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Shohreh Aghdashloo

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Shohreh Aghdashloo (persisch: شهره آغداشلو [ʃoɦˈrɛ ɔːγdɔːʃˈluː], eigentlich Shohreh Vaziri-Tabar شهره وزیری تبار [ʃoɦˈrɛ væziːˌriːtæˈbɔːr], * 11. Mai 1952 in Tehran) ist eine iranische Film- und Theaterschauspielerin.

Biographie

Karriere im Iran

Shohreh Aghdashloo wurde 1952 als Shohreh Vaziri-Tabar, Tochter einer wohlhabenden persischen Familie in Tehran geboren. Aghdashloo begann ihre Schauspielkarriere im Iran schon im jugendlichen Alter mit Theater-Workshops, durch die sie Schauspielpraxis in mehren Inszenierungen sammeln konnte. Ihre eigentliche Bühnenkarriere begann jedoch mit der Zusammenarbeit im Drama-Workshop von Tehran. Der Workshop stand für eine neue Art des Theaters. Er war von einer Gruppe von jungen Schauspielern, Intellektuellen und Drehbuchautoren ins Leben gerufen worden, unter denen sich auch Bijan Saffaree und Abbas Na'lbandian befanden. 1972 heiratete Shohreh Vaziri-Tabar zum ersten Mal und nahm den Familiennamen ihres Ehemannes, Aghdashloo, an.

Ihr Filmdebüt feierte Shohreh Aghdashloo 1976 mit Mohammad Reza Aslanis Film Shatranje bad. Ein Jahr später folgte Gozaresh, ein Film von Abbass Kiarostami. In dem Familiendrama wird das Leben eines Steuereintreibers porträtiert, der beschuldigt wird Bestechungsgelder angenommen haben. Hier agiert Aghdashloo als selbstmordgefährdete Ehefrau des Protagonisten. Obwohl Shatranje bad und Gozaresh unter den Titeln Chess in the Wind und The Report auch internationale Beachtung fanden, Gozaresh gewann den Preis der Kritik beim Filmfestival von Moskau, wurden beide Filme aufgrund ihrer politischen Botschaft im Iran verboten und sind bis zum heutigen Zeitpunkt nie öffentlich aufgeführt worden. 1978 spielte Shohreh Aghdashloo in dem Film Sootah Delaan, der international unter dem Titel Desiderium erschien. Hier führte der Iraner Ali Hatami die Regie und schrieb auch das Drehbuch. In dem Drama spielt Aghdashloo eine Prostituierte, die sich in einen geistig zurückgebliebenen Mann (gespielt von Behrooz Vosooghi) verliebt.

Flucht nach England

Im Jahr 1979, ein Jahr nach Beginn der Islamischen Revolution, wurde die Theatergruppe in Tehran gewaltsam aufgelöst. Revolutionäre Truppen schlossen das Theater und verbarrikadierten den Eingang des Gebäudes mit Mauersteinen und Zement. Nach diesem Vorfall den Shohreh Aghdashloo selbst miterlebte, beschloss sie den Iran zu verlassen. Um vier Uhr morgens verließ sie Tehran und brauchte 31 Tage um London zu erreichen, eine Stadt die sie aus ihrer Jugend gut kannte. Ihre Mutter war mit ihr wegen des englischen Sprachunterrichts jeden Sommer in die Stadt an der Themse gereist. Shohreh Aghdashloo unterbrach ihre Schauspielkarriere und studierte in England Politikwissenschaft um nach eigenen Aussagen zu verstehen, was in ihrem Heimatland geschah und ihren im Iran verbliebenen Freunden zu helfen. Die Schauspielerin hatte sich schon im Iran als politische Aktivistin hervorgetan, was sie in England fortsetzte. Wie Aghdashloo selbst in Interviews entgegnete, suchte sie am Tag ihrer Ankunft in London die Speakers Corner im Hyde Park auf und demonstrierte für die Freiheit des Iran. Dennoch war sie durch ihre politischen Ansichten dazu gezwungen bis dato nie wieder ihr Heimatland zu betreten.

Nach vierjährigem Studium in London erhielt Aghdashloo 1983 den akademischen Grad Bachelor in politikwissenschaftlichen Teildisziplin Internationale Beziehungen und hätte dies wahrscheinlich genutzt um eine politische Karriere zu starten, hätte sie nicht in der Nacht in der sie ihren Abschluss feierte einen Anruf eines befreundeten Drehbuchautors und Regisseurs erhalten. Er bot ihr die Hauptrolle in seinem gerade vollendeten Theaterstück an und sie bat ihn ihr das Drehbuch zu schicken. Das Stück Rainbow erzählte die Geschichte eines Iraners der nach London fliehen muss, nachdem er angeklagt in seinem Heimatland angeklat wurde zum ausgelesenen Kreis des Schahs gehört zu haben. Das Stück fand mit Shohreh Aghdashloo in der Hauptrolle großen Widerhall in Kritikerkreisen.

Karriere in den USA

1987 zog die attraktive Schauspielerin nach Los Angeles, wo sie von dem Drehbuchautor und Schauspieler Houshang Touzie eingeladen worden war, ihrem zweiten Ehemann. Shohreh Aghdashloo traf in ihrer neuen Heimat einen Agenten und besuchte Vorsprechen, aber sie hatte es nicht leicht als mittelöstliche Schauspielerin mit starkem Akzent in der Traumfabrik Hollywood Fuß zu fassen und sie beunruhigte der Rollentypus auf den man sie festlegte. Sie sprach für eine Gastrolle in der TV-Serie Matlock vor, war aber nicht sehr enthusiastisch als sie den Part einer Studentin, die unter Verdacht steht einer terroristischen Gruppe anzugehören, auch erhielt. Obwohl die Rolle gegen ihre Prinzipien verstieß, genoss sie es mit dem Titelhelden Andy Griffith zu arbeiten, schwor aber sich nie wieder kompromittieren zu lassen. Nach Ende der Dreharbeiten lies sie ihren Agenten wissen, dass dieser sie nie wieder zu Vorsprechen schicken sollte, in denen die Rollen von Terroristinnen oder misshandelten Ehefrauen aus dem Mittleren Osten zu besetzen waren.

In der Folgezeit war sie mit ihrem Ehemann und der gemeinsam gegründeten Theatergruppe Workshop 79, der nach dem Jahr benannt ist in dem Aghdashloos Theraner Theatergruppe verboten wurde, sehr erfolgreich in der iranisch-amerikanischen Gemeinde tätig. Das Stück Sweet Smell of Love (Booyeh Khosh-e Eshgh), geschrieben von Aghdashloos Ehemann, wurde in den USA von Kritik und Publikum sehr erfolgreich aufgenommen. Das berührende Theaterstück über das Leben einer Immigrantenfamilie beeinflusste die Haltung der iranischen Gemeinde zum Theater. Hunderttausende Menschen sahen die Inszenierung in über 30 Ländern in der ganzen Welt. Mit dem Sequel Our Share of the Father's House konnten Shohreh Aghdashloo und Houshang Touzie an den vorherigen Erfolg anknüpfen.

Während Shohreh Aghdashloo sehr erfolgreich im Theater agierte, stagnierte ihre Filmkarriere und sie war in zahlreichen Nebenrollen in eher unwichtigeren Filmen zu sehen, wie z. B. Twenty Bucks, Surviving Paradise und dem von Kritikern gelobten Werk Maryam. Aghdashloo erschien außerdem in Possessed und ‚Pulse, zwei Kurzfilme die zu einer Trilogie des Regisseurs Shirin Neshat gehören. Aghdashloo kündigte kurze Zeit später ihrem Agenten, da sie nicht ihre Seele an Rollen verkaufen wollte, die sie nicht spielen wollte und gab auch insgeheim ihre Träume von einer Filmkarriere in den USA auf. 2002 fungierte sie als Drehbuchautorin und Erzählerin für Aryana Farshads Dokumentarfilm Mystic Iran - The Unseen World.

Durchbruch in Hollywood

Dann kam Das Haus aus Sand und Nebel, ein Wunschprojekt von Shohreh Aghdashloo. Sie hatte auf einer Autofahrt zu einem Theaterauftritt in San Francisco das Buch auf dem der Film basiert gelesen und ihrem Ehemann entgegnet, es würde sehr unfair sein, wenn man eines Tages das Buch verfilmen würde und nicht ihr die Rolle der Nadi geben würde. Ihr Ehemann Houshang Touzie war auch der erste, der von der Verpflichtung in Das Haus aus Sand und Nebel erfuhr. Das Filmstudio DreamWorks hatte große Probleme die Rolle der Nadi zu besetzen und die Casting Direktorin des Films, Debora Aquila, entschied sich verschiedene Personen iranisch-amerikanischen Gemeinde zu befragen, wer z. Zt. die beste Schauspielerin in der iranischen Entertainment Industrie wäre. Nachdem Aghdashloos Name immer wieder genannt worden war, wurde sie von Aquila angerufen. Shohreh Aghdashloo dachte zuerst, man würde sie nur für eine unbedeutende Nebenrolle besetzen wollen, als sie aber erfuhr, dass es sich um den Part der Nadi handelte sagte sie sofort für ein Vorsprechen zu.

Nach zwei Vorsprechen bei Regisseur Vadim Perelman, teilte der ihr mit, das sie eine schöne kontrollierte Frau wäre, während Nadi ein sehr emotionaler Mensch sei. Er bat sie noch einmal zu kommen, jedoch ohne Make-Up, mitgenommen und mit der Aufgabe, dass sie Perelman zum weinen bringen sollte. Daraufhin fuhr Aghdashloo nach Hause, bat ihren Ehemann und ihre Tochter sie nicht zu stören und las erneut das Drehbuch. Sie fand ein abgetragenes schwarzes Hemd und Jeans, sie ordnete am nächsten Morgen nicht ihr Haar oder wusch ihr Gesicht. Beim dritten Vorsprechen am nächsten Tag gelang es ihr dann durch ihren gespielten Weinkrampf in der vierten Szene Vadim Perelman zu berühren und sie bekam den Part der Nadi. Perelman küsste ihre Stirn und entgegnete "Willkommen an Bord, Shohreh."

Nach 25 Jahren im Schauspielbusiness feierte Shohreh Aghdashloo 2003 mit Vadim Perelmans Das Haus aus Sand und Nebel ihren Durchbruch im internationalen Kino. In dem Drama spielt sie an der Seite von Ben Kingsleys und Jennifer Connelly. Der Film, der auf einem Roman von Andre Dubus III basiert, erzählt die Geschichte der alkoholkranken Kathy (gespielt von Jennifer Connelly), die den Bungalow am Meer der einmal im Besitz ihres Vaters war, durch eine bürokratische Klausel verliert und dafür kämpft ihn von seinem neuen Besitzer zurück zu gewinnen. Aghdashloo lies dem Charakter der Nadi eine stählerne Würde zu teil werden, der Ehefrau eines eheamligen geachteten Obersts der Iranischen Luftwaffe (gespielt von Ben Kingsley), der nach seiner Immigration in die USA seine Familie mit Billig-Jobs über Wasser hält und den enteigneten Bungalow am Meer kauft, was sich im Nachhinein als schicksalhafte Entscheidung herausstellt. Kritiker bezeichneten Aghdashloos Nadi als das Herz des Films, die zwischen der Loyalität zu ihrem Mann und dem Mitleid, das sie für Jennifer Connellys Charakter empfindet, als Stimme der Vernunft agiert. Trotz ihrer stetigen Arbeit am Theater und gelegentlich in Filmen bezeichnete sie die Nadi als Rolle ihres Lebens. Tatsächlich wurde Shohreh Aghdashloos Spiel von den Kritikern honoriert und sie gewann in den USA zahlreiche Preise, u. a. wurde sie 2004 von den Kritikervereinigungen von Los Angeles und New York als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Im gleichen Jahr wurde ihr die Ehre zuteil als erste Iranerin und erste Schauspielerin aus dem Mittleren Osten für den Oscar als beste Nebendarstellerin nominiert zu werden. Aghdashloo verlor jedoch den Filmpreis an Renée Zellweger die für Anthony Minghellas amerikanisches Bürgerkriegsepos Unterwegs nach Cold Mountain ausgezeichnet wurde.

Trotz des großen Erfolges mit Das Haus aus Sand und Nebel folgten nur wenige Rollenangebote, die Shohreh Aghdashloo auch tatsächlich in Betracht zog. 2004 spielte sie in einer wiederkehrenden Rolle erneut die Mutter von Jonathan Adouth, ihrem Filmsohn aus Das Haus aus Sand und Nebel, in der vierten Staffel der von der Kritik gefeierten TV-Serie 24. Die Rolle der Dina Araz, einer muslimischen Terroristin wurde kontrovers von der Arabisch-Amerikanischen Gemeinde aufgenommen. In einem Interview mit dem US-amerikanischen Magazin TIME, hatte Shohreh Aghdashloo herausgestellt, dass sie zuerst widerstanden hatte den Stereotypen des muslimischen Terroristen zu verstärken, hatte aber wegen der Kompliziertheit der Rolle zugesagt.

2005 ist Shohreh Aghdahloo neben Laura Linney und Tom Wilkinson in dem Horrorfilm The Excorcism of Emily Rose zu sehen, der auf einer wahren Geschichte basiert, ein Jahr später ist Alejandro Agrestis Liebesfilm Il Mare geplant. Hier agiert sie neben Keanu Reeves und Sandra Bullock, die sich als Architekt bzw. Ärztin über einen geheimnisvollen toten Briefkasten gegenseitig Liebesbriefe zukommen lassen. Zum Ensemble des Films gehören u. a. Willeke van Ammelroy, Jeremy Irons und Christopher Plummer.

Privat war Shohreh Aghdashloo in erste Ehe von 1972 bis 1980 mit dem iranischen Maler Aydin Aghdashloo verheiratet. Seit 1985 ist sie in zweiter Ehe mit Houshang Touzie verheiratet. Mit dem Schauspieler und Drehbuchautoren hat sie eine gemeinsame Tochter, Tara.

Filmographie

Auszeichnungen

Oscar

  • 2004 - nominiert als Beste Nebendarstellerin für Das Haus aus Sand und Nebel

Weitere

Independent Spirit Awards

  • 2004 - Beste Nebendarstellerin für Das Haus aus Sand und Nebel

Los Angeles Film Critics Association Awards

  • 2004 - Beste Nebendarstellerin für Das Haus aus Sand und Nebel

New York Film Critics Circle Awards

  • 2004 - Beste Nebendarstellerin für Das Haus aus Sand und Nebel

Online Film Critics Society Awards

  • 2004 - Beste Nebendarstellerin für Das Haus aus Sand und Nebel

Weblinks