Benutzer:Julez A./Schiffe

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Hải quân Việt Nam Cộng hòa
Marine der Republik Vietnam

Staats- und Marineflagge Südvietnams
Aktiv 1955 bis 1975
Staat Vietnam Sud Südvietnam
Streitkräfte Streitkräfte der Republik Vietnam
Typ Teilstreitkraft (Marine)
Stärke 42.000 Mann (1973)


Die Marine der Republik Vietnam (vietn. Hải quân Việt Nam Cộng hòa, abgekürzt HQVN; engl. (Republic of) Vietnam Navy, abgekürzt VNN) war die von 1955 bis 1975 bestehende Marine Südvietnams und neben der Armee und der Luftwaffe einer der drei Hauptteile der südvietnamesischen Streitkräfte.

Während des Vietnamkrieges war es die Hauptaufgabe der Marine, durch Patrouillenfahrten entlang der Küste und auf den Flüssen Südvietnams das Einsickern nordvietnamesischer Truppen und Waffen auf dem Seeweg zu verhindern. Dank umfangreicher amerikanischer Unterstützung wuchs die VNN Anfang der 1970er-Jahre zu einer der größten Kriegsmarinen der Welt heran, dennoch war ihre Kampfkraft aufgrund niedriger Moral, politischer Verwicklungen sowie wartungsanfälliger und größtenteils veralteter Schiffe relativ gering. Auf den Verlauf des Vietnamkrieges, der an Land entschieden wurde, nahm sie nicht entscheidend Einfluss.

Der südvietnamesische Marinebefehlshaber Hồ Tấn Quyền (links) und der amerikanische Admiral Alfred G. Ward an Bord des Kreuzers USS Toledo während der Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag am 27. Oktober 1959

Während des ersten Indochinakrieges begann die französische Marine ab 1952 damit, vietnamesische Matrosen und Offiziere auf ihren Schiffen auszubilden, um so eigene Seestreitkräfte für den Staat Vietnam zu schaffen. Die Ausbildung schritt jedoch nur langsam vorran, denn als Frankreich 1954 sich nach dem verlorenen Krieg aus den Land zurückzog, standen immer noch nicht ausreichend einheimische Marineoffiziere für die Übernahme des Kommandos zur Verfügung, so dass die französischen Ausbilder auf Bitten der vietnamesischen Regierung ihre Arbeit zunächst fortsetzten. Am 20. August 1955 wurde dann offiziell die vietnamesische Marine gegründet, als die letzten Zuständigkeiten von Frankreich an Vietnam übergeben wurden. Sie umfasste anfangs etwa 2.000 Mann und 14–22 ehemals französische Schiffe amerikanischer Produktion sowie 6 Dinassaut-Flusskampfverbände. Im Herbst des gleichen Jahres wurde Staatsoberhaupt Bảo Đại von Ngô Đình Diệm per Referendum gestürzt und aus dem Staat Vietnam eine Republik. Im November wurde dann die amerikanische Military Assistance Advisory Group Vietnam geschaffen - von nun an lenkten Militärberater der US Navy die Entwicklung der neuen Marine.

Entwicklung in den 1960er-Jahren

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Ende der 1950er-Jahre entstanden in Südvietnam Widerstandsbewegungen als Folge von Ngô Diệms autokratischer Politik und der Ablehnung gesamtvietnamesischer Wahlen, was als Beginn des Vietnamkrieges gilt. Die nordvietnamesische Führung begann nach einigem Zögern, die Aufständischen durch Waffenlieferungen und die Entsendung kommunistischer Kader und Ausbilder zu unterstützen. 1960 wurde die Nationale Befreiungsfront (Vietcong) gegründet. Der Seeweg entwickelte sich dabei schnell zu einer einfachen Möglichkeit um unter Umgehung der demilitarisierten Zone vom Norden in den Süden des Landes zu gelangen, als Zielpunkt für Transporte wählte man dabei meist die Provinz An Xuyên an der Südspitze Südvietnams. Als Reaktion auf die kommunistische Infiltration schuf die südvietnamesische Marine deshalb im April 1960 aus einer seit 1956 bestehenden kleinen Überwachungsflottille eine paramilitärische Küstenwache (Lực Lượng Hải Thuyền, engl. Coastal Junk Force, später Duyên đoàn = Küstengruppen), die 10 große Segel-Dschunken und bis zu 200 kleinere Boote umfasste, welche von Milizionären und lokalen Fischern bemannt waren und nahe des Grenzgebietes am 17. Breitengrad operierten. Diese Küstenwache wurde jedoch kein Teil der Marine, sondern war direkt dem Verteidigungsministerium bzw. den Regionalmilizen zugeordnet, erst im Juli 1965 folgte die Eingliederung in die Marinestreitkräfte. Im Oktober 1966 übernahm die Marine auch das Kommando über die Flusspatrouillengruppen (Lực Lượng Liên Đoàn Tuần Giang), die bis dahin ebenfalls von den Regionalmilizen organisiert worden waren.

Im November 1963 waren führende Marineoffiziere am Sturz und der Ermordung Diệms beteiligt und töteten ihren Befehlshaber Hồ Tấn Quyền, der als Anhänger des gestürzten Präsidenten galt. Auch später nahmen Marineangehörige mehrmals an Putschversuchen teil; 1965/66 kam es des Weiteren zu einer umfangreichen Meuterei. Diese politischen Verwicklungen und internen Machtkämpfe sowie das übertriebene Karrierestreben zahlreicher Offiziere führten in Kombination mit den widrigen Lebensbedingungen der einfachen Seeleute dazu, dass die Kampfkraft und -moral der Marine (wie auch die der Armee) größtenteils sehr niedrig war.

Während der 1960er wuchs die Marine durch die Ausweitung des Krieges sowie durch die genannte Eingliederung der Fluss- und Küstenverbände stark an: Um 1960 umfasste die südvietnamesische Marine etwa 3.000–4.000 Mann und 94 Einheiten, 1961 bereits 5.000 Mann, 23 Schiffe - die größten davon LSM - und 197 Boote. Da die VNN dennoch kaum in der Lage war, den Waren- und Truppenstrom aus dem Norden ernsthaft zu unterbinden, folgten dank amerikanischer Waffenlieferungen weitere Aufrüstungen: 1964 waren es 8.100 (nach anderen Angaben 12.000) Mann und 44 Schiffe und schließlich 1967 16.300 Mann, 65 Schiffe, 232 Flusskampfboote und 290 Dschunken.

Dennoch wendete sich das Blatt erst, als die Vereinigten Staaten nach dem Tonkin-Zwischenfall 1964/65 direkt in den Krieg eingriffen. Zwar spielte die südvietnamesische Marine neben der weitaus größeren US Navy nun nur noch eine kleine Rolle, dafür gelang es mit der Operation Market Time, die Küste Südvietnams recht effektiv gegen den Norden abzuschirmen. Tausende nordvietnamesische Frachter, Trawler, Dschunken, Sampans und andere Boote wurden aufgebracht oder versenkt. Als Folge davon verlor der Seeweg an Bedeutung und der Ho-Chi-Minh-Pfad entwickelte sich zum wichtigsten Nachschubweg.

Kommodore Trần Văn Chơn (links) und Admiral Thomas H. Moorer inspizieren südvietnamesisches Marinepersonal, September 1969

Gemeinsam mit US-Einheiten war die südvietnamesische Marine in den folgenden Jahren auch an verschiedenen amphibischen Militärunternehmen beteiligt, so an der Operation Irving im Oktober 1966. Die Küstenverbände erichteten währenddessen eine Reihe dreieckiger Forts zur Absicherung strategisch bedeutsamer Küstengebiete. Eine äußerst wichtige Rolle spielten die Flussverbände, die auf den zahlreichen Wasserwegen im Mekong-Delta patrouillierten und dort unter anderem an der Operation SEALORDS beteiligt waren. Auch in den Rung-Sat-Mangrovensümpfen südlich von Saigon wurden Marineeinheiten eingesetzt. Des Weiteren führte die Marine Geleitschutzmissionen durch, so wurden Handelsschiffe auf dem Mekong bis in die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh eskortiert. Zumindest auf den größeren Flüssen konnten sich die Südvietnamesen gegen die Vietcong-Kräfte durchsetzen, erlitten dabei jedoch auch Verluste: 1966 wurde etwa ein LSSL versenkt und mehrere weitere Schiffe durch Minen und Sprengsätze schwer beschädigt.

Vietnamisierung und Untergang

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1969 verkündete der neugewählte US-Präsident Richard Nixon das Konzept der Vietnamisierung, das den Ausbau der südvietnamesischen Streitkräfte und damit verbunden den schrittweisen Rückzug der amerikanischen Truppen vorsah. Für die südvietnamesische Marine bedeutete dies eine erneute Vergrößerung und die Übernahme der US-Navy-Verantwortungsbereiche. Hunderte amerikanische Schiffe und Boote wurden an die Vietnamesen übergeben, koordiniert durch das ACTOV-Programm (Accelerated Turnover to the Vietnamese) der Navy und das SCATTOR-Programm (Small Craft Assets, Training, and Turnover of Resources) der US Coast Guard.

Bereits recht früh wurde begonnen, die Küstenüberwachungsoperation Market Time zu „vietnamisieren“. In mehreren Phasen wurde dabei zuerst das Kommando über die küstennahen Barriereeinheiten übergeben, anschließend das über die Hochseepatrouillien, schließlich wollte man als Ersatz für die wegfallende US-Luftüberwachung ein (teilweise seegestütztes) Radar-Netzwerk schaffen. Bis September 1970 wurden somit die Einheiten der Coastal Surveillance Force (TF-115) an Südvietnam übergeben. 1971 und 1972 folgten als Hochseekräfte auch größere Kampfschiffe, darunter zwei ehemalige Geleitzerstörer der Edsall-Klasse und sieben Coast-Guard-Fregatten der Barnegat/Casco-Klasse. Die Konstruktion der insgesamt 16 Radaranlagen zog sich bis August 1972 hin.

Auch das Kommando über die Flusspatrouillien wurde an die VNN transferiert. Den Anfang machte im November 1969 der Bereich Mỹ Tho, gefolgt von den sechs Basen Phú Cường, Long Binh, Kiến An, Châu Đốc, Tân Châu und Hà Tiên Ende 1970. Mit der Übernahme von Sa Đéc und Chu Lai im Frühjahr des Folgejahres wurde der Prozess abgeschlossen. Der Großteil der Boote der aufgelösten River Patrol Force (TF-116) und der Mobile Riverine Force (CTF-117) fielen dabei an die südvietnamesische Marine. Im gleichen Zeitraum ebenfalls übergeben wurden sechs Advanced Tactical Support Bases entlang der Flüsse Vàm Cỏ Đông und Vàm Cỏ Tây sowie zwei weitere am Cửa Việt im Norden in der Provinz Quảng Trị.

Südvietnamesische Offiziere bei der Übergabe der USCGC Bering Strait am 1. Januar 1971

Auch die von der US Navy errichteten Wartungs- und Logistikeinrichtungen gingen an Südvietnam, beginnend mit den Logistical Support Bases (LSB) Cat Lo und An Thoi und den kleineren Intermediate Support Bases (ISB) Bến Lức und Rach Soi im Frühjahr 1971. Im September folgten die LSB Dong Tam und acht ISBs. Mit dem Transfer der restlichen LSBs Nhà Bè, Bình Thủy, Cam Ranh Bay und Đà Nẵng - der vier größten US-Militärhäfen in Vietnam - im April 1972 war die Übergabe der Navy-Einrichtungen abgeschlossen.

Die südvietnamesische Marine umfasste nun 1973 nach Abschluss der Vietnamisierung 42.000 Seeleute und 672 amphibische Kampfschiffe, 20 Minenschiffe, 450 Patrouillienschiffe, 56 Hifseinheiten sowie 242 Dschunken; sie war damit eine der größten Kriegsmarinen der Welt geworden.

Dennoch war ihre Kampfkraft verglichen mit der Schiffs- und Personalstärke recht gering. Die Schiffe - praktisch ausschließlich amerikanischer Herkunft - waren abgesehen von den kleineren Flusseinheiten bereits während des Zweiten Weltkrieges gefertigt worden und galten Anfang der 1970er als veraltet. Viele Einheiten zeigten starke Abnutzungserscheinungen, was durch die klimatischen und natürlichen Bedingungen noch verstärkt wurde, sodass die gesamte Marine unter hoher Wartungsanfälligkeit litt. Da es an Werften, Fachkräften und Ersatzteilen für Reparaturen mangelte, waren im Normalfall weniger als die Hälfte der Einheiten einsatzbereit.

Auch die Situation der Seeleute war unbefriedigend. Während die Marineführung hohe Positionen im Staat übernahm, lebten große Teile der einfachen Matrosen aufgrund minimaler Löhne in Armut, was sich katastrophal auf die Kampfbereitschaft auswirkte. Um dieses Problem zu verringern, errichteten amerikanische SeaBees vor dem Abzug über 4.500 Unterkünfte für vietnamesische Seeleute und deren Familien. Als weiteres Problem kam hinzu, dass die Marine weder über motivierende Offiziere noch über fähige Ausbilder verfügte und die Marineangehörigen somit meist nur sehr unzureichend für ihre Aufgaben vorbereitet wurden.

Während der US-Invasion Kambodschas Mitte 1970 hatte die VNN gute Leistungen gezeigt; ein von Vietnamesen geführter kombinierter US-vietnamesischer Flussverband war auf dem Mekong vorgestoßen und hatte Neak Luong erobert, anschließend waren die Vietnamesen alleine weiter bis nach Phnom Penh vorgerückt. Doch die nordvietnamesische Osteroffensive im Jahr 1972, die nur aufgrund amerikanischer Luftunterstützung zurückgedrängt werden konnte, zeigte den desaströsen Zustand der gesamten südvietnamesischen Streitkräfte.

Die verbliebenen US-Militärberater bescheinigten der Marine viel Potential, waren sich aber auch einig, dass diese noch einige Zeit brauchen würde, um sich zu einer funktionierenden Kraft zu entwickeln. Diese nötige Zeit hatten die Südvietnamesen jedoch nie. 1973/74 kürzten die USA aufgrund innenpolitischen Drucks ihre Finanzunterstützung für Südvietnam radikal, woraufhin die VNN ihre Militäroperation um 50 Prozent (die Flusspatrouillien sogar um 70 Prozent) reduzieren musste und 600 Boote und 22 Schiffe außer Dienst gestellt wurden. Im Januar 1974 führte der Gebietskonflikt um die umstrittenen Paracel-Inseln im Südchinesischen Meer zu einem Gefecht mit der Marine der Volksrepublik China, bei der eine überlegene Flotte der Südvietnamesen von chinesischen Booten besiegt, die Korvette Nhật Tảo versenkt und mehrere weitere Schiffe beschädigt wurden.

Für den Rest des Krieges spielte die VNN dann keine Rolle mehr. Nachdem die südvietnamesische Armee durch die Frühjahroffensive 1975 überrannt worden war und Saigon am 30. April fiel, flohen 26 hochseetaugliche Schiffe mit insgesamt 30.000 Besatzungsmitgliedern und Zivilisten auf die Philippinen ins Exil. Die Schiffe wurden dann größtenteils von der philippinischen Marine übernommen. Die kleineren Boote sowie in Wartungsdocks befindliche Schiffe wurden von den Nordvietnamesen erbeutet, die diese dann teilweise in die eigene Volksmarine übernahmen, den Rest verschrotteten.

Formal stand auch die südvietnamesische Marineinfanterie unter dem Kommando der Marine, faktisch stellte diese jedoch einen unabhängigen Großverband unter dem Befehl des Joint General Staff dar und wurde als Eliteeinheit der Armee eingesetzt.

Oberbefehlshaber der Marine:

Admirale:

Angegeben ist die höchste Dienststellung.

Schiffe und Boote

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Fregatten : Edsall + Barnegat Korvetten & Patrouillenschiffe: PCE + Admirable + PC Minensuchboote: YMS, MSC, MLMS(MSB), Landungsschiffe und - boote: LSSL, LSIL(LCI), LSM, LST, LCU Hilfsschiffe: YOG, .... Patrouillenboote: PGM-9, Point class + Flusspatrouillenboote

  • Spencer C. Tucker (Hrsg.): The Encyclopedia of the Vietnam War: A Political, Social, and Military History, Band 1, ABC-CLIO, Lemma Vietnam, Republic of, Navy (S. 1273–1275) von Edward J. Marolda (online verfügbar bei Naval Historical Center und Mobile Riverine Force Association)
  • Edward J. Marolda, Naval Historical Center (U.S.): By sea, air, and land: an illustrated history of the U.S. Navy and the war in Southeast Asia, DIANE Publishing, Kapitel Vietnamization Completed (S. 318–325) (digitalisiert bei Google Books teilweise verfügbar)
  • James Lawton Collins, Jr.: Vietnam Studies: The Development and Training of the South Vietnamese Army, 1950-1972, Department of the Army, Washington, D. C. 1991, S. 8, 67–70, 88–89, 98–100, Appendix D (online verfügbar)
  • Reagan Jay Grau: Waging Brown Water Warfare: The Mobile Riverine Force in the Mekong Delta, 1966-1969, Master Thesis, Texas Tech University 2006, S. 34–37, 52–57, 154–156 (online verfügbar)
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