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Philipp II. (Frankreich)

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Philipp II. August (* 21. August 1165 in Paris; † 14. Juli 1223 in Mantes), König von Frankreich von 1180 bis 1223. Philipp II. war der einzige Sohn von Ludwigs VII. von Frankreich und dessen dritter Gemahlin Adele von Champagne. Der König aus dem Hause der Kapetinger konnte in seiner Regierungszeit wesentlich zur Stärkung und und zur Kontinuität des kapetingischen Königtums in Frankreich beitragen. Intern gelang ihm dies durch die Einschränkung der Macht des Adels und die Erweiterung der Krondomäne sowie die Verbesserung ihrer Verwaltung durch königliche Beamte. Außenpolitisch setzte er sich, in wechselnden Bündnissen, gegen die englischen Plantagenets Heinrich II., Richard Löwenherz und Johann I. Ohneland durch und entriß den Engländern den größten Teil ihres französischen Kontinentalbesitzes. Im Bündnis mit dem Staufer Friedrich II. bekämpfte er den Welfen Otto IV., dessen Niederlage gegen Philipp in der Schlacht von Bouvines (1214) die Grafschaft Flandern unter französische Herrschaft brachte.

Philipp II. von Frankreich

Die Anfänge seiner Regierung

Im September 1180 starb Ludwig VII. und Philipp trat die Nachfolge an. Um dies zu gewährleisten, hatte ihn Ludwig VII. bereits 1179 durch Akklamation der Fürstenversammlung zum Mitkönig ernennen lassen. Dieser Schritt war notwendig, weil unterschiedliche Vasallen und der König von England zur ernsthaften Bedrohung für die Krone der Kapetinger werden konnten. Tatsächlich traten bereits 1180 erste Schwierigkeiten auf, die Philipp aus dem Weg zu räumen hatte. Die Grafen von Champagne, Blois, Sancerre und der damalige Erzbischof von Reims, Wilhelm, waren Geschwister der Mutter Philipps. In den letzten Lebensjahren Ludwigs VII. wurden sie zu dessen Regenten, weil der König wegen Krankheit zeitweise unfähig war selbst zu regieren. Diese Position ermöglichte es dieser Familie, ihren Einfluss auszudehnen. Philipp II. war sich bewusst, dass er den Aktionsradius seiner Onkel eindämmen musste, wenn er Herr im Lande bleiben wollte. Aus diesem Grund schloss er deren Regentschaft von vornherein aus und heiratete die Nichte des Grafen von Flandern, Isabella von Hennegau, obwohl er eigentlich einen Spross aus dem gräflichen Haus Champagne hätte heiraten sollen. Die Königinmutter Adele von Champagne war darüber so erbost, dass sie in die Normandie reiste und sich dort mit König Heinrich II. von England traf, um ihn zu einem Bündnis gegen den Sohn zu gewinnen. Der englische König war zur damaligen Zeit Herzog der Normandie und von Guyenne, sowie Graf von Anjou, Maine, Berry, Bretagne, Touraine und Poitou, was ihn faktisch zum mächtigsten Vasallen der Krone machte, der dem französischen König schnell zur tödlichen Gefahr werden konnte. Aber Heinrich II. hatte andere Probleme als sich gegen seinen Lehnsherren mit dessen Mutter zu verschwören, weil er die Rechte seines Schwiegersohnes, Herzog Heinrich der Löwe, in Deutschland durchsetzen wollte. Abgesehen davon war es nach mittelalterlichem Lehnsrecht unehrenhaft, die Minderjährigkeit eines Lehnsmannes auszunutzen um diesen anzugreifen. Im Jahre 1181 schlossen sich die Grafen von Champagne, Chartres, Blois, Sancerre, Nevers und der Erzbischof von Reims zu einem Bündnis gegen Philipp zusammen, dem auch der Graf von Flandern (weil er ebenfalls von der Regentschaft ausgeschlossen wurde) und der Graf von Hennegau (Philipps Schwiegervater) beitraten. Die Krondomäne (Domaine royal) war eingeschlossen und die feindliche Allianz begann mit einer Reihe unkontrollierter Angriffe auf königliches Gebiet. Der englische König ließ daraufhin klar erkennen, dass er seinen königlichen Kollegen in Frankreich niemals im Stich lassen und ihn gegen größere Attacken der Grafen sogar schützen würde. Diese Haltung Heinrichs II. führte zum Abfall des Grafen von Champagne und des Erzbischofs von Reims, die die Zwecklosigkeit ihrer Allianz erkennen mussten und sich 1182 Philipp unterwarfen. Königin Isabella gelang es ihren Vater aus dem Bündnis zu lösen, und auch die übrigen Herren unterstellten sich der französischen Krone, sodass der Graf von Flandern 1183 vollkommen isoliert war. Dennoch führte er den Kampf gegen Philipp weiter, wobei er sogar versuchte Kaiser Barbarossa auf seine Seite zu ziehen, was dieser jedoch ablehnte. Aufgrund etlicher militärischer Niederlagen konnte König Philipp dem Grafen 1185 den Vertrag von Boves aufzwängen. Der Graf von Flandern verzichtete darin auf die Stadt Amiens und auf 65 Burgen im Vermandois, und König Philipp wurde die Anwartschaft auf die Grafschaft Artois zugesichert.

Herrschaftskonsolidierung

Nach der Zerschlagung der Allianz seiner gräflichen Gegner, konnte Philipp nun sein Hauptziel verfolgen: die Verdrängung der Engländer aus Frankreich. Um dieses zu erreichen, nützte Philipp die komplizierten Verhältnisse in der englischen Königsfamilie. Bereits 1183 versuchte er den ältesten Sohn Heinrichs II., Herzog Heinrich von Guyenne, auf seine Seite zu ziehen, indem er ihm anbot, das Herzogtum aus dem englischen Lehnsverband des Angevinischen Reiches, herauszulösen. Der Vorschlag gefiel dem Herzog und er fing an, einen Krieg gegen den Vater zu führen. Doch der Sohn verstarb plötzlich und König Heinrich II. blieb Sieger in dieser Auseinandersetzung. Aber Heinrich war nicht der einzige Prinz des englischen Königs und Philipp stützte sein intrigantes Spiel nun auf den Zweitgeborenen, Graf Gottfried von Bretagne. Wie im Falle Heinrichs von Guyenne, schlug er Gottfried eine unabhängige Belehnung mit der Bretagne und eine damit verbundene Herauslösung aus dem Machtkomplex des königlichen Vaters vor. Gottfried gefiel die Vorstellung und er ging an den französischen Hof, wo er sich König Philipp unterwarf und die Bretagne in den Lehnsverband der französischen Krone brachte. Bevor Philipp und sein Graf von der Bretagne jedoch militärisch gegen Heinrich II. von England vorgehen konnten, verstarb Gottfried im Jahre 1186. Kurze Zeit davor bahnte sich eine politische Konstellation europäischen Ausmaßes an. Während Philipp den englischen König in Frankreich auszuschalten versuchte, unterstützte dieser den welfischen Todfeind des staufischen Kaisers. Die Überlegung lag nahe, sich zu einem Bündnis zusammenzuschließen. Wie sich schon 1180 gezeigt hatte unterstützte das englische Königshaus mit Heinrich dem Löwen die welfische Partei im deutschen Thronstreit. König Philipp schloss sich aus diesem Grund mit dem deutschen Kaiser zusammen. Diese Fronten sollten mit kurzer Unterbrechung die nächsten Jahrzehnte der europäischen Politik prägen: Welfen und Plantagenets gegen Staufer und Kapetinger.

Die Rückeroberung Frankreichs

Richard Löwenherz

Nachdem Graf Gottfried von Bretagne gestorben war, ging Philipp unverzüglich dazu über, den nächsten Sohn Heinrichs II. für seine Zwecke einzuspannen. Der französische König eröffnete Prinz Richard (später König Richard Löwenherz) eine geheime Abmachung nach welcher Richards jüngerer Bruder Johann (später König Johann Ohneland) eine Halbschwester Philipps heiraten sollte, die als Mitgift das Herzogtum Normandie und die Grafschaften Anjou, Maine und Berry erhalten sollte. Diese Länder wären somit direkt an Johann gefallen, und Richard hätte das Nachsehen gehabt. Darüber sehr erzürnt wandte sich der englische Kronprinz Frankreich zu. Diesen daraus entstandenen Streit nutzte Philipp, um ins Berry einzufallen, da König Heinrich nun gezwungen war Frieden zu schließen, weil er sich den Rücken vor Richard freihalten musste. Philipp erhielt die Städte Vendôme und Issoudun. Im Frühjahr 1188 erhob sich der Adel des Guyenne und Prinz Richard, nach dem Tod seiner Brüder der dortige Herzog, musste den Aufstand niederschlagen. Im Laufe dieser Auseinandersetzung kam es zu Grenzübergriffen auf die Grafschaft Toulouse, worauf Philipp ihm befahl zurückzukehren. Als dieser Aufruf nichts nützte, griff König Philipp erneut das Berry und Teile der Touraine an. Im November 1188 kam es daraufhin zu einem Treffen Heinrichs II., Richards und Philipps. Sehr zum Entsetzen des englischen Königs warf sich sein Sohn, Prinz Richard, vor den französischen König und huldigte ihm für den gesamten englischen Besitz in Frankreich, was eine lehnsrechtliche Teilung des Angevinischen Reiches bedeutete. Gemeinsam verdrängten Philipp und Richard den englischen König aus Maine, griffen wenig später abermals in die Touraine und Heinrich II. war im Juli 1189 gezwungen den Friedensvertrag von Azay-le-Rideau zu schließen. Der englische König erkannte Philipp als seinen Lehnsherren für alle englische Besitzungen in Frankreich an. Zwei Tage später starb Heinrich in Chinon.

Der Dritte Kreuzzug und der englische Krieg

In Azay verhandelte man auch über einen Kreuzzug. Philipp und Richard, jetzt König von England, beschlossen gemeinsam zu ziehen. Das lag in erster Linie daran, dass keiner dem anderen wirklich traute und die Abwesenheit des einen Königs einen unvorstellbaren Vorteil für den Daheimgebliebenen bedeutet hätte. Die Heere Philipps und Richards setzten sich am 4. Juli 1190 in Marsch. Die Regentschaft Frankreichs übernahm Königin Adele, die Mutter Philipps, und Erzbischof Wilhelm von Reims. Philipp sorgte dafür, dass ihnen der Zugriff auf den Staatsschatz verwehrt blieb, indem er diesen den Templern übereignete, wobei sechs Bürger aus Paris die Schlüssel der Geldtruhen erhielten. In England setzte Richard seinen Bruder Prinz Johann als Regenten ein. Ein gutes Jahr nach Aufbruch fiel die Hafenstadt Akkon im Königreich Jerusalem an die Kreuzfahrer, und wenige Tage danach erklärte König Philipp, dass er schwer krank sei und sicherlich sterben würde, würde er nicht unverzüglich abreisen. Diese Krankheit war jedoch diplomatischer Natur: beim Sturm auf Akkon war der Graf von Flandern gefallen und Philipp musste nun sein Anrecht auf das Artois durchsetzen. König Richard ließ ihn auf das Evangelium schwören, keinen Angriff auf seinen französischen Besitz zu wagen, wies aber dennoch seine Bankiers in Pisa an, den Sold für seine Grenztruppen zu erhöhen. Er selbst blieb noch in Palästina, um mit Saladin zu verhandeln. Weihnachten 1191 weilte Philipp bereits wieder in Fontainebleau. Unterwegs traf er sich in Mailand mit König Heinrich VI., dem Nachfolger Barbarossas, um die staufisch-kapetingische Allianz zu erneuern. Eine Vermittlerrolle übernahm Herzog Leopold von Österreich, der den englischen König hasste, weil dieser ihn vor Akkon gedemütigt hatte, indem er das herzogliche Banner vom Stadtwall herunterreißen ließ. Nach Frankreich zurückgekehrt, begann Philipp Gerüchte zu verbreiten, dass der englische König ihn in Akkon ermorden lassen wollte, was einige der Vasallen Richards tatsächlich auf die Seite Frankreichs brachte. Als Richard nach den Verhandlungen mit Saladin die Rückreise antrat, geriet er in die Hände Leopolds von Österreich, der den englischen Herrscher unverzüglich an Kaiser Heinrich auslieferte. Philipp gewann dadurch Zeit und er begann mit Prinz Johann ein ähnliches Spiel zu treiben, dass er 1186 mit Richard begann: er bot dem englischen Regenten die Belehnung mit der Normandie an, falls das Gebiet rechts der Seine an Frankreich fallen würde. Abgesehen davon verlangte der König von Frankreich auch den Lehnseid für England selbst, was unverzüglich den Protest der Königin Eleonore, der Witwe Heinrichs II., auf den Plan rief. Sie veranlasste ihren gefangenen Sohn, dem Kaiser den Lehnseid zu leisten, was Richard auch tat. Nachdem Eleonore das immense Lösegeld für ihren Sohn aufgebracht hatte, ließ er Richard 1194 frei. Kaum in Freiheit, brach der Krieg zwischen Philipp und dem englischen König aus. In den Friedensverhandlungen (1199) musste der französische König herbe Rückschläge hinnehmen: Der französische Kronprinz sollte die Tochter des mit England verbündeten Königs von Kastilien heiraten, und Philipp sollte den welfischen Thronkandidaten Otto IV. von Braunschweig anerkennen.

Neuer Streit im Hause Plantagenet

Zu Philipps Glück verstarb Richard 1199 bei einem Kampf mit dem Vicomte von Limoges, was den französischen König neue Möglichkeiten bot, den internen Familienstreit im englischen Königshaus anzufeuern. Die Nachfolge Richards trat sein jüngerer Bruder Johann an. Weil Richard selbst keine Kinder hatte, stützte sich Philipp nun auf den Sohn Gottfrieds von Bretagne Arthur, den der französische König als den eigentlichen Nachfolger Richards erachtete und Johann aufforderte, zu Arthurs Gunsten zurückzutreten. Zwar wurde Johann in England und der Normandie allgemein anerkannt, aber besonders die Grafschaft Anjou war von der Nachfolge Johanns nicht überzeugt, sodass man in Angers zu Arthur hielt. Philipp handelte in Arthurs Namen, als er noch im Todesjahr Richards die Normandie angriff und in Maine einfiel. Seine Aktionen gegen den englischen König waren durchaus vielversprechend, doch seine eigene familiäre Situation zwang den König von Frankreich zum Einlenken, da der Papst bereits 1198 das Interdikt über Frankreich verhängt hatte. Philipp hatte 1194 Ingeborg, die Tochter des dänischen Königs geheiratet, um diesen zu einem Bündnis gegen England zu bewegen. Nachdem er die dänische Prinzessin für so abstoßend empfand, wollte er die Scheidung, was Ingeborg allerdings verwehrte. Philipp verstieß sie daraufhin und heiratete Agnes von Andechs, die Tochter des Herzogs von Meranien. Die sich daraus ergebende Bigamie veranlasste Papst Innozenz III. zum drastischen Schritt des Interdikts. Deshalb lenkte Philipp ein und es kam zum Friedensvertrag von Le Goulet in dem Johann den französischen König als Oberlehnsherren der englischen Besitzungen auf dem Festland anerkannte.

Der Lehnsprozess gegen Johann

Im Sommer 1200 heiratete Johann die Erbtochter des Grafen von Angoulême, die eigentlich Graf Hugo von Lusignan versprochen war. Lusignan war ein Vasall des Herzogs von Guyenne und somit Johanns. Der Graf beschwerte sich bei Philipp, weil dieser der Lehnsherr Johanns war, und der französische König lud den Herzog von Guyenne (König Johann von England) vor das Hofgericht nach Paris. Johann erschien nicht und Philipp erklärte ihn daraufhin aller seiner Länder für verlustig. Der französische König griff auf Arthur von Bretagne zurück und dieser huldigte ihm für alle englischen Ländereien in Frankreich. Im Jahre 1202 brach der Krieg zwischen Philipp und Johann aus, wobei es kein Eroberungsfeldzug sondern die Vollstreckung eines ordentlichen Urteils war. Obwohl Arthur in Poitiers gefangengenommen wurde (er wurde in Rouen inhaftiert und im Kerker ermordet), gelang es Philipp die Normandie zu nehmen und 1204 als Sieger in Poitiers einzuziehen. Zwei Jahre später kam es zum Waffenstillstand von Thouars in dem Johann auf den ganzen englischen Besitz nördlich der Loire verzichtete.

Der Deutsche Thronstreit

1197 war der deutsche Kaiser Heinrich VI. gestorben und sein Bruder Philipp von Schwaben wurde von der staufischen Partei zum König gewählt. Die gegnerischen Welfen hatten besagten Otto IV. von Braunschweig zum deutschen König erhoben. Im Jahre 1208 fiel Philipp von Schwaben in Bamberg einem Mordanschlag zum Opfer, sodass Otto IV. einziger deutscher Herrscher war und die alte staufisch-kapetingische Allianz gegenstandslos wurde. Zwar versuchte Philipp Herzog Heinrich von Brabant zum Nachfolger für den ermordeten Philipp von Schwaben zu gewinnen, doch wurde Otto mittlerweile sogar von den Staufern als König anerkannt, und selbst der Papst war auf der Seite des Welfen, weil er den staufischen Einfluss in Italien eindämmen wollte. Nach den ersten ungeschickten Handlungen Ottos und seine Versuche nach Italien zu greifen, ließ sich Innozenz III. von Philipp überzeugen, Friedrich (II.), den Sohn Heinrichs VI. zu unterstützen. Im Jahre 1212 wurde dieser vom Erzbischof von Mainz zum deutschen König gekrönt, und der Papst belegte Otto mit dem Kirchenbann. Bereits 1211 schickte Philipp seinen Sohn, Kronprinz Ludwig (später Ludwig VIII. von Frankreich) zu Friedrich, um das alte Bündnis zwischen Kapetingern und Staufern zu erneuern. Die Fronten waren abermals definiert: Philipp unterstützte Friedrich II. und Johann stand Otto zur Seite. Ein Jahr nach der Krönung Friedrichs II. bereitete sich Philipp für eine Invasion Englands vor, weil er die dortige unstabile Situation zu seinen Gunsten ausnutzen wollte. König Johann hatte sich mit dem Erzbischof von Canterbury überworfen, woraufhin dieser nach Frankreich geflohen war. Dies hatte zur Folge, dass der Papst den englischen König seines Amtes enthob und ihn exkommunizierte. Philipp sah sich nun als Vollstrecker des päpstlichen Willen und wollte das Königreich erobern. Doch Johann war sich seiner schwierigen Lage bewusst, unterstellte sich in aller Form dem Papst, der ihm vergab, woraufhin der Kriegszug Philipps abgebrochen werden musste. Nachdem das Heer aber bereits zusammengestellt war, beschloss der König Flandern anzugreifen, nachdem sich der dortige Graf gegen die Besetzung der Städte St. -Omer und Aire durch Kronprinz Ludwig empört hatte. Der Feldzug war zwar militärisch erfolgreich, aber Graf Ferrand konnte seine Herrschaft nur festigen: es gelang ihm sogar Herzog Heinrich von Brabant auf seine Seite gegen Frankreich zu ziehen. Wie sich gezeigt hatte, leitete König Johann seit 1212 eine neue Phase in dem Konflikt mit Frankreich ein. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, seine alten Besitzungen in Frankreich, die seit den Verträgen von Thouars und Le Goulet verlorengegangen waren, zurückzuerobern. Im Februar 1214 landete er mit starken Truppen bei La Rochelle und griff das Anjou an. Philipp eilte ihm sofort entgegen und trieb ihn zurück ins Poitou. Zur gleichen Zeit sammelte sich ein Heer unter Otto IV., Wilhelm von Salisbury (der uneheliche Sohn König Heinrichs II. und Halbbruder Johanns) und zahlreichen niederrheinischen Herren in Nordostfrankreich. Philipp sammelte gerade ein Heer, um abermals gegen Flandern zu ziehen. Unweit von Lille, bei der Ortschaft Bouvines, stießen die beiden Armeen aufeinander und König Philipp II. schlug seine Feinde in einer denkwürdigen Schlacht, die ihm zu Lebzeiten den Beinamen Augustus einbrachte. Der deutsche Thronstreit war entschieden und Frankreich war neben Innozenz III. die stärkste Macht Europas. Das Angevinische Reich war zerschlagen und Johann von England musste abermals auf seinen Besitz nördlich der Loire verzichten. 1216 schickte Philipp seinen Sohn Ludwig, dem die englische Volkspartei die englische Krone angetragen, mit einem starken Heer nach England. Nach Johanns inzwischen eingetretenem Ableben erklärte sich jedoch das englische Volk für dessen Sohn Heinrich III, und die Franzosen mussten im Mai 1217 England wieder verlassen.

Verwaltungsgeschichte

Der Erfolg von Bouvines konnte nur deshalb andauern, weil König Philipp II. eine hervorragende Konsolidierungsarbeit in seinem Königreich geleistet hatte. Er war der erste französische König, der die lehnsrechtlichen Urteile seines Hofgerichtes aufzeichnen und als us et coutume de France kodifizieren ließ. Dadurch dehnte sich der königliche Sanktionsbereich auch auf die angeschlossenen Vasallenterritorien aus, was Rechte und Stellung des ortsansässigen Adels minderte und ihn nur in Zusammenhang mit dem König sinnvoll erscheinen ließ. Philipp II. bemühte sich auch dort Präsenz zu zeigen, wo er nicht anwesend war. So setzte er nördlich der Loire Baillis und südlich Seneschalle ein, die ihn in den jeweiligen so entstandenen Amtsbezirken Frankreichs in Rechtsangelegenheiten vertraten. Darüberhinaus wichen die umständlich formulierten Urkunden früherer Jahrhunderte knapp gehaltenen königlichen Mandaten, die in Kopien im Archiv aufbewahrt wurden. Der dafür benötigte Verwaltungsapparat trieb einerseits das dafür benötigte Geld ein, verschlang es aber auf der anderen Seite wieder, sodass Strafgelder, Sondersteuern, Wegnahme jüdischer Vermögen (Ausweisung der Juden aus Frankreich 1182) und Wegezoll (Pèage) diese dadurch entstandenen Haushaltslöcher stopfen mussten. Eine reine Agrarwirtschaft konnte das nicht leisten. Vielmehr mussten Handel, Gewerbe und Geldumlauf zusammenwirken. Diese administrative und wirtschaftliche Veränderungen bedeuteten auch soziale Umstrukturierung. So verlor der Adel seine militärische Funktion, weil sich der König bei seinen Kriegen überwiegend Söldnern bediente. Der Adel musste sich deshalb umorientieren und wurde enger an den König und dessen Hofhaltung gebunden.

Kirche und Klerus

Nördlich der Loire war das Lehnssystem zur Zeit Philipps II. relativ stark ausgeprägt. Im Süden des Königreiches herrschten vorwiegend kleine Allodialbesitzer, was einen gefestigten Vasallenverband nahezu ausschloss. Zwar wurde der König von Frankreich als Nachfolger Karls des Großen allgemein als Oberherr anerkannt, doch in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts begann man sich deutlich umzuorientieren, was auch am unterschiedlichen Verhältnis zur Kirche lag. War der nördliche Teil Frankreichs seit dem 11. Jahrhundert von der Kirchenreform erfasst worden, so konnte der Klerus in Okzitanien den Forderungen nach apostolischer Lebensführung und der damit verbundenen Vorbildfunktion nicht erfüllen, weil die Kirchenreform nahezu spurlos an diesem Landstrich vorüberging. Seit dem 11. Jahrhundert füllte diese Lücke die neue Glaubensgemeinschaft der Katharer. Etwa ein Viertel der Bevölkerung der Grafschaft Toulouse war Mitglied dieser Bewegung. In der Führungsschicht war diese neue Religion recht verbreitet, was nicht zuletzt an der Ablehnung der zehntvordernden Amtskirche Frankreichs lag. Dies führte dazu, dass man sich auch politisch umorientierte und sich mehr und mehr an das Herrscherhaus der Grafen von Barcelona und Könige von Aragón lehnte. In gewisser Weise wollte man einen neuen pyrenäenübergreifenden Reichsverband. Diese Tatsache konnte Philipp nicht hinnehmen. In gleicherweise waren die religiösen Umtriebe der Katharer dem Papst ein Dorn im Auge, sodass dieser 1208 zum Kreuzzug gegen den Ketzerfreund Raimund, Graf von Toulouse aufrief. König Philipp konnte sich nicht am Krieg beteiligen, weil ihn seine Feldzüge gegen Johann von England vollkommen in Anspruch nahmen. Dennoch erklärte er, er wolle den Grafen seinen Gütern entheben, wenn er der Häresie überführt werden sollte. Mit dieser Haltung schlug er zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen konnte er es 1208 nicht brauchen, noch einen Feind gegen sich aufzubringen, war er doch mit England und Flandern beschäftigt, und zum Anderen könne er im Falle eines Schuldspruches die Länder des Grafen von Toulouse der Krondomäne zuführen. Am 13. September 1213 schlug ein Kreuzzugsheer unter Simon de Montfort die zusammengeführte Armee des Grafen von Toulouse, des Königs von Aragón und des Grafen von Comminges bei Muret. Aber der Krieg zog sich in die Länge, als Montfort 1218 bei der Belagerung Toulouses tödlich verwundet wird. Sein Sohn Amalrich wurde zum neuen Heerführer ernannt, doch dieser war bei weitem nicht so fähig und erfolgreich, wie Simon, und König Philipp entschloss sich 1222 selbst ein Heer nach dem Süden zu schicken. Im September 1222 erkrankte er und ritt nach Mantes zurück, wo er am 14. Juli 1223 verstarb

Bedeutung

Unter den Königen von Frankreich war Philipp II. bereits von seinen Zeitgenossen als so würdig empfunden worden, dass sie ihm nach Bouvines den Beinamen Augustus verliehen. Neben Ludwig IX., Philipp IV., Franz I., Heinrich IV. und Ludwig XIV. gehörte er zu den wichtigsten Vertretern der französischen Monarchie. Politisch, diplomatisch und militärisch gleichermaßen begabt, hat er Frankreich geformt, es aus der angevinischen Bedrohung gelöst, die eroberten Länder in seine administrativ gut erfasste Krondomäne eingegliedert und den Grundstein für die Ausdehnung Frankreichs bis zum Mittelmeer gelegt. Darüber hinaus ließ er Paris verschönern und die Städte seines Königreiches ummauern. Das Krongebiet wurde von Philipp durch Einziehung und Eroberung fast um das Doppelte vergrößert. Er erließ ausgezeichnete Gesetze, gab den Gemeinden eine freie Verfassung, ordnete das Gerichtswesen, schaffte die Würde des Großseneschalls ab und begünstigte die Umwandlung des Pairshofs in ein königliches Obergericht.

Nachfahren

Am 28. April 1180 heiratete er in erster Ehe Isabelle von Hennegau. Mit ihr hatte er die Kinder:

Am 14. August 1193 vermählte er sich mit Ingeborg von Dänemark. In dritter Ehe nahm er am 1. Juni 1196 Agnes von Meran zur Frau. Mit ihr hatte er folgende Kinder:

Philipp II. war Vater des unehelichen Philipp Charlot.

Literatur

  • Alexander Cartellieri: Philipp II. August, König von Frankreich, Bd. I–IV, 1899–1922, ND Aalen 1984.
  • La France de Philippe Auguste: Le temps des mutations. Actes du colloque international organisé par le C.N.R.S. (Paris, 29 septembre - 4 octobre 1980), hrsg. von Robert-Henri Bautier, 1982.
  • Georges Duby: Der Sonntag von Bouvines, Berlin 1988.
  • Joachim Ehlers: Geschichte Frankreichs im Mittelalter, Stuttgart 1987.
  • Gérard Sivéry: Philippe Auguste, Paris 1993.

Weblinks


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