer Handschriftensammlung wurde 1803 der Grundstein zur Kantonsbibliothek gelegt. Mehrere Zeitungen wurden herausgegeben, die den revolutionären Geist der Stadt aufrechterhielten. Ab 1820 war Aarau Zufluchtsort für politische Flüchtlinge. In Aarau wurde mit der Bildung von gesamtschweizerischen Institutionen gezielt auf die Schaffung eines Bundesstaates hingearbeitet: 1824 wurde das erste eidgenössische Schützenfest durchgeführt, 1832 das erste Turnfest, der Eidgenössische Sängerverein wurde 1842 gegründet.

Das städtische Bildungs- und Kulturangebot wurde durch zahlreiche neue Institutionen erweitert. 1873 wurde ein Lehrerseminar gegründet, 1883 der Saalbau (Theater- und Konzerthalle) gebaut, 1922 das Aargauische Naturmuseum eröffnet. In der ehemaligen Tuchlaube ist seit 1974 ein Kleintheater eingerichtet, in einer ehemaligen Tierfutterfabrik die alternative Institution KiFF (Kultur in der Futterfabrik).

Sehenswürdigkeiten

Altstadt

Die historische, auf einem Felssporn gelegene Altstadt besteht aus einem unregelmässigen Viereck, das in vier Teile (Stöcke genannt) unterteilt ist. Südlich davon liegt die Vorstadt, die einst durch einen Graben getrennt war. Eine Besonderheit sind die mehr als 70 reich bemalten Dachuntersichten, welche die Häuser der Altstadt schmücken. Aarau wird deswegen manchmal auch als "Stadt der schönen Giebel" bezeichnet.

Die Bausubstanz der Altstadt stammt zu einem grossen Teil aus dem 16. Jahrhundert, als fast alle aus dem Mittelalter stammenden Gebäude umgebaut und aufgestockt wurden. Die architektonische Entwicklung fand im späten 18. Jahrhundert ihren Abschluss, als die Stadt begann, sich jenseits der damals noch existierenden Stadtmauern auszudehnen. Die meisten Häuser der Vorstadt stammen aus dieser Zeit.

Seit dem 13. Jahrhundert weitgehend unverändert geblieben sind das „Schlössli“, der „Rore-Turm“ und der Obere Turm. Das „Schlössli“ ist das älteste erhaltene Gebäude der Stadt. Es entstand bei der Stadtgründung kurz nach 1200; das genaue Datum lässt sich nicht mehr ermitteln. Wenige Jahrzehnte darauf entstand der „Rore-Turm“, wo die Bauern der Umgebung ihre Zehnten abzuliefern hatten. 1515 wurde um den Turm herum das heutige Rathaus gebaut. Der Obere Turm mit dem Oberen Tor ist das nördliche Stadttor an der Aarebrücke; hier war während des Mittelalters das Gefängnis untergebracht.

Haus zum Schlossgarten

Die Stadtkirche wurde zwischen 1471 und 1478 erbaut. Nach der Reformation von 1528 wurden die zwölf Altäre entfernt und die Bilder verbrannt. Auf dem Platz vor der Kirche steht der Gerechtigkeitsbrunnen. Der 1643 aus französischem Kalkstein errichtete Brunnen mit einer Justitia-Statue aus Sandstein stand bis 1905 mitten in der Rathausgasse, wurde dann aber wegen zunehmenden Verkehrs an seinen heutigen Standort verlegt.

In der 1608 errichteten Oberen Getreidemühle wurde 1893 das erste Elektrizitätswerk eingerichtet; wegen des damals angebauten Treppenturms sieht das Gebäude beinahe wie ein Schlösschen aus.

Am Rande der Altstadt entstanden im 18. Jahrhundert mehrere herrschaftliche Gebäude. Das im Barockstil errichtete Anwesen der damals bedeutenden Industriellenfamilie Frey beherbergt heute die Stadtbibliothek. 1777 wurde das „Haus zum Schlossgarten“ gebaut, das 1798 der Helvetischen Republik als Regierungssitz diente. In diesem ersten Bundeshaus der Schweiz ist heute die kulturelle Institution „Forum Schlossplatz“ domiziliert.

Übriges Stadtgebiet

Datei:Aarau regierung.jpg
Regierungsgebäude

Ausserhalb der Altstadt wurden seit 1800 zahlreiche repräsentative Gebäude erbaut. Im Süden, auf einem flachen Hügel westlich des Bahnhofs entstand das Regierungsviertel des neuen Kantons Aargau. Der mittlere Trakt des Regierungsgebäudes entstand 1739 als barockes, herrschaftliches Palais der Industriellenfamilie Rothpletz. Die Kantonsregierung erwarb das Haus 1807 und liess es in ein klassizistisches Regierungsgebäude um- und ausbauen. Die Erweiterung um zwei Flügel nahm 23 Jahre in Anspruch. Hinter dem Regierungsgebäude entstand zur selben Zeit das Grossratsgebäude. In diesem halbrunden, nach dem Vorbild eines antiken griechischen Theaters errichteten Gebäude tagt das Kantonsparlament. Zwischen dem Regierungsviertel und dem Bahnhof liegt die Bahnhofstrasse. Die Hauptgeschäftsstrasse Aaraus wird von grossen Gebäuden im neoklassizistischen Stil gesäumt (Grossbanken, Hauptpost).

Das Gebiet östlich der Altstadt hätte das Regierungsviertel der Helvetischen Republik werden sollen. Der „Plan d'Agrandissement de la Commune d'Aarau“ (Erweiterungsplan der Gemeinde Aarau) des elsässischen Architekten Daniel Osterrieth sah den Bau einer Prachtstrasse nach französischem Vorbild vor, die von repräsentativen Häusern im klassizistischen Stil gesäumt werden sollte. Nachdem die helvetische Regierung nach Luzern umgezogen war, wurde lediglich eine Häuserzeile auf der Nordseite der Laurenzenvorstadt gebaut.

Auf der Südseite der Laurenzenvorstadt entstanden einige Villen im klassizistischen Stil sowie die in einem Park gelegene Alte Kantonsschule. Die beiden älteren Schulgebäude wurden im Stile der deutschen Renaissance bzw. im neoklassizistischen Stil erbaut. Ein aus den 1960ern stammender Neubau, ein etwas deplatziert wirkender Beton-Glasturm, wird wegen seiner auffälligen Fensterfront nur „Aquarium“ genannt.

Überbauung Telli

Im Nordosten der Stadt entstand in den 1960ern auf der letzten noch vorhandenen Baulandreserve die nach damals modernen Grundsätzen gestaltete Grosssiedlung „Telli“. In fünf lang gezogenen, hohen Wohnblöcken lebt ein Fünftel der Bevölkerung Aaraus. Zu dieser „Stadt in der Stadt“ gehören auch ein Einkaufszentrum und das Telli-Hochhaus, in dem ein Teil der kantonalen Verwaltung untergebracht ist. Zwischen dem Telli-Gebiet und der Altstadt befindet sich der „Telliring“: Dieser von Bäumen umgebene kreisrunde Park gilt als erste öffentliche Turnanlage der Schweiz und ist der Gründungsort des Schweizerischen Turnverbandes.

Bevölkerung

Jahr Einwohner
1358 ca. 1.200
1764 1.868
1798 2.458
1850 4.657
1880 5.914
1910 9.593
1930 11.666
1950 14.280
1960 17.045
1970 16.881
1980 15.788
1990 16.481
2000 15.470
2003 15.543

Das Entwicklung der Einwohnerzahl verlief seit 1800 kontinuierlich; innerhalb von 150 Jahren wuchs die Bevölkerung um mehr als das Fünffache. 1960 wurde mit 17.045 der Höchststand erreicht. Bis 2000 nahm die Einwohnerzahl jedoch wieder um über 8 % ab. Drei Gründe waren dafür ausschlaggebend: Erstens hatte die Stadt mit der Fertigstellung der Grosssiedlung Telli keine nennenswerten Baulandreserven mehr. Zweitens sank die Anzahl der Personen pro Haushalt; dadurch wurde der vorhandene Wohnraum weniger stark genutzt. Drittens wurde das Bevölkerungswachstum von den angrenzenden Agglomerationsgemeinden absorbiert und zahlreiche Aarauer zogen aus der Stadt „ins Grüne“. Seit der Jahrtausendwende konnte dieser Negativtrend gestoppt werden. Durch die vermehrte Umnutzung von brach liegenden Industriegebäuden für Wohnzwecke wird die vorhandene Bebauung besser ausgenutzt.

Bei der Volkszählung vom Dezember 2000 wurde ein Ausländeranteil von 21 % ermittelt, er liegt damit knapp über dem kantonalen Durchschnitt von 19.3 %. Etwa ein Drittel der ausländischen Bevölkerung ist Bürger einer der Staaten des ehemaligen Jugoslawien, dahinter folgen Italiener und Deutsche.

84,5 % gaben Deutsch als ihre Hauptsprache an. Die bedeutendsten Minderheitensprachen sind Serbokroatisch und Italienisch (je rund 3.5 %).

Die Bevölkerung Aaraus war früher vorwiegend reformiert. Durch die Einwanderung aus der übrigen Schweiz und vor allem aus dem Ausland nahm der Anteil der Menschen protestantischer Konfession kontinuierlich ab und betrug 43.5 % im Dezember 2000. Dahinter folgten Römisch-Katholische (29.2 %), Moslems (4.8 %), Christlich-Orthodoxe (3.2 %) und andere Glaubensgemeindschaften (2.1 %). Etwas mehr als 17 % der Bevölkerung bezeichnete sich als konfessionslos oder machte keine Angaben.

Quelle: Statistisches Amt des Kantons Aargau

Behörden

Legislative

Anstelle einer Gemeindeversammlung vertritt der von den Aarauer Stimmberechtigten gewählte Einwohnerrat die Anliegen der Bevölkerung. Er besteht aus 50 Mitgliedern und wird im Proporzwahlverfahren gewählt. Ihm obliegt das Genehmigen des Steuerfusses, des Voranschlages, der Jahresrechnung, des Geschäftsberichts und der Kredite; ausserdem kann er Reglemente erlassen. Die Amtsdauer beträgt vier Jahre.

Bei den Wahlen im November 2001 erzielten die Parteien folgende Sitzzahlen:

Auch auf Gemeindeebene finden sich verschiedene Elemente der direkten Demokratie. So stehen der Bevölkerung fakultative und obligatorische Referenden, sowie das Initiativrecht zu.

Exekutive

Ausführende Behörde ist der Stadtrat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse des Einwohnerrates und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden. Der Stadtammann (Stadtpräsident) übt seine Tätigkeiten im Vollamt aus, die übrigen Stadträte im Nebenamt.

Die sieben Stadträte sind:

  • Dr. Marcel Guignard, (FDP), Stadtammann
  • Beat Blattner (SP), Vize-Stadtammann
  • Jolanda Urech (SP)
  • Rudolf Zinniker (FDP)
  • Rudolf Vogt (FDP)
  • Carlo Mettauer (CVP)
  • Michael Ganz (Pro Aarau)

Judikative

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Aarau zuständig. Die Stadt Aarau bildet einen Friedensrichterkreis.

Wirtschaft

Grösster Arbeitgeber in Aarau ist die kantonale Verwaltung, die in zahlreichen Standorten über die ganze Stadt verteilt ist. In rund 1.600 Industrie- und Dienstleistungsbetrieben werden mehr als 22.000 Arbeitsplätze angeboten. Dies bedeutet, dass Aarau mehr Arbeitsstellen als Einwohner hat.

In Aarau befindet sich einer der beiden Hauptsitze der Aargauer Zeitung, der fünftgrössten Tageszeitung der Schweiz, daneben auch das Studio des regionalen Fernsehsenders Tele M1 und das Regionalstudio Aargau/Solothurn von Radio DRS.

Mehr als die Hälfte der in Aarau arbeitenden Menschen lebt in den Agglomerationsgemeinden oder in der weiteren Umgebung. Dadurch entstehen an Werktagen grosse Pendlerströme, die regelmässig zu Verkehrsstaus führen. Statistisch gesehen besitzt keine Schweizer Stadt mehr Arbeitsplätze im Verhältnis zur Einwohnerzahl als Aarau.

Durch die Kleinräumigkeit des Stadtgebiets stösst Aarau zunehmend an Wachstumsgrenzen. Die Agglomeration liegt in der Mitte des so genannten „goldenen Dreiecks“ zwischen Zürich, Bern und Basel und bekundet zunehmend Mühe, sich zwischen diesen Grossstädten als eigenständiges Wirtschaftszentrum zu behaupten. Seit kurzem gibt es Überlegungen, Aarau mit den benachbarten Agglomerationsgemeinden zu fusionieren und damit den langsam voranschreitenden Bedeutungsverlust zu stoppen.

Verkehr

Aarau liegt am Schnittpunkt verschiedener Verkehrsströme. Der Bahnhof der Stadt ist einer der meistfrequentierten des Landes und liegt an der wichtigen Ost-West-Hauptlinie zwischen Zürich und Bern. Diese Eisenbahnlinie unterquert in zwei parallel verlaufenden, rund 500 Meter langen Tunnels das Regierungsviertel. Es verkehren direkte Schnellzüge u.a. nach Zürich, Bern, Basel und Genf. Weitere SBB-Linien führen nach Zofingen und Zug. Aarau ist auch der Ausgangspunkt von zwei Strecken der Wynental- und Suhrentalbahn (WSB). Diese trambahnähnlichen Vorortsbahnen verkehren nach Menziken (Wynental) und Schöftland (Suhrental). Das Hauptgebäude des Bahnhofes soll bis 2008 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.

Die Verkehrsgesellschaft "AAR bus+bahn", Eigentümerin der WSB, betreibt zahlreiche Stadtbuslinien, die auch die Vororte Aaraus erschliessen. Zusätzlich verkehren zwei Postautolinien über die Jurahöhen nach Frick, eine über das Benkerjoch, die andere über die Staffelegg.

Südlich von Aarau verläuft die wichtigste Autobahn der Schweiz, die A1. Die Anschlussstelle Aarau-West bei Oberentfelden befindet sich rund fünf Kilometer südlich der Stadt. Der sechs Kilometer östlich gelegene Anschluss Aarau-Ost bei Hunzenschwil ist durch eine vierspurige Schnellstrasse mit der Stadt verbunden.

Die Ostumfahrung der Altstadt mit dem Sauerländertunnel wurde im März 2003 eröffnet. Bedingung für den Bau der Umfahrung war eigentlich gewesen, dass die Altstadt gleichzeitig vom Durchgangsverkehr befreit werden musste. Dies ist jedoch aufgrund zahlreicher Beschwerden und Einsprachen noch nicht umgesetzt worden. Geplant sind ferner eine zweite Aarebrücke und daran anschliessend eine Umfahrung von Küttigen (der so genannte Staffeleggzubringer).

Kultur

Datei:Aarau kunsthaus.jpg
Kunsthaus

Das 19561959 errichtete Aargauer Kunsthaus besitzt eine der grössten und bedeutendsten Sammlungen zeitgenössischer Schweizer Malerei. Der moderne Anbau (2001-2003) wurde vom renommierten Architekturbüro Herzog & de Meuron und dem Künstler Rémy Zaugg gestaltet und gilt in Fachkreisen als architektonisch bedeutendes Bauwerk.

Ein weiteres Museum von nationaler Bedeutung ist das Naturama, das Aargauische Naturmuseum. Das nach modernsten didaktischen Methoden eingerichtete Museum befasst sich mit der Tier- und Pflanzenwelt des Aargaus, mit Fossilien und Mineralien.

Das Stadtmuseum im "Schlössli" befasst sich mit der Stadtgeschichte Aaraus und bietet auch eine Ausstellung über Vermessungsinstrumente und Fotografie.

Aarau besitzt zwei Bibliotheken, eine städtische und eine kantonale. Weitere kulturelle Institutionen sind die Tuchlaube (Kleintheater), das Forum Schlossplatz (Kunstausstellungen), der Saalbau (Kultur- und Kongresshaus), die Stadtkirche (klassische Konzerte), das Kino Freier Film (alternative Filme), das Jugendkulturhaus Flösserplatz und das alternative Kulturzentrum KiFF (Kultur in der Futterfabrik; Rock- und Popkonzerte, Theater, Ausstellungen, Partys).

Bildung

Datei:Aarau kanti.jpg
Alte Kantonsschule

Aarau ist der bedeutendste Bildungsstandort des Kantons. In sechs Schulhäusern werden alle Stufen der obligatorischen Volksschule unterrichtet. Daneben gibt es eine Heilpädagogische Sonderschule und eine städtische Musikschule.

Es gibt zwei Kantonsschulen (Gymnasien) in Aarau. Die 1802 eröffnete Alte Kantonsschule ist das älteste nichtkirchliche Gymnasium der Schweiz. Die Neue Kantonsschule wurde 1975 gegründet und ist im Gebäude des ehemaligen Lehrerinnen-Seminars untergebracht.

Weitere Schulen von Bedeutung sind die Berufsschule, die Handelsschule KV, die Schweizerische Bauschule, die Grafische Fachschule, die Volkshochschule, die Maturitätsschule für Erwachsene und die Fachhochschule Aargau (Abteilungen Gestaltung und Kunst).

Sport und Freizeit

In Aarau wurde 1832 wurde das erste Turnfest der Schweiz durchgeführt. Der Schweizerische Turnverband hat hier seinen Hauptsitz.

Der FC Aarau spielt in der obersten Fussball-Liga der Schweiz (Super League) und war bisher dreimal Schweizer Meister (1912, 1914, 1993) und einmal Cupsieger (1985). Trainer der Mannschaft von 1985 war Ottmar Hitzfeld, der später zu Borussia Dortmund und Bayern München wechselte. Das Stadion Brügglifeld mit 8000 Sitzplätzen liegt auf dem Gemeindegebiet von Suhr. Es soll in wenigen Jahren durch einen Neubau auf einem brach liegenden Industriegelände beim Bahnhof ersetzt werden.

Der Handballverein TV Suhr (bisher zweimal Schweizer Meister) spielt in Aarau in der Schachenhalle. Das Gebiet Schachen ist das sportliche Zentrum Aaraus: Neben einem Schwimmbad gibt es hier auch eine Pferderennbahn, auf der mehrmals im Jahr viel beachtete Rennen stattfinden.

Neben dem Fussballstadion Brügglifeld befindet sich eine überdachte Kunsteisbahn, im Gebiet Telli ein Hallenbad. Die ausgedehnten Wälder um Aarau sind beliebte Naherholungsgebiete. So befindet sich beispielsweise drei Kilometer südwestlich des Stadtzentrums der ganzjährig geöffnete Tierpark Roggenhausen.

Die ausgehfreudige Szene trifft sich in den Bars der Altstadt, im Kulturzentrum KiFF oder in den sechs Kinos der Stadt.

Partnerstädte

Partnerstädte Aaraus sind Neuchâtel, die niederländische Stadt Delft und die deutsche Stadt Reutlingen.

Literatur

  • Irma Hoseda / Christoph Schäppi: Aarau Stadt Architektur – Stadtentwicklung in zehn Schritten 1240-2001; ISBN 3-85502-700-5
  • Richard Buser: Schweizerischer Kunstführer Nr.576: Die Stadtkirche von Aarau; ISBN 3-85782-576-6

Weblinks