Podomorfos auf den Kanarischen Inseln

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Podomorfos sind in Felsen eingeschlagene oder eingeritzte Darstellungen von Fußsohlen. Sie wurden auf den Kanarischen Inseln an vielen Stellen, z. T. in großer Anzahl, gefunden. Es wird heute davon ausgegangen, dass sie von den Ureinwohnern der Inseln geschaffen wurden.

Podomorfos in der Zona Arqueológica Montaña de Tindaya

Wissenschaftliche Erforschung der Podomorfos

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Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts bemühte sich die Geschichtsforschung auf den Kanarischen Inseln hauptsächlich darum, die historischen Quellen zu überprüfen. Die schriftlichen Quellen, die über die Kanarischen Inseln vor der Zerstörung der Kultur der Ureinwohner berichten, erwähnen keine podomorphen Felsbilder. Sie wurden daher nur am Rand wahrgenommen. Abgezeichnete Petroglyphen, besonders die stark vereinfachten Fußdarstellungen, waren in den Sammlungen der Amateurarchäologen auch nicht so spektakulär wie Mumien, Schädel, Idolos oder Tonschüsseln. Darüber hinaus bestand bis in die 1970er Jahre verbreitet die Ansicht, dass die Petroglyphen, insbesondere die Schriftzeichen, aber auch die Podomorfos, nicht von den Ureinwohnern, sondern von Besuchern der Inseln stammten.[1] Es wurde auch angenommen, dass sie, ebenso wie andere Petroglyphen, besonders auf Lanzarote und Fuerteventura, erst nach der Ankunft der Europäer im 16. Jahrhundert entstanden sind.[2] Das führte dazu, dass die Petroglyphen auf den Kanarischen Inseln nur ein geringes Interesse in der historischen Forschung fanden. Die ersten beschreibenden und vergleichenden Studien sowie die Systematisierung der Petroglyphen aller Inseln, in einen Zusammenhang mit anderen archäologischen Funden, begannen erst zu Beginn der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts.[3]

Bei den Fußabbildungen gibt es eine große Zahl von Unterschieden im Bezug auf den Grad der Abstraktion und auf die Art der Wiedergabe der Zehen. Es werden sowohl einzelne Füße dargestellt, es gibt aber auch eindeutig als Fußpaare erkennbare Darstellungen. In einigen Fällen sind bis zu fünf Füße in einer Art Fries aneinandergereiht. Um eine genauere Beschreibung der unterschiedlichen Funde von Podomorfos zu ermöglichen wurden verschiedene Systeme der Klassifikationen vorgeschlagen.[4]

Typ C
Typ B
Typ A
Typ F
Typ E
Typ D
Typ I
Typ H
Typ G
  • Typ A: Fußpaar, Zehen als Flächen, vage Anlehnung an die Anatomie
  • Typ B: Fußpaar, Zehen als Striche, vage Anlehnung an die Anatomie
  • Typ C: Fußpaar, vereinfacht sehr vage Anlehnung an die Anatomie, ohne Zehen
  • Typ D: Fußpaar, stark schematisiert (abgerundete Rechtecke) ohne Zehen
  • Typ E: Fries aus mehreren Füßen oder Fußpaaren, stark abstrahiert, ungerade Anzahl möglich
  • Typ F: Einzelfuß, mehr oder weniger abgerundet, stark schematisiert, ohne Zehen
  • Typ G: Einzelfuß, abgerundete Form sehr vage Anlehnung an die Anatomie, mit Zehen
  • Typ H: Fußpaar, stark vereinfacht mit Zehen an beiden Seiten, unreale Zehenzahl
  • Typ I: Einzelfuß oder Paar, teilweise besser der Anatomie folgend, ohne Zehen

Technische Ausführung

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Da es auf den Kanarischen Inseln keine verwertbaren Erzvorkommen gibt, besaßen die Ureinwohner keine Metallwerkzeuge. Auf einigen Inseln wurden Obsidiane gefunden, die für die Bearbeitung von Steinflächen geeignet sind. Die meisten Petroglyphen wurden mit harten Steinen bzw. Steinsplittern hergestellt. Bei der Schlagtechnik (span. picado, percusión) werden mit einem spitzen Stein kleine Felsbröckchen aus der zu bearbeitenden Fläche herausgebrochen. Die einzelnen eingeschlagenen Punkte können nahe beieinander liegen, so dass sie Linien bilden. In einigen Fällen liegen die Punkte aber auch weiter auseinander es entstehen aber trotzdem optisch Verbindungen zwischen diesen Punkten. Mit diesem Verfahren lassen sich auch gebogene Linien darstellen. Bei der Ritztechnik (span. incisión) werden Linien in die zu bearbeitende Fläche eingeritzt. Auf diese Art sind gebogene Linien nicht so einfach auszuführen.[5] In einigen Fällen, z. B. bei einem Teil der Ritzungen der Piedra del Majo (Zonzamas),[6] wurden die eingeschlagenen oder eingeritzten Linien nachträglich durch Schaben nachgearbeitet.

Der Schwerpunkt der Fundstellen von Podomorfos auf den Kanarischen Inseln liegt, sowohl im Bezug auf die Menge der Fundstellen als auch auf die Anzahl der jeweiligen Darstellungen, auf den Inseln Fuerteventura und Lanzarote. Die Fundstelle mit der größten Anzahl von Podomorfos ist in der Montaña de Tindaya[7] auf dem Gebiet der Stadt La Oliva auf der Insel Fuerteventura. Es gibt dort mehr als 217 Umrisse von Füßen auf 52 Paneelen.[8] Weitere Fundstellen auf der Insel sind Tisajoire und Los Lajas (La Oliva); Castillejo Alto (Pájara); Pico de la Muda, Morro del Humilladero und La Majada del Sol (Betancuria); Las Peñitas (Vega de Río Palmas).[9] Auf Lanzarote ist in der Zona Arqueológica Zonzamas[10] auf der Piedra del Majo eine große Anzahl unterschiedlicher Podomorfos zu erkennen. Auch auf der Peña del Conchero sind eine Reihe dieser Darstellungen. Weitere Fundorte sind die Cueva Palomas (Femés), Peña de María Herrera (Haría) und Pozo de la Cruz (Yaiza).[11] Auf der Insel El Hierro wurden in der Zona Arqueológica de El Julan neben einer großen Anzahl anderer Petroglyphen auch Podomorfos gefunden.[12] Auf Gran Canaria gibt es Podomorfos im Barranco de Balos (Agüimes) und auf Teneriffa am Roque de Bento (Arona).[13]

Podomorfos erscheinen in verschiedenen Fällen zusammen mit anderen Petroglyphen auf einem Paneel. Dabei ist nicht sicher, dass sie auch gleichzeitig angelegt wurden. Das ist in einigen Fällen zweifelhaft, da die Podomorfos und andere Petroglyphen in unterschiedlichen Techniken hergestellt wurden. Ebenso finden sich Podomorfos einzeln oder in der unmittelbaren Umgebung von sonstigen archäologischen Fundstätten wie Gebäuden, Wohn- oder Beisetzungshöhlen.[14]

Um die Bedeutung der Podomorfos zu erklären sind weitere Untersuchungen im Bezug auf ihre Entstehung, ihre Lage, Anordnung auf den Flächen und den Zusammenhang mit anderen archäologischen Funden notwendig. Schlüssige Erklärungen können nach dem bisherigen Forschungsstand nicht gegeben werden.[15]

Einzelnachweise

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  1. Juan Álvarez Delgado: Inscripciones líbicas de Canarias : ensayo de interpretación líbica. J. Regulo, Santa Cruz de Tenerife 1964, S. 391 (spanisch, [1] [abgerufen am 24. Juli 2018]).
  2. María Antonia Perera Betancort, José de León Hernández: Nuevas estaciones de grabados rupestres de Lanzarote en relación con el contexto arqueológico de los majos. In: Francisco Morales Padrón (Hrsg.): XI Coloquio de Historia Canario-Americana : (1994). Ediciones del Cabildo Insular de Gran Canaria, Las Palmas de Gran Canaria 1996, ISBN 84-8103-139-9, S. 253 (spanisch, [2] [abgerufen am 7. September 2018]).
  3. Javier Soler Segura: Interpretando lo rupestre – visiones y significados de los podomorfos en Canarias. In: Manuel Santos Estévez, Andrés Troncoso Meléndez (Hrsg.): Traballos de Arqueoloxía e Patrimonio. Instituto de Estudos Galegos Padre Sarmiento, Santiago de Compostela 2005, ISBN 84-00-08374-1, S. 167 (spanisch, [3] [abgerufen am 6. September 2018]).
  4. Hans-Joachim Ulbrich: Die podomorphen Felsbilder von Lanzarote (Kanarische Inseln). In: Almogaren. Nr. 42, 2011, ISSN 1695-2669, S. 137 ([4] [abgerufen am 15. Februar 2017]).
  5. Renata Ana Springer Bunk: Die libysch-berberischen Inschriften der Kanarischen Inseln in ihrem Felsbildkontext. Köppe, Köln 2014, ISBN 978-3-89645-942-8, S. 6.
  6. Hans-Joachim Ulbrich: Die podomorphen Felsbilder von Lanzarote (Kanarische Inseln). In: Almogaren. Nr. 42, 2011, ISSN 1695-2669, S. 138 ([5] [abgerufen am 15. Februar 2017]).
  7. Consejería de Turismo, Cultura y Deportes: Grabados Rupestres de la Montaña de Tindaya. Bienes de Interés Cultural. Gobierno de Canarias, abgerufen am 26. Mai 2018 (spanisch).
  8. María Antonia Perera Betancort: Tindaya: reflexiones sobre una montaña agredida. In: Cuadernos del Guincho. Nr. 1, 1997, ISSN 2341-4294, S. 48–57 (spanisch, [6] [abgerufen am 5. September 2018]).
  9. María Antonia Perera Betancort: Las intervenciones rupestres de los maxies de Fuerteventura. (pdf) In: VII Congreso de Patrimonio Histórico. Inscripciones Rupestres y poblamiento del Archipiélago canario. Cabildo de Lanzarote, 2010, abgerufen am 11. Juni 2018 (spanisch).
  10. Consejería de Turismo, Cultura y Deportes: Zonzamas (queseras y construcciones ciclópeas). Bienes de Interés Cultural. Gobierno de Canarias, abgerufen am 26. Mai 2018 (spanisch).
  11. María Antonia Perera Betancort: Manifestaciones rupestres de los maxies de Lanzarote. (pdf) In: VII Congreso de Patrimonio Histórico. Inscripciones Rupestres y poblamiento del Archipiélago canario. Cabildo de Lanzarote, 2010, abgerufen am 11. Juni 2018 (spanisch).
  12. Consejería de Turismo, Cultura y Deportes: El Julan. Bienes de Interés Cultural. Gobierno de Canarias, abgerufen am 26. Mai 2018 (spanisch).
  13. Javier Soler Segura: Interpretando lo rupestre – visiones y significados de los podomorfos en Canarias. In: Manuel Santos Estévez, Andrés Troncoso Meléndez (Hrsg.): Traballos de Arqueoloxía e Patrimonio. Instituto de Estudos Galegos Padre Sarmiento, Santiago de Compostela 2005, ISBN 84-00-08374-1, S. 170 (spanisch, [7] [abgerufen am 6. September 2018]).
  14. Hans-Joachim Ulbrich: Die podomorphen Felsbilder von Lanzarote (Kanarische Inseln). In: Almogaren. Nr. 42, 2011, ISSN 1695-2669, S. 13 ff. ([8] [abgerufen am 15. Februar 2017]).
  15. Javier Soler Segura: Interpretando lo rupestre – visiones y significados de los podomorfos en Canarias. In: Manuel Santos Estévez, Andrés Troncoso Meléndez (Hrsg.): Traballos de Arqueoloxía e Patrimonio. Instituto de Estudos Galegos Padre Sarmiento, Santiago de Compostela 2005, ISBN 84-00-08374-1, S. 176 (spanisch, [9] [abgerufen am 6. September 2018]).
  • Javier Soler Segura: Interpretando lo rupestre – visiones y significados de los podomorfos en Canarias. In: Manuel Santos Estévez, Andrés Troncoso Meléndez (Hrsg.): Traballos de Arqueoloxía e Patrimonio. Instituto de Estudos Galegos Padre Sarmiento, Santiago de Compostela 2005, ISBN 84-00-08374-1, S. 165–178 (spanisch, [10] [abgerufen am 6. September 2018]).
  • Hans-Joachim Ulbrich: Die podomorphen Felsbilder von Lanzarote (Kanarische Inseln). In: Almogaren. Nr. 42, 2011, ISSN 1695-2669, S. 133–168 ([11] [abgerufen am 15. Februar 2017]).