Falcon Eye 1

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Falcon Eye 1
Land: Vereinigte Arabische Emirate Vereinigte Arabische Emirate
Betreiber: Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate
Missionsdaten
Masse: 1197 kg[1]
Start: 11. Juli 2019, 01:53 UTC
Startplatz: Raumfahrtzentrum Guayana
Trägerrakete: Vega
Status: zerstört
Bahndaten
Bahnhöhe: 611 km SSO (Planung)[1]

Falcon Eye 1 („Falkenauge 1“) war ein Erdbeobachtungs- und Aufklärungssatellit der Vereinigten Arabischen Emirate. Er wurde beim Startversuch mit einer Vega-Rakete am 11. Juli 2019 zerstört. Es handelte sich um den ersten Fehlstart der in Italien hergestellten Rakete nach vierzehn erfolgreichen Starts.[2] Mit 369 Millionen Euro Schadenssumme ist es auch der bislang teuerste Versicherungsfall in der Geschichte der Raumfahrt.[3][4]

Falcon Eye 1 war eine Weiterentwicklung der französischen Pléiades-Erdbeobachtungssatelliten. Wie diese wurde er von Airbus Defence and Space auf Basis des Satellitenbusses AstroSat-1000 gebaut. Die Nutzlast – ein Kamerasystem mit einer Auflösung von 70 Zentimetern bei einer Beobachtungsbreite von 20 Kilometern – stammte von Thales Alenia Space.[2][5]

Der AstroSat-Bus verfügt über vier mit Hydrazin betriebene Kleintriebwerke und drei Solarmodule zur Stromversorgung.[5] Falcon Eye 1 war für fünf Jahre Betriebsdauer ausgelegt.[6]

Es existiert ein baugleicher Schwestersatellit Falcon Eye 2, der Ende 2019 ebenfalls mit einer Vega starten sollte,[7] dann jedoch auf einen späteren Flug mit einer Sojus-ST umgebucht wurde.[8]

Der Vega-Flug VV15 mit Falcon Eye 1 hob planmäßig am 11. Juli 2019 um 3:53 Uhr MESZ vom Raumfahrtzentrum Guayana ab. Danach sollte der Satellit in eine sonnensynchrone Umlaufbahn in 611 Kilometern Höhe gebracht werden.[2]

Der Flug verlief zunächst problemlos. 131 Sekunden nach dem Start beziehungsweise 14 Sekunden nach der Zündung des Z23-Feststofftriebwerks der zweiten Raketenstufe kam es an dem Triebwerk zu einem „plötzlichen heftigen Ereignis“. Infolgedessen trennte sich die zweite Stufe vom Rest der Rakete, die nun ohne Antrieb war und vom Kurs abkam. Knapp vier Minuten nach dem Start und in mehr als 400 Kilometer Entfernung von der Küste wurde sicherheitshalber eine Selbstzerstörung der Rakete eingeleitet.[9][10]

Reaktionen auf den Fehlstart

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In einer ersten schriftlichen Stellungnahme gab die Vega-Betreiberin Arianespace bekannt, kurz nach dem Zünden der zweiten Stufe sei eine „Anomalie“ aufgetreten. Gemeinsam mit der ESA werde eine Kommission zur Untersuchung des Unfalls eingerichtet.[11]

Giulio Ranzo, CEO des Raketenherstellers Avio, entschuldigte sich in einer Videobotschaft bei seinen Kunden und Aktionären. Eine Untersuchung des Vorfalls sei gemeinsam mit der ESA, Arianespace und der französischen Raumfahrtbehörde CNES eingeleitet worden.[12]

Major Muhammad Nasser al-Ahbabi, Generaldirektor der Raumfahrtbehörde der Emirate, zeigte sich zuversichtlich für das Raumfahrtprogramm seines Landes und bestätigte den geplanten Starttermin von Falcon Eye 2 mit einer weiteren Vega-Rakete.[7] Später wurde dieser Start allerdings auf eine Sojus-Rakete umgebucht.

Unfallursache und -folgen

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Was genau mit dem Triebwerk der zweiten Raketenstufe passierte, konnte nicht ermittelt werden. Wahrscheinlichste Ursache war laut Untersuchungsbericht vom 5. September 2019 ein „thermisch-strukturelles Versagen“ am vorderen Ende des Triebwerks, das heißt ein Durchbrennen durch das Triebwerksgehäuse an dem Ende der zweiten Raketenstufe, das mit der dritten Stufe verbunden ist. Es wurden eine Überprüfung dieser Annahme durch Tests sowie „Korrekturmaßnahmen an allen Teilsystemen, Prozessen und Ausrüstungsgegenständen“ angekündigt. Zwei für das Jahr 2019 geplante Vega-Starts – die erste eigene Rideshare-Mission der Arianespace und der Start von Falcon Eye 2 – wurden auf 2020 vertagt.[9][4]

Der Start des baugleichen Schwestersatellits Falcon Eye 2 verzögerte sich zunächst wegen der Unfallfolgen und wurde dann auf eine Sojus-ST-Rakete umgebucht. Eine weitere Verspätung entstand durch die vorübergehende Schließung des europäischen Weltraumbahnhofs wegen der COVID-19-Pandemie in Frankreich. Durch den Raketenwechsel blieb den Vereinigten Arabischen Emiraten ein weiterer Verlust erspart, denn der zwischenzeitlich vorgesehene Vega-Flug VV17 erlitt am 16. November 2020 ebenfalls einen Fehlstart. Falcon Eye wurde schließlich am 2. Dezember 2020 in seine vorgesehene Umlaufbahn befördert.[13]

Einzelnachweise

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  1. a b VV15 – Falcon Eye 1. (PDF; 0,3 MB) Arianespace, Juli 2019, abgerufen am 15. Juli 2019 (englisch).
  2. a b c Stephen Clark: UAE military satellite lost in Vega launch failure. In: Spaceflight now. 11. Juli 2019, abgerufen am 15. Juli 2019 (englisch).
  3. Munich Re among insurers for Vega rocket, UAE satellite. Reuters, 12. Juli 2019, abgerufen am 15. Juli 2019 (englisch).
  4. a b Caleb Henry und Brian Berger: Arianespace aims to return Vega to flight in early 2020 after investigation pins July failure on rocket’s second stage. In: Spacenews. 5. September 2019, abgerufen am 5. September 2019.
  5. a b Falcon Eye 1, 2. In: Gunter’s Space Page. Abgerufen am 15. Juli 2019 (englisch).
  6. UAE to launch Falcon Eye satellite in July. In: The National. 27. Juni 2019, abgerufen am 15. Juli 2019 (englisch).
  7. a b Janice Ponce de Leon: UAE’s space programme: ‘UAE to come back stronger with the launch of Falcon Eye 2 soon’. In: Gulf News. 14. Juli 2019, abgerufen am 15. Juli 2019 (englisch).
  8. Caleb Henry: UAE’s Falcon Eye 2 satellite switched from Vega to Soyuz. Spacenews, 13. Januar 2020.
  9. a b Vega Flight VV15: Findings of the Independent Inquiry Commission’s investigations. Arianespace, 5. September 2019, abgerufen am 5. September 2019.
  10. Facebook-Beitrag des Raumfahrtzentruns Guayana, 12. Juli 2019 (französisch).
  11. Arianespace announced today, July 11, 2019, the failure of Flight VV15 carrying the FalconEye1 satellite. Arianespace, 11. Juli 2019, abgerufen am 15. Juli 2019 (englisch).
  12. Vega Flight VV15: Giulio Ranzo CEO of Avio. (YouTube-Video) Avio, 11. Juli 2019, abgerufen am 15. Juli 2019 (englisch).
  13. Stephen Clark: Soyuz rocket launches Emirati military satellite after lengthy delay. Spaceflight Now, 2. Dezember 2020.