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Kritischer Rationalismus

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Der Kritische Rationalismus ist eine von Karl R. Popper begründete philosophische Denkrichtung, nach der Erkenntnis durch das Zusammenspiel von phantasievoller Kreativität und kritischer Hinterfragung ermöglicht wird. Er verwirft die klassische Vorstellung, dass es Verfahren gibt, mit denen Wissen gesichert oder begründet werden kann und dass Vernunft sich durch den Gebrauch solcher Verfahren auszeichnet. Er schlägt vor, sie in Wissenschaft, Politik und anderen Bereichen durch die Suche nach der Lösung für konkrete Probleme mittels Versuch und Irrtum zu ersetzen.

Überblick

Der Kritische Rationalismus ist aus eigener Sicht eine Lebenseinstellung, „die zugibt, dass ich mich irren kann, dass du recht haben kannst und dass wir zusammen vielleicht der Wahrheit auf die Spur kommen werden.“[1] Er ist der „Entwurf einer Lebensweise, eine soziale Praxis.“[2] Die Titel der Aufsatzsammlungen Kritische Vernunft und menschliche Praxis sowie Alles Leben ist Problemlösen und Auf der Suche nach einer besseren Welt beschreiben programmatisch, was in einer Vielzahl von Schriften entwickelt wurde. (Einen umfassenden und tiefer gehenden Überblick geben die Werke Objektive Erkenntnis und Traktat über kritische Vernunft.)

Der Kritische Rationalismus setzt sich mit der Frage auseinander, wie wissenschaftliche oder gesellschaftliche (aber prinzipiell auch alltägliche) Probleme undogmatisch, planmäßig (‚methodisch‘) und vernünftig (‚rational‘) untersucht und geklärt werden können. Dabei sucht er nach einem Ausweg aus der Wahl zwischen einerseits der Wissenschaftsgläubigkeit (Szientismus) und der Auffassung, dass wissenschaftliches Wissen auf positive Befunde aufbauen muss (Positivismus), sowie andererseits dem Standpunkt, dass Wahrheit vom Blickwinkel abhängig ist (Relativismus) und dass Wissen der Willkür preisgegeben ist, wenn Beweise unmöglich sind (Skeptizismus).

Eine grundlegende Position des Kritischen Rationalismus ist die im Alltagsverstand selbstverständliche Überzeugung, dass es die Welt wirklich gibt, und dass sie vom menschlichen Erkenntnisvermögen unabhängig ist (Kritischer Realismus). Das bedeutet z.B., dass sie nicht aufhört zu existieren, wenn man die Augen schließt. Der Mensch aber ist in seiner Erkenntnisfähigkeit dieser Welt durch seine Wahrnehmung begrenzt, so dass er sich keine endgültige Gewissheit darüber verschaffen kann, dass seine Erfahrungen und Meinungen mit der tatsächlichen Wirklichkeit übereinstimmen. Er muss daher davon ausgehen, dass jeder seiner Problemlösungsversuche falsch sein kann (Konsequenter Fallibilismus). Das Bewusstsein der Fehlbarkeit führt einerseits zu der Forderung nach der ständigen kritischen Prüfung von Überzeugungen und (wissenschaftlichen) Theorien, andererseits zum methodischen und rationalen Vorgehen bei der Lösung von Problemen (Methodischer Rationalismus).

Der Kritische Rationalismus fragt also zum Beispiel nicht, wie man eine wissenschaftliche Theorie beweisen kann, sondern wie man herausfinden kann, ob und wo sie fehlerhaft ist, und was man tun sollte, wenn man einen Fehler gefunden hat. Ein starkes Argument dafür, die Suche nach Beweisen für eine Theorie aufzugeben, ist die Ablösung der Gravitationstheorie von Isaac Newton durch die von Albert Einstein. Newtons Theorie war nach ihrer Entdeckung 200 Jahre lang durch Beobachtung immer wieder genauestens bestätigt worden. Wenn man also von überhaupt einer bewiesenen wissenschaftlichen Theorie hätte sprechen können, dann wäre es mit großem Abstand die newtonische gewesen. Dennoch zeigte Einstein, dass diese Theorie nur auf einem sehr beschränkten Bereich Gültigkeit besaß. Sie war also falsch, was von einer grundsätzlichen Fehlbarkeit menschlichen Wissens zeugt. Umgekehrt verzichtete Einstein jedoch auf die Behauptung, seine neue Theorie könne auch nur prinzipiell bewiesen werden. Stattdessen schlug er anspruchsvolle Experimente zu ihrer Überprüfung vor und gab damit Gegebenheiten an, unter denen er sich gezwungen sehen würde, seine eigene Theorie als Irrtum zu verwerfen.

Diese Grundidee, dass auch die sicherste Theorie falsch sein könnte, bildet den Ausgangspunkt des Kritischen Rationalismus. Die von Einstein empfohlene Herangehensweise deutet an, wie wissenschaftliche Probleme mittels Versuch und Irrtum gelöst werden können: Hätte Einsteins Theorie die von ihm vorgeschlagenen Prüfungen nicht bestanden, so hätte man eine andere ausprobieren können. Vor Einsteins Revolution der Physik war die Ansicht weit verbreitet, dass Beweise von wissenschaftlichen Theorien durch die Methode der Induktion möglich seien. Das ist die Verallgemeinerung eines Sachverhalts ausgehend von einzelnen Beobachtungen. Die wissenschaftstheoretischen Grundaussagen des kritischen Rationalismus sind daher die Ablehnung dieser Induktionsmethode und der Gegenvorschlag der Methode der Falsifikation. Das ist der Versuch, durch Experimente und Beobachtung Gegenbeispiele zu finden.

Der Standpunkt des Kritischen Rationalismus zur Politik ist seinem Standpunkt zur Wissenschaft sehr ähnlich. Hier ist nicht ausschlaggebend, wie man im Voraus den besten Herrscher findet oder was man tun sollte, um für ideale Verhältnisse zu sorgen. Stattdessen ist viel wichtiger, wie schlechte Herrscher unblutig abgeschafft und Misstände beseitigt werden können.

Ebenso verzichtet er auch auf dem Gebiet der Ethik und der Gesellschaft auf eine Begründung für Normen und konzentriert sich stattdessen auf die Frage, wie schlechte Regeln erkannt und verbessert werden können. Ethik ist für den Kritischen Rationalismus das Problemlösen auf sozialem Gebiet. Auch hier fordert er ein kritisch-rationales Vorgehen und den Verzicht auf jegliches Dogma. Wie in der Wissenschaft findet man neue, bessere Lösungen nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum. Um zu schwerwiegende negative Auswirkungen von Versuchen in diesem Bereich zu vermeiden, spricht sich der Kritische Rationalismus für eine Politik der kleinen Schritte („piecemeal-engineering“ – „Stückwerkstechnologie“) aus.

In jedem dieser Bereiche wendet der Kritische Rationalismus also das Prinzip der Kritik an, das auf Beobachtung, Überprüfung auf Selbstwidersprüche und Widersprüche zu wissenschaftlichen Theorien sowie auf der Erfolgskontrolle hinsichtlich des zu lösenden Problems basiert. Mit seiner Grundauffassung, dass alle Menschen fehlbar sind, wendet er sich gegen alle Positionen, die dogmatisch von einer letztbegründeten Erkenntnis ausgehen. Er macht den Vorschlag einer offenen pluralistischen Gesellschaft, die tolerant gegenüber allen friedlichen Menschen ist, die Konflikte durch rationale Diskussion und mit Hilfe der aufrichtigen Wahrheitssuche löst; in der die Menschen frei sind, ihrem Leben einen individuellen Sinn geben und ihren Weg in einer offenen Zukunft suchen können. Als Konsequenz bekämpft er jede Form von Bevormundung durch Autoritäten, Intoleranz und Ideologie, Totalitarismus und Irrationalismus.

Vertreter

Der Kritische Rationalismus wurde von Karl R. Popper im Rahmen seiner Auseinandersetzung mit Wissenschaftstheorie und Sozialphilosophie begründet. (Er führte diese Bezeichnung 1944 in seinem Werk Die offene Gesellschaft und ihre Feinde ein,[3] entwickelte grundsätzliche Inhalte jedoch bereits in seinen früheren Werken.) William W. Bartley setzte sich mit der Frage auseinander, ob er seinen eigenen Ansprüchen genügt, wenn er auf sich selbst angewendet wird, und somit ohne Integritätsverlust akzeptiert werden kann. Hans Albert hat den Kritischen Rationalismus für die Sozial- und Geisteswissenschaften weiterentwickelt. Ein zeitgenössischer Vertreter, der die Ansätze von Popper und Bartley verbindet und weiterentwickelt, ist David Miller.

Kritischer Realismus

Hauptartikel: Kritischer Realismus

Der Realismus ist die metaphysische Annahme, dass eine vom Menschen unabhängige Wirklichkeit existiert. Während der naive Realismus davon ausgeht, dass die Welt so ist, wie der Mensch sie wahrnimmt, vertritt der kritische Realismus die Auffassung, dass die Vorstellungen von den Gegenständen auch durch subjektive Elemente, die in der Wahrnehmung und im Denken liegen, mehr oder weniger stark beeinflusst werden. Weil die Sinne und die Verarbeitungsprozesse im Gehirn der angenommenen Außenwelt und der Vorstellung zwischengeschaltet sind, kann man auch vom indirekten Realismus sprechen. Dieser Vermittlungsvorgang schließt eine ‚reine Wahrnehmung‘ aus, denn es kann sich auch um Täuschungen handeln.

Trotz des Zugeständnisses, dass jede Wahrnehmung der Realität voreingenommen ist, ist der Realismus dennoch für das philosophische Denken des Kritischen Rationalismus grundlegend. Nur die Vorstellung der existierenden Wirklichkeit ermöglicht das Prinzip der Falsifikation, denn ohne das Vorhandensein einer Wirklichkeit könnte man Theorien nicht empirisch prüfen. Falsifikation ist das Scheitern einer Aussage an der Wirklichkeit. Wäre die Wirklichkeit nur eine reine Konstruktion des Bewusstseins, würde das Prinzip der Falsifikation sinnlos werden. In der Überprüfung von Theorien und Sachverhalten steckt die Annahme einer Realität als Vergleichsmaßstab.

Auf dieser Grundlage ist der kritische Realismus des Kritischen Rationalismus nicht nur ontologisch (eine äußere Welt existiert) zu verstehen, sondern auch erkenntnistheoretisch: Indem der Mensch im Rahmen einer Falsifikation einen Irrtum feststellt und ihn korrigiert, nähert er sich der Erkenntnis der Wirklichkeit an. Er wird zwar nie wissen, ob oder inwieweit er sich ihr angenähert hat, aber die Ablösung eines Irrtums durch eine bessere Erklärung bedeutet eine bessere Kenntnis darüber, wie die Welt wirklich ist.

Fallibilismus

Hauptartikel: Fallibilismus

Das Ziel, mit Theorien zutreffende Aussagen über die Wirklichkeit zu machen, führt zu der Frage ihrer Erkennbarkeit. Dabei geht der Kritische Rationalismus davon aus, dass es aufgrund der Unzulänglichkeiten aller Wahrheitstheorien nicht möglich ist, eine gesicherte Wahrheitsbegründung zu geben. Denn jeder Versuch, die Wahrheit einer Aussage nachzuweisen, führt entweder in einen unendlichen Regress, einen logischen Zirkel oder zu einen Abbruch des Begründungsverfahrens, oft mit dem Hinweis auf die Evidenz der Aussage (siehe Münchhausen-Trilemma). Jeder solcher Abbruch bedeutet, auf die strenge Begründung verzichtet zu haben.

Die Lösung des Kritischen Rationalismus geht davon aus, dass Wissen stets nur ein hypothetisches Wissen, ein vermutendes (konjekturales) Wissen ist, dem die klassische Bestimmung der Wahrheit als Übereinstimmung einer Aussage mit einer Tatsache zugrunde liegt. Wahrheit kann dabei, in Anlehnung an Alfred Tarski, nicht durch ein Kriterium definiert werden; dennoch ist der semantische Gebrauch des Begriffs ‚Wahrheit‘ in der normalen Sprache, also die Wahrheit als Übereinstimmung mit den Tatsachen, bei jedem konkreten Anwendungsfall unproblematisch.

Trotz der Schlussfolgerung, dass man nie wissen kann, ob man die absolute Wahrheit gefunden hat, hält der Kritische Rationalismus an ihrer Existenz fest und lehnt den Relativismus, also die Abhängigkeit der Wahrheit von den Umständen, ab. Man kann also die Wahrheit gefunden haben und einen wahren Satz aussprechen, aber man kann nicht beweisen, dass er wahr ist. Das trifft für alltägliche Behauptungen ebenso zu wie für die Theorien der Wissenschaft.

Der Kritische Rationalismus sieht jedoch die fehlende Sicherheit einer Behauptung noch nicht – wie etwa der Skeptizismus – als notwendigen Grund zum Zweifel an ihrer Wahrheit an. Er argumentiert gegen den Skeptizismus mit dem Einwand, dass es rational sinnvoll ist, eine Theorie versuchsweise als wahr zu akzeptieren, wenn man sie kritikoffen vertritt und wenn gegen ihre Haltbarkeit (bisher) keine Argumente gefunden wurden. Denn ohne Theorien sind selbst die alltäglichsten Probleme nicht lösbar.

Diese Sicht führt außerdem zu einem Theorienpluralismus, da es in der Regel mehrere Alternativen gibt, die nach dem Stand der Diskussion akzeptabel sind und ausprobiert werden können. Rational ist es, bestehende Theorien in genügendem Umfang kritisch zu hinterfragen und die Notwendigkeit einer Erfahrungskontrolle immer im Auge zu behalten. An die Stelle des Beweisdenkens tritt die Idee der kritischen Prüfung. In diesem Sinn ist das Prinzip der Kritik das grundlegende Prinzip des Kritischen Rationalismus. – „Look before you leap!“

Darauf aufbauend kann man auch Elemente des Empirismus, des Naturalismus und des Konstruktivismus in den Kritischen Rationalismus integrieren. So ist es vernünftig, Wahrnehmungsurteile als Hypothesen aufzufassen, die in der Regel wahr sind, solange man in Rechnung stellt, dass es Umstände der Wahrnehmungstäuschungen gibt. Hier unterscheidet sich der Kritische Rationalismus nicht vom Alltagsverstand. Wahrnehmung ist also ein sehr unproblematisches Element, und selbst wenn sie einmal zu unschlüssigen Ergebnissen führt, ist eine Klärung meist unkompliziert. Auch wenn Wahrnehmungsurteile einmal im nachhinein problematisch werden, bleiben sie immer durch weitere Wahrnehmung überprüf- und revidierbar.

Die unproblematische Wahrnehmungsbasis ist zentral für den Kritischen Rationalismus, denn ohne sie wären Annahmen über die Wirklichkeit keiner Kontrolle unterworfen. Dass sie unproblematisch ist, bleibt jedoch nicht unhintergehbar: Es lässt sich mit der evolutionären Anpassung der Sinnesorgane des Menschen an seine Umwelt sehr gut naturalistisch erklären. Ebenso ist es dem Kritischen Rationalismus möglich, die konstruktivistische These zu akzeptieren, dass der Mensch die Naturgesetze nicht quasi im ‚Buch der Natur‘ liest, sondern dass er sie erfindet und, wie Kant sagte, sie der Natur vorschreibt. Naturgesetze sind Hypothesen über die Welt, die stets einer kritischen Überprüfung bedürfen.

Wissenschaftstheorie

Ausgangspunkt des Kritischen Rationalismus ist die Auseinandersetzung Poppers mit der Wissenschaftstheorie des Logischen Empirismus. Ausgehend vom Positivismus Machs und der Analytischen (Sprach-)Philosophie der Mathematiker Frege und Russell versuchte man im Wiener Kreis eine Philosophie auf der Grundlage von Sprachanalyse und Logik im Rahmen eines physikalistischen Weltbildes zu entwickeln. Ziel war der Aufbau einer Einheitswissenschaft. In dieser sollte Wissenschaftstheorie als Theorie der Wissenschaftssprache fungieren. Sätze der Philosophie, die nicht analytisch (Logik und Mathematik) oder empirisch (‚positive‘ Wissenschaften) sind, bezeichnen nach dem Logischen Empirismus Scheinprobleme, sind also nicht wissenschaftlich. Empirische Sätze müssen auf Protokollsätze reduzierbar sein. Dies sind grundlegende Erfahrungs- und Beobachtungssätze in der formalen Struktur der zu entwickelnden Wissenschaftssprache. Nur Aussagen, die in diesem Rahmen verifiziert bzw. bestätigt werden können, erfüllen die notwendigen und hinreichenden Bedingungen für sinnvolle Tatsachenaussagen.

Popper beschritt einen anderen Weg. Diese Grundidee, dass auch die sicherste Theorie falsch sein könnte, führte ihn dazu, der Induktion und der Verifizierbarkeit einerseits das Prinzip der Falsifikation entgegenzusetzen (Suche nach Fehlern, nicht nur nach neuen Verifikationen) und andererseits das Kriterium der Falsifizierbarkeit (nur falsifizierbare Theorien sind erfahrungswissenschaftlich).

Induktionsproblem

Hauptartikel: Induktionsproblem

Induktive Vorstellung: Wissenschaft beginnt mit Beobachtung, verallgemeinert dann und macht Vorhersagen auf dieser Grundlage

Der Induktivismus geht von der Annahme aus, dass durch eine genügende Anzahl von Beobachtungen im Wege der Schlussweise der Induktion, das heißt nach dem Schema

Dieser Schwan ist weiß oder Alle bekannten Schwäne sind weiß ,
Daher sind alle Schwäne weiß Daher sind alle Schwäne weiß

oder in einer konkreten Anwendung in der Physik

Gegenstände fallen herunter, weitere Beobachtungen...
Daher gilt allgemein das Gravitationsgesetz

allgemeine Aussagen über einen Gegenstandsbereich gemacht werden können, die einen Gesetzescharakter haben. Die induktive Schlussweise ist also logisch betrachtet der Schluss von einem Fall und einem Resultat auf eine Regel. Der Schluss ist synthetisch (d.h. der Übergang von der Annahme zur Schlussfolgerung vergrößert den Aussagegehalt) und damit logisch nicht zwingend. Die Vertreter des logischen Empirismus waren der Auffassung, dass solche Sätze dennoch sinnvoll sind, wenn die gewonnene Theorie (als nomologische Hypothese) durch Protokollsätze bestätigt werden kann. Von den Protokollsätzen wurde gefordert, dass sie den strengen Anforderungen einer Wissenschaftssprache entsprechen. Die Bestätigung einer Theorie durch Protokollsätze galt dann als Verifikation der Theorie.

Bereits Galilei hatte das Induktionsprinzip abgelehnt.[4] Hume zeigte in einer ausführlichen Kritik, dass ein logischer Nachweis der Induktion nicht möglich ist. Hume hatte demgemäß die Auffassung vertreten, dass das Prinzip der Kausalität auf menschlicher Gewohnheit beruht, der zu folgen nützlich sei. Auch Albert Einstein lehnte die Induktion ab. Sein Standpunkt war die Motivation für Popper, sich intensiv mit der Thematik auseinanderzusetzen und aufzuzeigen, dass allgemeine empirische Sätze oder Theorien nicht verifiziert, sondern nur falsifiziert werden können. Das Konzept der Protokollsätze ist mit dem Problem behaftet, dass sie bereits Theorien voraussetzen (sie sind ‚theoriegeladen‘), so dass die Begründung mit Hilfe von Protokollsätzen in einen Zirkel führt. Die mit der Induktion verbundene Problematik ist in der Wissenschaftstheorie weitgehend akzeptiert. So Wolfgang Stegmüller: „Entweder ist ein Schluss korrekt; dann ist er zwar wahrheitskonservierend, aber nicht gehaltserweiternd. Oder aber er ist gehaltserweiternd; dann haben wir keine Gewähr dafür, dass die Konklusion wahr ist, selbst wenn sämtliche Prämissen richtig sind.“[5]

Auch wenn die Induktion kein strenger logischer Schluss ist, könnte sie zumindest strenge Schlüsse über Wahrscheinlichkeiten ermöglichen. Der Logischen Empirismus, insbesondere Rudolf Carnap, vertrat eine solche Interpretation der Induktion. Aus diesem Blickwinkel ist diejenige Theorie die rationalste Wahl, die bei gegebener Beobachtungsbasis (Evidenzmaterial) die höchste induktive Wahrscheinlichkeit hat. Popper vertrat in der Logik der Forschung den Standpunkt, dass es keine Wahrscheinlichkeitsinduktion gibt und dass alle Theorien grundsätzlich nur die logische Wahrscheinlichkeit haben können. In mehreren nacheinander angefügten Anhängen des Buchs versuchte er ausführlich, die These der Möglichkeit einer wahrscheinlichkeitstheoretischen Begründung eines Induktionsprinzips selbst unter der in seinen Augen nicht gerechtfertigten Annahme zu widerlegen, dass bei Theorien Wahrscheinlichkeiten größer existieren. 1983 veröffentlichte er zusammen mit David Miller einen letzten „ganz einfachen Beweis“[6], bei dem er zu zeigen versuchte, dass deduktive Zusammenhänge jede wahrscheinlichkeitsbasierte Induktion logisch untergraben.[7] Dieser Beweis hat eine Kontroverse ausgelöst.

Die Falsifikation ist Poppers Versuch, ohne Induktions- oder Regelmäßigkeitsprinzip auszukommen, und dabei auch zu vermeiden, auf ein solches in verdeckter Form zurückzugreifen. Die Grundidee ist, dass Regelmäßigkeiten in der Natur zwar vorhanden sein müssen, damit die Falsifikation Ergebnisse liefert, dass man aber auf die Annahme verzichten kann, dass sie vorhanden sind: Für den abstrakten Fall, dass es keine Regelmäßigkeiten in der Natur gibt, liefert die Falsifikation kein Ergebnis, da dann jede Hypothese falsifiziert wird, die Regelmäßigkeiten vorhersagt. Die Induktion hingegen erzeugt in einer solchen Situation falsche Ergebnisse.[8] Popper führte statt eines Regelmäßigkeitsprinzips die methodologische Regel ein, dass Naturgesetze stets orts- und zeitpunktunabhängig formuliert werden sollen. Die Falsifikation beseitigt auch ein Zirkelproblem, das die Verifikation mit der theoriegeladenen Beobachtung hat. Denn die Theorie wird nicht zur Bestätigung benutzt, sondern um aus der Annahme, dass sie wahr ist, einen Widerspruch herzuleiten.

Falsifizierbarkeit

Hauptartikel: Falsifizierbarkeit

Weil empirische Theorien nicht endgültig entscheidbar sind, entwickelte Popper das Kriterium der Falsifizierbarkeit als alternative Lösung des Abgrenzungsproblems für Erfahrungswissenschaften. Popper sah in diesem Abgrenzungsproblem, also der Frage, wie sich empirisch-wissenschaftliche und metaphysische Sätze voneinander unterscheiden lassen, im Vergleich zum Induktionsproblem, also der Frage, wie sich Theorien durch besondere Sätze rechtfertigen lassen, das wichtigere Problem.

„Ein empirisch-wissenschaftliches System muss an der Erfahrung scheitern können.“[9]

Sein Anspruch ist es, mit dem Abgrenzungskriterium der Falsifizierbarkeit ein rationales, systematisches und objektives, also intersubjektiv nachprüfbares Instrument zu liefern.

Popper unterschied grundsätzlich logische Falsifizierbarkeit von der praktischen Falsifizierbarkeit. Eine Theorie ist empirisch, wenn es mindestens einen Beobachtungssatz gibt, der zu ihr logisch im Widerspruch steht. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass in der Praxis mangels geeigneter Experimente (zum Beispiel in der Astronomie oder in der Atomphysik) eine tatsächliche Beobachtung gar nicht durchgeführt werden kann. Aussagen, die nicht falsifizierbar (widerlegbar) sind, also nicht empirisch-wissenschaftlich, sind metaphysisch.

Definitionen sind nicht falsifizierbar. Daher sind auch Aussagen nicht falsifizierbar, die implizit die Definition des Ausgesagten enthalten. Wenn der Satz „Alle Schwäne sind weiß“ beinhaltet, dass es ein Wesensmerkmal von Schwänen ist, weiß zu sein, kann er durch die Existenz eines schwarzen Vogels, der ansonsten die Merkmale eines Schwans aufweist, nicht widerlegt werden. Denn er wäre dann nach der Definition aufgrund seiner Farbe kein Schwan. Wenn hingegen die Farbe nicht Bestandteil der Definition eines Schwans ist, kann der Satz „Alle Schwäne sind weiß“ dadurch überprüft werden, dass man ihm einen Beobachtungssatz gegenüberstellt: „Im Duisburger Zoo gibt es einen schwarzen Schwan“, unabhängig davon, ob dort auch wirklich ein schwarzer Schwan existiert.

Ebenso sind Axiome der Mathematik als Festsetzungen nicht falsifizierbar. Man kann sie daraufhin prüfen, ob sie widerspruchsfrei, voneinander unabhängig, vollständig und auch notwendig zur Herleitung (Deduktion) der Aussagen eines Theoriensystems sind. So hat die Veränderung des Parallelenaxioms im 19. Jahrhundert dazu geführt, dass neben der euklidischen auch andere Geometrien entwickelt wurden. Hierdurch wurde aber die euklidische Geometrie nicht falsifiziert. Allerdings wäre ohne diese nichtlinearen Geometrien die Entwicklung der Relativitätstheorie nicht möglich gewesen.

„Eine Theorie ist falsifizierbar, wenn die Klasse ihrer Falsifikationsmöglichkeiten nicht leer ist.“[10]

Widerspruchsvolle Aussagen sind prinzipiell falsifizierbar, diese Falsifizierbarkeit ist jedoch ohne Wert. Man kann mittels des Satzes vom ausgeschlossenen Widerspruch jede beliebige Folgerung aus ihnen herleiten. Insbesondere folgt daraus zu jedem Basissatz sein Gegenteil. Dies bedeutet jedoch, dass überhaupt jeder Basissatz eine widerspruchsvolle Aussage falsifiziert.[11]

Zur Abgrenzung wissenschaftlicher Theorien von pseudowissenschaftlichen (oder allgemeiner Rationalität von Pseudorationalität) ist im Kritischen Rationalismus nicht die Falsifizierbarkeit, sondern das Kriterium des ‚doppelt verschanzten Dogmatismus‘ ausschlaggebend.[12] Während jede Theorie bei unwissenschaftlicher Vorgehensweise gegen Kritik immunisert werden kann, zwingen solche Dogmatismen selbst dann zu einer Immuniserung, wenn sie in einen wissenschaftlichen und kritisch-rationalen Kontext gesetzt werden. Sie entziehen eine These aber nicht prinzipiell der kritischen Analyse, sondern müssen lediglich vor der Diskussion entfernt werden.[13]

Der Kritische Rationalismus selbst ist nicht falsifzierbar. Er ist jedoch kritisierbar und rational diskutierbar (siehe Pankritischer Rationalismus).

Erkenntnisfortschritt

Entwicklungsschema des Erkenntnisfortschritts nach Popper

Die Suche nach Falsifikationen, nach den denkbaren Anwendungsfällen, an denen Theorien scheitern, also letztlich die Suche nach Fehlern, hat Popper als entscheidend für den Erkenntnisfortschritt angesehen. Nur die Korrektur dieser Fehler durch bessere Theorien führt demnach zu Fortschritt.

Bei der Methode der Falsifikation sind Entdeckungs- und Begründungszusammenhang getrennt. Falsifikation ist ein Verfahren zur Beurteilung bestehender Theorien. Nach Auffassung des Kritischen Rationalismus gibt es kein methodisch rationales Verfahren zur Entdeckung von Theorien. Sie ist ein kreativer Prozess, der im wesentlichen durch spekulative Phantasie, Intuition, Zufälle und Geistesblitze beeinflusst wird.

Popper betrachtete es als Grundprinzip menschlichen Handelns, das in allen Bereichen der Natur bis hin zur Amöbe wiederzufinden ist, dass nach jedem Fehlversuch in der Weltorientierung ein neuer alternativer Weg gesucht und begonnen wird. Entsprechend handeln auch Wissenschaftler. Jede Falsifikation führt solange zu Modifikationen bestehender Theorien oder zum Aufbau neuer Theorien, bis eine Theorie eine ausreichende Bewährung erfährt. Auf der Suche nach Lösungen für neue Probleme kommen daher bewährte Theorien immer wieder auf den Prüfstand, bewähren sich erneut oder werden falsifiziert und dann durch modifizierte oder neue Theorien abgelöst. Der Fortschritt ist umso größer, je mutiger die neuen Theorien sind. Zudem steigt mit der Kühnheit der Theorie in der Regel auch die Möglichkeit der Falsifikation, und damit auch das Angebot an möglichen Experimenten zur Überprüfung, an das die weitere Forschung anknüpfen kann.

Im Rahmen dieses spiralförmigen Prozesses wird ein immer höheres Niveau des Wissens erreicht. Eine Theorie stellt einen Erkenntnisfortschritt gegenüber einer anderen Theorie dar, wenn sie eine höhere Wahrheitsnähe aufweist. Wahrheitsnähe ist nicht messbar. Jedoch kann man die Wahrheitsnähe zweier Theorien modellhaft vergleichen. Eine Theorie hat gegenüber einer anderen Theorie eine höhere Wahrheitsnähe, wenn sie ‚gehaltvoller‘ ist und wenn sie mehr oder bessere Erklärungen für Sachverhalte bietet als die schwächere Theorie.

Mit ‚gehaltvoll‘ ist dabei nicht der logische Wahrheitsgehalt einer Theorie gemeint (die Menge aller wahren Aussagen, die aus ihr folgen), sondern der ‚empirische Gehalt‘. Das ist die Menge aller Aussagen, die die Theorie ausschließt. Die Aussage „Morgen gibt es Südwind“ ist gehaltvoller als die Aussage „Morgen Winde aus wechselnden Richtungen“, weil erstere Nord-, West- und Ostwind ausschließt. Nach solchen ‚gehaltvollen‘ Aussagen sucht die Wissenschaft. Würde sie nach hohem logischen Wahrheitsgehalt suchen, käme sie zu gehaltlosen, fast tautologischen Aussagen.

Betrachtet man, wie die Wissenschaften bei Anwendung dieser Falsifikationsmethode von spezielleren Theorien zu immer allgemeineren fortschreitet, kann der Eindruck entstehen, dass sie induktiv fortschreitet, weshalb Popper auch von einer unproblematischen ‚Quasi-Induktion‘ spricht.

Popper hat stets betont, dass seine Forschungslogik selbst keine erfahrungswissenschaftliche Theorie ist. Sie ist eine Methodenlehre, die davon ausgeht, dass es eine Sache der Festlegung ist, was man als Wissenschaft anerkennt. Popper wandte sich insbesondere gegen die ‚naturalistische‘ Auffassung der Methodenlehre,[14] für die eine Methode dann wissenschaftlich ist, wenn sie von der Wissenschaft tatsächlich angewendet wird. Die Charakterisierung der wissenschaftlichen Methode durch den Kritischen Rationalismus erhebt als normativer Vorschlag insbesondere nicht den Anspruch auf eine Übereinstimmung mit dem historischen Verlauf der Wissenschaftsgeschichte, obwohl sich viele Ereignisse finden lassen, die prinzipiell als Anwendung dieser Methode interpretierbar sind.[15] Aufgrund ihres normativen Charakters ist die Falsifikation also selbst nicht falsifizierbar. Denn eine Methode sagt nur, wie man etwas machen soll, nicht dass etwas sein wird. Umgekehrt jedoch ist sie als Festlegung nicht „weil konventionell, das heißt vom Menschen geschaffen, ‚bloß willkürlich‘“[16] Man kann sie mit anderen Methoden vergleichen und für sie mit Argumenten werben: „durch Analyse ihrer logischen Konsequenzen, durch den Hinweis auf ihre Fruchtbarkeit, ihre aufklärende Kraft gegenüber den erkenntnistheoretischen Problemen.“[17]

Metaphysik

Ein Ziel des Logischen Empirismus war es, die Metaphysik als sinnlos zu entlarven und nur solche Theorien in der Wissenschaft zuzulassen, die vollständig verifizierbar sind, d.h. vollständig auf Beobachtungssätze reduziert werden können. Jede Theorie hat jedoch immer auch einen metaphysischen Gehalt in Form von Elementen und Voraussetzungen, die über reine Beobachtung hinausgehen. Ein einfaches Beispiel ist die erfahrungswissenschaftliche Theorie, dass Menschen höchstens 150 Jahre alt werden, und die daraus folgende metaphysische Aussage, dass alle Menschen sterblich sind.

In der Einstellung zu solchen Sachverhalten findet sich ein wesentlicher Unterschied zwischen der Verifizierbarkeitsforderung und dem Falsifizierbarkeitskriterium: Der Logische Empirismus sieht metaphysische Elemente als problematisch an und versucht, Theorien davon möglichst zu bereinigen. Der Kritische Rationalismus hingegen harmoniert wegen seiner realistischen Grundeinstellung mit ihnen und hält sie für zulässig und wünschenswert, solange die Theorie als ganzes falsifizierbar bleibt. Denn sie sagen etwas über die Beschaffenheit der Wirklichkeit aus.

Popper war außerdem der Auffassung, dass auch rein metaphysische Sätze Sinn haben können, und zwar hauptsächlich als Mythen und Träume, die der Wissenschaft durch ihre schöpferische Kraft helfen, neue Probleme zu entdecken, neue, falsifizierbare Theorien zu konstruieren und sich somit selbst Zwecke und Ziele zu geben. Er nannte sie metaphysische Forschungsprogramme, und führte die aus seiner Sicht zehn wichtigsten an:[18]

  1. Die Vorstellung des Universums als gleichförmige, unabhänderliche Sphäre (Parmenides)
  2. Die Atomvorstellung
  3. Das Geometrisierungsprogramm (Platon und andere)
  4. Die Konzepte der Wesenseigenschaften und Potenzen (Aristoteles)
  5. Die Physik zur Zeit der Renaissance (Kepler, Galileo und andere)
  6. Die Uhrwerktheorie des Universums (Descartes und andere)
  7. Die Theorie, dass das Universum aus Kräften besteht (Newton, Leibniz, Kant, Boscovich)
  8. Die Feldtheorie (Faraday und Maxwell)
  9. Die Idee eines einheitlichen Felds (Einstein und andere)
  10. Die indeterminische Partikeltheorie (so wie in Borns Interpretation der Quantentheorie)

Zum Beispiel war die Atomvorstellung der griechischen Philosophen 2300 Jahre lang eine rein metaphysische Vorstellung, bevor im 19. Jahrhundert auf der Idee aufbauende Theorien entstanden, die experimentell geprüft werden konnten und sich – zumindest für eine gewisse Zeit – bewährten. Stehen metaphysische Sätze wie „Alle Menschen sind sterblich“ oder „Es gibt Positronen“ isoliert für sich, sind sie vorwissenschaftlich. Eine erfahrungswissenschaftliche Theorie entsteht erst, wenn eine Eigenschaft vorausgesagt wird, die anhand eines Beobachtungssatzes (Basissatzes) überprüft werden kann. Prüfbar ist somit die Aussage „Jeder Mensch stirbt spätestens 150 Jahre nach seiner Geburt.“ Sollte es einmal jemanden geben, der älter wird, ist diese Theorie falsifiziert. Metaphysische Aussagen sind also auch in der empirischen Wissenschaft grundsätzlich erlaubt, so lange sie huckepack als Konsequenz falsifizierbarer Theorien auftreten.

Metaphysik bleibt trotz Nichtfalsifizierbarkeit kritisierbar, einerseits nach Problemlösungsfähigkeit,[19] andererseits durchaus auch, mit Bartleys Ergänzung zu einem Pankritischen Rationalismus, nach Wahrheitsgehalt. Popper fügte zu seiner Liste noch ein eigenes elftes metaphysisches Forschungsprogramm hinzu, das diese zehn verband und erweiterte: Die Vorstellung des Universums als ein einheitliches Propensitätsfeld.

Objektive Erkenntnis

Für den Kritischen Rationalismus ist der Entwurf und die Überprüfung jeder wissenschaftliche Theorie von Interessen geleitet, da dies immer im Zusammenhang mit dem Versuch stattfindet, bestimmte Probleme zu lösen. Jede Beobachtung ist theoriegeladen. Naturwissenschaften sind ebenso abhängig vom Interesse des Forschers wie Geschichtsschreibung nicht unabhängig von der Perspektive des Historikers ist. Immer findet eine Auswahl der Tatsachen und Aspekte statt, für die sich der Forscher interessiert. Die Methoden und Instrumente sind so konstruiert, dass der Forscher seine Interessen realisieren kann. Was nicht in seinem Fokus liegt, kann er leicht übersehen. Popper sprach hier von einer „Scheinwerfertheorie“. Was nicht angeleuchtet wird, wird nicht erkannt.

Dennoch war Popper der Auffassung, dass es objektive Erkenntnis gibt. Er meint damit, dass Forschungsergebnisse intersubjektiv nachprüfbar und reproduzierbar sind. Objektive Erkenntnis hat aber auch in einem ganz anderen Sinne noch mit subjektunabhängigen Wissen zu tun: Bücher, der Plan eines Architekten oder andere Dokumentationen konservieren und transportieren Wissen, ohne dass dabei Menschen unmittelbar mit diesem Wissen kommunizieren müssen. Jederzeit kann dieses Wissen auf Menschen einwirken und etwas bewirken; und jederzeit können Menschen auf dieses Wissen einwirken und es z. B. verbessern.

Gesellschaft und Ethik

Rationalität

Nachdem der Kritische Rationalismus eine Letztbegründung in der Erkenntnistheorie ablehnt, wehrt er sich auch gegen alle Auffassungen, absolute Werte oder ein höchstes Gut als archimedischen Punkt anzunehmen. Im Sinne des Abgrenzungskriteriums ist Ethik keine Wissenschaft, da Werte nicht einer empirischen Überprüfung durch Beobachtung und Experiment unterzogen werden können:

„Die Ethik ist keine Wissenschaft.“[20]

Dennoch haben Popper und Albert ethische Positionen vertreten und Stellung zu ethischen Fragen genommen. Dieser scheinbare Widerspruch löst sich auf, weil der Kritische Rationalismus als Philosophie – dies steckt programmatisch in der Bezeichnung – eine (logisch nicht begründbare) Entscheidung für Rationalität ist. Es ist ein bewusst gewählter Weg zwischen Dogmatismus, der als logisch nicht haltbar ausgeschlossen wird, und Relativismus, der Irrationalismus und Laissez-faire möglich macht. Irrationalität kann nach Popper durch Rationalität überwunden werden. Zur Rationalität gehört insbesondere:[21]

  • Kritische Einstellung mit Nachdruck auf Argument und Erfahrung
  • Akzeptanz, dass jeder Fehler machen kann (Fallibilismus)
  • Bereitschaft zur kritischen Fehlersuche (Falsifizierbarkeit)
  • Idee der Unparteilichkeit
  • Schluss von der eigenen Vernunft auf die Vernunft des Anderen
  • Ablehnung von Autoritätsansprüchen
  • Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen (Erkenntnisfortschritt)
  • Bereitschaft, die Argumente anderer zu hören und zu prüfen
  • Anerkennung des Prinzips der Toleranz

Die Entscheidung zur Rationalität (Vernunft) ist eine ethische Grundentscheidung, die Popper für die einzige Alternative hält, die nicht in irgendeiner Form zu Gewalt führt.[22]

Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen Tatsachen und Maßstäben. Der Begriff Gesetz ist mit beiden verbunden. In Zusammenhang mit Regelmäßigkeiten in der Natur bezieht er sich auf Naturgesetze. Maßstäbe sind normative Gesetze, die von Menschen durch Konventionen gemacht werden und die Beziehungen zwischen Menschen regeln. Naturgesetze kann man nicht übertreten, normative Gesetze sehr wohl.

„Aus der Feststellung einer Tatsache lässt sich niemals ein Satz herleiten, der eine Norm, eine Entscheidung oder einen Vorschlag für ein bestimmtes Vorgehen ausspricht.“[23]

Diese logische Aussage ist eine Formulierung des Prinzips über den Naturalistischen Fehlschluss.

„Alle Diskussionen über die Definition des Guten oder die Möglichkeit es zu definieren, sind völlig unnütz.“[24]

Aus dem Dualismus von Tatsachen und Normen sowie der Grundentscheidung für Rationalität ergibt sich die Forderung nach Freiheit. Freiheit ist die Freiheit des Denkens und die Freiheit der Suche nach der Wahrheit. Freiheit und Verantwortung sind die Grundlage für die Bewahrung der Menschenwürde.

„Nur die Freiheit macht menschliche Verantwortung möglich. Aber ohne Verantwortung geht die Freiheit verloren; vor allem ohne intellektuelle Verantwortung.“[25]

Die Grundforderung nach Freiheit und Verantwortung führt zu Pluralität. Deswegen ist dem Kritischen Rationalismus oft vorgehalten worden, eine liberalistische Position zu vertreten. Doch ob eine Politik konservativ, liberal oder sozialistisch ausgerichtet wird, ist eine Frage des Diskurses. Die Philosophie kann diesen Diskurs nur begleiten, indem sie die Logik der Argumente prüft, indem sie prüft, ob Sollen auch Können beinhaltet, und indem sie auf die Einhaltung der Rationalität dringt. Poppers Philosophie beinhaltet auch eine Kritik am Laissez-Faire-Liberalismus. Dieser ist insofern eine Ideologie, als er den ‚freien Markt‘, der alles zum Guten regelt, als empirisches Naturgesetz oder als Ergebnis der Wissenschaft auffasst. Aber weder die Wissenschaft noch die Natur können sagen, was das Gute ist.

Offene Gesellschaft

Hauptartikel: Offene Gesellschaft

Als Konsequenz der Idee des Kritizismus setzt sich der Kritische Rationalismus für eine offene Gesellschaft ein. Nur in einer Gesellschaft, die nicht an ein Ideal gebunden ist, besteht die Möglichkeit, die Grundsätze der Rationalität zu verwirklichen.

Seine ersten und grundlegenden sozialphilosophischen Arbeiten (Das Elend des Historizismus und Die offene Gesellschaft und ihre Feinde) hat Popper im Exil in Neuseeland geschrieben und als Beitrag zum Kampf gegen den Nationalsozialismus angesehen. Um seine Grundposition zu verdeutlichen, setzte er sich kritisch, oftmals auch polemisch verkürzend, mit der Staatstheorie Platons in der Politeia, mit Hegel und Marx auseinander. Das Grundproblem solcher Ideensysteme ist, dass sie dogmatisch sind und sich gegen Kritik und Widerlegung immunisieren (siehe auch Rechtfertigungsstrategie, Kritikimmunität und Konventionalistische Wendung). Popper vertrat den Standpunkt, dass Voraussagen des Marxismus bzw. Kommunismus über die Zukunft (z. B. in Form der sozialistischen Revolution) nicht eingetroffen und die zugrundeliegenden Thesen damit falsifiziert worden seien. Statt sie deshalb aufzugeben, sind sie aus seiner Sicht mit ‚verschäften Dogmen‘ angereichert worden und haben so pseudowissenschaftlichen Charakter bekommen.[26]

Als Historizismus bezeichnete Popper die Auffassung, dass der Lauf der Geschichte unabhängig von handelnden Menschen von Gesetzmäßigkeiten bestimmt wird und dass ein großer Denker, diesen Lauf vorhersehen kann. Die Idee Platons, dass ein vollkommener (von Philosophen regierter) Staat erreichbar ist, die Vorstellung eines auserwählten Volkes, der Sinn der Geschichte als Zweck Gottes, aber auch die Geschichtsnotwendigkeit im Marxismus Teleologie sind solche historizistischen Theorien. Teleologie in der Geschichte ist ebenso wenig möglich wie die sichere Erkenntnis einer absoluten Wahrheit. Aus der Geschichte kann man lernen. Aber sie ist heute zu Ende, und die Zukunft ist offen und von den Entscheidungen der Menschen abhängig. Für diese Entscheidungen sind sie selbst verantwortlich.

Mit der teleologischen Geschichtsdeutung verbunden ist oftmals die Bestimmung eines Ideals, auf das die Geschichte zustrebt. Die Ideologen, die dieses Ideal vertreten, bestehen dann oft auf der Forderung, dass alles mögliche getan werden soll, um das Ideal auch zu erreichen. Eine solche Position vertritt in Poppers Augen der Marxismus, der seinen philosophischen Ausgangspunkt bei Hegel hat. Neben dem Vorwurf, mit der Sprache jongliert und verbalen Nebel verbreitet zu haben, hielt Popper Hegel insbesondere eine preußische Staatsphilosophie vor, in der der regierende König immer das Recht auch gegen das Volk auf seiner Seite hat. Das humanistische Anliegen von Marx (die Aufhebung der Klassengegensätze, Bekämpfung des Arbeiterelends) kommentierte Popper durchaus mit Sympathie, kritisierte aber massiv die politische Ideologie und den im historischen Materialismus enthaltenen Glauben an die Notwendigkeit des Gangs der Geschichte. Wenn man Menschen mit Gewalt in die Richtung eines Ziels, so gut es auch sei, zwingen will, ist damit die Ausübung von Macht und Intoleranz verbunden; und wenn diese nicht demokratisch legitimiert ist, führt sie in einen Totalitarismus, sei es der nationalsozialistische, sei es der stalinistische. In dieser These ist sich Popper u. a. einig mit Ernst Cassirer und Hannah Arendt. Alle drei entwickelten die Hypothese im Exil unabhängig voneinander.[27]

Als einzig rationale und damit sinnvolle Alternative sah Popper eine offene Gesellschaft, in der die Demokratie institutionalisiert ist. Demokratie aber nicht verstanden als Herrschaft des Volkes, sondern als eine Institution, in der es besonders leicht ist, die Herrschenden, also die jeweilige Regierung, zur Rechenschaft zu ziehen und gegebenenfalls ohne Gewalt abzuwählen.

Stückwerk-Sozialtechnik

In der Sozialphilosophie wird das Modell der Problemlösung analog angewendet. Soziale Institutionen sind Problemlösungsversuche. Politik muss sich darauf konzentrieren, das jeweils größte Übel abzuschaffen. Die jeweils neue Lösung wird in der gesellschaftlichen Praxis geprüft. Wenn sie Verschlechterungen mit sich gebracht hat oder fehlerhaft ist, wird sie verworfen oder korrigiert. Damit politische Entscheidungen revidierbar sind, empfiehlt der Kritische Rationalismus bei der Lösung gesellschaftlicher Probleme ein iteratives Vorgehen in kleinen, überschaubaren Schritten (piecemeal social engineering).

Auch in der Sozialphilosophie gelten somit die kritisch rationalen Prinzipien: Jeder gesellschaftliche Zustand ist kritisierbar, da alle politischen Meinungen und Entscheidungen mit Fehlern behaftet sein können (Konsequenter Fallibilismus). Jeder Dogmatismus in der Politik ist konsequent abzulehnen. Soziale Konflikte sind Probleme, die gelöst werden müssen (Methodischer Rationalismus). Hierzu bedarf des einer kritisch rationalen Diskussion, in der der Pluralismus der Meinungen toleriert und beachtet wird. Die Freiheit des Einzelnen ist soweit wie möglich sicherzustellen. Gewalt muss möglichst vermieden werden. In dieser Hinsicht ergänzt der Kritische Rationalismus den Liberalismus. Radikale Utopien führen zu Unterdrückung, Revolution und Gewalt (Kritischer Realismus). Daher muss sich die Politik auf das Machbare konzentrieren. Priorität haben immer die größten gesellschaftlichen Übel. Daher muss Politik auf der Seite der gesellschaftlich und wirtschaftlich Schwachen stehen. Diese Haltung Poppers wird auch als negativer Utilitarismus bezeichnet.

Logik

Hans Albert hat einen Katalog von Grundsätzen der Logik aufgestellt, der mit einfachen Grundaussagen hilft, die Plausibilität von Aussagen und Theorien zu überprüfen und zu beurteilen.[28] Diese Grundsätze bestehen unabhängig von der Philosophie des Kritischen Rationalismus; ihre Verwendung entspricht aber dem Geist seiner Weltsicht und sie vermitteln ein Stück Lebensweisheit, das man auch ohne tiefere Kenntnis der Logik anwenden kann.

Aus Wahrem kann nur Wahres folgen.

Das Grundprinzip der Deduktion, dass bei einem wahren Obersatz und einer wahren Prämisse die Wahrheit auch in die Konklusion übertragen wird. Wichtig für Wissenschaft und Alltagsdenken ist die Umkehrung: Folgt etwas Falsches, muss mindestens eine der Prämissen (bzw. der Obersatz) falsch sein.

Aus Falschem kann auch Wahrheit folgen.

Logisch können falsche Annahmen zu einem Schluss führen, der eine wahre Aussage macht. Hierin liegt die Begründung des Fallibilismus. Niemand kann sicher sein, dass eine als wahr angesehene Aussage nicht auf einer fehlerhaften Prämisse beruht. Auch wenn die Vorhersagen richtig sind, kann die Theorie falsch sein.

Aus jeder Theorie folgen unendlich viele Sätze.

Auch dieser Satz bestätigt den Fallibilismus. Da das Wissen des Menschen endlich ist, kann er nicht wissen, ob eine Theorie zu einer Aussage führt, die sich als falsch erweist und damit die Theorie falsifiziert.

Für die Erklärung von Beobachtungen gibt es unendlich viele Theorien.

Wenn eine Tatsache durch eine Theorie zureichend erklärt wird, darf man dennoch nicht davon ausgehen, dass die Theorie auch die beste Erklärung liefert. Es kann eine bessere geben.

Aus Widersprüchen folgen beliebige Behauptungen.

Jeder Hinweis auf einen Widerspruch in einer Theorie ist eine Aufforderung, eine neue, widerspruchsfreie Theorie zu finden. Dialektik in diesem Sinne verstanden ist ein Prinzip zur Ausräumung von Widersprüchen.

Nur gehaltvolle Aussagen enthalten Informationen.

Je höher der Gehalt einer Aussage ist, das heißt je präziser sie formuliert ist und je konkreter sie sagt, was sie ein- und was sie ausschließt, umso besser kann sie überprüft werden.

Es gibt keine gehaltserweiternden Schlüsse.

Mit Hilfe der Logik kann man kein zusätzliches Wissen erwerben. Daher können induktive Schlüsse, die von wenig Wissen auf viel Wissen schließen, keine logischen Schlüsse sein. Sie sind heuristisch und nicht zwingend.

Popper betonte, dass Logik ein „Organon der Kritik“ ist, nicht ein Instrument zur positiven Begründung oder Rechtfertigung. Er stimmt mit Bartley und Miller überein, dass es niemals gute, positive Gründe dafür geben kann, etwas zu glauben: Gute Gründe existieren nicht; wenn sie existieren würden, wären sie nutzlos; und sie werden für Rationalität auch nicht benötigt. Rationale Argumente hingegen sind unabdingbar, sind aber immer negativ und kritisch. Ob man eine Annahme oder ein Argument akzeptiert, ist immer eine freie Willens- und Gewissensentscheidung, und kann argumentativ nicht erzwungen werden. Rationalität liegt darin, eine erfolgreich kritisierte Annahme zu verwerfen. Fehlende gute Gründe machen jedoch eine Annahme weder rein willkürlich, noch notwendigerweise falsch. Willkür ist deshalb nicht gegeben, weil zur Akzeptanz immer der Verwurf von Alternativen gehört. Dieser Verwurf stellt aber keinen Grund zur Akzeptanz dar: eine neue Alternative zu erdenken ist ebenfalls immer rational, ebenso wie gar keine Alternative zu akzeptieren, z.B. wenn sie uninteressant sind für die Probleme, die man lösen möchte. Akzeptanz ist eine kritische Bevorzugung, ein fehlbares, aber auch kritisier- und revidierbares Urteil, mit dem man festlegt, was man für wahr hält.

Rezeption und Kritik

Falsifikationismus

Vereinzelt wurde die Behauptung aufgestellt, Popper habe in den 1920ern einen dogmatischen Falsifikationismus vertreten (der die Unfehlbarkeit der Beobachtung behauptet), allerdings nichts darüber veröffentlicht. Lakatos hielt dies für erfunden und vermutete, dass diese Behauptung erstmals von A.J. Ayer in die Welt gesetzt worden war. (Jedoch gab Albert zu, anfänglich eine ähnliche Auffassung gehabt zu haben, die Poppers Position mit der Auffassung verband, dass Metaphysik sinnlos sei.[29]) Lakatos selbst kritisiert an Popper, dass dieser in der Logik der Forschung zwar den dogmatischen Falsifikationismus kritisiert und zurückgewiesen, aber nicht scharf zwischen der naiven und der raffinierten Form des methodologischen Falsifikationismus unterschieden habe (das betrifft die Frage, ob eine falsifizierte Theorie sofort aufgegeben werden muss oder erst dann, wenn eine bessere vorhanden ist). Die raffinierten Form des methodologische Falsifikationismus spielt insbesondere bei Lakatos eigener Wissenschaftsauffassung eine große Rolle. Popper selbst nahm dazu wie folgt Stellung:

„[Mir wird] dann vorgeworfen, daß ich mir widerspreche, und daß ich an manchen Stellen meines Buches als ‚naiver Falsifikationist‘ schreibe, der an die endgültige Entscheidbarkeit einer Theorie glaubt, während ich mich an anderen Stellen als ein ‚spitzfindiger oder raffinierter Falsifikationist‘ entpuppe; und das wird dann weiter mit der biographischen Hypothese erklärt, daß ich zuerst ‚naiv‘ und später eher ‚spitzfindig‘ war [...] Das ist natürlich alles Unsinn“[30]

Er verwendete die Bezeichnung Falsifikationismus ansonsten nicht. Der Begriff Falsifikationismus hat nach Auffassung von Hans-Joachim Niemann den Anklang einer unzulässigen Verkürzung des kritischen Rationalismus auf nur einen seiner wissenschaftstheoretischen Aspekte erhalten.[31] Dahingegen hat ihn David Miller ungezwungen als Bezeichnung für diese Aspekte übernommen.

Politik

Grundgedanken des Kritischen Rationalismus sind von verschiedenen politischen Gruppierungen programmatisch rezipiert bzw. in Anspruch genommen worden.[32] In Deutschland zunächst von liberaler Seite (FDP; Ralf Dahrendorf[33]), später auch von CDU und SPD. Die CDU sah im Konzept der ‚offenen Gesellschaft‘ eine Grundlage zur Abwehr überzogener Ideologie- und Beglückungsansprüche. [34] Die SPD sah im Kritischen Rationalismus das Leitbild ihres „schöpferischen Reformismus“ [35]. In Deutschland ist Bundeskanzler a. D. Helmut Schmidt (SPD) der bekannteste bekennende politische Anhänger des Kritischen Rationalismus.[36]

Grundlagenkritik

Prominente Gegner des Fallibilismus und Vertreter der Letztbegründungsthese sind Wolfgang Kuhlmann und Karl-Otto Apel, die eine Letztbegründung in der Möglichkeit von Kommunikation sehen. Diese gründet in der Sprache, die schon allen Diskursen als Vermögen vorausgeht. Die Kritik umfasst auch das Argument, dass der Fallibilismus sich selbst gegen Kritik immunisiert, indem er zum Schluss auf Argumente für eine Letztbegründung immer behaupten kann, dass auch diese Argumente nicht gewiss seien. Das Münchhausen-Trilemma wiederum ist speziell auf logische Schlussweisen ausgerichtet, erfasst aber weder phänomenologische (evidenz-behauptende), noch existentialistische oder pragmatische Begründungen.

Jürgen Habermas warf dem Kritischen Rationalismus eine nicht selbstreflexive und daher im Grunde positivistische Einstellung vor, die bei einem „abstrakten Vorsatz zum unbedingten Zweifel“ stehen bliebe.[37] Er griff ihn immer wieder an, und verwarf ihn inbesondere wegen Bartleys Erkenntnis, dass er wegen der Kernlogik nicht umfassend revidierbar ist.[38]

Unabhängig voneinander fanden Pavel Tichý[39] und David Miller[40] heraus, dass Poppers logische Definition der Wahrheitsnähe nicht adäquat war. Es existiert ein Neuvorschlag von Miller[41] und mehrere von Popper.[42]

Margherita von Brentano kritisierte den Pluralismus des Kritischen Rationalismus als Monopluralismus.[43] Peter Janich, Lothar Schäfer und Peter Strasser (u.a.) kritisierten, dass Popper den von ihm selbst vorgezeichneten Weg nicht konsequent genug gegangen und zu sehr bei positivistischen Ausgangsproblemen stehengeblieben sei.[44][45][46]

Wissenschaftstheoretische Kritik

Der Wissenschaftshistoriker Thomas Kuhn formulierte in seinem Werk The Structure of Scientific Revolutions den Einwand, dass Poppers Vorstellungsmodell die historische Entwicklung der Wissenschaften nicht erklären könne. Er kritisierte insbesondere, dass Popper nur die außergewöhnliche Wissenschaft in der Phase einer wissenschaftlichen Revolution behandele und nicht die Normalwissenschaft, die im Rahmen eines allgemein anerkannten, gefestigten Paradigmas stattfindet, das sich nur bei solchen Revolutionen ändert. Ein Paradigma ist für Kuhn ein Instrument zur Problemlösung, das erst dann in Frage gestellt werden darf, wenn es seine Aufgabe nicht mehr erfüllt. Er sieht echte Wissenschaft erst dann gegeben, wenn ein solches Paradigma vorhanden ist und Normalwissenschaft stattfindet, während jede andere Form nur als embryonale Protowissenschaft bzw. als Krisenzeit gesehen werden darf. Dies steht im scharfen Widerspruch zu Poppers Position, der genau das Gegenteil vertrat: Seine Erkenntnistheorie "behauptet die Permanenz der Krise; wenn [sie] Recht hat, so ist die Krise der Normalzustand einer hochentwickelten rationalen Wissenschaft."[47] Popper dankte Kuhn zwar für den Hinweis auf die Normalwissenschaft, hielt sie aber nicht für einen wünschenswerten Teil des Forschungsbetriebs. Nach seiner Auffassung ist sie lediglich schlechte Wissenschaft.[48]

Imre Lakatos entwickelte den Begriff des Forschungsprogramms und versuchte, Aspekte der Ansichten von Popper und Kuhn zu vereinbaren (siehe auch Kritik an der Falsifizierbarkeit). Bartley wies in Auseinandersetzung mit Lakatos darauf hin, dass auch die Wissenschaftsgeschichte kritisch interpretiert werden müsse und nicht als autoritative Quelle für Rationalität und Wahrheit herangezogen werden dürfe. Er entwarf zu Kuhns Paradigmenbegriff den Gegenvorschlag, die entsprechenden Strukturen in der Wissenschaftsgeschichte als objektive Problemstellungskontexte statt als Problemlösungsinstrumente zu interpretieren. Er befürwortet also, gemäß Poppers objektiver Theorie des Verstehens, Wissenschaftsgeschichte als Problemgeschichte aufzufassen, d.h. als Rekonstruktion der Problemsituationen, in deren Kontext Wissenschaft im Laufe der Geschichte historisch stattfand.

Paul Feyerabend war zunächst selbst ein Vertreter des Kritischen Rationalismus. Er gelangte jedoch zu der Ansicht, dass Durchbrüche in der Wissenschaftsgeschichte immer dort erreicht wurden, wo die gerade vorherrschenden methodischen Regeln ignoriert wurden. Nach Feyerabend hätten bedeutende wissenschaftliche Erkenntisse verworfen werden müssen, wenn man nach der Methode des Kritischen Rationalismus vorgegangen wäre. Daher setzte er dem Prinzip der Kritik das ‚anything goes‘ entgegen: Jede Methode soll erlaubt sein, und zwar sogar dann, wenn sie sich gegen die Logik stellt. Er vertrat damit zusätzlich zum Theorienpluralismus auch einen Methodenpluralismus.

Kritik an den Grundlagen der Falsifikation wurde von so vielen Kritikern geäußert, dass sich jedes Argument mehreren bis vielen Vertretern zuordnen lässt.[49] Die Einwände betreffen die Frage, ob die Falsifikation metaphysische Annahmen benötigt (O'Hear, Feyerabend, Trusted); ob nicht jedes Wissen durch Beobachtung und Ableitung entstehen muss (Salmon, Good, O'Hear); ob die Akzeptanz von Beobachtungssätzen, die Forderung nach der Reproduzierbarkeit von Experimenten oder die Forderung nach den strengstmöglichen Prüfungen nicht induktive Elemente enthält (Hübner, Newton-Smith, Watkins, Ayer, Hesse, Warnock, Levison, Trusted, O'Hear, Schlesinger, Grünbaum, Musgrave); ob die Falsifikation nicht dem Goodman-Paradoxon unterliegt, das sich um die rationale Unterscheidbarkeit von zwei Theorien dreht, die sich nur in den zukünftigen Aussagen unterscheiden (Vincent, Kyburg, Worrall); ob Induktion nicht zumindest für die praktische Anwendung von Theorien notwendig ist (Feigl, Cohen, Salmon, Niiniluoto, Tuomela, Lakatos, Howson, Worrall, Putnam, Jeffrey, O'Hear, Watkins u.v.a.m); ob nicht eine induktive Garantie dafür notwendig ist, dass eine Methode mit höherer Wahrscheinlichkeit näher zur Wahrheit führt als alle anderen (Lakatos); und schließlich ob das ‚Miracle-Argument‘ (die Frage nach der Erklärung des Erfolgs der wissenschaftlichen Theorien) nicht doch für induktive Schlüsse auf die Wahrheitsnähe einer Theorie oder für Wahrscheinlichkeitsschlüsse auf ihre Wahrheit spricht (O'Hear, Newton-Smith u.a.).

Otto Neurath hielt Popper einen „Pseudorationalismus der Falsifikation“ vor. Er vertrat die Auffassung, dass wissenschaftliche Theorien nicht logisch präzise als Satzsysteme formulierbar sind. Statt von Falsifikation könne man daher in der Praxis nur von einer „Erschütterung“ von Theorien sprechen.[50] Hilary Putnam vertrat den Standpunkt, der Kritischen Rationalismus vernachlässige die Erklärungsfunktion von Theorien.[51] Adolf Grünbaum versuchte zu zeigen, dass die Psychoanalyse, die Popper gemäß seines Abgrenzungskriteriums als pseudowissenschaftlich eingestuft hatte, entgegen dieser Auffassung eine durchaus überprüfbare und somit wissenschaftliche Theorie sei.[52] Er war stattdessen der Auffassung, dass Behauptungen von Freud über die Psychoanalyse, insbesondere die so genannte ‚Necessary Condition Thesis‘, durch klinische Befunde falsifiziert worden seien. Er stufte sie als schlechte Wissenschaft ein.[53] Albrecht Wellmer sah im Kritischen Rationalismus einen Abkömmling des logischen Positivismus. Er führte dafür als Argument die Reduktion der Erkenntnistheorie auf die Methodologie an.[54] David Stove warf Popper wegen seines Fallibilismus und seiner Ablehnung der Induktion postmodernen Irrationalismus vor.[55] Martin Gardner vertrat die Auffassung, Poppers Philosophie sei irrelevant und praxisfern und ersetze ansonsten nur vorhandene Wörter suggestiv durch andere.[56]

Gesellschaftstheoretische Kritik

Popper, der in seiner Jugend Sozialist war, wurde mit der Veröffentlichung von Die Offene Gesellschaft und ihre Feinde durch seine provozierenden Thesen zu Platon, Hegel und Marx bekannt. Kritik am zum Teil polemischen Stil und selektiver Interpretation haben insbesondere Ronald B. Levinson,[57] Walter Kaufmann[58] und Maurice Cornforth[59] geübt. Hauptkritiker am Inhalt waren Helmut F. Spinner[32] und Robert Ackermann.[60] Weitere Kritik an Poppers Sozialphilosophie äußerten, im Rahmen des Positivismusstreits, Theodor W. Adorno,[61] und Jürgen Habermas,[62][63] die beide die Kritische Theorie vertraten. Sie waren der Auffassung, dass der Kritische Rationalismus die Gesellschaft mit seiner Stückwerk-Sozialtechnik auf symptomatische Erscheinungen reduziere und daher positivistisch sei. Die Kritische Theorie selbst vertrat die Auffassung, dass die Gesellschaft dialektisch aus inneren Widersprüchen aufgebaut sei und dass eine Reform mit der Aufgabe beginnen müsse, diese inneren Widersprüche aufzuspüren und zu erkennen.[64]

Abwägungen zu Poppers Kritik am Historizismus finden sich bei Werner Habermehl.[65] Rudolf Thienel kritisierte die von Albert vertretene kritisch-rationale Position zur Rechtswissenschaft.[66] Von Joachim Hofmann stammt eine umfassende Fundamentalkritik am Kritischen Rationalismus mit Verteidigung von Induktion, Historizismus, sowie Ablehnung der These, dass eine offene Gesellschaft dauerhaft möglich ist.[67][68][69]

Reaktion auf die Kritik

Die Hauptvertreter des Kritischen Rationalismus haben Kritik nur sehr selten als schlüssig akzeptiert und sie in den überwiegenden Fällen zurückgewiesen. Hans-Joachim Niemann wies darauf hin, dass ein wichtiger Punkt des Kritischen Rationalismus besonders häufig übersehen werde: Dass Beobachtung, obwohl fehlbar, revidierbar, selektiv und theoriegeladen, trotzdem unproblematisch ist und Wahrheit liefern kann. Er warnte außerdem davor, dass die große Masse der Darstellungen und der Kritik entstellend sei und oft Teile des Kritischen Rationalismus außer acht ließe, die für das Thema wesentlich seien.[70] Bartley erklärte die vielen Missverständnisse mit einer zentralen, revolutionären Neuerung in Poppers Vernunftdenken, die es so schwer für vorhandene Denkschemata macht, es richtig nachzuvollziehen:

The main originality of Popper’s position lies in the fact that it is the first non justificational philosophy of criticism in the history of philosophy.[71]

Auch David Miller machte in sehr vielen Argumenten gegen den Kritischen Rationalismus diesen zentralen Fehler aus, d.h. dass sie zwar den Fallibilismus berücksichtigten, nicht aber die Aufgabe positiver, guter Gründe.

Abwandlungen

Das Problem, den anfänglich relativ engen, noch unbeabsichtigt am Positivismus orientierten und unterbestimmten Rationalitätsbegriff Poppers zu erweitern, führte zu divergierenden Abwandlungen des Kritischen Rationalismus.[72] Joseph Agassi hat sich mit Grundfragen zur Rationalitätsauffassung befasst, löste sie aber in anderer Weise als Bartley. Imre Lakatos entwarf eine stark abgewandelte, konservative Form des Kritischen Rationalismus, die mehr auf den Schutz des harten Kerns einer Theorie ausgerichtet ist. Varianten mit Elementen der klassischen Rechtfertigungsstrategie entwickelten John W. N. Watkins und Alan Musgrave. Adolf Grünbaum und Wesley C. Salmon vertraten Abwandlungen mit induktivistischen Elementen. Gerhard Vollmer hat versucht, den kritischen Rationalismus mit dem Naturalismus zu verbinden.

Anwendung

Lawrence A. Boland wendete den Kritischen Rationalismus auf die Wirtschaftswissenschaften an, Gary Cziko auf Biologie und Bildung, Gerard Radnitzky auf die Politik, Jeremy Shearmur auf die Sozialwissenschaft, Donald T. Campbell auf die Evolution, Thomas Szasz auf die Psychiatrie, Peter Medawar auf die Medizin, Ernst Gombrich auf die Kunst, Sarah Fitz-Claridge auf die Erziehung, Noretta Koertge auf Gesellschaftsprobleme, Joe Edward Barnhart auf die Religionswissenschaft.

Quellen

  1. Offene Gesellschaft II, 281
  2. Traktat, 49
  3. Offene Gesellschaft, S.269, Mohr Siebeck 2003
  4. Karl R. Popper: Zurück zu den Vorsokratikern. Kapitel 5 von Vermutungen und Widerlegungen, Abschnitt XII
  5. Wolfgang Stegmüller: Das Problem der Induktion: Humes Herausforderung und moderne Antworten, WBG, Darmstadt 1996, 5, ISBN 3-534-07011-9
  6. Logik, Vorwort zur achten deutschen Auflage
  7. Karl R. Popper, David W. Miller: A proof of the impossibility of inductive probability. Nature 302 (1983), 687–688
  8. Critical Rationalism, 2.2a
  9. Logik, 17
  10. Logik, 62
  11. Logik, Abschnitt 23, letzter Absatz und Fußnote 10*2/1115
  12. W.W. Bartley: Rationality, Criticism, and Logic. Philosophia 11:1-2 (1982), Abschnitt XXIII
  13. Critical Rationalism, 4.3 b
  14. Logik, Abschnitt 10
  15. Logik, Anhang *XIV
  16. Offene Gesellschaft, Kapitel 5
  17. Logik, 14
  18. Nicholas Maxwell: Popper's Paradoxical Pursuit of Natural Philosophy (2004).
  19. Karl R. Popper: On the Status of Science and of Metaphysics. Ratio 1 (1958), S. 97–115, auch Kapitel 8 von Vermutungen und Widerlegungen
  20. Offene Gesellschaft II, 279
  21. Vergleiche Offene Gesellschaft II, 278/279
  22. Popper, Myth of Framework, Routledge 1994, Kap. 3, Abschn. II
  23. Offene Gesellschaft I, 77
  24. Offene Gesellschaft I, 294
  25. Offene Gesellschaft II, 362
  26. Karl Popper: Science: Conjectures and Refutations (Vortrag aus dem Jahr 1953), Neuabdruck als Karl Popper (1962): Science, Pseudo-Science, and Falsifiability. Conjectures and Refutations (1962, 1978), S. 33. Weiterer Neuabdruck in P. Grim: Philosophy of Science and the Occult (Albany, 1990), S. 104–110.
  27. Vergleiche hierzu auch: Georg Geismann, Warum Kants Friedenslehre für die Praxis taugt und warum die Friedenslehren von Fichte, Hegel und Marx schon in der Theorie nicht richtig sind, in Kritisches Jahrbuch der Philosophie, 1 (1996) 37-51)
  28. Vergleiche Hans Albert: Kritik der reinen Erkenntnislehre, Mohr Siebeck, Tübingen 1987, Abschnitt 16, sowie den entsprechenden Eintrag bei Niemann
  29. Lorenzo Fossati: Wir sind alle nur vorläufig!. Aufklärung und Kritik 2/2002, S. 8
  30. Logik, *XIV
  31. Vergleiche das Stichwort Falsifikationismus bei Niemann
  32. a b Helmut B. Spinner: Popper und die Politik (Berlin: 1985)
  33. Ralf Dahrendorf, Ungewißheit, Wissenschaft und Demokratie, in: ders., Konflikt und Freiheit, München 1972
  34. Warnfried Dettling, Der kritische Rationalismus und die Programmatik der CDU, in: Wulf Schönbohm (Hg.), Zur Programmatik der CDU, Bonn 1974, S. 79–108
  35. P. Glotz, Der Weg der Sozialdemokratie, Wien 1975
  36. s. sein Vorwort zu G. Lührs/T. Sarrazin/F. Spreer/M. Tietzel (Hrsg.), Kritischer Rationalismus und Sozialdemokratie, 2 Bde., Berlin/Bonn-Bad Godesberg 1975/1976
  37. Jürgen Habermas: Erkenntnis und Interesse (Suhrkamp, 1968), S. 22
  38. Jürgen Habermas: Gegen einen positivistisch halbierten Rationalismus. Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie (Neuwied/Berlia: 1969), S. 252ff.
  39. Pavel Tichý: On Popper's definitions of verisimilitude. The British Journal for the Philosophy of Science 25 (1974).
  40. David Miller: The Truth-likeness of Truthlikeness. Analysis 33:2 (1972), 50–55.
  41. Critical Rationalism, Abschnitt 10.3.
  42. Logik, *XV
  43. Margherita v. Brentano: Wissenschaftspluralismus - Zur Funktion, Genese und Kritik eines Kampfbegriffs. Das Argument 13 (6/7 1971), S. 476–493
  44. Peter Strasser: Philosophie der Wirklichkeitssuche, Suhrkamp, Frankfurt 1989,93/94
  45. Peter Janich: Karl Popper: Logik der Forschung. In Reinhard Brandt, Thomas Strum (Hrsg.): Klassische Werke der Philosophie von Aristoteles bis Habermas (Leipzig: Reclam, 2002), S. 310
  46. Lothar Schäfer: Karl R. Popper, Beck, München, 3. Aufl. 1996, S. 10
  47. Grundprobleme, S. XIV
  48. Volker Gadenne: Hommage an Sir Karl Popper – Fortschritt zu tieferen Problemen. Protosociology 7 (1995), S. 272–281
  49. Critical Rationalism, Kapitel 2
  50. Otto Neurath: Wissenschaftliche Weltauffassung (1935), hrsg. Von Hegselmann, Suhrkamp.
  51. Hilary Putnam: Corroboration of Theories. The Philosophy of Karl Popper
  52. Adolf Grünbaum: Die Grundlagen der Psychoanalyse: Eine philosophische Kritik, Stuttgart 1988
  53. Adolf Grünbaum: Validation in the Clinical Theory of Psychoanalysis. A Study in the Philosophy of Psychoanalysis, Psychological Issues, 61; Madison, 1993, s. dazu etwa http://www.priory.com/ital/9grunb-i.htm und Psychoanalysis: Is it Science?, John Forrester: Essay Reviews – The Foundations of Psychoanalysis: A Philosophical Critique by Adolf Grunbaum Isis 77:4 (Dezember 1986), S. 670–674
  54. Albrecht Wellmer: Methodologie als erkenntnistheorie: Zur Wissenschaftslehre Karl R. Poppers (Frankfurt: 1967)
  55. David Stove: Popper and After: Four Modern Irrationalists (Oxford: Pergamon, 1982), auch unter den abweichenden Titeln Scientific Irrationalism: Origins of a Postmodern Cult und Anything Goes: Origins of the Cult of Scientific Irrationalism erschienen.
  56. Martin Gardner: A Skeptical Look at Karl Popper. Skeptical Inquirer 25:4 (2001), 13-14, 72)
  57. Ronald Bartlett Levinson: In defense of Plato, Russell & Russell, 1970, ISBN 084621461X
  58. Walter Kaufmann: Hegel: Legende und Wirklichkeit. In: Zeitschrift für philosophische Forschung Band X, 1956, 191–226.
  59. Maurice Cornforth: The Open Philosophy and the Open Society: A Reply to Dr. Karl Popper's Refutations of Marxism, New York: International Publishers, 1968.
  60. Robert Ackermann: Popper and German Social Philosophy. In Gregory Curry (Hrsg.): Popper and the Human Sciences (Dordrecht: 1985).
  61. Theodor W. Adorno: Zur Logik der Sozialwissenschaften. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 14 (1962), S. 249–263
  62. Jürgen Habermas: Analytische Wissenschaftstheorie und Dialektik. In: Max Horkheimer (Hrsg): Zeugnisse. Festschrift für Theodor W. Adorno (Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt, 1963), S. 473–501
  63. Jürgen Habermas: Ein Literaturbericht (1967): Zur Logik der Sozialwissenschaften Philosophische Rundschau, Beiheft 5 (1967); auch in: J. H., Zur Logik der Sozialwissenschaften. Materialien, Frankfurt/M. 1970, S. 71 ff. ISBN 3518281178; Auszug: Zur Logik der Sozialwissenschaften
  64. Niko Strobach: Überblick über: Karl Popper, The Open Society and its Enemies
  65. Werner Habermehl: Historizismus und Kritischer Rationalismus. Einwände gegen Poppers Kritik an Comte, Marx und Platon, Alber, München 1960
  66. Rudolf Thienel: Kritischer Rationalismus und Jurisprudenz. Zugleich eine Kritik an Hans Alberts Konzept einer sozialtechnologischen Jurisprudenz, Wien 1991
  67. Joachim Hofmann: Anti-Popper (Donauwörth: Empeiria Verlag, 2004), ISBN 3-9809784-1-9
  68. Joachim Hofmann: Die Induktion und ihre Widersacher (Frankfurt/Main: Verlag Dr. Hänsel-Hohenhausen, 2002), ISBN 3-8267-1213-7.
  69. Hans-Joachim Niemann: Rezension ANTI-POPPER. Aufklärung und Kritik 1/2006
  70. Hans-Joachim Niemann: 70 Jahre Falsifikation: Königsweg oder Sackgasse? Aufklärung und Kritik 2/2005
  71. William W. Bartley: Rationality versus the Theory of Rationality, In Mario Bunge: The Critical Approach to Science and Philosophy (The Free Press of Glencoe, 1964), Abschnitt IX.
  72. John R. Wettersten: The Roots of Critical Rationalism, Amsterdam Atlanta, GA 1992, S. 9f

Literatur

  • Paul A. Schilpp (Hrsg.): The Philosophy of Karl Popper, La Salle: Open Court Press, 1974, zwei Bände, Library of Living Philosophers XIV, ISBN 0875481418
  • Herbert Keuth: Die Philosophie Karl Poppers, UTB, Stuttgart 2000, ISBN 3-8252-2156-3
  • Hans-Joachim Niemann: Lexikon des Kritischen Rationalismus, Tübingen (Mohr-Siebeck) 2004, 423 + XII S., ISBN 3-16-148395-2
  • Helmut Seiffert, Gerard Radnitzky (Hg.): Handlexikon zur Wissenschaftstheorie, dtv Wissenschaft, München 1992, ISBN 3-423-04586-8

Literatur zu den Grundlagen

Literatur zur Gesellschaftstheorie

  • Hans Albert: Kritische Vernunft und menschliche Praxis, Reclam, Stuttgart 1977, ISBN 3-15-009874-2
  • Karl R. Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde I. Studienausgabe. Der Zauber Platons. (hrsg. von Hubert Kiesewetter), 8. Aufl., Tübingen 2003, ISBN 3-161-48068-6
  • Karl R. Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde II. Studienausgabe. Falsche Propheten Hegel, Marx und die Folgen. (hrsg. von Hubert Kiesewetter), 8. Aufl., Tübingen 2003, ISBN 3-161-48069-4
  • Kurt Salamun (Hrsg.): Moral und Politik aus der Sicht des kritischen Rationalismus, Rodopi, Amsterdam/Atlanta 1991, ISBN 90-5183-203-6
  • Ingo Pies/Martin Leschke (Hrsg.): Karl Poppers kritischer Rationalismus, Mohr Siebeck, Tübingen 1999, ISBN 3-16-147211-X

Literatur zur Wissenschaftstheorie

  • David Miller: Critical Rationalism, Open Court Publishing Company, 1994, ISBN 0812691989
  • David Miller: Out Of Error, Ashgate Publishing, 2006, ISBN 0754650685
  • Alan Musgrave: Alltagswissen, Wissenschaft und Skeptizismus, Mohr Siebeck/UTB, Tübingen 1993, ISBN 3-8252-1740-X
  • Karl R. Popper: Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie, Tübingen: 1979, ISBN 3168382124
  • Karl R. Popper: Logik der Forschung. 11. Auflage, Tübingen 2005, ISBN 3-161-48410-X
  • Hans Günther Ruß: Wissenschaftstheorie, Erkenntnistheorie und die Suche nach der Wahrheit. Eine Einführung, Kohlhammer, Stuttgart 2004, ISBN 3-17-018190-4
  • Peter Kappelhoff: Wissenschaftstheorie. Skript zur Vorlesung Methoden der empirischen Wirtschafts- und Sozialforschung, 4. Aufl. 2000
  • Gunnar Andersson: Kritik und Wissenschaftsgeschichte. Lakatos’ und Feyerabends Kritik des Kritischen Rationalismus Mohr Siebeck, Tübingen 1988. ISBN 3-16-945308-4

Weblinks