Diskussion:Dünnwalder Wald

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Letzter Kommentar: vor 9 Jahren von Elop
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Ich halte die Seltenheit der Stechpalme in den Wäldern der Region für ein Gerücht. Im nahen bergischen Land kenne ich ohne Übertreibung hunderte von Waldstücken, wo Ilex in Massen wächst. 84.62.60.63 19:25, 17. Aug 2006 (CEST)

Das mag sein, hab das aus einem Buch übernommen, das vielleicht nicht mehr ganz up to date ist. Hab jetzt die Stechpalme vorsichtshalber rausgenommen. Geisterbanker 20:24, 17. Aug 2006 (CEST)


Der Dünnwalder Wald hat bei genauerem Hinsehen viel mehr zu bieten: Nach der hist. Kartenlage war er um 1825/27 ein großes, bis nach Schlebusch-Sand und Manfort reichendes Heideareal mit einzelnen Waldflecken. Während der Westteil (Hornpott) wohl von trockenen (atlantischen?) Calluna- sowie Besenginterheiden dominiert war, wurde die Mitte durch ausgedehnte Quell- und Bachschwinde-Moore und -Sümpfe belegt. Im Nordosten des heutigen Waldes (Waldschule/Hoppersheide/Seelsheide) lagern große Flugsanddünen über dem devonischen Verwitterungslehm bzw. dem tertiären Untergrund auf, der nach Westen hin infolge Tektonik "abtaucht". Dort wo der Lehm ansteht stockt schöner Buchenwald (in den 50er Jahren war örtlich noch gut eine ehem. Niederwaldnutzung zu erkennen; die alten Seelsheider (Teilort von GL.-Schildgen) nannten den Bereich "de Stöckches"). Die von Lehm und Tonen unterlagerten Sanddünentäler waren teilweise von natürlichen "Heideweihern" bedeckt. Diese Weiher wurden zum Teil trockengelegt, zum Teil für die Teichwirtschaft ertüchtigt; dem Unterzeichner wurde von Ortskundigen berichtet, dass bei den Teichen eine Wechselnutzung (6 Jahre Teich - 3 Jahre Acker bzw. Grünland) statt gefunden habe. Während ein Großteil der historischen Teichböden am Rand von Schildgen überbaut worden ist, liegt noch ein intakter alter Weiher (rekonstruiert in den 1930er Jahren) in einem Privatgrundstück am Hoppersheider Busch (akut durch Grundwasserabsenkung infolge Kanalisation im Einzugsgebiet gefährdet). Beim Gasthaus "Nittum", südlich der "Waldschule" sowie bei dem kleinen NSG "Nittum-Hoppersheider Bruch" südwestl. Nittum finden sich noch die großen Dämme von drei Weihern; der letztere ist als "Oligsweiher" sogar in die lokale Sagenwelt eingegangen. In den 1950er Jahren fand der Unterz. noch ausgeprägte Faulbaum-Niederwälder ("Pulverholz") vor, die bis heute restlos zu Feuchtem Stieleichen-Birkenwald im Sinne v. Hochwald "durchgewachsen" sind. Der Mittelteil wird von drei kleinen Wasserläufen durchzogen: dem Katterbach, in dessen Talmulde die Forstwirtschaft eine erfolgreiche Umwandlung von Fichtenforst in Auwald-artige Bestände gelungen ist; dem Hoppersheider Bach (hist. Nittumer Bezeichnung: Kuhlochsbach), der die Weiher gespeist hatte und einem anmoorigen Bach mit auffallenden Eisen-Ausflockungen, der lt. Dt. Grundkarte als "Hormelsgraben" bezeichnet wird. Zahlreiche verfallene weitere Gräben bezeugen frühere Versuche, die zentralen Wald-Feuchtgebiete trockenzulegen. Die Bachläufe zeigen in ihrem Verlauf einen auffallenden Wechsel von Versickerungszonen und Quellhorizonten, bis sie vor Dünnwald endgültig - mit großen farnreichen Bachschwinden ausgestattet - in den Rheinsanden versiegen. Es drängt sich die Annahme auf, dass für diesen Wechsel tektonische Vorgänge am Rand der Rheinebene verantwortlich sind. -

Von früheren Nutzungen zeugen außer Niederwald und Teichwirtschaft noch historische Feldstandorte, die mit Wald umstellt waren und auf Grund ihrer Klimagunst als "Maikammer" bezeichnet wurden. Am "Kuhlochsbach" sind zudem noch flache anmoorige Mulden zu erkennen, die mit einiger Sicherheit der Rasenerzgewinnung dienten (vgl. Rennweg (von Rennöfen) im naturräumlich ähnlichen Königsforst!). Dieser Forstort wurde von den Nittumern noch um 1962 "Isebornsheid" genannt. Der Dünnwalder Wald ist durch eine interessante atlantisch geprägte Waldsituation gekennzeichnet, mit ungewöhnlich üppigen Brombeerbeständen im Nordteil, modellhaft kleinen Birken- und Erlenbrüchern - wovon der markanteste Biotoptyp das sog. Lehmige Bruch zwischen Lev.-Waldsiedlung und Scherfenbrand ist - , einer deutlichen und vitalen Torfmoosbildung in aufgelassenen Tümpeln und Quellgräben, zumindest noch in 1987 vereinzelte versteckt liegende größere Gruppen des Königsfarns (Osmunda regalis) sowie sehr wüchsige weitere Farnbestände, besonders gut klimmende Geißblattbestände usw. - Die in der Diskussion (s.o.) angesprochenen Ilexvorkommen finden sich verstärkt in den ost-nordöstlichen Teilen des Waldgebietes.

Besonders auffallend ist die Singvogel-Siedlungsdichte (Unterholzreichtum, feucht-mildes Klima). In den 1950er bis 70er Jahren war der Wald noch sehr reich an Amphibien und Reptilien: Neben Erdkröte, Gras- und Grünfrosch war bei Nittum die Geburtshelferkröte, örtlich auch die Kreuzkröte verbreitet. - in den reliktischen Niederwaldpartien im Nordosten fand der Unterz. zahlreiche Ringelnattern; auf den kleine Heideflächen zudem Zauneidechse und Blindschleiche.- Der Nordteil des Waldes - Bereich Scherfenbrand/Freudenthal - wird in Hanglagen durch Hainsimsen-Buchenwald, örtl. durch "reichere" Buchenwaldgesellschaften in Hanglage geprägt und in der Dhünn-Aue durch einen "kleinen aber feinen" Hartholzauewald abgeschlossen der von der Dhünn mit ihren Altarmen begrenzt wird. Dieser Forstort trug/trägt die Bezeichnung "Buchholz". - Kuriosum: Auf einem schmalen Feld zwischen dem Wald und der Dhünn bei Hummelsheim traf der Verf. am 12. Mai 2004 revierzeigende Kiebitze (!) an.

Zwar ist der Dünnwalder Wald ein - im Vergleich zum Königsforst - kleines und zudem verinseltes Waldgebiet, jedoch hat er noch einige Spuren der Kulturgeschichte einer Landschaft bewahrt, die sich früher vom Siebengebirge bis nach Duisburg erstreckte ("Rechtsrheinische Heideterrasse") und wie kaum eine andere Landschaft in Deutschland ihr ursprüngliches Bild eingebüßt hat.

Zu Quellen: Umfassende Mitt. des Architekten Dipl Ing. Heinrich Hartmann(+), mdl. v. 1962 bis 1968; Kombüchen, Peter: div. heimatgeschichtliche Aufsätze sowie mdl. Mitt.; Schildgen, 1962; Landesvermessungsamt NRW: Nachdruck der "Kartenufnahme der Rheinlande", (v. Müffling; 1824/25) sowie Beob. d. Verf. von 1955 bis 1969; 1979, 1984, 1987, 1994; 2004; 2010; Bendel, Joh.: "Der Lkrs. Mülheim am Rhein" u.a. (nicht signierter Beitrag von 83.137.71.243 (Diskussion) 7. Dez. 2010, 21:24), geändert zuletzt am 02.03.2015; IP identisch mit Benutzer:Radulf47 - nachsigniert --Elop 13:43, 3. Mär. 2015 (CET)Beantworten


Danke für die ausführlichen Infos. Wenn das jemand noch auf enzyklopädische Form bringen und dann in den Artikel integrieren würde, wäre ich sehr dankbar, da ich in der nächsten Zeit wohl zu faul dafür bin. Mfg --Geisterbanker 13:35, 21. Nov. 2006 (CET)Beantworten
Die Mailadresse dürfte nicht mehr gültig sein (ehemaliger Arbeitgeber), Ralf kann aber über Benutzer:Radulf47 erreicht werden (Mailfunktion oder Disk). --Elop 17:18, 4. Jun. 2013 (CEST)Beantworten