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Fast Patrol Craft

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Fast Patrol Craft
Fast Patrol Craft
Übersicht
Typ: Patrouillenboot
Einheiten: 214 gebaut, 43 in Dienst (USN/USCG)
48 gebaut (andere Nationen)
Technische Daten
Verdrängung: 21,34 Tonnen
Länge: 15,24 Meter
Breite: 3,96 Meter
Tiefgang: 1,53 Meter
Geschwindigkeit: 32 Knoten
Besatzung: 1 Offizier, 5-6 Matrosen
Antrieb: 2 Detroit-Dieselmotoren mit je 435 PS, 2 gegenläufige Schrauben

Als Fast Patrol Craft (kurz PCF), auch bekannt als Swift Boat, wurde von der United States Navy ein Typ mittlerer Patrouillenboote für den Einsatz in Flüssen und flachen Küstengewässern bezeichnet. Die ersten Einheiten wurden im Sommer 1965 in Dienst gestellt.

Geschichte

Planung und Bau

Im Januar 1965 legte die Naval Advisory Group des Military Assistance Command, Vietnam in einer Studie die Anforderungen für ein leichtes Patrouillenboot fest, dass auf dem umfangreichen Wasserstraßennetz Vietnams zur Kontrolle des Schiffsverkehrs und der Unterbindung von Waffen- und Nachschublieferungen an die Guerilla der Nationale Front für die Befreiung Südvietnams eingesetzt werden sollte. Als im März 1965 in der Vung Ro-Bucht eine 40m-Dschunke mit umfangreicher Waffen- und Munitionsladung per Zufall entdeckt und sichergestellt werden konnte, wurde die Notwendigkeit der an die Bedingungen angepassten Boote mehr als deutlich, vor allem weil die US-Küstenwache, die man als schnelle Hilfe anforderte, mit ihren 25m-Kuttern nicht alle geforderten Aufgaben erfüllen konnte.

So begann Mitte Juli 1965 der Bau der ersten Einheiten bei Sewart Seacraft, einer Werft, die bisher zumeist leichte Versorgungsboote für die Ölplattformen im Golf von Mexiko gebaut hatte. Innerhalb von 40 Tagen wurden die ersten 4 Einheiten an die Navy ausgeliefert, die zwei Swifts nutzte, um in San Diego Besatzungen zu trainieren. Die anderen beiden wurden direkt nach Vietnam verschifft und in den aktiven Dienst gestellt.

Varianten

PCFs auf einem Fluss in Vietnam

Neben dem PCF Mark I, vom dem zwischen 1965 und 1967 108 Exemplare gebaut wurden, wurden 1968 und 1969 vom Mark  II 30 Einheiten gebaut, die gegenüber der Mark I-Version ein geändertes Deckhaus hatten. 1969/70 sowie 1972/73 wurden dann noch insgesamt 33 PCF Mark III gebaut, die gegenüber den Vorgängern einen leicht verlängerten Rumpf und einen vergrößerten Kraftstoffvorrat aufwiesen. Für die US Navy und die Coast Guard wurden insgesamt 171 Boote gebaut.

In Vietnam wurde 1971 auf Basis des Mark I-Modells eine Version mit Stahlrumpf entwickelt, die als Mark IV mit 19m-Rumpf bzw. Mark V mit 25m-Rumpf sowie unter der Bezeichnung PB (Patrol Boat) von 1995 bis 1999 als Ersatz für die ausgemusterten älteren Versionen in 43 Exemplaren gebaut und an die US-Küstenwache geliefert wurde.

Für die Marine der Philippinen wurden von 1972 bis 1976 21 Mark III- und 25 Mark IV-Boote gebaut, Saudi-Arabien erhielt 1992/93 die letzten für militärische Zwecke gebauten 17 Mark III-Einheiten, und setzt sie neben Albanien (3 Einheiten, Mark III, ) und Bahrein (2 Einheiten, Mark III, 1982) noch heute ein.

Dienstzeit

Zwischen 1965 und 1973 wurden bei der US Navy und der US Coast Guard 181 Einheiten (Mark I bis III) in Dienst gestellt. Haupteinsatzzeitraum war während des Vietnamkriegs. Die letzten beiden PFC Mark III wurde am 17. Juni 1995 in Norfolk, Virginia während einer feierlichen Zeremonie außer Dienst gestellt. Einige Boote der frühen Versionen sind noch erhalten und werden zum Teil von Veteranenverbänden wiederhergerichtet und ausgestellt.

Die später eingeführten Mark IV- und V-Versionen stehen noch im Einsatz bei der US-Küstenwache und halfen unter anderem während des Hurrikans Katrina. Die Navy führte keinen direkten Nachfolger der Swifts ein, das Aufgabenprofil wird zum Teil durch Festrumpfschlauchboote abgedeckt.

Einige ausgemusterte Boote (Mark I bis III) wurden an andere Nationen verkauft, aktuell setzt z.B. Malta sie noch im aktiven Dienst ein.

Technik

Rumpf

Ruderhaus eines PCF

Der Entwurf der Fast Patrol Crafts basierte auf einem leichten Wassertaxi und Versorgungsboot des Herstellers Sewart Seacraft und wurde um einige, für den militärischen Einsatz notwendige Elemente ergänzt. Der Rumpf bestand aus 6 mm dicken Aluminiumblechen, die auf eine Spantenunterkonstruktion aufgeschweißt wurden. Das Deckhaus erstreckte sich etwa über das mittlere Drittel das Rumpfs, das Ruderhaus befand sich davor. Hinter dem Ruderhaus befand sich ein offener Turm mit einem Zwillings-Maschinengewehr sowie der Radarmast. Im tiefliegenden Deckhaus befanden sich die Schlafmöglichkeiten für zwei Besatzungsmitglieder sowie eine kleine Kombüse.

Antrieb

Hinter dem Deckhaus befanden sich unter Abdeckungen die zwei 345PS-Detroit-Schiffsdieselmotoren und der 24V-Generator für die Versorgung der elektrischen Systeme. Bei 2000 UpM erreichte das Boot eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 23,5 Knoten und konnte mit einer Tankfüllung von 800 Litern Diesel etwa 11 Stunden operieren. Zumeist wurde jedoch langsamer gefahren, um die Patrouillendauer auszudehnen.

Bewaffnung

Kombination aus 81mm-Mörser/12,7mm-MG

Neben dem Zwillings-12,7mm-M2-Maschinengewehr im offenen Turm, der auch als Ausguck genutzt wurde, verfügten die Swift Boats auch über eine Kombination aus 81mm-Mörser und einem darüber montiertem 12,7mm-M2-Maschinengewehr (Piggyback Mortar) am Heck. Bei einer Reichweite von etwa 3500 m und einer effektiven Kadenz von bis zu 18 Schuss pro Minute konnten die Patrouillenboote damit sehr effektive Feuerunterstützung liefern. Aber auch Leuchtgranaten zur Gefechtsfeldbeleuchtung und Rauchgranaten wurden verschossen. An Bord der Boote wurden meist etwa 20.000 Schuss für die M2-Maschinengewehre sowie etwa 100 Granaten für den Mörser mitgeführt, darunter auch Flechette-Munition.

Zu den Bordwaffen kam dann noch die persönliche Bewaffnung der Besatzung, die aus M16 Sturmgewehren, M60 Maschinengewehren sowie M79 Granatwerfern bestand.

Elektronik

Die elektronische Ausrüstung der Boote beschränkte sich auf ein einfaches Decca D202-3 cm-Navigationsradar mit 24 km Erfassungsreichweite, das aber auch zur Feuerleitung des Mörsers genutzt wurde, einen Raytheon-Echolot sowie Funkgeräte vom Typ AN/PRC-10/25 FM und AN/URC-58 HF zur Kommunikation mit anderen Booten, den Stützpunkten sowie Landtruppen.

Einsatzprofil

PCF kontrolliert vietnamesische Dschunke

Das Haupteinsatzgebiet der Swift-Boote in Vietnam war das Mekong-Delta sowie die Küstengewässer bis zur Demilitarisierten Zone. Hauptaufgabe war die Kontrolle des Schiffsverkehrs, um Waffen- und Nachschublieferungen an die südvietnamesischen Guerilla zu verhindern. Zumeist operierten die Boote paarweise, um sich gegenseitig Feuerschutz geben zu können.

Im Gegensatz zu den kleineren PBR-Booten konnten die PCFs auch mehrere Tage im Einsatz bleiben, da sie über eine (wenn auch spartanische) Unterkunft für die Besatzung verfügten.

Im Rahmen der Operation Game Warden wurden 1965/66 unter dem Kommando der Mobile Riverine Force (TF 116) im Deltagebiet Angriffe gegen Stützpunkte und Lager des Vietcong unternommen. Hier dienten die Swifts als Transporter für die Einheiten der US-Armee, des US Marine Corps und der Armee der Republik Vietnam, wobei jedes Boot etwa ein Platoon Soldaten transportieren konnte. Im Gefecht lieferten die Swifts mit ihren Bordwaffen Feuerunterstützung für die Infanterie.

Unter dem Kommando der Task Force 116 operierten die Swifts von 1965 bis 1968 während der Operation Market Time entlang der Küste, um nordvietnamesische Trawler, die als Nachschubtransporter fungierten, aufzuspüren und aufzubringen. Zwischen den teilweise schwer bewaffneten Trawlern und den Patrouillenbooten kam es regelmäßig zu schweren Feuergefechten, die aber meist mit Hilfe amerikanischer Luftunterstützung durch Hubschrauber und Kampfflugzeuge entschieden wurden.

Mehrere Boote wurden durch Feindfeuer zerstört, zumeist durch RPG-Werfer in Hinterhalten in engen Seitenarmen der Flüsse. In direkten Konfrontationen hingegen waren die PCFs den vietnamesischen Booten in Geschwindigkeit und Feuerkraft zumeist hoch überlegen, weshalb diese von den Vietnamesen zumeist vermieden wurden.

Nach dem Ende des Krieges dienten die Boote oftmals als Patrouillenboote für die Küstenwache, die neueren zum Teil bis heute, teils wurden sie aber auch an andere Nationen verkauft, einige wurden auch recht schnell nach Ende des Krieges abgewrackt, da kein Bedarf mehr für sie bestand.

Der US-Senator und ehemalige demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry war während des Vietnamkriegs Kommandant von PCF-94. Im US-Präsidentenwahlkampf von 2004 warfen ihm die Swift Boat Veterans For Truth, eine Vereinigung ehemaliger Bootsbesatzungen, vor, dass er seine militärischen Auszeichnungen unter falschen Vorwänden „erschlichen“ hätte. So soll sich Kerry die Verletzungen, für die er das Purple Heart erhielt, zum Teil selbst zugefügt haben. Auch seinen Bronzestar habe er unter mysteriösen Umständen erhalten, laut Aussagen ehemaliger Kameraden habe Kerrys Boot im fraglichen Einsatz nie unter Feindfeuer gelegen.

Weblinks