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Montana-Klasse

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Montana-Klasse
Künstlerische Darstellung der Montana-Klasse
Übersicht
Typ Schlachtschiff
Namensherkunft Bundesstaaten der USA
Einheiten 5 geplant, 0 gebaut, 0 in Dienst
Technische Daten
Länge 272,3 m
Breite 36,8 m
Maschinenleistung 212.000 WPS
Geschwindigkeit 28 kn
Maschinen 4 Getriebeturbinen zu je 43.000 WPS
Antriebswellen 4
Kessel 8 stehende Babcock & Wilcox-Zweitrommel-Hochdruckkessel (Betriebsdruck 39,7 Atü bei 454,4° Celsius)
E-Anlage 10 Turbogeneratoren je 1250 kW und zwei dieselbetriebenen Hilfsgeneratoren zu je 500 kW
Bewaffnung
  • 12 x 40,6-cm L/50 in 4 Drillingstürmen
  • 20 x 12,7-cm L/54 in Doppeltürmen
  • 32 x 4-cm L/56 Bofors in Vierlingslafetten
  • 20 x 2 cm L/70 Oerlikons in Einzellafetten
Flugzeuge 3 x OS2U Kingfisher oder SC1 Seahawk
Katapulte 2 x 20,7 m lang, schwenkbar
Radar
  • 1 x SK (vorn)
  • 1 x SC (achtern)

Die Schlachtschiffe der Montana-Klasse waren als Weiterentwicklung der Iowa-Klasse der Höhe- und Endpunkt des Schlachtschiffbaus in den Vereinigten Staaten. Wenn diese Schiffe gebaut und fertiggestellt worden wären, so hätten sie die bis dahin stärksten, schlagkräftigsten und am stärksten gepanzerten Schlachtschiffe der Welt dargestellt. Im Vergleich zur Yamato-Klasse hätten ihre zwölf 40,6-cm-Geschütze schneller gefeuert als die neun 46-cm-Geschütze der Yamato-Klasse.

Planungs- und Entwicklungsgeschichte

Ein Modell, das veranschaulicht, wie die Montana-Klasse nach ihre Fertigstellung ausgesehen hätte
Datei:Montana-Klasse Offizielles Modell.jpg
Offizielles Modell der Montana-Klasse, die ihr mögliches Aussehen aus der Bugansicht zeigt

Am 19. Juli 1940 wurde das Zwei Ozeane-Flottengesetz verabschiedet, wodurch eine starke Erhöhung der Flottentonnage bzw. ein erheblicher Zuwachs an Schiffen möglich geworden war. Unter anderem konnten nun auf Werften auch viel mehr Schlachtschiffe gebaut werden.

An diesen möglichen Schlachtschiffen wurde schon seit 1938 gearbeitet. Ein Kernpunkt, auf dem die Konzeption dieser Schlachtschiffe beruhte, war das 40,6-cm L/50 Geschütz mit ihrer Panzersprenggranate MK 8 mit 1225 kg Geschossgewicht.

Nachdem die Iowa-Klasse auf den Weg gebracht worden war, eine Klasse schneller Schlachtschiffe (über 32 kn), „besann“ sich die U.S. Navy interessanterweise wieder auf traditionelle Eigenschaften von Schlachtschiffen: starke Panzerung und hohe Schlagkraft. Die Geschwindigkeit spielte bei dieser Klasse eine nicht ganz so große Rolle. Um eine Abgrenzung zur Geschwindigkeit der Iowa-Klasse, die als schnelle Schlachtschiffe bezeichnet wurden, zu ziehen, wurde die Montana-Klasse als langsames Schlachtschiff bezeichnet. Dabei war die geplante Geschwindigkeit von 28 kn durchaus nicht als langsam für die damalige Zeit zu betrachten, sondern als eine eher normale Geschwindigkeit für Schlachtschiffe. In den ersten Planungsstudien wurde die Tonnage aber auf 45.000-ts limitiert. Die mit diesem Limit einhergehenden Probleme, einen optimalen Schutz gegen die stärksten feindliche Granaten zu finden, konnten nur mit einer reduzierten Geschwindigkeit erkauft werden, also anders, als bei der Iowa-Klasse, bei der Geschwindigkeit im Vordergrund stand und deshalb die Panzerung etwas geringer ausfiel.

In der ersten Entwurfsreihe aus dem Jahr 1939, bestehend aus zwölf Entwürfen, hielten sich die Planer an das gegebene Limit. Die Entwurfsreihe hatte interessanterweise die Bezeichnung BB 65, wobei die Einzelentwürfe mit dem Alphabet hochgezählt wurden, also BB 65A, BB 65B usw. Die Baubezeichnung ist insofern interessant, da im September 1941 zwei weitere Schiffe der Iowa-Klasse geordert wurden, die BB 65 und BB 66. Aber für die weitere Planung der langsamen Schlachtschiffe wurde diese Bezeichnung BB 65 beibehalten, was naturgemäß hier und da für Verwirrung sorgte. Auch bei der Hauptartillerie hielten sich die Planer an das 40,6-cm-Kaliber, bis auf einen Entwurf, bei dem mit dem Kaliber 35,6-cm gerechnet wurde. In den Entwürfen schwankte die Turmanzahl zwischen drei und vier und auch Vierlingstürme wurden durchgerechnet. Die Panzerung betrug bei allen Entwürfen 406 mm. Bei der mittleren Artillerie wurde die klassische Variante von 20 x 12,7-cm gewählt, in Doppeltürmen zu je fünf auf jeder Seite. Beim Entwurf BB 65D wurde abweichend mit zwölf 15,2 cm-Geschützen gerechnet.

Eine weitere Entwurfsreihe aus dem September 1939 (auch wieder bezeichnet mit BB 65A, BB 65B usw.) wurde mit 47000-ts gerechnet. Ab hier stand fest, dass die Hauptartillerie aus zwölf 40,6 cm-Geschützen bestehen sollte. Die Turmanzahl war aber noch nicht festgelegt: Die Mehrzahl der Entwürfe enthielt drei Vierlingstürme, der Rest vier Drillingstürme. Auch in dieser Serie wurde überwiegend bei der mittleren Artillerie mit 20 x 12,7-cm gerechnet, zwei Entwürfe wurden mit 12 x 15,2-cm berechnet.

Entwurfsskizze BB 65-1
Entwurfsskizze BB 65-4
Entwurfsskizze BB 65-8

Ab Oktober 1939 wurde beschlossen, die Tonnage auf 50.000–55.000-ts zu erhöhen. Im Januar 1940 kam es zu einer dritten Entwurfsreihe, die aber dieses mal mit BB 65-1, BB 65-2 usw. nummeriert wurden. In dieser Entwurfsreihe herrschte nun Einigkeit über die Artillerie: 12 x 40,6-cm und 20 x 12,7-cm. Hier tauchte erstmals die verbesserte Variante der 12,7-cm auf, die 12,7-cm-SK L/54. Bei allen Entwürfen dieser Reihe war auch die Seitenpanzerung von 406 mm einheitlich. Die Maschinenleistung schwankte zwischen 130.000 Wellen-PS für 27,5 kn (mit der Maschinenanlage der South Dakota-Klasse) und 212.000 resp. 320.000 WPS für 31,8 bzw. 34 kn. Auch die Verdrängung schwankte zwischen 51.000 und 66.700 ts.

In der nächsten Entwurfsserie aus dem Jahr 1940 ging es darum, die große Verdrängung aus der vorangegangenen Serie zu senken. Dabei blieben Haupt- und Mittelartillerie und die Seitenpanzerung konstant. Aber einige Entwürfe wurden mit hoher Geschwindigkeit (33 kn) gerechnet, so dass auch die Verdrängung wieder zunahm, in diesen Fällen zwischen 65.000 und 67.000 ts, während die anderen Entwürfe mit 48.000 bis 57.000 ts auskamen.

Die letzte Entwurfsserie aus den Jahren Ende 1941/Anfang 1942 kam den geforderten Zielen sehr nahe. In dieser Serie tauchte nun auch die endgültige Baubezeichnung BB 67 auf, und die einzelnen Entwürfe wurden mit BB 67-1, BB 67-2 usw. gekennzeichnet. In dieser Serie ging es um die Maschinenleistung. Die ersten beiden Entwürfe rechneten mit einer 212.000 WPS Maschinenanlage (nämlich die der Iowa-Klasse) für 28 kn, die restlichen mit 172.000 WPS ebenfalls für 28 kn. In diesem Fall hat man anscheinend in den Entwurf noch eine große Leistungsreserve eingerechnet.

Der endgültige Entwurf wurde dann Anfang 1941 genehmigt. Dieser kam den Entwurf BB 67-4 der letzten Serie sehr nahe. Interessanterweise wurde bei dieser Schiffsklasse erstmals auf die Fähigkeit verzichtet, den Panamakanal passieren zu können. Diese Entscheidung wurde aus der Forderung nach bestmöglicher Sinksicherheit heraus abgeleitet, was ein sehr breites Unterwasserschiff (Torpedoschutzgürtel) erforderlich machte. Weiterhin war hier die Forderung nach einem Schiff abzulesen, das sich auch gegen die größten japanischen Überwassereinheiten behaupten konnten. Diese Überlegung entsprang der noch vorherrschenden Überzeugung, dass der Sieg über die Japaner u. a. mit Hilfe von überlegenen Schlachtschiffen erzielt werden sollte. Die endgültige Fassung lag dann im März 1941 vor und dessen Nachbesserung im Juni 1942.

In den beiden folgenden Tabellen sind die Anforderungen und dann die tatsächliche Auslegung dargestellt:

Anforderungen an die Montana-Klasse

Standardverdrängung 58.000 ts
Länge in KWL nicht mehr als 272,3 m
Breite dass größtmögliche Stabilität erreicht wird
Bewaffnung
  • 12 40,6-cm L/50 in 4 Türmen á 3 Geschütze
  • 20 x 12,7-cm L/54 je Seite 5 Doppeltürme
  • 24 bis 32 x 4-cm L/56 also 6 bis 8 Bofors Flakgeschütze
Panzerung/Schutz Schutz gegen 1225 kg Panzersprenggranaten auf eine Entfernung zwischen 16.500 und 29.260 m
Antrieb 212.000 WPS für 28 kn
Fahrbereich 15.000 sm bei 15 kn

Tatsächliche festgeschriebene Daten der Montana-Klasse

Komponente Einheit März 1941 Juni 1942
Standard-/Einsatzverdrängung ts 60500/70500 63221/70965
Länge in KWL m 272,3 273,3
Breite mit Außenpanzer m 36,8 36,8
Breite auf Mallkante m 35,96 35,96
Bewaffnung  
  • 12 x 40,6 cm
  • 20 x 12,7 cm
  • 32 x 4 cm
  • 8 x 2 cm
  • 12 x 40,6 cm
  • 20 x 12,7 cm
  • 32 x 4 cm
  • 20 x 2 cm

Für den Bau der Schiffe waren die Marinewerften von Philadelphia (drei Schiffe), und mit je einem Schiff die in New York und Norfolk ausgewählt worden. Die Bauaufträge gingen am 9. September 1940 heraus, wobei die Fertigstellungstermine zwischen dem 1. Juli 1945 und 1. Dezember 1945 für das erste und letzte Schiff liegen sollten. Pro Einheit wurden 200 Millionen US-Dollar veranschlagt. Die Kiellegungen verzögerten sich, weil die Rüstungsindustrie noch nicht auf Hochtouren lief und es dadurch zu Lieferschwierigkeiten beim Schiffbaustahl gekommen war.

Nach dem Angriff der Japaner in Pearl Harbor, der zum Kriegseintritt der USA führte, und dem Verlauf der ersten Kriegsmonate, kristallisierte sich heraus, dass der Flugzeugträger dem Schlachtschiff den Rang als Hauptkampfschiff abgelaufen hatte und diese ins zweite Glied verdrängt hatte. Der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, Franklin D. Roosevelt, erließ am 20. Mai 1942 den Baustopp für die Schiffe. Dieser Entschluss resultierte aus der kurz zuvor statt gefundenen Schlacht in der Korallensee, bei der sich erstmals auf beiden Seiten Flugzeugträger gegenüber standen. Drei Wochen später wiederholte sich das Szenario bei der Schlacht um Midway. Roosevelt verschloss sich dieser neuen Entwicklung nicht, die in besagtem Baustopp mündete. Durch den Verlauf der Schlacht um Midway zugunsten der USA, kam es zu keiner Aufhebung des Baustopps, sondern die Montana-Klasse wurde am 21. Juli 1943 ersatzlos gestrichen.

In Übereinstimmung mit der Tradition der U.S. Navy wurden die Namen von US-Bundesstaaten als Schiffsnamen ausgesucht.

Bauweise

Die Gestaltung und Rumpfform ähnelte sehr stark der Iowa-Klasse. Auch sollte, wie bei dieser, der Rumpf vollständig elektrisch geschweißt sein. Bullaugen gab es ebenfalls nicht mehr, da man der Ansicht war, dass diese Maßnahme zu einer verbesserten Längs- und Seitenfestigkeit führen sollte. Die Innenräume des Rumpfes wurden stattdessen künstlich be- und entlüftet. Die Aufbauten hatten etwas weniger Platz als bei der Iowa-Klasse, beanspruchten aber dennoch eine Länge von 80 m. Der Grund lag im vierten Drillingsturm. Zwischen den Schornsteinen wurde ein geräumiges Bootsdeck eingeplant, sowie zu jeder Seite des zweiten Schornsteins ein drehbarer Bootskran. Auf dem Achterdeck waren zwei Katapulte für Bordflugzeuge vorgesehen.

Bewaffnung/Panzerung

Die Panzerung der Montana-Klasse war so ausgelegt, das sie folgenden Szenarien standhalten konnte:

  • 1225 kg 40,6-cm L/50 Panzersprenggranaten zwischen 16.450 und 28.350 m
  • 1060 kg 40,6-cm L/45 Panzersprenggranaten zwischen 113.100 und 31550 m

Die Anordnung der Panzerung war ähnlich der North-Carolina-Klasse, jedoch mit größeren Dicken. Kurz vor dem ersten Turm begann die Panzerung und endete kurz hinter dem letzten. Der Außenpanzer hatte eine Neigung von 19°, was einer Schutzwirkung einer 508 mm dicken Panzerung entsprach. Der Innenschutz sollte durch vier hintereinander liegende, um 10° geneigte Längsschotten erreicht werden. Der Unterwasserschutz war so ausgelegt, dass er Minen und Torpedos der Zeit standhalten konnte. Bei der horizontalen Panzerung gab es drei gepanzerte Decks. Zum Schutz vor Minendetonationen war ein Dreifachboden vorgesehen.

Für Hauptartillerie waren zwölf 40,6-cm Geschütze in vier Drillingstürmen vorgesehen. Das Gewicht einer Breitseite hätte 14.700 kg betragen. Die mittlere Artillerie wurde auf 20 × 12,7-cm Geschütze in Doppeltürmen zu je fünf auf jeder Seite ausgelegt. Auf der Montana-Klasse sollte das verbesserte 12,7-cm L/54 zum Einsatz kommen, das gegenüber dem L/38-Geschütz eine höhere Mündungsgeschwindigkeit hatte, was die Reichweite verbesserte.

Antriebsanlage

Die Anordnung der Antriebskomponenten war gegenüber der Iowa-Klasse verbessert worden. Hierdurch konnte das Ausfallrisiko verringert werden. Jeder der vier Turbinensätze und die dazugehörigen Kessel waren in einem separaten Maschinenraum untergebracht. Durch die größere Breite des Rumpfs konnten die Turbinen, Kessel und Hilfsmaschinen sehr gut aufgeteilt werden. Auch konnten durch diese großzügige Raumaufteilung Wartungsarbeiten besser durchgeführt werden. Die gesamte Leistung sollte 172.000 Wellen-PS betragen. Die Maschinenanlage nahm etwa 90 m der Schiffslänge in Anspruch.

Schiffe der Klasse

Baubezeichnung Name Haushaltsjahr Bauwerft Kiellegung Stapellauf Indienststellung
BB-67 Montana 1940 Marinewerft Philadelphia -/- -/- -/-
BB-68 Ohio 1940 Marinewerft Philadelphia -/- -/- -/-
BB-69 Maine 1940 Marinewerft Philadelphia -/- -/- -/-
BB-70 New Hampshire 1940 Marinewerft New York -/- -/- -/-
BB-71 Louisiana 1940 Marinewerft Norfolk -/- -/- -/-

Literatur

  • Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1921-1997, Bernard & Graefe, ISBN 3-7637-6225-6

Weblinks/Quellen