Diskussion:Meister Eckhart/Archiv/2004

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Letzter Kommentar: vor 16 Jahren von Deus et esse idem. in Abschnitt Interreligiöser Dialog / Buddhismus
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Interreligiöser Dialog / Buddhismus

Ich bin leider kein Eckhart-Experte, meine aber, dass Meister Eckhart im Interreligiösem Dialog mit dem Buddhismus eine Rolle spielt, da es in seiner Lehre Ähnlichkeiten mit dem Achtfachen Pfad gäbe. Kann mir da jemand begrifflich auf die Sprünge helfen ? - Ich denke, dass es ein interessanter Zusatz für den Artikel ist. --sputnik 20:51, 22. Jul 2004 (CEST)

Oh nein, woher sollen denn der Buddhismus und Meister Eckhart von einander erfahren haben. Ich kann auch keine Ähnlichkeit erkennen. Das Ausschalten von Gefühlen, um Leid zu überwinden, spielt bei M. E. keine Rolle. Christoph Kühn 13:51, 26. Jul 2004 (CEST)
Na, da haben wir ja einen fundierten Buddhismus-Kenner am Wort ;-) ("Das Ausschalten von Gefühlen, um Leid zu überwinden, spielt bei M. E. keine Rolle") Tatsächlich geht es bei den 'Ahnungen' von Meister Eckhart und von den mystischen Formen des Buddhismus, namentlich Zen um das Transzendieren von Konzepten und Vorstellungen und den freien Blick des Herzens auf die Welt und DAS, dessen Manifestation sie ist. --Gakuro 10:48, 26. Aug 2005 (CEST)
Es gibt sehr wohl gute Wahrscheinlichkeiten für eine zumindest indirekte Verbindung zwischen dem Buddhismus und Meister Eckhart. Alexander der Große schuf ein Reich bis an die indische Grenze, wobei es in Baktrien und Gandhara zu einer jahrhundertelangen Durchdringung von indischem und griechischem Geist kam. Viel entscheidender für eine Verbindung zum Christentum und zu Meister Eckhart ist jedoch das ägyptische Alexandria in dem Reich des Alexandernachfolgers und Diadochenkönigs Ptolemäus. Alexandria war in den Jahrhunderten um die Zeitenwende das geistige Zentrum des östlichen Mittelmeerraumes, dort entstand die erste Universität im modernen Sinne mit den besten Bibliotheken des Altertums. So ist überliefert, dass Ptolemaios I. einen Brief an alle Könige und Herrscher der Erde geschrieben und sie aufgefordert habe, ihm die Werke jedweder Autoren zu schicken: Dichter und Prosaiker, Rhetoren und Sophisten, Ärzte und Weissager, Historiker „und alle anderen auch“ (M. Clauss, Alexandria, Stuttgart 2003, S. 97). Von Ptolemaios III., einem Zeitgenossen des indischen Kaiser Asokas, ist bekannt, dass er den Befehl gab, alle einlaufenden Schiffe zu durchsuchen, die dabei gefundenen Bücher zu konfiszieren, um sie abschreiben zu lassen und den Eigentümern schließlich anstelle des Originals die Kopie auszuhändigen. In der sogenannten Alexandrinischen Schule wurde dabei in der Philosophie praktisch als geistige Widerspiegelung des aus verschiedenen Reichen und Kulturen geschaffenen Großreiches von Alexander griechische Philosophie mit jüdischem Gedankengut und orientalischen Elementen verbunden. Wegweisend war hier u.a. der Jude Philon. Zu diesen orientalischen Elementen gehört dann wohl auch der Buddhismus, denn umgekehrt war der indische Kaiser Asoka derjenige, der für die Verbreitung des Buddhismus auch über sein Großreich hinaus sorgte. In seinem XIII. Felsenedikt werden fünf außerindische Herrscher genannt, mit denen der Kaiser in Verbindung stand: Antiochos II. von Syrien, Ptolemaios II. von Ägypten, Antigonos von Makedonien, Magas von Cyrene und Alexander von Epirus (H.-W. Schumann, Der historische Buddha – Leben und Lehre des Gotama, München 1988, S. 23). Bei der religiösen Toleranz von Griechen und Indern, die ganz im Gegensatz zu dem Religionsverständnis der semitischen Völker stand, wäre es bei den engen damaligen Handelsbeziehungen zwischen den Diadochenreichen und den Indern ein Wunder gewesen, wenn die Religionen und Philosophien nichts voneinander gewusst hätten. In Alexandria entstand im dritten Jahrhundert n. Chr. dann aus der Alexandrinischen Schule heraus der Neuplatonismus als dem letzten großen philosophischen System der Griechen. Als eigentlicher Begründer gilt Plotin (205-270 n.Chr.). Dieser schloss sich im Jahre 242 dem Bericht seines Schülers Porphyrios zufolge einem gescheiterten römischen Feldzug nach Persien an, mit dem ausdrücklichen Wunsch die persische und indische Philosophie näher kennenzulernen. H. J. Störig schreibt in seiner „Kleine[n] Weltgeschichte der Philosophie“, dass die neuplatonische Mystik der vorangegangenen griechischen Philosophie fremd war, „dagegen der Grundstimmung der indischen Philosophie zutiefst wesensverwandt“ (Frankfurt/M. 1988, S. 205). Doch was hat Meister Eckhart mit dem Neuplatonismus zu tun? Sehr viel, denn seine negative Theologie ist durch und durch neuplatonisch geprägt. Bei Meister Eckhart wird das personale Gottesbild zugunsten des neuplatonischen Einen überwunden. Eckhart sagt in Predigt 2 (Diogenes-Ausgabe von Quint): „Dies ist leicht einzusehen, denn dieses einige Eine ist ohne Weise und ohne Eigenheit. Und drum: Soll Gott je darein lugen, so muss es ihn alle seine göttlichen Namen kosten und seine personhafte Eigenheit; das muss er allzumal draußen lassen, soll er je darein lugen“. Meister Eckharts Schüler Heinrich Seuse nennt dabei als „Kern der Heiligen Schrift“ (H. Seuse, Das Buch der Wahrheit, hg. v. L. Sturlese, R. Blumrich, Hamburg 1993, S. 5) etwas, was gar nicht in der Bibel enthalten ist, nämlich einen Auszug aus einer Schrift des Neuplatonikers Dionysius, in der es heißt, „dass die Natur des genannten einfachen Seins endlos, unermesslich und unbegreiflich für alles kreatürliche Denken ist“ (Seuse, S. 7). Bei Meister Eckhart sind nun keine speziellen Ausdrücke oder Begriffe der buddhistischen Lehre zu finden, aber die Grundorientierung ist dieselbe. Das kreatürliche und persönliche Sein des Menschen wird bei Eckhart nicht nach der Welt und nach dem Tod „gerettet“, um in der Zeit mit einem personalen, erkannten und definierten Gott ewig in einem Gegenüber zu existieren, davon findet sich bei ihm kein Wort. Das kreatürliche Sein des Menschen ist bei Eckhart nur so etwas wie ein platonischer „Schatten“, eine Kantische „Erscheinung“ oder eine buddhistische „Illusion“, d.h. Eckhart bezeichnet das kreatürliche Sein des Menschen als „Nichts“. In Predigt 37 (Quint) heißt es: „Er [Paulus] sah Gott, wo alle Kreaturen nichts sind. Er sah alle Kreaturen als ein Nichts, denn er(= Gott) hat aller Kreaturen Sein in sich. Er ist ein Sein, das alles Sein in sich hat.“ In seinem kreatürlichen, getrennten Sein muss der Mensch auf einem geistigen Weg zunichte werden, um mit etwas Ungenannten, Unvorstellbaren und Einheitlichen zu verschmelzen, ganz nach seiner Aussage: „Du sollst ihn lieben wie er ist ein Nicht-Gott, ein Nicht-Geist, eine Nicht-Person, ein Nicht-Bild, mehr noch: wie er ein lauteres, reines, klares Eines ist, abgesondert von aller Zweiheit. Und in diesem Einen sollen wir ewig versinken vom Etwas zum Nichts. Dazu verhelfe uns Gott. Amen.“ (Predigt 42, Quint). Ist Gott damit dem „Ding an sich“ von Kant und dem buddhistischen Nirvana gleichzusetzen? Das können wir dem Kern der negativen Theologie zufolge nicht sagen, denn auch diesem kreatürlichen und begrifflichen Denken entzieht sich das wahre Eine. --Einheit 08:49, 31. Mai 2006 (CEST)

Hallo Christoph! ;-) Da ist wohl ein Missverständnis aufgetreten: Meister Eckhart spielt erst heute im interrelligiösen Dialog eine Rolle. Es ist wohl auch eine Analogie und ganz sicher keine abgekupferte Entwicklung. Leider habe ich noch keine Quellen zur Hand. - Ich hoffe ich finde bald mehr heraus! Die Stellen auf die sich der Dialog stüzt sind hier auch noch nicht erwähnt. Es muss eine Stufenlehre geben... (Ich hoffe ich irre mich nicht: Quellen suche ich noch!). Ich war mal für kurze Zeit in einem buddhistisch-christlichen Newsletter daher stammt das noch nicht verifzierte Wissen... Gruß und Dank für die Reaktion! --sputnik 20:19, 27. Jul 2004 (CEST)

Aus meiner Sicht sollte solch ein Bezug auf die Lehren des Buddhismus (und anderer östlicher Weisheitslehren) auf jeden Fall in diesen Artikel. Überhaupt fehlt eine Bewertung des 'Mystikers' Eckhart komplett. Das hat aber nichts mit Dialog oder Theologie zu tun. Heutige Mystiker - wie der Zen-Meister Willigis Jäger - betrachten Eckhart als einen der wichtigsten Mystiker Europas, dessen Lehren aus der direkt mystischen Schau und nicht von überlieferten Texten geprägt ist. Wenn mir niemand widerspricht will ich so einen Abschnitt in den nächsten Tagen hier noch einfügen (oder mich daran freuen, falls es bis dahin jemand schon gamcht hat) -- Thomas M. 15:32, 14. Jun 2005 (CEST)

Andere Autoren wie Kurt Flasch und Norbert Winkler haben seine rationale, an der Pariser Scholastik geschulte Denkweise betont und M.E. gerade erst aus dem "mystischen Strom" befreit. Wenn Du dahin zurück willst, dann begründe bitte auch an seinen Schriften, was bei M.E. überhaupt mystisch ist. Ich weiß es bis heute nicht. Ich würde es für angebracht halten, zwischen Werk und Wirkung zu unterscheiden - zweifelsohne fühlen sich Mystiker wie Pater Willigis von M. E. sehr angesprochen. --Christoph Kühn 15:51, 15. Jun 2005 (CEST)15:50, 15. Jun 2005 (CEST)

hallo, gerade mal geschaut, was über eckhart hier steht und auf diese diskussions-seite gekommen. hilfreich, wenn es um literatur über eckhart geht, ist zunächst die "bibliographie zu meister eckhart" von niklaus largier, freiburg 1989. eine neuere und sehr lesenswerte lektüre, die den begriff der mystik thematisiert und neu verortet, ist das buch von reinhard margreiter "erfahrung und mystik", akademie-verlag 1997. in fragen der ähnlichkeiten mit östlichem gedankengut liest man gut die ostler selber, z.b. shizuteru ueda. aber auch alois maria haas hat sich dazu geäußert, (deutsche vierteljahrschrift für literaturwissenschaft und geistgeschichte, nr. 58.) lohnenswert auch: "grundstrukturen mystischen denkens" von christian steineck, königshausen & neumann 2000. gruß - undundund --213.6.9.165 23:55, 25. Aug 2005 (CEST)

Also die Tatsache, dass Meister Eckhard auch von (östlichen)Zenbuddhisten gelesen und "verstanden" wird, spricht für eine Gemeinsamkeit mystischer Erfahrung -i.S. der Erfahrung des Themas(Gott, Erlösung) der Religion anstelle des Redens über das Thema- auf der ganzen Welt. Was an den paradoxen, immer wieder auf das Empfinden der Zuhörer gerichteten Aussagen Eckhardts "rational und nicht mystisch" sein soll, dass würd ich gern wissen.................... 85.74.167.114 19:53, 17. Okt 2005 (CEST)

Dann schau Dich mal in seinen lateinischen Schriften um, den quaestiones, dem Johanneskommentar u.v.m. Diese Schriften sind ebenso systematisch und rational angelegt wie Arbeiten von Thomas, Albertus oder Petrus Lombardus. Christoph Kühn 16:36, 15. Dez 2005 (CET)
Man kann auch Mystiker sein und trotzdem auf eine Weise schreiben, die das unmittelbar Erlebte in einer der ratio einsichtigen und systematisch erscheinenden Weise darstellt. --Deus et esse idem. 01:18, 27. Nov. 2007 (CET)