America (Schiff, 1940)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Januar 2006 um 01:02 Uhr durch BLueFiSH.as (Diskussion | Beiträge) (→‎Weblinks: 1. falscher Link (der hieß vor >4 Monaten mal so), 2. warum eigentlich? gabs hier Linkspam der üblen Sorte? kann erstmal draußen bleiben). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
SS America
SS America als USS West Point
Technische Daten
Schiffstyp: Passagierdampfer
Einsatzzweck: Transatlantik-Linienverkehr
Rauminhalt: 26.454 BRT
Länge: 220,4 m
Breite: 28,4 m
Tiefgang: 8,84 m
Antrieb: 2 Schrauben,
Zwei Satz Parsons-Getriebeturbinen
Leistung: 37.400 PS (registriert)
Geschwindigkeit: 22 Knoten Dienstgeschwindigkeit
Passagiere: 543 Kabinenklasse
418 Touristenklasse
241 Dritte Klasse
Mannschaft: 643
Kiellegung: 22. August 1938
Stapellauf: 31. August 1939
Fertigstellung: 2. Juni 1940
Schicksal: gestrandet auf Fuerteventura am 17. Januar 1994

Die SS America war ein für die United States Line erbautes Passagierschiff, das für den Verkehr auf der Nordatlantikroute vorgesehen war. 1994 riss sie sich bei einem Sturm vor den Kanarischen Inseln von den Leinen ihres Schleppers und strandete zwei Tage später in einer Bucht an der Westküste Fuerteventuras. Das noch erhaltene Bugteil gilt heute als Touristenattraktion. Es liegt auf Vorlage:Koordinate Text Artikel.

Spätere Namen für dieses Schiff waren: USS Westpoint, SS Australis, SS Italis, SS Noga, SS Alferdoss und SS American Star

Die Geschichte

Zusammenfassung

Erbauung

Das von William Francis Gibbs entworfene Dampfschiff wurde in Virginia in der von Werft Newport News Shipbuilding and Dry Dock Company am 22. August 1938 auf Kiel gelegt. Während des Baus gab es Probleme mit den Schornsteinen: Der hintere Schornstein, der als einziger für den Rauchablass benutzt wurde, schaffte es nicht, den Rauch von den Decks fernzuhalten, und so musste er um 5 Meter erhöht werden. Ein Jahr später, am 31. August 1939, erfolgte der Stapellauf. Getauft wurde das Schiff durch die Ehefrau von Franklin D. Roosevelt, Eleanor Roosevelt. In dieser Werft wurde nach der America die wegen der Erringung des Blauen Bandes berühmte United States gebaut. Bereits einen Tag nach dem Stapellauf begann der Zweite Weltkrieg. Am 2. Juni 1940 wurde das Schiff an die Reederei abgeliefert.

Kriegszeit

SS America als USS West Point

Da das Schiff aufgrund des Zweiten Weltkrieges nicht wie geplant für den Nordatlantik-Dienst eingesetzt werden konnte, übernahm sie die Rolle eines Kreuzfahrtschiffes und befuhr amerikanische Gewässer und Westindische Inseln im Pazifik. Um in den neutralen Gewässern nicht als potientielle Bedrohung zu wirken, wurden die Seiten mit ihrem Namen und einer großen amerikanischen Flagge bemalt. Ihre erste Kreuzfahrt ging am 10. August 1940 von New York nach Westindien. Als die USA 1941 dem Krieg beitraten, wurde das Schiff 1942 von der US Navy übernommen und zum Truppentransporter umgerüstet. Hierfür erhielt sie den Namen USS West Point. Die Umrüstung von 1.845 Personen Kapazität auf 8.175 und die Umbemalung vom traditionellen schwarz und weiß auf kriegsgrau dauerte ledeglich elf Tage. Während ihrer Zeit als Truppentransporter beförderte das Schiff über 350.000 Menschen und fuhr eine Strecke, die der Länge von ungefähr 15 Erdumrundungen entspricht. Dabei entging sie nicht selten einem Unglück, überstand die Kriegszeit jedoch ohne gröbere Beschädigungen.

Die Zeit als Liner

United States Lines (1946–1964)

Am 22. Juli 1946 wurde das Schiff aus dem Transportdienst entlassen und der United States Lines zurückgegeben. In ihrer Bauwerft erhielt die nun wieder umbenannte America eine Überholung, die ca. 6 Mio Dollar kostete. Von nun an hatte sie ein Gewicht von 26.314 BRT und fasste insgesamt 1.689 Personen. Am 14. November befuhr sie die Strecke New YorkLe Havre und übernahm somit den für sie vorgesehenen Transatlantik-Dienst. Außerdem befuhr sie die Häfen Southampton, Cobh und ab dem 25. Oktober 1951 auch Bremerhaven. Als das Schwesterschiff United States am 3. Juli 1951 zu ihrer Rekordfahrt aufbrach und das Blaue Band gewann, geriet die America ein wenig in den Schatten ihrer Schwester. Ab 1960 musste sie aufgrund des Erfolges der Transatlantik-Flüge zeitweise wieder als Kreuzfahrtschiff dienen. Im September 1963 wurde die America wegen eines Streits mit Gewerkschaftsvertretern über sanitäre Einrichtungen auf dem Schiff gezwungen, ihre Fahrten vorübergehend einzustellen. Bis Februar 1964 lag sie in Hoboken vertäut, nahm dann aber ihren Dienst wieder auf.

Okeania SA (1964–1978)

Das Geschäft lief allerdings nicht mehr so gut und so wurde die Amerca im November 1964 an die Okeania SA, ein Geschäftszweig der D & A Chandris-Gruppe, für 1,5 Millionen Dollar verkauft. Die America wurde in Australis umbenannt und in Piräus zu einem Einklassenschiff für 2.258 Passagiere mit 26.485 BRT umgebaut. Außerdem erhielt sie einen grauen Anstrich und blaue Schornsteine, die auf den Seiten ein großes „X“ (Griechischer Buchstabe Chi) darboten. Am 20. August 1965 trat sie ihre erste Reise unter neuer Reederei von Piräus nach Sydney an. Ab dem 16. Oktober fuhr sie eine Route rund um die Welt, von Southampton durch das Mittelmeer nach Australien und Neuseeland, weiter nach Mexiko, durch den Panama-Kanal und die Karibik, bis sie wieder in Southampton ankam. Von 1969 bis 1976 fuhr sie unter Panama-Flagge. Während dieser Zeit beförderte sie mehr Passagiere, als jeder andere Liner. Durch den Boom der Flugreisen verlor das Schiff jedoch an Bedeutung und begann wieder Schulden einzufahren. Am 18. November 1977 trat sie die letzte Fahrt auf dieser Route an. Danach wurde sie zurückgezogen und in Timaru, Neuseeland, vertäut.

Venture Cruise Line (1978)

Anfang 1978 wurde das Schiff an die American Cruise Line verkauft, die den Firmennamen dann in Venture Cruise Lines ändert. Die Australis kam am 19. Mai in New York an und wurde wieder in America zurückbenannt. Außerdem erhielt sie eine Überholung und einen blauen Anstrich. Das Gewicht betrug von da an 26.353 BRT. Venture Cruise Lines beabsichtigte, das Schiff für kurze Kreuzfahrten einzusetzen von welchen die America auch zwei bewältigte, die erste davon am 30. Juni 1978 nach Martha's Vineyard, anschließend jedoch wieder außer Betrieb gesetzt wurde. Der Grund dafür war, dass das Schiff von außen zwar in einem guten Zustand war, die Verhältnisse im Inneren jedoch katastrophal waren. So waren Teile des Schiffs noch nicht fertig gestellt, die Matratzen alt, Ratten und Kakerlaken im Überfluss vorhanden und Toiletten nicht funktionsfähig. Zu guter Letzt war das Schiff überbucht, was die Passagiere weiter in Unmut gerieten ließ. Die Demütigung, die die Reederei durch diesen Vorfall erfuhr, zwang sie, die America in New York zu vertäuen. Kurz darauf, am 20. Juli, ging Venture Cruise Lines in Konkurs.

Okeania SA (1978–1980)

Im August versteigerte das U.S. Amtsgericht die America für eine Million Dollar wieder an die Chandris-Gruppe, die es als Italis wiederum für die Okeania SA registrieren lässt. Das Schiff erhält in Eleusis, Griechenland, eine Generalüberholung, bei der unter anderem der vordere Schornstein entfernt wurde. Der Grund für diese Maßnahme war die bereits weit vorangeschrittene Korrosion. Außerdem erhielt das Schiff dadurch ein neues Profil, wodurch sich die Eigentümer höhere Einnamen erhofften. Ab der Mitte des Jahres 1979 begann die Italis mit Mittelmeerkreuzfahrten. Meistens transportierte sie Latein-Amerikaner, die von Barcelona kamen. Dieser Tätigkeit kam die mittlerweile 41 Jahre alte Dame jedoch nicht lange nach und sie wurde am 12. September wieder in Eleusis vertäut.

Inter Commerce Corporation (1980–1984)

Im Mai des darauffolgenden Jahres wurde das Schiff an die Inter Commerce Corporation, eine Tochtergesellschaft der Cie Noga d'Importation et d'Exportation (Panama), hinter der schweizerische Interessenten stehen, verkauft. Das in Noga umbenannte Schiff war als Hotel vorgesehen, zu einem solchen Einsatz kam es jedoch nie.

Silver Moon Ferries (1984–1992)

Bis September 1984 war das Schiff für fünf Jahre in Eleusis untätig vertäut, als es an die Silver Moon Ferries verkauft wurde. Die Noga wurde in Alferdoss (arabisch für Paradies) umbenannt. So lag das Schiff weitere Jahre fest verankert in Eleusis, wartend darauf, dass der Preis für Schrott stieg, damit eine Verschrottung gewinnbringend wäre. Ende der 80er Jahre wurde die Alferdoss an einen Schrotthändler verkauft. Jener machte ein Angebot von zwei Millionen Dollar für das Schiff. Nachdem er eine Anzahlung von einer Million Dollar tätigte, wurde begonnen, die Rettungsboote und deren Davits mit Gabelstaplern von Deck zu räumen. Der Schrotthändler stieg allerdings von seinem Angebot ab, und so blieben der Silver Moon Ferries nur die Million Dollar und ein Schiff ohne Rettungsboote.

Chaophraya Developement Transport Company (1992–1994)

1992 wurde die Alferdoss für 2 Millionen Dollar an die Chaophraya Developement Transport Company verkauft, welche das Schiff in American Star umbenannte. Der Liner wurde trockengelegt und es wurde festgestellt, dass der Schiffsrumpf in einem, den Umständen entsprechend, guten Zustand war. Nun sollte der Ozeanriese zu einem schwimmenden Hotel vor der Insel Phuket in Thailand umfunktioniert werden. Hierzu wurden die Schiffsschrauben entfernt, um den Widerstand im Wasser zu verringern, und der Schornstein umbemalt. Der ukrainische Schlepper Neftegaz 67 sollte die American Star von Eleusis nach Thailand ziehen, kehrte jedoch bereits einen Tag nach Start der Reise wieder in den Hafen zurück, da ein starker Sturm die Fahrt verhinderte. Am 31. Dezember 1993 trat die American Star dann ihre letzte Fahrt an.

Das Ende

Wrack der SS America, heute SS American Star, im Jahr 2004

Am 15. Januar 1994 geriet der Flottenverband vor den Kanarischen Inseln in einen Sturm der Windstärke 11 bis 12. Die Schlepptrossen, die den Liner zogen, hielten diesen Naturgewalten nicht stand und rissen ab. Der Versuch, die Schleppseile wieder festzumachen, scheiterte und so trieb die American Star manövrierunfähig auf die Küste Fuerteventuras zu, wo sie zwei Tage nach dem Unglück auf dem abgelegenen Strand Playa de Gracey zwischen La Pared und Ajuy strandete. Kurz zuvor wurden die vier Crew-Mitglieder, die sich auf dem Schiff befanden, mit einem Helikopter gerettet. Das Wrack brach innerhalb der ersten 48 Stunden aufgrund der starken Brandung mit bis zu 10 Meter hohen Wellen an seiner schwächsten Stelle im Bereich der Aufzüge und des Treppenhauses hinter dem Schornstein in zwei Teile.

Der vordere Teil ist bis heute erhalten geblieben, das Heck kippte jedoch innerhalb weniger Monate nach dem Unfall zur Backbordseite und wurde größtenteils durch Umwelteinflüsse zerstört. Teile davon sind noch im Sand zu erkennen, wenn sie nicht durch die zahlreichen Besucher, die das Wrack hat, entwendet wurden. Auf Satellitenaufnahmen kann man noch sehr gut die Umrisse des Hecks im Sand erkennen. Am 6. Juli 1994 wurde das Schiff als Totalverlust erklärt und der Natur überlassen. Die Versicherungssumme wurde an die Chaophraya Developement Transport Company ausbezahlt. Es gibt Gerüchte, dass es sich bei dem ganzen um einen Versicherungsbetrug handelt, jedoch gibt es dafür keine Beweise. Bereits wenige Tage nach der Strandung machten sich Einheimische und angeblich auch das spanische Militär auf, alles, was auf dem Schiff noch einen Wert hatte, mit Booten zu plündern. Bei den zahlreichen Versuchen, das Schiff zu erklimmen, haben aufgrund der Gefahren, die das Wrack birgt, und auch wegen gefährlichen Strömungen, etliche Personen ihr Leben verloren. Das Militär hatte angeblich zwischen 2003 und 2004 Sprengungen am Rumpf vorgenommen, um den Wasserwiderstand zu verringern. Außerdem sind Stützpfeiler in den Sand gerammt worden, um das Wrack zu stabilisieren und somit ihre Lebensdauer zumindest ein wenig zu verlängern und so die Touristenattraktion nicht zu verlieren.

Aktueller Stand (2. Januar 2006)

Der Bugteil des Schiffes hielt rein äußerlich betrachtet bis Ende 2005 den Umwelteinflüssen stand. Bis zu diesem Zeitpunkt deuteten lediglich Verfallserscheinungen im Bodenbereich und an der Bruchstelle auf den zu erwartenden, vollständigen Zerfall hin.

Luftaufnahme vom 14. Dezember 2005 von der Seeseite nach dem Verlust des Schornsteins und dem Zusammenbruch des Sonnendecks und der Außenhülle auf der Backbordseite

Seit dem 6. Oktober 2005 neigte sich das verbliebene Bugteil jedoch bis Anfang November 2005 um 30 Grad. Die beiden Stützen an der Bruchstelle, die mitverantwortlich für das vergleichsweise stabile Verharren waren, sind geborsten. Zu Beginn hielt der Rumpf den Spannungen der neuen Lage stand, zwischen dem 7. November und dem 19. November brachen jedoch weite Teile des Wracks in sich zusammen, mit ihnen auch der Schornstein, wie auf der Luftaufnahme vom 14. Dezember 2005 gut zu erkennen ist. Sie zeigt einen seltenen Blickwinkel des Wracks, welche die Situation wesentlich aussichtloser zeigt, als es sich auf den meisten Fotos von Land erahnen lässt. Bislang hat das Schiff seine Lage nicht geändert. Durch die Schräglage schlagen die Wellen bei schwerem Seegang, welcher vor allem auf der Westküste des Öfteren vorherrscht, bereits vollständig über das Wrack hinweg, was auf ein baldiges Ende des Schiffs schließen lässt.

Literatur

Commons: SS America – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Lesenswert Kandidat