„Kolophon“ – Versionsunterschied

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'''Kolophon''' ({{grcS|Κολοφών}}) war in der [[Antikes Griechenland|griechischen Antike]] eine der größten Städte in der [[Kleinasien|kleinasiatischen]] Landschaft [[Ionien]]. Sie lag beim heutigen Dorf Değirmendere im türkischen Verwaltungsbezirk [[İzmir]], zwischen İzmir, dem antiken Smyrna (im Norden) und [[Ephesos]] (im Süden), nördlich der Hafenstadt [[Notion]].
'''Kolophon''' ({{grcS|Κολοφών}}) war in der [[Antikes Griechenland|griechischen Antike]] eine der größten Städte in der [[Kleinasien|kleinasiatischen]] Landschaft [[Ionien]]. Sie lag beim heutigen Dorf Değirmendere im türkischen Verwaltungsbezirk [[Izmir]], zwischen Izmir, dem antiken Smyrna (im Norden) und [[Ephesos]] (im Süden), nördlich der Hafenstadt [[Notion]].

[[Datei:Kolophon SS 4468 Av.JPG|mini|rechts|Bronzemünze aus Kolophon, Apollokopf, ca. 350 v. Chr]]
[[Datei:Kolophon SS 4468 Rv.JPG|mini|rechts|Revers der Münze, Lyra mit Stadtnamen]]
{{Doppeltes Bild|rechts|Kolophon SS 4468 Av.JPG|160|Kolophon SS 4468 Rv.JPG|160|Bronzemünze von Kolophon, um 350 v. Chr., Vorderseite Apollonkopf, Rückseite Lyra mit Stadtnamen}}
Als eine der Mutterstädte der [[Ionier]] war Kolophon Teil des [[Ionischer Bund|Ionischen Bundes]] (Dodekapolis). Dreizehn Kilometer südlich von Kolophon lag das berühmte [[Klaros|Orakel von Klaros]]. Die Nadelbäume um Kolophon lieferten das Harz [[Kolophonium]], mit dem heute unter anderem die Rosshaarbespannung von [[Bogen (Streichinstrument)|Streichbögen]] eingerieben wird.
Als eine der Mutterstädte der [[Ionier]] war Kolophon Teil des [[Ionischer Bund|Ionischen Bundes]] (Dodekapolis). Dreizehn Kilometer südlich von Kolophon lag das berühmte [[Klaros|Orakel von Klaros]]. Die Nadelbäume um Kolophon lieferten das Harz [[Kolophonium]], mit dem heute unter anderem die Rosshaarbespannung von [[Bogen (Streichinstrument)|Streichbögen]] eingerieben wird.


Die Stadt wurde der Sage nach von zwei Söhnen des [[Kodros]], eines [[Griechische Mythologie|mythischen]] Königs von [[Geschichte Athens|Athen]], gegründet. Ihre berühmtesten Söhne sind der Philosoph [[Xenophanes]], der Dichter [[Mimnermos]] und der Maler [[Apelles]]. Kolophon war auch eine der ionischen Städte, die darum konkurrierten, Geburtsort [[Homer]]s gewesen zu sein.
Die Stadt wurde der Sage nach von zwei Söhnen des [[Kodros]], eines [[Griechische Mythologie|mythischen]] Königs von [[Geschichte Athens|Athen]], gegründet. Ihre berühmtesten Söhne sind der Philosoph [[Xenophanes]], der Dichter [[Mimnermos]] und der Maler [[Apelles]]. Kolophon war auch eine der ionischen Städte, die darum konkurrierten, Geburtsort [[Homer]]s gewesen zu sein.


Kolophon galt in archaischer Zeit als eine der reichsten Städte Ioniens – mit dem eigenen lokalen [[Kalender von Kolophon]] – und wurde mit dem unteritalischen [[Sybaris]] verglichen, büßte ihren Wohlstand aber in klassischer Zeit weitgehend ein. Nach 479 v. Chr. wurde die Stadt Mitglied im [[Attischer Seebund|attischen Seebund]]; 430 v. Chr. wurde sie nach Parteikämpfen persisch und trat 409 wieder auf die Seite [[Athen]]s. Im Jahr 404 fiel Kolophon erneut unter persische Oberhoheit, um dann im 4. Jahrhundert v. Chr. das allgemeine Schicksal Ioniens zu teilen. [[Lysimachos]], einer der [[Diadochen]] [[Alexander der Große|Alexanders des Großen]], zwang um 300 v. Chr. die Bevölkerung, nach [[Ephesos]] umzusiedeln, das unter seinem Befehl an neuem Ort errichtet wurde. Damit verlor die Stadt Kolophon ihre Bedeutung, auch wenn sie nach Lysimachos’ Tod 281 v. Chr. wieder aufgebaut wurde. Kolophon vereinigte sich mit der Hafenstadt Notion, verlor jedoch in hellenistischer Zeit jede Bedeutung.
Kolophon galt in archaischer Zeit als eine der reichsten Städte Ioniens – mit dem eigenen lokalen [[Kalender von Kolophon]] – und wurde mit dem unteritalischen [[Sybaris]] verglichen, büßte ihren Wohlstand aber in klassischer Zeit weitgehend ein. Nach 479 v. Chr. wurde die Stadt Mitglied im [[Attischer Seebund|attischen Seebund]]; 430 v. Chr. wurde sie nach Parteikämpfen persisch und trat 409 wieder auf die Seite [[Athen]]s. Im Jahr 404 v. Chr. fiel Kolophon erneut unter persische Oberhoheit, um dann im 4. Jahrhundert v. Chr. das allgemeine Schicksal Ioniens zu teilen. [[Lysimachos]], einer der [[Diadochen]] [[Alexander der Große|Alexanders des Großen]], zwang um 300 v. Chr. die Bevölkerung, nach [[Ephesos]] umzusiedeln, das unter seinem Befehl an neuem Ort errichtet wurde. Damit verlor die Stadt Kolophon ihre Bedeutung, auch wenn sie nach Lysimachos’ Tod 281 v. Chr. wieder aufgebaut wurde. Kolophon vereinigte sich mit der Hafenstadt Notion, verlor jedoch in hellenistischer Zeit jede Bedeutung.


Es sind nur wenige Reste der Stadt erhalten. In der Nähe wurde ein vermutlich [[Mykenische Kultur|mykenisches]] [[Tholos|Kuppelgrab]] aus dem 13. oder 12. Jahrhundert v. Chr. ([[Späthelladikum|SH]] III&nbsp;B oder III&nbsp;C) entdeckt, in dem sich offenbar auch [[submykenische Keramik]] fand.<ref>Zusammenfassend zu mykenischen Funden in Kolophon: Jorrit M. Kelder: ''Mycenaeans in Western Anatolia.'' In: J. P. Stronk, M. D. de Weerd (Hrsg.): ''TALANTA. Proceedings of the Dutch Archeological and Historical Society XXXVI–XXXVII (2004–2005).'' 2006, S. 59, 64; zur (sub-)mykenischen Keramik auch S. 68.</ref> In einem weiteren Grab kamen ein mykenisches Messer und eine Glasperle ägäischen Stils zum Vorschein.
Es sind nur wenige Reste der Stadt erhalten. In der Nähe wurde ein vermutlich [[Mykenische Kultur|mykenisches]] [[Tholos|Kuppelgrab]] aus dem 13. oder 12. Jahrhundert v. Chr. ([[Späthelladikum|SH]] III&nbsp;B oder III&nbsp;C) entdeckt, in dem sich offenbar auch [[submykenische Keramik]] fand.<ref>Robert Alden Bridges Jr.: ''The Mycenaean tholos tomb at Kolophon.'' In: ''Hesperia. The Journal of the American School of Classical Studies at Athens.'' Ban4, S. 264–266; zusammenfassend zu mykenischen Funden in Kolophon: Jorrit M. Kelder: ''Mycenaeans in Western Anatolia.'' In: J. P. Stronk, M. D. de Weerd (Hrsg.): ''TALANTA. Proceedings of the Dutch Archeological and Historical Society'' 36–37, 2004–2005 [2006], S. 59, 64; zur (sub-)mykenischen Keramik auch S. 68.</ref> In einem weiteren Grab kamen ein mykenisches Messer und eine Glasperle ägäischen Stils zum Vorschein.


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Carl Schuchhardt]]: ''Kolophon, Notion und Klaros.'' In: ''Athenische Mitteilungen.'' Band 11, 1886, S. 398–434 ({{archive.org|mitteilungendes03abtegoog|Blatt=n424}}).
* [[Joseph Grafton Milne]]: ''Kolophon and its coinage. A Study.'' American Numismatic Society, New York 1941.
* Leicester B. Holland: ''Colophon''. In: ''Hesperia. The Journal of the American School of Classical Studies at Athens.'' Band 13, 1944, S. 91–171.
* {{PECS|colophon|Colophon, Ionia, Turkey|W. L. MacDonald}}
* {{PECS|colophon|Colophon, Ionia, Turkey|W. L. MacDonald}}
* [[George Ewart Bean]]: ''Kleinasien''. Band 1. ''Die ägäische Türkei von Pergamon bis Didyma.'' 5. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 1987, ISBN 3-17-009678-8, S. 186–188.
* [[George Ewart Bean]]: ''Kleinasien''. Band 1. ''Die ägäische Türkei von Pergamon bis Didyma.'' 5. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 1987, ISBN 3-17-009678-8, S. 186–188.
* [[Christine Bruns-Özgan]], [[Verena Gassner]], [[Ulrike Muss]]: ''Kolophon. Neue Untersuchungen zur Topographie der Stadt.'' In: ''Anatolia antiqua.'' Band 19, 2011, S. 199–239 ([https://www.persee.fr/doc/anata_1018-1946_2011_num_19_1_1093 Digitalisat]).
* Leicester B. Holland: ''Colophon''. In: ''Hesperia. The Journal of the American School of Classical Studies at Athens.'' Band 13, Nr. 2, April–Juni 1944, S. 91–171.
* Verena Gassner, Ulrike Muss, Benedikt Grammer, Martin Gretscher, Olivier Mariaud: ''The Urban Organization of Kolophon and its Necropoleis: The Results of the 2011–2014 Surveys.'' In: ''Hesperia. The Journal of the American School of Classical Studies at Athens.'' Band 86, 2017, S. 43–81.
* [[Carl Schuchhardt]]: ''Kolophon, Notion und Klaros.'' In: ''Athenische Mitteilungen'' 11, 1886, S. 398–434 ({{archive.org|mitteilungendes03abtegoog|Blatt=n424}}).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://epigraphy.packhum.org/inscriptions/book?region=8&subregion=29&bookid=503 ''Inschriften von Kolophon'']
* [http://epigraphy.packhum.org/inscriptions/book?region=8&subregion=29&bookid=503 ''Inschriften von Kolophon'']
* [http://snible.org/coins/hn/ionia.html#Colophon ''Münzen von Kolophon''] (griechisch)
* [http://snible.org/coins/hn/ionia.html#Colophon ''Münzen von Kolophon''] (griechisch)

Aktuelle Version vom 16. Mai 2024, 22:24 Uhr

Kolophon (altgriechisch Κολοφών) war in der griechischen Antike eine der größten Städte in der kleinasiatischen Landschaft Ionien. Sie lag beim heutigen Dorf Değirmendere im türkischen Verwaltungsbezirk Izmir, zwischen Izmir, dem antiken Smyrna (im Norden) und Ephesos (im Süden), nördlich der Hafenstadt Notion.

Bronzemünze von Kolophon, um 350 v. Chr., Vorderseite Apollonkopf, Rückseite Lyra mit Stadtnamen
Bronzemünze von Kolophon, um 350 v. Chr., Vorderseite Apollonkopf, Rückseite Lyra mit Stadtnamen
Bronzemünze von Kolophon, um 350 v. Chr., Vorderseite Apollonkopf, Rückseite Lyra mit Stadtnamen

Als eine der Mutterstädte der Ionier war Kolophon Teil des Ionischen Bundes (Dodekapolis). Dreizehn Kilometer südlich von Kolophon lag das berühmte Orakel von Klaros. Die Nadelbäume um Kolophon lieferten das Harz Kolophonium, mit dem heute unter anderem die Rosshaarbespannung von Streichbögen eingerieben wird.

Die Stadt wurde der Sage nach von zwei Söhnen des Kodros, eines mythischen Königs von Athen, gegründet. Ihre berühmtesten Söhne sind der Philosoph Xenophanes, der Dichter Mimnermos und der Maler Apelles. Kolophon war auch eine der ionischen Städte, die darum konkurrierten, Geburtsort Homers gewesen zu sein.

Kolophon galt in archaischer Zeit als eine der reichsten Städte Ioniens – mit dem eigenen lokalen Kalender von Kolophon – und wurde mit dem unteritalischen Sybaris verglichen, büßte ihren Wohlstand aber in klassischer Zeit weitgehend ein. Nach 479 v. Chr. wurde die Stadt Mitglied im attischen Seebund; 430 v. Chr. wurde sie nach Parteikämpfen persisch und trat 409 wieder auf die Seite Athens. Im Jahr 404 v. Chr. fiel Kolophon erneut unter persische Oberhoheit, um dann im 4. Jahrhundert v. Chr. das allgemeine Schicksal Ioniens zu teilen. Lysimachos, einer der Diadochen Alexanders des Großen, zwang um 300 v. Chr. die Bevölkerung, nach Ephesos umzusiedeln, das unter seinem Befehl an neuem Ort errichtet wurde. Damit verlor die Stadt Kolophon ihre Bedeutung, auch wenn sie nach Lysimachos’ Tod 281 v. Chr. wieder aufgebaut wurde. Kolophon vereinigte sich mit der Hafenstadt Notion, verlor jedoch in hellenistischer Zeit jede Bedeutung.

Es sind nur wenige Reste der Stadt erhalten. In der Nähe wurde ein vermutlich mykenisches Kuppelgrab aus dem 13. oder 12. Jahrhundert v. Chr. (SH III B oder III C) entdeckt, in dem sich offenbar auch submykenische Keramik fand.[1] In einem weiteren Grab kamen ein mykenisches Messer und eine Glasperle ägäischen Stils zum Vorschein.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carl Schuchhardt: Kolophon, Notion und Klaros. In: Athenische Mitteilungen. Band 11, 1886, S. 398–434 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Joseph Grafton Milne: Kolophon and its coinage. A Study. American Numismatic Society, New York 1941.
  • Leicester B. Holland: Colophon. In: Hesperia. The Journal of the American School of Classical Studies at Athens. Band 13, 1944, S. 91–171.
  • William L. MacDonald: Colophon, Ionia, Turkey. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).
  • George Ewart Bean: Kleinasien. Band 1. Die ägäische Türkei von Pergamon bis Didyma. 5. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 1987, ISBN 3-17-009678-8, S. 186–188.
  • Christine Bruns-Özgan, Verena Gassner, Ulrike Muss: Kolophon. Neue Untersuchungen zur Topographie der Stadt. In: Anatolia antiqua. Band 19, 2011, S. 199–239 (Digitalisat).
  • Verena Gassner, Ulrike Muss, Benedikt Grammer, Martin Gretscher, Olivier Mariaud: The Urban Organization of Kolophon and its Necropoleis: The Results of the 2011–2014 Surveys. In: Hesperia. The Journal of the American School of Classical Studies at Athens. Band 86, 2017, S. 43–81.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kolophon – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Robert Alden Bridges Jr.: The Mycenaean tholos tomb at Kolophon. In: Hesperia. The Journal of the American School of Classical Studies at Athens. Ban4, S. 264–266; zusammenfassend zu mykenischen Funden in Kolophon: Jorrit M. Kelder: Mycenaeans in Western Anatolia. In: J. P. Stronk, M. D. de Weerd (Hrsg.): TALANTA. Proceedings of the Dutch Archeological and Historical Society 36–37, 2004–2005 [2006], S. 59, 64; zur (sub-)mykenischen Keramik auch S. 68.

Koordinaten: 38° 7′ N, 27° 9′ O