Benutzerin:Emmy Sophie/Lexikologie

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Die Lexikologie (auch: Wortlehre, Wortkunde, Wortschatzuntersuchung) ist der Teilbereich der Sprachwissenschaft, der sich mit Wörtern und dem Wortschatz beschäftigt.[1] Es geht um die interne Bedeutungsstruktur sprachlicher Ausdrücke und um die Zusammenhänge zwischen einzelnen Wörtern (Lexemen).[2]

Geschichte der Lexikologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Befassung mit dem Wortschatz der Sprache hat eine längere Tradition, speziell Arbeiten zum angrenzenden Bereich der Lexikografie findet man z.B. in der Renaissance.[3] Die ersten erhaltenen Dokumente zur Wortschatzforschung sind sogar noch älter, so findet man bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. sumerisch-akkadische Wörterlisten, die nach Sachgruppen geordnet sind.[4]

Weitere Vorläufer der Lexikologie sind die Wortfeldforschung der 1930er Jahre sowie die Wörter-und-Sachen-Forschung des frühen 20. Jahrhunderts. Andere Disziplinen wie die Etymologie und die die Semasiologie, die sich ebenfalls mit Wörtern befassen, haben eine noch längere Tradition.[5]

Erst seit den 1950er Jahren ist die Lexikologie innerhalb der Linguistik eine eigenständig agierende Disziplin.[6] In der germanistischen Linguistik setzt sich in den 1970er und 1980er Jahren durch, statt von Wortfeldforschung von Lexikologie zu sprechen.[7]

(mehr Details?

  • Peter Rolf Lutzeier: Der Status der Lexikologie als linguistische Disziplin. In: D. Alan Cruse, Franz Hundsnurscher, Michael Job (Hrsg.): Lexikologie/Lexicology: An International Handbook on the Nature and Structure of Words and Vocabularies. Halbband 1. Mouton de Gruyter, Berlin 2002, ISBN 978-3110113082, S. 1-14.
  • Schippan, Thea: Der Gang der lexikologischen Forschung II: Das Erwachen der Disziplin. In: D. Alan Cruse, Franz Hundsnurscher, Michael Job (Hrsg.): Lexikologie/Lexicology: An International Handbook on the Nature and Structure of Words and Vocabularies. Halbband 1. Mouton de Gruyter, Berlin 2002, ISBN 978-3110113082, S. 68-77.)

Zentrale Fragestellungen und Konzepte der Lexikologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schwerpunkt der Lexikologie ist die Beschäftigung mit dem Wortschatz von menschlichen Sprachen. Die kleinste Einheit des Wortschatzes wird in der Lexikologie Lexem oder lexikalische Einheit genannt. Lexikologen verwenden in der Regel Lexem statt Wort, weil der Terminus Lexem auch ganze Phrasen umfassen kann, die eine Bedeutungseinheit bilden (wie z.B. auf dem Holzweg sein) und auch Teil des menschlichen Wortschatzes sind. Die Lexikologie betrachtet neben dem Wortschatz auch seine Bestandteile, einschließlich Wörtern und Wortbestandteilen.[8]

Die Lexikologie untersucht die Bestandteile einer Sprache (spezielle Lexikologie) oder von Sprache allgemein (allgemeine Lexikologie) und versucht, zwischen den einzelnen lexikalischen Bestandteilen (das sind Morpheme, Wörter und feste Wortgruppen) Beziehungen und Regeln festzustellen. Im Rahmen der Quantitativen Linguistik hat sich die Quantitative Lexikologie[9][10] etabliert, die versucht, die Gesetzmäßigkeiten von Struktur und Wandel des Lexikons (zum Beispiel das Martinsche Gesetz) und seiner Verwendung in Texten zu erforschen.

Teilbereiche der Lexikologie und benachbarte Disziplinen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Je nachdem, wie weit oder eng der Aufgabenbereich der Lexikologie gefasst wird, werden verschiedene Disziplinen entweder als Teilbereiche der Lexikologie oder als Nachbardisziplinen aufgefasst.

Teilbereiche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einigkeit besteht weitgehend darüber, dass die Wortschatzkunde und die Analyse der Wortbedeutung (lexikalische Semantik) Kernbereiche der Lexikologie sind. Über weitere Bereiche ist man uneins. So fassen einige Linguisten unter Lexikologie auch die Wortbildung.[11] Weitere Linguisten betrachten neben der Wortbildung zusätzlich noch die Phraseologie, d.h. die Analyse fester Wortgruppen, als Teilbereich der Lexikologie. Ferner werden die Onomasiologie, die Bezeichnungslehre, und die Semasiologie, die Lehre der Wortbedeutungen im Kontext, auch als Teilbereiche der lexikalischen Semantik und damit als relevante Bereiche für die Lexikologie gesehen.[12] Andere Linguisten wiederum schließen Wortbildung und Phraseologie als Teilbereiche der Lexikologie aus und betrachten sie eher als Nachbardisziplinen.[13]

Auch historische Betrachtungen werden zwar in der Regel für die Lexikologie als relevant gesehen, aber nicht in allen Darstellungen berücksichtigt. In den Arbeiten zur Lexikologie, in denen historische Fragestellungen adressiert werden, spielt damit die Teildisziplin der Etymologie, die Lehre von der Herkunft und Geschichte der Wörter, eine Rolle. Die Namenkunde oder Onomastik schließlich, die Erforschung von Personen- und Ortsnamen, wird von einigen Linguisten als separate, aber mit der Lexikologie benachbarte Disziplin gesehen.[14] In anderen Publikationen zur Lexikologie wird die Onomastik wiederum als relevantes Thema berücksichtigt.[15]

Benachbarte Disziplinen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lexikologie überschneidet sich mit dem sprachwissenschaftlichen Teilbereich der Semantik, denn sie betrachtet wie die Semantik die Bedeutung der Wörter bzw. lexikalischen Einheiten (lexikalische Semantik). Betrachtet man auch die Analyse der Wortbildung als Aufgabenbereich der Lexikologie, überschneidet sie sich hier auch mit dem sprachwissenschaftlichen Teilbereich der Morphologie. Weitere Überschneidungen bestehen mit der Psycholinguistik, die sich unter anderem auch mit dem mentalen Lexikon befasst.

Eine weitere benachbarte, aber eindeutig separate Disziplin ist die Lexikografie, die sich mit dem Erstellen von Wörterbüchern und mit der Wörterbuchforschung befasst. Die Lexikografie wird auch als das praktische Anwendungsfeld gesehen, in die Ergebnisse aus der Lexikologie einfließen.

Arbeitsweisen in der Lexikologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der theoretischen Arbeit gibt es in der Lexikologie verschiedene empirische Methoden, um Datenmaterial für die Forschung zu erheben. Während sich Linguisten des 19. Jahrhunderts wie die Gebrüder Grimm für Datensammlungen sich auf ihre profunde Kenntnis von Texten und ihre Intuition verließen, um sprachliche Belege zu erstellen, kommen heute weitere Methoden zum Einsatz. Zum einen profitiert die Lexikologie von Fortschritten in der Korpuslinguistik, denn nun können Textkorpora, große Sammlungen geschriebener und gesprochener Sprache, z.B. nach Worten im Kontext oder nach Neologismen durchsucht werden. Für die Ermittlung von Wortbedeutungen und dialekalen Verwendungen spielen ferner Fragebogenerhebungen und Experimente eine Rolle.[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einführungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Volker Harm: Einführung in die Lexikologie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2015, ISBN 978-3-534-26384-4.
  • Christine Römer, Brigitte Matzke: Lexikologie des Deutschen. Eine Einführung, 2. aktualisierte Auflage. Narr, Tübingen 2005, ISBN 3-8233-6128-7.
  • Thea Schippan: Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache, 2. Auflage. Niemeyer, Tübingen 2002, ISBN 3-484-73002-1.
  • Michael Schlaefer: Lexikologie und Lexikographie. Eine Einführung am Beispiel deutscher Wörterbücher, 2. Auflage. Schmidt, Berlin 2009, ISBN 978-3-503-09863-7.
  • Christiane Wanzeck: Lexikologie. Beschreibung von Wort und Wortschatz im Deutschen. UTB / Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, ISBN 978-3-8252-3316-7.

Sammelbände und Spezialliteratur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • D. Alan Cruse, Franz Hundsnurscher, Michael Job (Hrsg.): Lexikologie/Lexicology: An International Handbook on the Nature and Structure of Words and Vocabularies. Halbband 1. Mouton de Gruyter, Berlin 2002, ISBN 978-3110113082.
  • D. Alan Cruse, Franz Hundsnurscher, Michael Job (Hrsg.): Lexikologie/Lexicology: An International Handbook on the Nature and Structure of Words and Vocabularies. Halbband 2. Mouton de Gruyter, Berlin 2005, ISBN 978-3110171471.
  • Hilke Elsen: Wortschatzanalyse. UTB, Tübingen 2013, ISBN 978-3825238971.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Lexikologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Wortkunde – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Volker Harm: Einführung in die Lexikologie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2015, ISBN 978-3-534-26384-4, S. 9.
  2. Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0.
  3. Klaus-Peter Wegera (Hrsg.): Studien zur frühneuhochdeutschen Lexikologie und zur Lexikographie des 16. Jahrhunderts. Zum Teil aus dem Nachlaß Arno Schirokauers herausgegeben. Heidelberg 1987 (= Studien zum Frühneuhochdeutschen, 8).
  4. Hans Arens: Geschichte der Linguistik. In: Hans Peter Althaus, Helmut Henne, Herbert Wiegand (Hrsg.): Lexikon der Germanistischen Linguistik. Niemeyer, Tübingen 1980, S. 99.
  5. Volker Harm: Einführung in die Lexikologie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2015, ISBN 978-3-534-26384-4, S. 10.
  6. Georges Matoré: La méthode en lexicologie. Didier, Paris 1953.
  7. Michael Schlaefer: Lexikologie und Lexikographie: Eine Einführung am Beispiel deutscher Wörterbücher. Erich Schmidt, Berlin 2009, ISBN 978-3-503-09863-7, S. 5.
  8. Christoph Schwarze, Dieter Wunderlich: Einleitung. In: Christoph Schwarze, Dieter Wunderlich (Hrsg.): Handbuch der Lexikologie. athenäum, Königstein/Ts. 1985, ISBN 3-7610-8331-9, S. 9.
  9. Juhan Tuldava: Probleme und Methoden der quantitativ-systemischen Lexikologie. Wissenschaftlicher Verlag Trier, Trier 1998. ISBN 3-88476-314-8.
  10. Gabriel Altmann, Dariusch Bagheri, Hans Goebl, Reinhard Köhler, Claudia Prün: Einführung in die quantitative Lexikologie. Peust & Gutschmidt, Göttingen 2002. S. 94–133. ISBN 3-933043-09-3.
  11. Barbara Hansen, Klaus Hansen, Albrecht Neubert, Manfred Schentke: Englische Lexikologie: Einführung in Wortbildung und lexikalische Semantik. 3. Auflage. VEB Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1990, ISBN 3-324-00451-9, S. 12.
  12. Christine Römer, Brigitte Matzke: Lexikologie des Deutschen: Eine Einführung. Gunter Narr, Tübingen 2003, ISBN 3-8233-6128-7, S. 4–7.
  13. Volker Harm: Einführung in die Lexikologie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2015, ISBN 978-3-534-26384-4, S. 11.
  14. Christine Römer, Brigitte Matzke: Lexikologie des Deutschen: Eine Einführung. Gunter Narr, Tübingen 2003, ISBN 3-8233-6128-7, S. 4–7.
  15. Ingrid Kühn: Lexikologie: Eine Einführung. Niemeyer, Tübingen 1994, ISBN 3-484-25135-2, S. 84–98.
  16. Christiane Wanzeck: Lexikologie. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, ISBN 978-3-8252-3316-7, S. 19–28.

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