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Spruance-Klasse

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Spruance-Klasse
Kinkaid off California
Übersicht
Typ: Zerstörer
Name: Raymond A. Spruance
Einheiten: 31 gebaut, 0 in Dienst
Technische Daten
Verdrängung: 8.040 Tonnen
Länge: 172 Meter
Breite: 16,80 Meter
Tiefgang: 8,8 Meter
Geschwindigkeit: 32,5 Knoten
Besatzung: 19 Offiziere, 315 Matrosen.
Reichweite: 6.000 Seemeilen (11.000 km) bei 20 Knoten
3.300 Seemeilen (6.000 km) bei 30 Knoten
Antrieb: 2 Propeller, über 4 Gasturbinen angetrieben; 80.000 Wellen-PS

Die Spruance-Klasse war eine Klasse von Zerstörern in der US Navy, die ab 1972 gebaut wurde. Insgesamt wurden 31 Einheiten fertiggestellt, die bis 2005 jedoch allesamt wieder außer Dienst gestellt wurden. Ihre Hauptaufgabe bestand in der Eskorte von Flugzeugträgern und speziell in der U-Jagd. Sie waren die ersten großen Einheiten der Navy, die die Vorteile eines Gasturbinenantriebs ausnutzten.

Geschichte

Planung & Bau

Sechs Zerstörer der Klasse 1975 an der Ausrüstungspier

Ende der 1960er Jahre bestand bei der US Navy Bedarf an Zerstörern, die in den Trägerkampfgruppen für die U-Bootjagd eingesetzt werden konnten. Dies war nötig, da die Zerstörer aus dem Zweiten Weltkrieg, die im FRAM-Programm (hauptsächlich Allen-M.-Sumner-Klasse und Gearig-Klasse) modernisiert worden waren, in den 1970er Jahren außer Dienst gestellt werden mussten.

Der Entwurf wurde im US-Kongress stark angegriffen, vor allem weil er für seine Größe unterbewaffnet erschien. Trotzdem genehmigte der Kongress den Bau von vorerst 30 Einheiten, finanziert aus den Haushaltsjahren 1970 bis 1975, für den Preis von rund 145 Mio. Dollar (Dollar-Kurs 1980) pro Stück. Der Auftrag wurde komplett an die Werft von Ingalls Shipbuilding in Pascagoula, Mississippi vergeben, als so genanntes Total Package Procurement. Das heißt, dass der Auftrag in großen Stückzahlen an eine Werft vergeben wurde, was vor allem die Kosten senken sollte. Ingalls war außerdem verantwortlich für die gesamte Weiterplanung nach dem Bau und die Beschaffung von sowie Bestückung mit den Waffensystemen. Die Schiffe wurden nach amerikanischen Marine-Persönlichkeiten benannt. Sie erhielten die Kennung DD (für Zerstörer), obwohl auf Grund der Bewaffnung eigentlich DDG (Lenkwaffenzerstörer) korrekt gewesen wäre.

Zu Beginn des Baus kam es bei der neuartigen so genannten Groß-Sektionsbauweise zu technischen Problemen auf der Werft, welche die Zeitplanung um ca. zwei Jahre verzögerten, so dass die Letzte der 30 Einheiten 1980 in Dienst gestellt wurde. 1979 wurde eine 31. Einheit genehmigt, die laut anfänglichen Planungen eine veränderte Hangar-Stuktur erhalten sollte, um mehr Helikopter aufnehmen zu können. Da jedoch ohnehin zu wenig Helikopter bereitstanden, wurde die USS Hayler (DD-997) als einziger „Nachzügler“ im ursprünglichen Design 1983 in Dienst gestellt.

Modifikationen

Die Spruance-Klasse wurde Mitte der 1980er Jahre mit moderneren Waffensystemen versehen, die es den Schiffen erlaubte, auch Landziele anzugreifen.

Allgemein als eigene Klasse werden die Schiffe der Kidd-Klasse gesehen. Technisch gesehen gehören sie jedoch der Spruance-Klasse an, besitzen lediglich eine Bewaffnung, die eher auf Luftverteidigung ausgelegt ist. Sie wurden für den Iran unter Schah Mohammad Reza Pahlavi gebaut, konnten aber nicht vor der Revolution 1979 durch Ruhollah Chomeini ausgeliefert werden und wurden so bei der US Navy in Dienst gestellt.

Dienstzeit

Die ersten Schiffe der Spruance-Klasse wurden 1975 in Dienst gestellt, bis 1983 folgten 30 weitere Einheiten. Die ursprüngliche Lebenszeit sollte 30 Jahre betragen, so dass die Klasse bis 2013 in Dienst geblieben wäre. Stattdessen wurden 1998 die ersten sieben Einheiten, die zu diesem Zeitpunkt keine 20 Jahre in Dienst gestanden hatten, außer Dienst gestellt. Diese sieben Einheiten waren bereits bei der Modernisierung der Waffensysteme weitgehend übergangen worden und waren lediglich mit einer Zwischenlösung ausgerüstet. Die restlichen 24 Einheiten wurden zwischen Oktober 2000 und September 2005 außer Dienst gestellt, da die Schiffe der Arleigh-Burke-Klasse die Spruance-Klasse ersetzte. Letztlich kann die vorzeitige Außerdienststellung als reine Maßnahme zur Kostensenkung gesehen werden, die Betriebskosten lagen 1996 bei ca. 35 Mio. Dollar pro Jahr. Die Schiffe wurden entweder zum Zerlegen verkauft oder als Zielschiff versenkt.

Technik

Rumpf

USS Kinkaid von achtern

Der Rumpf der Spruance-Klasse war 172 lang, bei einer Breite von 16,8 Metern. Der Tiefgang lag bei 8,8 Metern. Der Rumpf verdrängte voll beladen über 8.000 t, leer knapp unter 6.000 Tonnen. Die hohen, großen Aufbauten machten die Schiffe, vor allem bei niedrigen Geschwindigkeiten (Anlegen, Versorgung auf hoher See), windanfällig. Die großen Vertikalflächen dieser Aufbauten reflektierten auftreffende Radarstrahlung sehr stark, wodurch die Schiffe dieser Klasse leicht zu orten waren. Diese fehlende Stealth-Eigenschaft wird häufig als einer der Gründe genannt, warum die US-Marine sich relativ frühzeitig von diesen Schiffen getrennt hat.

Im vorderen Deckshaus befanden sich die Kommandoräume, also die Brücke sowie, direkt darunter, das CIC (Command Information Center), die Kommandozentrale, in der der Kommandant die taktische Lage überwachte. Achteraus lag die Kajüte des Kapitäns, weiter dahinter noch die Aufklärungs- und Funkräume. Im achternen Deckshaus befand sich ein Hangar für zwei Helikopter. Unter Deck lagen, genau mittschiffs, die Maschinenräume, davor und dahinter die Quartiere für die Mannschaften. Über dem achternen Maschinenraum, unter dem Helikopterlandeplatz waren die Messen. Ebenfalls unter Deck befanden sich die Magazine für Waffensysteme.

Der Entwurf des Rumpfes gilt als gelungen, so dass er auch bei den Lenkwaffenkreuzern der Ticonderoga-Klasse verwendet wurde.

Antrieb

Der Antrieb der Einheiten der Spruance-Klasse bestand aus vier Gasturbinen vom Typ General Electric LM2500, die zwei Propeller antrieben. Diese Propeller, 15 ft (ca. 4,5 Meter) im Durchmesser, drehten sich bei 30 Knoten mit 168 Umdrehungen pro Minute. Damit waren die Einheiten die ersten großen Schiffe der US Navy, die mit Gasturbinen ausgestattet wurden. Dieser Typ wurde gewählt, da er relativ einfach zu warten und zu ersetzten ist, außerdem benötigt die Anlage weniger Personal als herkömmliche Dampfkesselantriebe. Zusätzlich sind die Geräuschemissionen geringer, was U-Booten die Erfassung der Schiffe erschwert. Mit nur einer laufenden Turbine konnten die Schiffe bereits 19 Knoten erreichen, mit zweien bis zu 27 Knoten. Alle vier Anlagen wurden nur für Höchstgeschwindigkeit benötigt.

Drei kleinere Gasturbinen erzeugen zusammen sechs Megawatt für die elektrischen Anlagen an Bord.

Bewaffnung

USS O'Brien feuert eine Sea Sparrow

Bei Indienststellung galten die Schiffe für ihre Größe als unterbewaffnet. Zu der Zeit waren sie ausgerüstet mit zwei Mark 45 12,7cm-Geschützen vom Kaliber 54. Diese Waffe kann auf Reichweiten bis zu 13 Seemeilen (24 km) gegen Überwasserziele und eingeschränkt gegen Luftziele verwendet werden. Sie hat eine Schussfrequenz von 16 - 20 Schuss pro Minute, pro Geschütz stehen 600 Projektile zur Verfügung. Mittschiffs waren zwei Starter für je vier AGM-84 Harpoon zum Einsatz gegen feindliche Schiffe installiert und achtern, unter dem Landedeck, befand sich ein Starter Mark 29 für insgesamt 24 RIM-7 Sea Sparrow gegen Luftziele. Zur U-Boot-Abwehr befanden sich auf beiden Seiten mittschiffs je drei Torpedorohre, die den Mk. 46 Leichtgewichtstorpedo verschießen konnten, von dem sich 18 Torpedos an Bord befanden.

Daneben war für den Einsatz gegen U-Boote direkt vor dem Deckshaus ein Mark 112-Starter für ASROC installiert. Neben den acht Raketentorpedos im Starter befanden sich noch 16 weitere im Magazin. Der Starter wurde ab Mitte der 1980er Jahre durch ein Vertical Launching System ersetzt, das 45 BGM-109 Tomahawk gegen Landziele sowie 16 ASROC enthielt. Auf den anderen sieben Spruance wurden stattdessen zwei Armored Box Launcher mit je vier Tomahawk neben dem alten ASROC-Starter platziert. Zusätzlich wurde auf beiden Deckshäusern je ein Close-in-Weapon-System vom Typ Phalanx installiert, das auf kurze Distanz gegen anfliegende Raketen eingesetzt werden konnte.

Elektronik

guter Blick auf die Aufbauten von USS Cushing

Das Luftzielradar an Bord der Schiffe war ein SPS-40 von Lockheed, das auf dem hinteren Mast installiert war und eine Reichweite von rund 200 Seemeilen aufweist. Auf dem vorderen Mast befand sich das SPS-55, das als Seezielradar verwendet wurde. Das SPQ-9A-Radar von Norden Systems, dessen Antenne sich in einem kugelförmigen Radom befand, diente zusammen mit dem SPG-60 für die Feuerleitung der Waffen.

Das Sonarsystem an Bord war das SQS-53, welches sowohl aktiv als auch passiv eingesetzt werden kann und direkt im Bug untergebracht war. Zusätzlich wurde auf allen Einheiten ein Schleppsonar vom Typ SQR-19 nachgerüstet. Ebenfalls geschleppt werden konnte ein Torpedotäuschkörper von Typ AN/SLQ-25 Nixie, der die Geräusche des Schiffs imitiert und somit Torpdoes auf sich lenken soll.

Die Systeme zur elektronischen Kampfführung bestanden aus dem SLQ-32. Die Antennen können für Fernmelde- und elektronische Aufklärung sowie als Störsender eingesetzt werden. Ebenfalls zum SLQ-32-Paket gehört das Mark 36 SRBOC, das Düppel und Flares in die Luft schießt, die anfliegende Raketen sowohl mit Radar- wie auch mit Infrarotsuchkopf vom Schiff ablenken sollen.

Luftfahrzeuge

An Bord konnten zwei Helikopter mitgeführt werden. Diese starteten und landeten auf dem Deck hinter den Aufbauten, in denen zwei Helikopter Platz fanden. Dies waren zu Beginn zwei Kaman SH-2 Seasprite, ab 1979 begannen Versuche mit dem vielseitigeren Sikorsky SH-60 Seahawk, der ab Mitte der 1980er ausschließlich eingesetzt wurde.

Einsatzprofil

USS Arthur Radford mit der Washington

Die Schiffe der Spruance-Klasse waren hauptsächlich als Eskortschiffe für die Trägerkampfgruppen gebaut, auf diese Aufgabe waren sie so auch zugeschnitten. So sollten sie vor allem gegen U-Boote eingesetzt werden, weshalb sie die Klassifizierung Zerstörer erhielten. Jedoch passte die Klasse nicht in den traditionellen Begriff des Zerstörers, da die Schiffe auch aktiv gegen Luftziele und durch die Harpoon auch gegen andere Überwasserschiffe eingesetzt werden konnten. Letztlich basiert die Einstufung als Zerstörer also auf der ihr zugewiesenen Aufgabe und nicht auf den Fähigkeiten und der Größe, die die Klasse eher als Kreuzer qualifizierte, besonders seit die Schiffe auch Landziele angreifen konnten.

In ihrer Dienstzeit waren in jeder Kampfgruppe um einen Flugzeugträger normalerweise zwei Spruance integriert. Als Teil einer solchen setzten einige Schiffe die Tomahawk-Marschflugkörper gegen Ziele im Irak, sowohl im Zweiten wie auch im Dritten Golfkrieg, ein. Weitere Einsätze von Schiffen der Spruance-Klasse umfassten Missionen vor dem Libanon Mitte der 1980er Jahre, die Durchsetztung der UN-Sanktionen gegen den Irak durch Anbordgehen auf Frachtern im Persischen Golf, außerdem die Teilnahme an den Kampfgruppen, die 1995 und 1996 die Situation nach den Raketentests der VR China in der Formosastraße überwachten.

Unfälle

Mehrere Schiffe liefen auf Grund, unter anderem 1989 die USS Spruance (DD-963), die bei starkem Wind vor den Bahamas auf Grund getrieben wurde und für 1,4 Mio. Dollar repariert werden musste. Es gab außerdem heftige Kollisionen, so kollidierte die USS Kinkaid (DD-965) 1989 in der Malakkastraße mit einem Frachter, was auf beiden Schiffen ein Feuer entfachte, das einen 15-Mio.-Dollar-Schaden auf Kinkaid verursachte und in dem ein Seemann umkam. 1999 kollidierte die USS Arthur W. Radford (DD-968) vor der amerikanischen Ostküste mit einem RoRo-Containerschiff. Die Schäden, ein Loch auf der Steuerbordseite sowie Beschädigungen an einem Geschütz und Tomahawk-Rohren, mussten für über 32 Mio. Dollar behoben werden.

Literatur

  • Michael C. Potter: Electronic Greyhounds: The Spruance-Class Destroyers, Naval Institute Press, Annapolis, MD 1995; ISBN 1557506825