Giuseppe Arconati Visconti

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Giuseppe Arconati Visconti

Giuseppe Arconati Visconti (* 9. April 1797 in Mailand; † 11. März 1873 ebenda) war ein italienischer Politiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arconati Visconti stammte aus einer italienischen Adelsfamilie und trug des Titel eines Marchese.[1][2][3][4] Er war ein Sohn des Carlo Arconati Visconti und der Teresa Trotti Bentivoglio.[5] Teresa Trotti (1765–1805), gebildet in Philosophie und Mathematik, eine fromme adlige[6] Dame, hatte 1784 den Marchese Carlo Arconati Visconti geheiratet.[7] Dieser wurde 1765 von Joseph II. zum kaiserlichen Kammerherrn ernannt; 1776 wurde er Dekurio von Mailand.[5] Mit seinen Mailänder Ratskollegen wurde er von den napoleonisch-französischen Invasoren nach Nizza deportiert.[7] Der Vater starb am 25. Mai 1816 im Alter von 64 Jahren in Mailand, in der Pfarrei S. Maria alla Porta, und wurde auf dem Friedhof von Monza beigesetzt.[8]

1818 heiratete Giuseppe Arconati seine Kusine[5] Costanza Trotti Bentivoglio (1800–1871). Deren Schwester Margherita Trotti di Bentivoglio[9] war mit Giacinto Provana di Collegno verheiratet.[2]

Der liberale Arconati Visconti war ein Gegner der österreichischen Herrschaft im Königreich Lombardo-Venetien. Da er 1821 an der Verschwörung gegen die Österreicher beteiligt war, war er wegen der Niederschlagung genötigt, im selben Jahr mit seiner Gattin zunächst nach Paris, dann nach Belgien zu fliehen, von wo aus er Beziehungen zu den italienischen Emigranten in der Schweiz unterhielt. Die habsburgische Justiz ging mit großer Härte gegen die Verschwörer vor: während Conte Luigi Porro Lambertenghi und dem Marchese Giuseppe Arconati die Flucht gelang, wurden Conte Federico Confalonieri, Giorgio Pallavicino sowie Conte Francesco Arese gemeinsam mit weiteren Dutzenden Patriziern inhaftiert und zum Tod verurteilt (die Urteile wurden von Kaiser Franz I. teilweise abgemildert, z. B. in Haftstrafen auf der Festung Spielberg).[10] Wegen Unterstützung italienischer Freiheitsbestrebungen wurde 1823 auch der Marchese Arconati Visconti in Abwesenheit von den Österreichern zum Tod verurteilt.[11][12]

Im belgischen Exil wurde, unweit von Brüssel, das Schloss Gaasbeek (Gaesbeck) des Ehepaares ein wichtiger Treffpunkt für italienische politische Flüchtlinge.[13] Der italienische Schriftsteller Giovanni Berchet arbeitete 1829 als Lehrer bei der Familie Arconati Visconti in Gaasbeek.[14] Es gab unter den italienischen Exilanten oft Richtungsstreitigkeiten über die politische Zukunft Italiens. So war Arconatis Ehefrau Costanza eine erbitterte Rivalin von Cristina Trivulzio Belgiojoso.[15] Mehrmals hielt Arconati sich kurz in der Schweiz auf: 1832 in den Bädern von San Bernardino und in Cadenazzo (für ein von Giuseppe Mazzini angeregtes Flüchtlingstreffen) und 1838 in Magadino mit Giovanni Arrivabene. 1839 kehrte er nach Italien zurück.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Urne. Jahrbuch für allgemeine Nekrologie, Band 1, 1876, S. 25 (books.google.de).
  2. a b Alfred von Reumont: Gino Capponi. Ein Zeit- und Lebensbild, 1880, S. 253 (books.google.de).
  3. Charles Capper: Margaret Fuller. An American Romantic Life, 2010, S. 340 (books.google.de).
  4. Meg McGavran Murray: Margaret Fuller, Wandering Pilgrim, 2010, S. 321.
  5. a b c Pietro Verri, Alessandro Verri: Carteggio di Pietro e di Alessandro Verri, Band 11, 1940, S. 302.
  6. Eleonora Rinuccini, Neri Corsini, Cristina Badon: Ti lascio con la penna, non col cuore lettere di Eleonora Rinuccini al marito Neri dei principi Corsini, 1835–1858, 2012, S. 279.
  7. a b Alessandro Manzoni, Giovanni Sforza, Giuseppe Gallavresi: Carteggio di Alessandro Manzoni, Band 1, 1912, S. 228.
  8. Vincenzo Forcella: Iscrizioni delle chiese e degli altri edifici di Milano dal secolo VIII ai giorni nostri, Band 10, 1892, S. 141.
  9. Carlo Agliati: "Collegno, Giacinto Provana di", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15. Januar 2004, übersetzt aus dem Italienischen. (Abgerufen am 6. Juli 2023.)
  10. Gabriele B. Clemens: Geschichte des Risorgimento. Italiens Weg in die Moderne (1770–1870). 2021, S. 78.
  11. Mendelssohn Studien. Band 15, 2007, S. 282.
  12. Österreichischer Beobachter, Ausgabe 1, 1824, S. 123.
  13. Waltraud Weidenbusch: Das Italienische in der Lombardei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Schriftliche und mündliche Varietäten im Alltag. 2002, S. 211 (books.google.de).
  14. Waltraud Weidenbusch: Das Italienische in der Lombardei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Schriftliche und mündliche Varietäten im Alltag. 2002, S. 50 (books.google.de).
  15. Gabriele B. Clemens: Geschichte des Risorgimento. Italiens Weg in die Moderne (1770–1870). 2021, S. 89 (books.google.de).