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Glienicker Weg

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Der Glienicker Weg, 1894

Der Glienicker Weg war ein ursprünglich von Coepenick nach Glienicke durch die „Köllnische Heide“ führender Weg. Er dient als direkte Verbindung dieser beiden Orte seit Anfang des 18. Jahrhunderts.

Mittlerweile trägt nur noch das Mittelstück dieses Weges die Bezeichnung „Glienicker Weg“; der Beginn, von Köpenick bis zur Bahnbrücke des Berliner Außenrings, wurde vor 1920 in Glienicker Straße umbenannt[1] und das Ende, vom Adlergestell bis zum in Alt-Glienicke umbenannten Glienicke heißt Köpenicker Straße.

Entstehung

Schloss Köpenick
Dorfkirche von Glienicke

Nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs konnte sowohl die Bevölkerungsentwicklung als auch die wirtschaftliche Entwicklung innerhalb der nun vom Militär geschützten Grenzen der Mark Brandenburg vorangetrieben werden. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm II., unterstellte dem Amt Cöpenick weitere Dörfer, darunter auch Glienicke.

Das durch Joachim II. im 16. Jahrhundert in Cöpenick errichtete Jagdschloss wurde im Jahre 1677 abgerissen. Es wurde durch das heute noch bestehende Barockschloss ersetzt.

Nach seiner Hochzeit mit Elisabeth Henriette von Hessen-Kassel im Jahre 1679 bezog der Sohn Friedrich Wilhelms, der Kurprinz Friedrich III., das Schloss Cöpenick. Das Paar lebte dort bis zum Tod Henriettes im Jahre 1683. Danach lebte Kurprinz Friedrich III. mit seiner zweiten Frau Sophie Charlotte von Hannover im Schloss.

Im Jahre 1701 schenkte Friedrich Wilhelm seinem Sohn einen direkten, standesgemäßen Weg durch den Königlichen Forst von Cöpenick nach Glienicke, indem er diesen Weg „aushauen“ ließ[2]. Dies war der spätere „Glienicker Weg“.

Andere Wege waren bereits ab 1677 durch den Königlichen Forst geschlagen worden, so die Allee zu den Müggelbergen und zum Adlergestell.

Anlieger

18. bis 19. Jahrhundert

Nördlich des mittleren Teils des alten Glienicker Wegs entstand Mitte des 18. Jahrhunderts die Flur „Am Süßen Grund“ zwischen Rudower und Glienicker Weg. Hier befand sich eine Kolonie von acht Büdnern, die jeweils einen Morgen Gartenland und einen Morgen Wiese sowie das Recht zur Haltung einer Kuh hatten[3]. Aus dieser Kolonie ging 1879 das an den Glienicker Weg angrenzende Adlershof hervor.

Der Glienicker Weg führte ursprünglich durch feuchtes Gebiet. Bei Glienicke im „Bruchland“ begann der Lauf des „Voll Kropp“, der sich zweimal den Glienicker Weg schneidend bis etwa zum heutigen Berliner Außenring hinzog, um dann weiter bis zur Dahme zu fließen. Dieses letzte Stück wird als „Vollkropfgraben“ bezeichnet, während der Beginn mittlerweile zugeschüttet ist. Entlang des Grabens befanden sich südlich des Glienicker Wegs ausgedehnte feuchte Wiesen, die nach ihrem ehemaligen Besitzer am Ende des 19. Jahrhunderts noch als „Kahlbaums Wiesen“ bezeichnet wurden. Am Graben stand zudem eine der acht noch heute in Berlin vorhandenen Windmühlen, die 1820 als Wuhlkropfmühle gegründet wurde und seit 1850 nach dem Graben Vollkropfs Mühle hieß. Die Mühle steht heute unter ihrem letzten Namen Bohnsdorfer Bockwindmühle im Deutschen Technikmuseum in Berlin-Kreuzberg.

20. bis 21. Jahrhundert

Blockheizkraftwerk Glienicker Weg 95
Ansicht der Wohnanlage Zinsgutstraße

Am östlichen Beginn des noch als Glienicker Weg bezeichneten Mittelstücks des ursprünglichen Königlichen Verbindungswegs von Köpenick nach Glienicke an der Brücke des Berliner Außenrings befindet sich auf der nördlichen Straßenseite zwischen dem Bahndamm des Außenrings und der Wohnanlage Zinsgutstraße die Kleingartenanlage „Lange Gurke“. Diese grüne Insel bildet den Puffer zur denkmalgeschützten Wohnanlage, die von 1929 bis 1931 nach Plänen des Architekten Julius Schüler errichtet wurde. Seitens des Glienicker Wegs betrifft dies die geraden Hausnummern von 88 bis 96.

Der Glienicker Weg beginnt nicht, wie sonst üblich, mit der Nummer 1. Die Nummerierung des Glienicker Wegs stammt noch aus der Zeit, als dieser Weg in Köpenick seinen Anfang nahm. Mit der Umbenennung des ersten Teilstücks in Glienicker Straße wurde die alte Nummerierung für den Glienicker Weg beibehalten.

Gegenüber, auf der südlichen Seite des Glienicker Wegs, befindet sich bei Nummer 95 ein Blockheizkraftwerk (BHKW) des Energieversorgers Vattenfall.

Westlich der in den Glienicker Weg mündenden Zinsgutstraße befindet sich eine weitere, als Denkmal geschützte Wohnanlage, die nach Plänen der Architekten Max R. B. Abicht und Johannes Ruppert in den Jahren 1936/1937 errichtet wurde. Die Anlage nimmt seitens des Glienicker Wegs die geraden Hausnummern von 100 bis 110 in Anspruch und schließt westlich mit der Wassermannstraße ab. Diese Wohnanlage wurde als Gegenplan zu den Mietskasernen angelegt. Sie bildet einen geschlossenen Wohnbereich mit großzügigem, begrüntem Innenhof, der von dreietagigen Häusern umbaut ist.

Hauptgebäude der Berlin Chemie AG
Verlassenes Fabrikgebäude von Bärensiegel

Weiter westlich der Wassermannstraße folgen weitere Wohnhäuser bis zur Nipkowstraße. Danach folgen auf der nördlichen Seite des Glienicker Wegs diverse Großmärkte auf dem bis zum Adlergestell reichenden Gewerbegelände.

Südlich des Glienicker Wegs wird praktisch die gesamte angrenzende Fläche als Industriegelände genutzt. Gegenüber den Wohnanlagen, direkt am Glienicker Weg befinden sich noch einige Wohnhäuser in Klinkerbauweise, welche ursprünglich als Wohnungen für Werksangehörige genutzt wurden.

Der Haupteingang zum denkmalgeschützten Fabrikgelände am Glienicker Weg 125/127 führt zum Bürogebäude der zur Menarini Group gehörenden Berlin Chemie AG. Das Gelände wurde nach Plänen des Architekten Max Jacob in den Jahren 1904 bis 1906 mit Fabrikbauten versehen. Zubringergleise verbanden dieses Gelände mit dem Außenring. Bis zur Wende befand sich hier der Produktionsstandort des VEB Bärensiegel Berlin. Das Fabrikgelände zieht sich bis zur Ecke Glienicker Weg 181/Adlergestell 327 hin.

Verkehrsanbindung

Straßenbahn

Auf dem westlichen Stück des historischen Glienicker Wegs fuhr eine Zeit lang die Straßenbahn der Linie 84. Vor dem Zweiten Weltkrieg bis 1961 fuhr sie dabei noch östlich des Bahndamms der S-Bahn auf dem Adlergestell bis zur Kreuzung mit dem Glienicker Weg und zwängte sich dann durch die ohnehin nicht breite Eisenbahnbrücke in Richtung Westen, um über die Köpenicker Straße bis zur Endstation „Am Falkenberg“ zu fahren. Ab 1962 wurde bisherige Trasse vom Adlergestell auf die westliche Seite des Bahndamms der S-Bahn verlegt. Dadurch konnte die etwas breitere Brücke über die Rudower Chaussee für die Straßenbahndurchfahrt genutzt werden. Mittlerweile endet die Straßenbahn aber bereits am S-Bahnhof Adlershof.

Bus

Da einerseits die Bebauung nördlich des Glienicker Wegs im Rahmen des Wohnungsbauprogrammes der DDR verdichtet wurde und andererseits das Getränkekombinat Berlin südlich des Glienicker Wegs mit dem Produktionstandort VEB Bärensiegel Berlin mehrere Tausend Arbeiter beschäftigte, wurde die Buslinie 23 von „Rudower Chaussee“ nach „Altglienicke“ über die Nipkowstraße zum Haupteingang des Werks geführt. Außerdem fuhr die Buslinie 89 vom Werkseingang Bärensiegel über Johannisthal bis zum Bahnhof Schöneweide.

Nach der Wende verödete das Firmengelände südlich des Glienicker Wegs. Erst mit der Ansiedlung der Berlin Chemie AG hatte hier wieder ein größeres Unternehmen seinen Standort. Die Buslinie 164 verbindet den S-Bahnhof Kaulsdorf über Köpenick, den Glienicker Weg und die Nipkowstraße durch Adlershof hindurch mit dem U-Bahnhof Rudow.

Bautätigkeit

Im Jahre 2006 begann die Erweiterung der Abwasserrohre auf einer Strecke von knapp einem Kilometer. Infolge dieser Arbeiten stellt der Glienicker Weg eine konstante Staufalle dar, da der Autoverkehr einseitig per Ampelregelung an den Bauabschnitten vorbeigeführt wird.

Quellen

  1. „Glienicker Straße“ bei www.luise-berlin.de
  2. Adlershofer Zeitung 09/2001
  3. „Süßer Grund“ bei www.luise-berlin.de

Literatur

  • Rudi Hinte: Die Landschaft, in der Adlershof entstand und sich entwickelte: Die Cöllnische Heide (Teil I); Adlershofer Zeitung, 09/2001
Commons: Glienicker Weg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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