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Isländische Sprache

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Isländisch

Gesprochen in

Island
Sprecher 280.000
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Island
Sprachcodes
ISO 639-1

is

ISO 639-2 (B) ice (T) isl

Isländisch ist eine Sprache aus dem germanischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie. Sie ist die Amtssprache in Island. Zur Zeit wird Isländisch von ca. 280.000 Menschen gesprochen.

Der Language Code ist is bzw. ice oder isl (nach ISO 639).

Geschichte

Schon vor der Niederschrift der Edda und anderer dichterischer Werke (vermutlich ab dem 12. Jh.) gab es in Island und anderen Teilen der nordischen Welt eine besondere Dichtersprache, in der nach bestimmten Regeln oft hochformalisierte Poeme verfasst wurden. Die Dichter, die diese Gedichte in altwestnordischer (altisländischer) Sprache verfassten und vortrugen, nannte man „Skalden”. Die Skalden benutzten poetische Umschreibungen (sogenannte Kenninge und Heiti), die auf Figuren und deren Taten aus der (nord)germanischen Heldensage und der (nord)germanischen Mythologie anspielten.

Bemerkenswert ist, dass sich das Isländische in den letzten tausend Jahren im Bereich der Formenlehre (Morphologie) scheinbar nur geringfügig verändert hat, und somit dem Altnordischen noch am ehesten ähnelt. Grammatische Eigenheiten, die sich in anderen Sprachen im Laufe ihrer Entwicklung abgeschliffen haben, blieben im Isländischen weitestgehend erhalten. Entscheidender Grund für diese auffällige Sprachkonstanz dürfte jedoch kaum die vielzitierte Funktion Islands als "germanischer Eisschrank" sein. Vielmehr war es im Laufe der Abhängigkeit von Dänemark auch zu einer erheblichen Danisierung der isländischen Sprache gekommen, wie man sie auch auf den Färöer beobachten konnte. Im Rahmen zunehmender Loslösungbestrebungen kamen auch sprachpflegerische Ideen auf. Um die eigene Sprache von Einflüssen der dänischen Herrscher zu bereinigen, wurde das Isländische anhand alter Schriftquellen rekonstruiert.

Konsequenterweise achtet man auch heute noch in Island darauf, die Übernahme von Fremdwörtern so gering wie möglich zu halten. Neue Begriffe erschafft man in der Regel aus dem vorhandenen Wortschatz. So entstand das Wort tölva „Computer” aus den Worten tala "Zahl" und völva „Wahrsagerin, Seherin”. Der Begriff alnæmi „Aids” wurde aus al- „all-” und næmi „Empfindlichkeit” gebildet. Dennoch gibt es eine beträchtliche Anzahl ältere Lehnwörter wie hótel „Hotel” oder prestur „Priester”; ein Anschwellen von Anglizismen, ähnlich wie im Deutschen, ist seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts auch auf Island zu bemerken.

Erstaunlich ist dennoch, über welch reichen Wortschatz das Isländische verfügt - je nachdem z.B. auf welches Tier bezogen, muss das Wort „gefleckt” mit skjöldóttur (Pferd), flekkóttur (Kuh) oder skjóttur (Schaf) übersetzt werden. Das Isländische unterscheidet z.B. auch zwischen Seehundmännchen (brimill) und -weibchen (urta), männlichem Lamm (gimbill) und weiblichem Lamm (gimbur) usw. (siehe auch Halsbandsittich in vielen Sprachen).

Alphabet

Das isländische Alphabet umfasst 32 Buchstaben, die größtenteils dem lateinischen entsprechen. Alle Vokale (einschließlich Y) gibt es in einer zweiten Form mit Akzent (andere Aussprache). Die Buchstaben C, W, Q und Z kommen in isländischen Wörtern nicht vor. Zusätzlich zu den lateinischen gibt es die Buchstaben Ð/ð (wie „weiches” englisches th, wie z.B. in engl. „this”), Þ/þ (dieser stammt aus dem Runen-Alphabet und wird wie „hartes” englisches th ausgesprochen, wie z.B. in engl. „thing”), Æ/æ (wie deutsches ei) und Ö/ö (wie deutsches Ö).

In der zweiten Tabelle wird der Unicode des Zeichens gezeigt, sowie wie man die Sonderzeichen unter MS-DOS und Windows erzeugen kann. ALT-Taste drücken und gedrückt halten, solange die Zahlenkombination auf dem Ziffernblock(!) eingegeben wird, das Zeichen erscheint dann nach dem Loslassen der ALT-Taste.

Isländisches Alphabet
A / a Á / á B / b D / d Ð / ð E / e É / é F / f
G / g H / h I / i Í / í J / j K / k L / l M / m
N / n O / o Ó / ó P / p R / r S / s T / t U / u
Ú / ú V / v X / x Y / y Ý / ý Þ / þ Æ / æ Ö / ö
Sonderzeichen
Name Groß Unicode Windows Klein Unicode Windows
Eth Ð U+00D0 ALT-209 ð U+00F0 ALT-208
Thorn Þ U+00DE ALT-232 þ U+00FE ALT-231
A-E-Ligatur Æ U+00C6 ALT-146 æ U+00E6 ALT-145

Phonologie

Siehe auch: Isländische Aussprache

Konsonanten

Bei den Plosiven hat das isländische Lautsystem eher einen Aspirations-Kontrast als einen Kontrast der Stimmhaftigkeit. Preaspirierte stimmlose Plosive sind ebenfalls anzutreffen. Die isländischen Frikative und Sonoranten zeigen regelmäßige Kontraste in der Stimmhaftigkeit. Das gilt auch für die Nasale, was in den Sprachen der Welt ein seltenes Phänomen ist. Darüber hinaus ist Länge kontrastiv für alle Phoneme mit Ausnahme der stimmlosen Sonoranten. Die Tabelle der Konsonantenphoneme und ihrer Allophone folgt der Darstellung bei Scholten (2000, S. 22).

Konsonanten des Isländischen
  bilabial labio-
dental
dental alveolar palatal velar glottal
Plosive p   t   c k ʔ
Nasal m   n   ɲ̊ ɲ ŋ̊ ŋ  
Frikative   f v θ ð s ç j x ɣ h
Trills       r      
Laterale       l   ɬ ɮ  

Die stimmhaften Frikative [v], [ð], [j] und [ɣ] erscheinen oft weiter geöffnet als Approximanten.

Der Status von [c] und [cʰ] als Phoneme oder als Allophone von /k/ and /kʰ/ ist Gegenstand der Diskussion. Auf der anderen Seite impliziert das Vorhandensein von Minimalpaaren wie gjóla [couːla] „leichter Wind” vs. góla [kouːla] "Schrei" und kjóla [cʰouːla] „Kleider” vs. kóla [kʰouːla] „Cola”, daß die palatalen Plosive Phonemstatus besitzen. Nur die palatalen, nicht die velaren Plosive, können aber vor vorderen Vokalen erscheinen, und einige Lingutisten (vgl. Rögnvaldsson 1993) plädieren daher für die zugrundeliegenden Formen [couːla] und [cʰouːla] für /kjoula/ und /kʰjoula/ sowie für einen phonologischen Prozeß, der /k(ʰ)j/ in [c(ʰ)] überführt. Ob dieser Ansatz, der mit der Orthographie und Sprachgeschichte konform geht, eine synchrone Realität darstellt, ist umstritten.

Die dentalen Frikative [θ] and [ð] sind Allophone eines Phonems. [θ] erscheint wortinitial, wie z. B. in þak [θaːk] „Dach”, und vor stimmlosem Konsonanten, wie in maðkur [maθkʏr] „Wurm”. [ð] steht intervokalisch, wie z. B. in iða [ɪːða] „Strudel”, und final wie in bað [paːð] „Bad”, kann aber am Phrasenende auch zu [θ] entstimmt werden.

Von den stimmlosen Nasalen erscheint nur [n̥] in wortinitialer Position, wie z. B. in hné [n̥jɛː] „Knie”. In letzter Zeit gibt es eine Tendenz, vor allem unter jungen Leuten, die Stimmlosigkeit hier aufzuheben (Beispiel hnífur [nivʏr] "Messer" statt [n̥ivʏr]). Der palatale Nasal steht vor palatalem Plosiv, die velaren vor velaren Plosiven. [ŋ] steht auch vor [l] und [s], wegen des Ausfalls von [k] in den Konsonantenverbindungen [ŋkl] und [ŋks].

Die preaspirierten [hp ht hc hk] (z. B. löpp [lœhp] „Fuß”) erscheinen nicht wortinitial. Die Geminaten [pp tt cc kk] sind in der Regel nicht länger als die einfachen Konsonanten [p t c k]; sie bewirken aber eine Verkürzung des vorangehenden Vokals. Sie können aber situativ lang gesprochen werden, z. B. beim Sprechen mit kleinen Kindern.

Vokale

Das Isländische hat 13 Vokalphoneme, 8 Monophthonge und 5 Diphthonge. Alle Vokale, auch die Diphthonge, können sowohl lang als auch kurz auftreten. Die Vokallänge ist aber kontextabhängig und damit nicht distinktiv.

Monophthonge des Isländischen
  vorne zentral hinten
geschlossen i   u
fast geschlossen ɪ ʏ    
mittel ɛ œ   ɔ
offen   a  

Die Diphthonge sind ai au ei øy ou.

Vokallänge ist im Isländischen vorhersagbar (Orešnik and Pétursson 1977). Betonte Vokale oder Diphthonge sind generell länger als unbetonte. Nur betonte Vokale können aber auch phonologisch lang sein. Langvokale treten auf:

  • wortfinal in einsilbigen Wörtern:

Vor anderen Konsonantenverbindungen sowie den preaspirierten Lauten [hp ht hk] und den Geminaten sind betonte Vokale kurz. Beispiele:

Morphologie

Das Isländische verfügt über eine reichhaltige Vielfalt an Formen bei den flektierbaren Wortarten Pronomen, Substantiv, Verb, Adjektiv und Zahlwort, die eine Schwierigkeit beim Erlernen der Sprache darstellen. Im folgenden sind Flexionsbeispiele für alle relevanten Wortklassen aufgeführt.

Personalpronomina

Im Isländischen werden Personalpronomina wie im Deutschen durch vier Fälle gebeugt; in der 3. Person werden drei Geschlechter (Genera) unterschieden. Eine Übersicht über die Flexion der Personalpronomina:

Singular 1. Person 2. Person 3. Person (m) 3. Person (f) 3. Person (n)
nom: ég þú hann hún það
gen: mín þín hans hennar þess
dat: mér þér honum henni því
akk: mig þig hann hana það

Anders als im Deutschen findet eine Unterscheidung nach Geschlechtern auch im Plural der 3. Person statt. Dabei kommt die maskuline Form þeir nur bei rein männlichen Gruppen zur Anwendung, die feminine Form þær nur bei rein weiblichen Gruppen, während die Neutrumform þau für gemischte Personengruppen (und damit am häufigsten) benutzt wird.

Plural 1. Person 2. Person 3. Person (m) 3. Person (f) 3. Person (n)
nom: við þið þeir þær þau
gen: okkar ykkar þeirra þeirra þeirra
dat: okkur ykkur þeim þeim þeim
akk: okkur ykkur þá þær þau

Zur Anrede einer Person dient im Isländischen stets das Pronomen þú, es wird also grundsätzlich geduzt (und jeder mit dem Vornamen angesprochen). Nur den Präsidenten oder Bischof des Landes würde man bei festlichen Anlässen mit dem (ansonsten veralteten) Höflichkeitspronomen þér (gen.: yðar, dat. und akk.: yður) bezeichnen. Des Weiteren existiert in Gedichten oder auch in der Nationalhymne noch die Form vér (gen.: vor, dat. und akk.: oss) statt við.

Fragepronomina und -adverbien

Fragepronomina unterscheiden, wie in allen europäischen Sprachen, nicht nach den drei Genera, sondern nach Person und Sache:

Person (wer?) Sache (was?)
nom: hver hvað
gen: hvers hvess
dat: hverjum hverju
akk: hver hvað

Weitere wichtige Frageadverbien sind: hvar „wo”, hvenær „wann”, hve "wie", hvernig „wie, auf welche Weise”, af hverju "warum", hvert „wohin”, hvaðan „woher”.

Numeralia

Die Zahlwörter für 1 bis 4 werden im Isländischen flektiert und müssen mit dem jeweils betreffenden Substantiv in Genus und Kasus kongruieren; als Beispiel das Zahlwort für die „2”:

maskulin feminin neutrum
nom: tveir tvær tvö
gen: ---> tveggja <---
dat: ---> tveim(ur) <---
akk: tvo tvær tvö

Beim Abzählen usw. verwenden Isländer üblicherweise die maskulinen Formen der Numeralia.

Ein Überblick über die wichtigsten Kardinalzahlen:

3 þrír (m) 13 þrettán
þrjár (f) 14 fjórtán
þrjú (n) 15 fimmtán
4 fjórir (m) 16 sextán
fjórar (f) 17 sautján
fjögur (n) 18 átján
5 fimm 19 nítján
6 sex 20 tuttugu
7 sjö 30 þrjátíu
8 átta 40 fjörutíu
9 níu 50 fimmtíu
10 tíu 60 sextíu etc.
11 ellefu 100 hundrað (n)
12 tólf 1000 þúsund (f)

Substantive

Isländische Substantive werden ebenso wie deutsche in drei Genera unterteilt, nämlich Maskulina, Feminina und Neutra. Dabei wird jedes Wort seinem Genus entsprechend flektiert; außerdem gibt es innerhalb der Genera verschiedene Flexionsklassen.

Innerhalb des Paradigmas eines Substantivs gibt es jeweils vier Kasus, die den vier deutschen Kasus Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ entsprechen; diese werden durch Anfügen einer Flexionsendung an den Wortstamm gebildet. Für den Plural gibt es teilweise einheitliche Flexionsendungen, z.B. -um für alle Substantive im Dativ Plural (gleich welchem Genus sie angehören).

Als Beispiel für ein Maskulinum der starken Flexionsklasse M1 dient das Wort hestur "Pferd":

M1 Singular Plural Singular Plural
nom: hestur hestar hesturinn hestarnir
gen: hests hesta hestsins hestanna
dat: hesti hestum hestinum hestunum
akk: hest hesta hestinn hestana

In der linken Hälfte der Tabelle wird das Wort ohne Artikel flektiert, in der rechten dagegen mit bestimmtem Artikel, der dem deutschen „das Pferd, des Pferdes etc.” entspricht. Einen unbestimmten Artikel gibt es im Isländischen nicht.

Ähnlich flektiert gestur „Gast” aus M2, der sog. i-Klasse:

M2 Singular Plural Singular Plural
nom: gestur gestir gesturinn gestirnir
gen: gests gesta gestsins gestanna
dat: gesti gestum gestinum gestunum
akk: gest gesti gestinn gestina


Ein Beispiel für die Deklination starker Feminina ist borg „Stadt”:

F1 Singular Plural Singular Plural
nom: borg borgir borgin borgirnar
gen: borgar borga borgarinnar borganna
dat: borg borgum borginni borgunum
akk: borg borgir borgina borgirnar

Um sich durch diesen Wust von Formen beim Erlernen durchzukämpfen, merke man sich folgende Faustregeln, die auf die meisten Deklinationen zutreffen:

  • der Akkusativ Singular eines Maskulinums entspricht seinem Stamm
  • Nominativ und Akkusativ Plural sind bei Feminina und Neutra miteinander identisch, bei Maskulina nicht
  • der Dativ Plural endet immer auf -um; mit dem bestimmten Artikel verschmilzt diese Endung zu -unum
  • der Genitiv Plural endet immer auf -a, mit bestimmtem Artikel ergibt sich -anna
  • die Artikelflexion ist innerhalb eines Genus immer identisch (bis auf i-Einschübe, wenn zu viele Konsonanten aufeinandertreffen würden)

Ein weiteres Beispiel aus der Klasse der starken Neutra ist borð „Tisch”:

N1 Singular Plural Singular Plural
nom: borð borð borð borðin
gen: borðs borða borðsins borðanna
dat: borði borðum borðinu borðunum
akk: borð borð borð borðin

Es zeigen sich Übereinstimmungen bei der Flexion von starken Maskulina und Neutra:

  • die Endung für den Genitiv bzw. Dativ Singular ist -s bzw. -i
  • der Nominativ Singular eines Neutrums ist identisch mit dem Akkusativ Singular

u-Umlaut

Bei der Nominalflexion tritt im Isländischen der u-Umlaut auf. Dieser betrifft Substantive mit Stammvokal -a- unabhängig von ihrem Geschlecht; der Stammvokal wird dabei zu -ö- umgelautet, wenn ihm in der unbetonten Silbe (also in der Kasusendung) ein -u- nachfolgt; da dieses -u- jedoch im Laufe der isländischen Sprachgeschichte bereits geschwunden sein kann, merke man sich folgende Regel:

Der Umlaut a > ö tritt ein...

  • im gesamten Singular der starken Feminina außer im Genitiv
  • im Nominativ und Akkusativ Plural der Neutra
  • im Dativ Plural bei allen Genera

Als Beispiel ein starkes Femininum der zuvor bereits gezeigten Klasse F1, gjöf „Geschenk”, sowie ein starkes Neutrum der Klasse N1, land „Land”; Umlaute sind fett hervorgehoben:

Singular Plural Singular Plural
nom: gjöf gjafir land lönd
gen: gjafar gjafa lands landa
dat: gjöf gjöfum landi löndum
akk: gjöf gjafir land lönd

Da u-Umlaut bei Feminina im Nominativ Singular auftritt und diese Form auch im Wörterbuch das Lemma bildet, ist dies bei der Flexion besonders zu beachten.

Verben

Wie im deutschen teilt sich das System der isländischen Verben in eine Gruppe starker Verben und eine Gruppe schwacher Verben. Es existieren dennoch einige Verben, die zwischen beiden Gruppen schwanken. Innerhalb der schwachen Verben gibt es vier Gruppen, von denen die größte W4 ist, die sog. a-Klasse, ist. Als Beispiel sei das Paradigma von hjálpa "helfen" aufgeführt: dabei ist dessen Themavokal -a-, die Endungen dahinter erscheinen kursiv:

W4 Präs. Sg. Präs. Pl. Prät. Sg. Prät. Pl.
1) ég hjálpa við hjálpum ég hjálpi við hjálpum
2) þú hjálpar þið hjálp þú hjálpir þið hjálp
3) hann hjálpar þeir hjálpa hann hjálpi þeir hjálpu

In der linken Hälfte der Spalte finden sich die Indikativformen des Präsens, in der rechten die des Präteritums, welches bei Verben der Klasse W4 mit dem Suffix -að- (Singular) bzw. -uð- (Plural) gebildet wird.

Weiters ein Beispielverb der i-Klasse mit Themavokal -i- im Präsens Singular: dreyma "träumen". Das Präteritalsuffix zeigt hier die Form -d-:

W3 Präs. Sg. Präs. Pl. Prät. Sg. Prät. Pl.
1) ég dreymi við dreymum ég dreymdi við dreymdum
2) þú dreymir þið dreym þú dreymdir þið dreymd
3) hann dreymir þeir dreyma hann dreymdi þeir dreymdu

Zur sog. Nullklasse der schwachen Verben gehört telja "zählen", welches im Präteritum Rückumlaut e > a/ö zeigt. Diese Verben haben keinen Themavokal, zeigen jedoch j-Suffix im Präsens Plural:

W1 Präs. Sg. Präs. Pl. Prät. Sg.
(Rückumlaut)
Prät. Pl.
(Rückumlaut)
1) ég tel við teljum ég taldi við töldum
2) þú telur þið telj þú taldir þið töld
3) hann telur þeir telja hann taldi þeir töldu

Starke Verben flektieren wie die Klasse W1 im Präsens, zeigen jedoch, falls möglich Umlaut im Singular (a > e, o > e, ó > æ, ú > ý). Das Präteritum wird nicht mittels Dentalsuffix, sondern (wie im Deutschen) durch Ablautung des Stammvokals gebildet - als Beispiel taka „nehmen” aus der 6. Gruppe (Ablautreihe) der starken Verben:

S6 Präs. Sg.
(Umlaut)
Präs. Pl. Prät. Sg.
(Ablaut)
Prät. Pl.
(Ablaut)
1) ég tek við tökum ég tók við tókum
2) þú tekur þið tak þú tókst þið tók
3) hann tekur þeir taka hann tók þeir tóku

Noch nicht aufgeführt sind die Konjunktivformen der einzelnen Verbklassen.

Adjektive

Beispiel veik- „krank” für die unbestimmte Deklination eines Adjektivs für alle drei Genera:

Singular maskulin feminin neutrum
nom: veikur veik veikt
gen: veiks veikrar veiks
dat: veikum veikri veiku
akk: veikan veika veikt

Wie bei den Personalpronomina wird auch bei den Adjektiven im Plural zwischen den Genera unterschieden; es gibt allerdings Einheitsendungen im Genitiv und Dativ:

Plural maskulin feminin neutrum
nom: veikir veikar veik
gen: veikra veikra veikra
dat: veikum veikum veikum
akk: veika veikar veik

Syntax

Die unmarkierte Wortstellung im Isländisch ist Subjekt - Prädikat - Objekt (SPO) wie im Deutschen, allerdings auch im Nebensatz (während im Deutschen dort das Prädikat am Satzende steht). Isländisch ist also eine klassische V2-Sprache; man vergleiche folgenden Beispielsatz zur Verdeutlichung der Unterschiede:

Isländisch Deutsch
einfacher Satz: Ég elska hana. "Ich liebe sie."
Struktur: S - P - O S - P - O
Satzgefüge: Hann veit að [ég elska hana]. "Er weiß, dass [ich sie liebe]."
Struktur: S - P - [S - P - O] S - P - [S - O - P]

Verwandte Themen

Der Quirky Case (lexikalischer Kasus) ist eine Besonderheit der isländischen Sprache: So können Sätzen gebildet werden, in denen sowohl logisches Subjekt (Agens) als auch logisches Objekt (Patiens) im gleichen Kasus (hier: Akkusativ) stehen:

Mig vantar þig. „Du fehlst mir.” / „Ich fehle dir.”

Literatur

  • Christine Jörg: Isländische Konjugationstabellen, Hamburg: Buske, 1989; ISBN 387118893X.
  • Robert Nedoma: Kleine Grammatik des Altisländischen, Heidelberg: Winter, 2001; ISBN 382531152X.
  • Janez Orešnik und Magnús Pétursson: Quantity in Modern Icelandic, Arkiv för Nordisk Filologi 92 (1977), S. 155–71.
  • Magnús Pétursson: Lehrbuch der isländischen Sprache, Hamburg: Buske, 1992; ISBN 3875480287.
  • Eiríkur Rögnvaldsson: Íslensk hljóðkerfisfræði, Reykjavík: Málvísindastofnun Háskóla Íslands, 1993; ISBN 997985314X.
  • Hans Ulrich Schmid: Wörterbuch Isländisch-Deutsch, Hamburg: Buske, 2001; ISBN 3875482409.
  • Daniel Scholten: Einführung in die isländische Grammatik, Munich: Philyra 2000; ISBN 3935267002.
  • Colin D. Thompson: Isländische Formenlehre, Hamburg: Buske, 1987; ISBN 3871188417.

Weblinks