Falludscha

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Falludscha (arabisch الفلوجة al-Fallūdscha) ist eine Stadt in der irakischen Provinz Al-Anbar. Sie liegt etwa 50 Kilometer westlich von Bagdad und hat 190.705 Einwohner (Stand 1. Januar 2005). Falludscha wird überwiegend von Sunniten bewohnt. Vor den Kämpfen im November 2004 soll die Stadt noch über 300.000 Einwohner gezählt haben.

Zweiter Golfkrieg

Im Golfkrieg von 1991 hatte Falludscha die meisten zivilen Opfer zu beklagen. Bei zwei Versuchen, eine Brücke über den Euphrat zu zerstören, starben etwa 200 Menschen.

Zunächst versuchte ein britischer Bomber, die Brücke mittels Laser gelenkten Bomben zu zerstören, traf dabei aber den Markt der Stadt. Dabei starben etwa 150 Menschen. Bei einem zweiten Angriff traf wieder eine Bombe den Marktplatz und tötete 50 weitere Menschen. Die Brücke ist mindestens 300 Meter vom Markt entfernt (Guernica).

Dritter Golfkrieg

Nach der Einnahme des Landes durch Truppen der USA und ihrer Verbündeten im Jahre 2003 erwies sich Falludscha wiederholt als Widerstandszentrum gegen die Besetzung, in dessen Umgebung viele Anschläge auf die Besatzungstruppen verübt wurden. So kam es am 31. März 2004 zu einem Überfall auf vier Söldner des US-Unternehmens Blackwater Security Consulting (in den deutschen Medien war in den ersten Tagen nach diesem Vorfall überwiegend von „zivilen Aufbauhelfern“ die Rede), deren Leichen von der Bevölkerung verbrannt und später an einer Brücke aufgehängt wurden.

Belagerung im April 2004

Im Verlauf der darauf folgenden Operation Vigilant Resolve mit Belagerung und Bombardierung von Falludscha durch US-amerikanische Truppen sind mindestens 600 Iraker getötet und 1.200 verletzt worden. Knapp ein Drittel der Einwohner ist im Verlauf der Aktion aus Falludscha geflüchtet. Vier Wochen lang belagerte die US-Armee Falludscha. Am 30. April 2004 setzten sie Dschassim Mohammed Saleh als Bevollmächtigten in Falludscha ein und begannen mit der Auflösung des Belagerungsringes. Dem General unter Saddam Hussein wurde von der US-Armee die Macht in Falludscha übertragen. Er präsentierte die Falludscha-Brigade, die für Ordnung in der Stadt sorgen sollte. Die rund 1.200 Mann starke Truppe rückte in die Gebiete ein, die von den Amerikanern geräumt wurden. Dabei sind mindestens 31 US-Soldaten sowie fünf irakische Nationalgardisten gefallen.

Nach nur fünf Tagen wurde Saleh (ein Sunnit vom Stamm der Dulaimi) von der amerikanische Stabsführung wieder abgelöst, „man habe einen Fehler gemacht, einen früheren General der Republikanischen Garden als Führer der Falludscha-Brigade zu berufen“. Stattdessen wurde von den Amerikanern Mohammed Latif eingesetzt.

Eroberung im November 2004

Datei:USMC Irak.Nov.2004.jpg
US Soldaten in Falludscha

Im Oktober kam es, mit Beginn der Operation Phantom Fury, zu erneuten Kämpfen. Den Einwohnern Falludschas wurde von den US-Alliierten und der von den USA provisorisch installierten irakischen Regierung vorgeworfen, den Terroristen al-Sarkawi zu verstecken. Obwohl ein Rat lokaler Ulema beschwörte, daß sich der Gesuchte nicht in Falludscha aufhalte oder aufgehalten habe und auch dessen Existenz bezweifelte, erklärten die Besatzungstruppen, Falludscha in jedem Falle „auszuräuchern“ und „keine Gefangenen zu machen“. Im Gegensatz zu Frauen und Kindern, war allen männlichen Zivilisten die Flucht aus der Stadt verwehrt worden; Falludscha wurde jede Nacht bombardiert. Obwohl das US-Oberkommando zugab, al-Sarkawi sei dennoch aus der Stadt entkommen, begann im November schließlich der Angriff der Bodentruppen, 5.000 ohne Ausweg kämpfende Falludschaner leisteten derart verbissenen Widerstand gegen 12.000-15.000 US-Truppen und deren irakische Hilfswillige, dass Falludscha auch in der westlichen Presse als „Heldenstadt“ mit Stalingrad oder Massada verglichen wurde. Im Dezember schließlich eroberten die US-Truppen den Großteil der Stadt, 1.200 bis 1.500 Rebellen wurden getötet. Die Medien machten, trotz schärfster Zensur, doch einige dramatische Kriegsverbrechen publik, wie z.B. die Erschießung verwundeter Gefangener in einer zerstörten Moschee. Dennoch hielt sich in einigen Teilen der faktisch völlig zerstörten Stadt der Widerstand noch bis kurz vor Weihnachten 2004.

Im Herbst 2005 wurde durch britische und italienische Medienberichte bekannt, dass die US-Truppen in Falludscha die Chemiewaffe weißer Phosphor gegen Bewohner der Stadt eingesetzt hatten. Derartige Verwendung ist, gemäß gültiger Chemiewaffenkonvention, ausschließlich zum Zweck der Beleuchtung nächtlicher Kampfgebiete und zur Erzeugung von Rauch gestattet. Die Verwendung als Waffe gegen Menschen ist jedoch ausdrücklich verboten.

Im britischen Radiosender BBC gab Oberstleutnant Barry Venable Mitte November 2005 öffentlich zu: „Wir benutzen es in erster Linie als Verdunkler, für Rauchvorhänge oder zur „Markierung von Zielen“. Es ist aber auch als Brandwaffe gegen feindliche Kämpfer eingesetzt worden“. Er ergänzte, „weißer Phosphor“ sei nützlich, um Aufständische aus Positionen zu vertreiben, die nicht mit normaler Artillerie erreicht werden könne. Für Menschen ist das Gift, das sich beim Kontakt mit Sauerstoff entzündet, tödlich. Vorlage:Koordinate Artikel

Weblinks


Trotz der Aussage der US-Armee Falludscha sei erobert, ist es immer noch eine Widerstandshochburg der Rebellen, die sich zum Ziel genommen haben, erst die Waffen niederzulegen bis keine amerikanischen Truppen im Land mehr sind.