„Spironolacton“ – Versionsunterschied

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== Indikation ==
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Spironolacton wird bei erhöhten Aldosteronspiegeln zur Therapie eingesetzt. Diesen kann eine erhöhte Produktion, z.B. beim [[Conn-Syndrom|primären Hyperaldosteronismus]], oder ein verminderter Abbau, z.B. im Rahmen einer [[Leberzirrhose]] (sekundärer Hyperaldosteronismus), zu Grunde liegen. Darüber hinaus ist Spironolacton zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz zugelassen.<ref>Dickstein u. a.: [http://www.escardio.org/guidelines-surveys/esc-guidelines/GuidelinesDocuments/guidelines-HF-FT.pdf ''ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure 2008.''] In: ''[[European Heart Journal]].'' 29 (2008), S. 2388–2442.</ref>
Spironolacton wird bei erhöhten Aldosteronspiegeln zur Therapie eingesetzt. Diesen kann eine erhöhte Produktion, z.B. beim [[Conn-Syndrom|primären Hyperaldosteronismus]], oder ein verminderter Abbau, z.B. im Rahmen einer [[Leberzirrhose]] (sekundärer Hyperaldosteronismus), zu Grunde liegen. Darüber hinaus ist Spironolacton zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz zugelassen.<ref>Dickstein u. a.: [http://www.escardio.org/guidelines-surveys/esc-guidelines/GuidelinesDocuments/guidelines-HF-FT.pdf ''ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure 2008.''] In: ''[[European Heart Journal]].'' 29 (2008), S. 2388–2442.</ref>
Die antiandrogene Therapie mit Spironolakton ist in Europa selten, in den USA Standard, da CPA (Cyproteronacetat) von der FDA1 nicht zugelassen ist. Sie erfolgt in Dosen von 100–200 mg. Diese Substanz hat den Vorteil, dass die bekannte Nebenwirkung des Brustwachstums erwünscht ist und ein Bluthochdruck (Hypertonie) gleichzeitig mitbehandelt werden kann. Zudem gehört zu den Nebenwirkungen eine Stimmveränderung, die gleichfalls von transsexuellen Frauen erwünscht ist.


== Nebenwirkungen ==
== Nebenwirkungen ==

Version vom 30. Januar 2015, 15:30 Uhr

Strukturformel
Struktur von Spironolacton
Allgemeines
Freiname Spironolacton
Andere Namen

7α-Acetylthio- 3-oxo-17α-pregn-4-en- 21,17β-carbolacton

Summenformel C24H32O4S
Kurzbeschreibung

weißer pulverförmiger Feststoff [1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 52-01-7
PubChem 5833
DrugBank DB00421
Wikidata Q422188
Arzneistoffangaben
ATC-Code

C03DA01

Wirkstoffklasse

Aldosteronantagonist

Eigenschaften
Molare Masse 416,57 g·mol−1
Schmelzpunkt

207–208 °C [1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 302​‐​360
P: 201​‐​308+313[1]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Spironolacton wirkt als kompetitiver Antagonist am Mineralokortikoidrezeptor und wird der Gruppe der kaliumsparenden Diuretika zugeordnet. Aufgrund der verminderten Wirkung von Aldosteron wird vermehrt Natrium ausgeschieden und Kalium zurückgehalten, da der durch Aldosteron bedingte Natriumkanal-Einbau unterbleibt. In der Folge kommt es zu einer erhöhten Wasserausscheidung. Es steht auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der WHO.

Wirkung

Mit abnehmendem Wasseranteil im Blut verringert sich die Blutmenge: Das Herz wird entlastet und der Blutdruck sinkt. Auch Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme) werden dadurch ausgeschwemmt. Der Kaliumverlust durch andere Diuretika (z.B. Thiazide) kann durch eine Kombinationsbehandlung mit Spironolacton kompensiert werden.

Klinische Studien haben gezeigt, dass sich die Gabe von Spironolacton unabhängig von der blutdrucksenkenden Wirkung günstig auf Krankheitsverlauf und Überleben bei chronischer Herzinsuffizienz auswirkt.[2]

Pharmakokinetik

  • Resorption: Spironolacton wird nach oraler Gabe gut absorbiert und innerhalb einer Stunde aus dem Plasma eliminiert. Verschiedene Stoffwechselprodukte (Metaboliten) der Ausgangssubstanz verbleiben aber. Hierzu wird angenommen, dass nicht Spironolacton, sondern vor allem seine Metaboliten die pharmakologische Wirkung verursachen. Der Metabolismus von Spironolacton ist komplex und findet auf verschiedenen Wegen statt. Ein wichtiger aktiver Metabolit ist Canrenon, welches im Blut und Urin erscheint, jedoch noch weiter verstoffwechselt wird. Ein anderer wichtiger Metabolit ist 7α-Thiomethyl-spironolacton, welcher wahrscheinlich in der Niere und Leber produziert wird. Viele Metaboliten werden außer im Urin auch über Galle und Stuhl ausgeschieden.
  • Bioverfügbarkeit: Nach oraler Gabe sind beim Menschen mehr als 90 % verfügbar.[3]
  • Wirkungseintritt: Die Wirkung tritt langsam ein. Es dauert etwa zwei bis drei Tage, bis eine klinische Wirkung erkennbar ist. Der maximale diuretische Effekt tritt nach fünf Tagen ein. Auch durch eine Erhöhung der Dosis kann die Dauer bis zum Wirkungseintritt nicht verkürzt werden.[3]

Indikation

Spironolacton wird bei erhöhten Aldosteronspiegeln zur Therapie eingesetzt. Diesen kann eine erhöhte Produktion, z.B. beim primären Hyperaldosteronismus, oder ein verminderter Abbau, z.B. im Rahmen einer Leberzirrhose (sekundärer Hyperaldosteronismus), zu Grunde liegen. Darüber hinaus ist Spironolacton zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz zugelassen.[4] Die antiandrogene Therapie mit Spironolakton ist in Europa selten, in den USA Standard, da CPA (Cyproteronacetat) von der FDA1 nicht zugelassen ist. Sie erfolgt in Dosen von 100–200 mg. Diese Substanz hat den Vorteil, dass die bekannte Nebenwirkung des Brustwachstums erwünscht ist und ein Bluthochdruck (Hypertonie) gleichzeitig mitbehandelt werden kann. Zudem gehört zu den Nebenwirkungen eine Stimmveränderung, die gleichfalls von transsexuellen Frauen erwünscht ist.

Nebenwirkungen

Die häufigste Nebenwirkung ist die Erhöhung des Blutkaliumspiegels. Infolgedessen bedarf der Einsatz des Medikaments laborchemischer Überwachung. Bei rund 2 % der Patienten kommt es zu allergischen Hautreaktionen. Aufgrund der Strukturverwandschaft von Spironolacton zu Steroidhormonen kann es bei hohen Dosierungen zu hormonellen Störungen kommen. Bei Frauen zu einer Vermännlichung des Behaarungstyps und dem Ausbleiben der Regelblutung. Bei Männern treten Gynäkomastie und Potenzstörungen auf. Ebenso kann Spironolacton eine potentiell irreversible Heiserkeit auslösen.[3][5]

Wechselwirkungen

In Kombination mit Digoxin treten erhöhte Plasmaspiegel des Herzglykosids auf.[5]

Missbrauch im Sport

Im Body-Building ist Spironolacton ein beliebtes Dopingmittel, um vor Wettkämpfen den Aldosteronspiegel zu senken und damit subkutanes Wasser (Wasser, das sich in der Regel durch Testosterongaben unter der Haut absetzt) auszuscheiden. Weibliche Anwender benutzen es zusätzlich, um den Androgenspiegel zu senken. Dieser erhöht sich nach der Einnahme von männlichen Hormonen und führt bei Frauen zu „Vermännlichungserscheinungen“.[6] Bei einer Überdosierung und längerer Anwendung erhöht sich das Risiko für Nierenschäden enorm.

Handelsnamen

Monopräparate

Aldactone (D, A, CH), Jenaspiron (D), Osyrol (D), Spirobene (A), Verospiron (D), Xenalon (CH), zahlreiche Generika (D, A)

Kombinationspräparate

Aldactone Saltucin (A), Aldozone (CH), Furorese comp. (D), Furospir (CH), Furospirobene (A), Lasilacton (A, CH), Osyrol-Lasix (D), Sali-Aldopur (A), Spiro-comp. (D, A), Spiro D-Tablinen (D), Spironothiazid (D)

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Datenblatt Spironolactone bei Sigma-Aldrich (PDF).Vorlage:Sigma-Aldrich/Abruf nicht angegeben
  2. B. Pitt, F. Zannad, W. J. Remme, R. Cody, A. Castaigne, A. Perez, J. Palensky, J. Wittes: The effect of spironolactone on morbidity and mortality in patients with severe heart failure. Randomized Aldactone Evaluation Study Investigators. In: N Engl J Med. 2;341(10) (1999), S. 709–717. PMID 10471456.
  3. a b c J. Greven, H. J. Kramer: Therapie von Ödemen. In: Björn Lemmer, Kay Brune (Hrsg.): Pharmakotherapie – Klinische Pharmakologie. 13. Auflage. Heidelberg, 2007, S. 60–62.
  4. Dickstein u. a.: ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure 2008. In: European Heart Journal. 29 (2008), S. 2388–2442.
  5. a b James M Ritter, Lionel D Lewis, Timothy GK Mant, Albert Ferro: Clinical Pharmacology and Therapeutics. 5. Auflage. London 2008, S. 276, S. 76f.
  6. Das Schwarze Buch – Anabole Steroide. 2007, ISBN 978-3-00-020944-4, S. 456/457.