Verlorene Liebesmüh
Daten | |
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Titel: | Love's Labour's Lost |
Gattung: | Komödie |
Originalsprache: | Englisch |
Autor: | William Shakespeare |
Erscheinungsjahr: | 1598 |
Personen | |
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Verlorene Liebesmüh (engl. Love's Labour's Lost) ist ein Theaterstück von William Shakespeare.
Synopsis
- Akt 1
[Szene 1] König Ferdinand von Navarra beschließt eine neue Ordnung für seinen Hof.[1] Zusammen mit seinen Lords Berowne, Dumain und Longaville unterschreibt er einen Vertrag, der sie verpflichtet, für drei Jahre enthaltsam zu studieren, auf Schlaf, die Gesellschaft von Frauen und übermäßiges Essen zu verzichten.[2] Berowne stellt zunächst die strengen Regeln für die "Akademie im Kleinen" in Frage, schließt sich aber den Freunden an.[3] Die neue Ordnung gilt auch für die Untergebenen des Königs. Auf Anzeige des Höflings Don Armado wird der Bauer Costard in einer Gerichtsverhandlung vom König zu einer Woche Gefängnis verurteilt, weil er verbotenerweise die Gesellschaft der Magd Jaquenetta gesucht hat.[4] [Szene 2] Don Armado gesteht in einem umständlichen Streitgespräch seinem Knappen Moth seine Liebe zu Jaquenetta,[5] und macht ihr einen ungeschickten Liebesantrag.[6]
- Akt 2
[Szene 1] Die Prinzessin von Frankreich kommt in Begleitung ihrer Hofdamen, Maria, Rosaline und Katharine sowie des Lord Boyet an den Hof von Navarra.[7] Stellvertretend für ihren kranken Vater verhandelt sie ausstehende Darlehenszahlungen.[8] Während der Verhandlungen befragen Ferdinands „Fellow Students“ Lord Boyet über die mitgereisten Begleiterinnen der Prinzessin. Berowne interessiert sich für Rosaline, Dumaine für Katherine und Longaville für Maria.[9]
- Akt 3
[Szene 1] Don Armado hat einen Liebesbrief an Jaquenetta verfasst und übergibt ihn dem gefangenen Costard, der als Lohn für die Überbringung freigelassen wird.[10] Gerade als Costard den Kerker verlässt, wird er von Berowne angehalten und überredet, gegen einen Obolus einen Liebesbrief für Rosaline zu übergeben.[11] Im Anschluss an die Szene spricht Berowne seinen Monolog „And I, forsooth, in love!“.[12]
- Akt 4
[Szene 1] Die Prinzessin geht mit ihrem Gefolge auf die Hirschjagd.[13] Costard verteilt bei dieser Gelegenheit die Liebesbriefe an die falschen Adressaten.[14] Den für Jaquenetta gedachten Brief Don Armados überreicht er der Prinzessin.[15] Im Anschluss an die falsche Zustellung liefern sich Costard, Boyet, Maria und Rosaline ein derbes Wortgefecht.[16][17] [Szene 2] Zu Beginn der zweiten Szene kommentieren Nathaniel, Holofernes und Dull die Geschehnisse bei der Hirschjagd.[18] Costard stellt auch den zweiten Brief falsch zu. Er gibt Jaquenetta den Brief Berownes, der für Rosaline gedacht ist. Jaquenette bringt den ihr von Costard zugestellten Brief zum Vorlesen dem Schulmeister Holofernes und dem Pfarrer Nathaniel.[19] Diese bemerken den Fehler und Holofernes befiehlt Jaquenetta den Brief in die Hände des Königs zu geben, da er ein Zeugnis dafür ist, dass Lord Berowne seinen Eid gebrochen hat.[20] [Szene 3] In der sog. Sonette-Leseszene entdecken König Ferdinand und seine Fellows nacheinander, dass jeder von ihnen Eidbrüchig geworden ist. Zuerst belauscht Berowne den König beim Verlesen seines Liebesgedichtes an die Prinzessin, dann belauschen beide (ohne das der König von Berowne weiß) Lord Longaville beim Verlesen seines Sonettes. Schließlich beobachten diese drei, wie Dumaine sein Gedicht verliest. Zuerst stellt Longaville Dumaine zur Rede, dann der Könige diese beiden und schließlich tritt Berowne auf und klagt den König und die Lords an. An dieser Stelle erscheinen Costard und Jaquenetta mit Berownes Brief. Als der König befiehlt diesen zu verlesen sind alle vier entlarvt. Berowne hält eine Rede („From womens eyes these doctrine I derive…“) und überzeugt seine Freunde, offen um die Prinzessin und die Ladies zu werben.[21]
- Akt 5
[Szene 1] Holofernes, Nathaniel und Wachtmeister Dull treten auf, dann folgen Armado, Moth und Costard. Sie planen gemeinsam die Aufführung des Stückes: „The Nine Worthies“.[22] [Szene 2] Die Prinzessin und ihre Begleiterinnen sitzen beieinander und unterhalten sich ausgelassen über die Geschenke, die sie von ihren Verehrern erhalten haben. Sie planen bei dem anstehenden Zusammentreffen die Masken und Liebespfänder zu vertauschen, um die Lords in die Irre zu führen und so zu verspotten.[23] Die maskierten Frauen treffen auf die als Moskoviter verkleideten Lords, die jeweils um die falsche Dame werben, da sie sich nicht an den Personen sondern an den Liebespfändern orientieren.[24] Nach dem, Auftritt der Masken beraten sich die Frauen mit Boyet.[25] Dann treffen sich alle ohne Verkleidung und der König und seine Freunde müssen eingestehen, von den Frauen an der Nase herumgeführt worden zu sein.[26] Bei dem Auftritt der "Nine Worthies" verspotten die Männer die Schauspieler, die vergebens um die Gunst des Publikums werben.[27] Mercade, der königliche Bote tritt auf, unterbricht die Festlichkeiten und überbringt die Nachricht vom Tod des französischen Königs.[28] Die Festgesellschaft ist sehr betroffen, ("The scene begins to cloud.")[29] der König grüßt die Prinzessin mit ihrem neuen Titel („How fares your Majesty?“) und diese beschließt sofort abzureisen.[30] Vor ihrer Abreise nehmen die Frauen ihren Liebhabern das Versprechen ab, ein Jahr und einen Tag Trauerzeit zu warten und dann erneut und diesmal ernsthaft um die Geliebten zu werben.[31] Zum Ausklang wird das Lied von Winter und Sommer dargebracht und das Stück schließt mit der Trennung der Paare: „You that way, we this way.“[32]
Übersetzungen
Die erste Übersetzung ins Deutsche veröffentlichte Jakob Michael Reinhold Lenz unter dem lateinischen Titel Amor vincit omnia (Leipzig 1774). Vier Jahre später erschien das Drama als Der Liebe Müh ist umsonst im 4. Band der ersten vollständigen deutschen Shakespeare-Übersetzung von Johann Joachim Eschenburg (Straßburg/Mannheim 1778). Wieland übersetzte die Komödie nicht.
In der Schlegel-Tieck-Ausgabe ist das Werk in einer Übersetzung von Wolf Heinrich Graf von Baudissin (Berlin 1839) unter dem Titel Liebes Leid und Lust enthalten.
Neuere Übersetzungen stammen von Hans Rothe (Liebe leidet mit Lust, München 1963) und Erich Fried (Verlorene Liebesmühe, Berlin 1989) und Frank Günther (Verlorene Liebesmüh, Cadolzburg 2000). Ursula Sautter legte 1999 eine kommentierte Studienausgabe mit einer eigenen Prosaübersetzung vor.
Sonstiges
Das mittellateinische Wort honorificabilitudinitatibus, in Love’s Labour’s Lost dem Witzbold Costard in satirischer Absicht in den Mund legt, ist das längste Wort im Gesamtwerk Shakespeares und galt lange als längstes Wort der englischen Sprache.
Nicolas Nabokov schrieb nach einem Libretto von W. H. Auden und Chester Kallman eine gleichnamige Oper, die 1973 in Brüssel durch das Orchester der Deutschen Oper Berlin uraufgeführt wurde.
Auch bei Thomas Manns Doktor Faustus findet sich eine Komposition seines Protagonisten, Adrian Leverkühn, mit dem Titel Love’s labour’s lost, welches wohl unübersehbar eine Reminiszenz zu Shakespeare ist.
Verfilmungen
- Love’s Labour’s Lost (Fernsehfilm) (1985; Regie: Elijah Moshinsky)
- Verlorene Liebesmüh’ (2000; Regie: Kenneth Branagh)
Literatur
- <Bloom Erfindung> Bloom, Harold: Shakespeare. Die Erfindung des Menschlichen. Aus dem Englischen von Peter Knecht. Berlin Verlag 2000.
- <Cousins Guide> Cousins, A. D.: Shakespeare. The Essential Guide to the Plays. Buffalo 2011. ISBN 978-1-55407-928-5
- <Dickson Guide> Dickson, Andrew: The Rough Guide to Shakespeare. 2nd Edition 2007. ISBN 978-1-85828-443-9
- <Dobson Oxf. Companion> Dobson, Michael and Stanley Wells: The Oxford Companion to Shakespeare. OUP 2001. ISBN 978-0-19-280614-7
- <Grazia Cam. Companion> de Grazia, Margareta and Stanley Wells: The Cambridge Companion to Shakespeare. CUP 2001. ISBN 978-0-521-65881-2
- <Jackson Cam. Film Companion> Jackson, Russell: The Cambridge Companion to Shakespeare on Film. 2nd Ed. CUP 2007. ISBN 978-0-521-68501-6
- <Schabert Handbuch> Schabert, Ina Shakespeare Handbuch. Kröner, Stuttgart 2009. ISBN 978-3-520-38605-2
- <Suerbaum Dramen> Suerbaum, Ulrich: Shakespeares Dramen. Basel 2001. ISBN 3-8252-1907-0
- <Suerbaum Shakespeare-Führer> Suerbaum, Ulrich: Der Shakespeare-Führer. Stuttgart 2006. ISBN 978-3-15-017663-4
- <TxC> Wells, Stanley und Gary Taylor: William Shakespeare: A Textual Companion. Oxford 1987 ISBN 978-0-393316674
- <Londre Essays> Felicia Hardison Londre: Love's Labour's Lost. Critical Essays. Routledge 1997. ISBN 978-0-8153-3888-8
- <Leggatt Cam. Companio Comedy> Alexander Leggatt: The Cambridge Companion to Shakespearean Comedy. CUP 2002. ISBN 978-0-521-77942-5
Shakespeare Werkausgaben
- <First Folio> The Norton Faksimile. The First Folio of Shakespeare. Based on the Folios in the Folger Library Collection. Prepared by Charlton Hinman. 2nd Edition. New York 1996. ISBN 0-393-03985-4
- <Love Günther> William Shakespeare: Verlorene Liebesmüh Zweisprachige Ausgabe. Deutsch von Frank Günther. (Arden 1951) Deutscher Taschenbuch Verlag. Originalausgabe 2000. München. ISBN 3-423-12751-1
- <Love Sautter> William Shakespeare: Love's Labour's Lost. Verlorene Liebesmüh Deutsche Prosafassung, Anmerkungen, Einleitung und Kommentar von Ursula Sautter. Englisch-deutsche Studienausgabe. Stauffenberg Verlag. Tübingen 1999. ISBN 3-86057-557-0
- <Love Arden³> William Shakespeare: Love Labours Lost. The Arden Shakespeare. Third Series. Edited by H. R. Woudhuysen. 1988. ISBN 978-1-904271-10-9
- <Love Cam> William Shakespeare: Love's Labour's Lost. NCS The New Cambridge Shakespeare. Edited by William C. Caroll. CUP 2009. ISBN 978-0-521-29431-7
- <Love Oxf> William Shakespeare: Love's Labour's Lost. The Oxford Shakespeare. Oxford Worlds Classics. Edited by G. R. Hibbard. Oxford University Press 1990. Reissued as an Oxford World's Classic Paperback 2008. ISBN 978-0-19-953681-8
Weblinks
- Amor vincit omnia, übersetzt von Jakob Michael Reinhold Lenz (1774)
- Liebes Leid und Lust bei Zeno.org.
Einzelnachweise
- ↑ Love Sautter: I, 1, 1-23. Love Sautter: (Kommentar I.1) Seite 375-381.
- ↑ Love Sautter: I, 1, 24-32. Love Sautter: (Kommentar I.1) Seite 376.
- ↑ Love Sautter: I, 1, 47f. Love Sautter: (Kommentar I.1) Seite 376.
- ↑ Love Sautter: I, 1, 178. Love Sautter: (Kommentar I.1) Seite 379.
- ↑ Love Sautter: I, 2, 55. Love Sautter: (Kommentar I.2) Seite 383.
- ↑ Love Sautter: I, 2, 123-131. Love Sautter: (Kommentar I.2) Seite 385.
- ↑ Love Sautter: II, 1, 30-32. Love Sautter: (Kommentar II.1) Seite 386.
- ↑ Love Sautter: II, 1, 128. Love Sautter: (Kommentar II.1) Seite 389.
- ↑ Love Sautter: II, 1, 192. Love Sautter: (Kommentar II.1) Seite 390.
- ↑ Love Sautter: III, 1, 121. Love Sautter: (Kommentar III.1) Seite 393.
- ↑ Love Sautter: III, 1, 135-162. Love Sautter: (Kommentar III.1) Seite 394.
- ↑ Love Sautter: III, 1, 162-194. Love Sautter (Kommentar III.1) Seite 394f.
- ↑ Love Sautter: IV, 1, 1-40.
- ↑ Love Sautter: IV, 1, 41-60.
- ↑ Love Sautter: IV, 1, 60-106.
- ↑ Love Sautter: IV, 1, 107.-149
- ↑ Love Sautter (Kommentar IV.1) Seite 395-398.
- ↑ Love Sautter: IV, 2, 1-77.
- ↑ Love Sautter: IV, 2, 78-89.
- ↑ Love Sautter: IV, 2, 126-137. Love Sautter (Kommentar IV.2) Seite 398-402.
- ↑ Love Sautter: IV, 3, 1-359. Love Sautter (Kommentar IV.3) Seite 402-411.
- ↑ Love Sautter: V, 1, 105-141. Love Sautter (Kommentar V.1) Seite 411-414.
- ↑ Love Sautter: V, 2, 1-156.
- ↑ Love Sautter: V, 2, 156-266.
- ↑ Love Sautter: V, 2, 267-310.
- ↑ Love Sautter: V, 2, 310-485.
- ↑ Love Sautter: V, 2, 543-704.
- ↑ Love Sautter: V, 2, 706-711.
- ↑ Love Sautter: V, 2, 712-715.
- ↑ Love Sautter: V, 2, 716f.
- ↑ Love Sautter: V, 2, 718-875.
- ↑ Love Sautter: V, 2, 876-912.