Benutzer:Wsx/Altisländisch

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Diese Seite ist eine Kopie des Artikels Altnordische Sprache vom 17. Juni 2006 zwecks Ausarbeitung zweier Artikel Altnordische Sprache und Altisländisch Werner Schäfke 18:52, 17. Jun 2006 (CEST)


Altisländisch

Gesprochen in

Island
Sprecher (ausgestorben)
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-2 (B) non (T) –

Altisländisch bezeichnet die nordgermanische Sprache der Bewohner Islands vom Ende der Wikingerzeit (ca. 1050) an bis ins 15./16. Jahrhundert. Teilweise wird der Übergang zum Neuisländischen auch früher angesetzt.

Altisländisch wird oft synonym mit Alt(west)nordisch verwendet, da ein Großteil der mittelalterlichen Literatur Skandinaviens auf Altisländisch überliefert ist.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

AltisländischIsländische Sprache

Altisländisch ist eine Kolonialsprache des wikingerzeitlichen Altwestnordischen Dialekts der Norweger, die Island ab 870 besiedelten. Es gibt einige wenige irische Lehnwörter, da viele Iren von den Wikingern als Sklaven nach Island gebracht wurden.
Nach der Christianisierung Islands um das Jahr 1000 wurde die Lateinische Schreibtradition eingeführt. Ab dem 12. Jahrhundert sind Texte in altisländischer Sprache überliefert.

Den Übergang zum Neuisländischen setzt man oft mit dem Erscheinen der Guðbrandsbiblía 1540 an.

Schriftsystem[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Graphem-Inventar des normalisierten Altisländischen besteht aus folgenden Zeichen:

  • Kurzvokale: <a e i o u y ø ǫ>
<ø> und <ǫ> fielen phonologisch bald zusammen. Sie werden daher beide oft als <ö> wiedergegeben.
  • Langvokale: <á é í ó ú ý æ œ>
  • Diphthonge: <au ei ey>
  • Konsonanten: <d ð b f g h j l m n p r s t v x z þ>
<ð> steht für "weiches th" wie in engl. mother
<þ> für "hartes th" wie in engl. thing
<x> gibt die Phonemfolge /ks/ wieder.
<z> kann für die Phonemfolgen /ts/, /ds/, /ðs/ und /þs/ stehen.

Es handelt sich um ein "phonologisch flaches" Schriftsystem.

Lautlehre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Phonetik/Aussprache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Phonetik des Altnordischen beruht auf den Erkenntnissen der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft und ist relativ grob und unsicher, da man zur phonetischen Erforschung einer Sprache lebende Sprecher benötigt, die es bei einer toten Sprache jedoch per se nicht gibt. Sie stellt also ein gelehrtes Konstrukt dar.
Für die historisierende Aussprache des Altnordischen sind in den folgenden Tabellen die Schriftzeichen des normalisierten Altnordischen in spitzen Klammern (<, >) und der entsprechende erschlossene phonetische Lautwert in eckigen Klammern ([, ]) eingetragen.
Im internationalen Umgang unter Skandinavisten werden meist neuisländische Aussprachekonventionen auf das Altnordische angewendet, soweit dies möglich ist.

Vokale:

  Vorne Hinten
ungerundet gerundet ungerundet gerundet
kurz lang kurz lang kurz lang kurz lang
Geschlossen   <í> [i:]   <ý> [y:]       <ú> [u:]
Fast geschlossen <i> [ɪ]   <y> [ʏ]       <u> [ʊ]  
Halbgeschlossen   <é> [e:]   <œ, ǿ> [ø:]       <ó> [o:]
Halboffen <e> [ɛ] <æ> [ɛ:] <ø> [œ]       <o> [ɔ]  
Offen         <a> [ɑ] <a> [ɑ:] <ǫ> [ɒ] (<ǫ́> [ɒ:])

Diphthonge:

<au> [ɒʊ̯]
<ei> [ɛɪ̯]
<ey> [œʏ̯]

Konsonanten:

  Bilabiale Labiodentale Dentale Alveolare Palatale Velare Laryngale
stimmlos stimmhaft stimmlos stimmhaft stimmlos stimmhaft stimmlos stimmhaft stimmlos stimmhaft stimmlos stimmhaft stimmlos
Verschlusslaute <p> [p⁽ʰ⁾] <b> [b] 1     <t> [t⁽ʰ⁾] <d> [d] 1     <k> [k⁽ʰ⁾] <g> [g] 1  
Reibelaute   <f> [f] <f> [v] 2 <s> [s]   <þ> [θ] <ð> [ð] 2     <g> [ɣ] 2  
Approximanten <hv> [ʍ] <v> [w]       <hj> [ç] <j> [j]   <h> [h]
Nasale   <m> [m]     <hl> [n̥] <n> [n]     <n> [ŋ]  
Laterale       <hl> [l̥] <l> [l]      
Vibranten       <hr> [r̥] <r> [r]      
  • 1 Im Anlaut, nach einem Konsonanten oder geminiert nach einem Vokal.
  • 2 Im Inlaut vor einem Vokal.

Phonologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besonders interessant für eine Annäherung an eine Phonologie des Altisländischen ist das Anfang des 12. Jahrhunderts verfasste Erste Grammatische Traktat, dass sich mit den Problemen der Anwendung des lateinischen Schriftsystems auf das Altisländische befasst.

Grammatik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Altisländische ist eine stark flektierende Sprache. Der Satzbau ist daher weitgehend frei.
Das Nomen kennt drei Geschlechter (Maskulinum, Femininum, Neutrum) und vier Fälle (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ) und zwei Numera (Singular und Plural). Es gibt eine Vielzahl von Pronomina, die teilweise Reste des Duals beinhalten. Der Artikel kann sowohl einem Nomen vorangestellt, als auch suffigiert werden.

Lesebeispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgendes Lesebeispiel ist die erste Strophe der Völuspá und ist auf Altisländisch. Hier richtet sich eine Seherin (Völva) an den "Walvater" (Odin), der sie zuvor um Rat gefragt hat.

Codex Regius Hauksbók Normalisiert Aussprache Deutsch
Hliods bið ec
allar kindir
meiri oc miNi
mavgo | heimdallar
vilðo at ec ualfa/þr
uel fyr telia
forn | spioll fíra
þa/ er fremst um man.
Hlioðs bið ek allar
helgar kindir
meiri ok minni
mogu heimdallar
villtu at ek vafodrs
vel | fram telia
forn spioll fira
þau er ek fremz vm man.
Hljóðs bið ek allar
helgar kindir,
meiri ok minni
mögu Heimdallar;
viltu, at ek, Valföðr!
vel framtelja
forn spjöll fíra,
þau er fremst um man.
ˈl̥jo:θs ˈbɪð ɛk ˈɑl:ɑr
ˈhɛlɣɑr ˈkʲʰɪndɪr
ˈmɛɪrɪ ɔkʰ ˈmɪn:ɪ
’mɒɣʊ ˈhɛɪmˌdɑl:ɑr
ˈwɪl̥tʰʊ ɑtʰ ˈɛkʰ ˈwɑlˌfɒðr̩
ˈwɛl ˈfrɑmˌtʰɛljɑ
ˈfɔrn ˈspjɒl: ˈfi:rɑ
ˈθɒʊ ɛr ˈfrɛm̥st ʊm ˈmɑn
Um Gehör bitte ich alle
heiligen Kinder,
mehr oder minder
Söhne Heimdalls;
Willst du, dass ich, Walvater!
erzählen soll
die alten Zaubersprüche,
die ältesten der Menschen?

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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