Diese Seite befindet sich derzeit im Review-Prozess

„Forschungsanstalt Geisenheim“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Zeile 174: Zeile 174:
* CCS Haryana Agricultural University, Hisar, Indien,
* CCS Haryana Agricultural University, Hisar, Indien,


* Weinbauversuchsstation in Nijtvoorby und Universtät Stellenbosch, Südafrika
* Weinbauversuchsstation in Nijtvoorby und Universität Stellenbosch, Südafrika


* Cornell University, New York
* Cornell University, New York

Version vom 7. Januar 2006, 14:09 Uhr

Denkmal Eduard von Lade mit dem Hauptgebäude der Forschungsanstalt Geisenheim im Hintergrund (hinten rechts).

Die Forschungsanstalt für Garten- und Weinbau in Geisenheim/Rheingau wurde 1872 von Freiherr Eduard von Lade als damals "Königlich Preussische Lehranstalt für Obst- und Weinbau" gegründet. Aufgaben der Forschungsanstalt waren anfangs die Forschung, vor allem in den Bereichen Weinbau und "Pomologie" (gr.: Lehre des Obstbaus), sowie die Organisation eines Studiums im Garten- und Weinbau in Geisenheim. 1972 wurden Forschung und Ausbildung institutionell getrennt. Die Forschungsanstalt nimmt weiterhin Aufgaben der Forschung in den Bereichen Garten- und Weinbau wahr, während die Fachhochschule Wiesbaden in enger Kooperation mit der Forschungsanstalt den Fachbereich Geisenheim mit seinen acht Studiengängen unterhält.

Finanziert wird die Forschungsanstalt Geisenheim, neben der Einwerbung von Drittmitteln, vor allem durch die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz, die in einem Staatsvertrag Betrieb und Finanzierung der Forschungsanstalt geregelt haben.

Historie

Villa Monrepos mit Parkanlage

1872 wurde dank der Bemühungen Eduard von Lades per Dekret die Königlich Preussische Lehranstalt für Obst- und Weinbau gegründet. Eduard von Lade wurde 1817 in Geisenheim als Sohn eines vermögenden Weinhändlers geboren. Mit Export-, Bank- und auch Waffengeschäften im In- und Ausland erwarb er ein beträchtliches Vermögen und konnte sich bereits mit 44 Jahren 1861 in Geisenheim zur Ruhe setzen. Er liess sich dort das Monrepos, einen luxuriösen Landsitz im klassizistischen Stil samt ausgedehnten Parkanlagen in der Nähe des Rheinufers errichten. Hier widmete er sich fortan seinen privaten Interessen zu deren wichtigsten der Obstbau und die Züchtung neuer Obstsorten gehörten.

Dem preussischen König Wilhelm I. sowie Reichskanzler Otto von Bismarck soll er mehrfach Kisten mit ausgewählten Äpfeln und Birnen samt der Bitte, in der für den Obstbau bevorzugten Gegend Geisenheims eine "pomologische Hochschule" gründen zu dürfen, gesendet haben. Nach einigen Jahren war er damit dann 1872 erfolgreich. In unmittelbarer Nähe zum Monrepos wurde Gelände erworben und Gebäudeanlagen, teils mit Geldern aus den Reparationszahlungen aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, errichtet.

Schnell entwickelte sich Geisenheim zu einem Zentrum für angewandte Forschung im Weinbau, im Obstbau und auch der Gartenkunst. Der Botaniker, Biologe, Phytopatologe, Züchter und Dozent Hermann Müller war erster Leiter der pflanzenphysiologischen Versuchsstation in Geisenheim. Hier züchtete er Ende des 19. Jahrhunderts auch die neue Weinrebsorte Müller-Thurgau (heute teilweise Rivaner genannt), allerdings nicht, wie oft falsch zu lesen ist als Kreuzung aus Riesling und Silvaner. Nach einigen Jahren wurde der Lehr- und Studienbetrieb aufgenommen und bereits 1894 gründete sich in Geisenheim die Vereinigung Ehemaliger Geisenheimer, eine der ältesten Alumniverbindungen Deutschlands.


Villa Monrepos mit Parkanlage heute

Die beiden Weltkriege bedeuteten jeweils eine tiefe Zäsur im Forschungs- und Lehrbetrieb der Forschungsanstalt Geisenheim. In den 50er bis 70er Jahren war Geisenheim eines der wichtigsten Forschungs- und Ausbildungszentren für Gartenbau in Deutschland. Einmalig in Deutschland war auch das Studium des Weinbaus in Geisenheim - bis heute kann in Deutschland Weinbau (Önologie und Kellerwirtschaft) nur in Geisenheim am Fachbereich der Fachhochschule Wiesbaden studiert werden.

Ein weiterer wichtiger Einschnitt war die Trennung von Forschung und Lehre. 1972 wurde die Fachhochschule Wiesbaden gegründet und die Forschungsanstalt gab die Studiengänge Gartenbau, Weinbau und Landespflege an die neugegründete Fachhochschule mit ihrem "grünen" Studienort Geisenheim ab. Die Forschungsanstalt Geisenheim nahm fortan als primäre Aufgabe nur noch Forschungsaufgaben war, war aber nach wie vor mit ihren Wissenschaftlern und ihren Forschungsbereichen auch in der Lehre präsent.

1997 konnte die Forschungsanstalt Geisenheim ihr 125-jähriges Jubiläum begehen. Seit dem Ende der 80er Jahre werden die Baulichkeiten (Gewächshäuser, Laborgebäude, Hörsäle) modernisiert bzw. komplett neu errichtet; ein Prozess, der erst in den nächsten Jahren abgeschlossen sein wird.

Mit dem Beginn des 21. Jahrhunderts wurden die starren Organisationsstrukturen der Forschungsanstalt Geisenheim, die eine dem hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst direkt nachgeordnete Forschungseinrichtung ist, langsam aufgelöst. Mittlerweile wird an fünf Instituten mit insgesamt 13 Fachgebieten in wissenschaftlichen Projekten interdiziplinär zusammengearbeitet, so z.B. zu Themen der grünen Biotechnologie (Hypersensitivitätsfragen, Resistenzzüchtung), zu weinbaulichen Fragen, zu zukunftsorientierten Technologien und zu Fragen der Inneren Qualität und Wertgebenden Inhaltsstoffen im Wein-, Obst-, Gemüse- und Zierpflanzenbau.

Verwaltungsstruktur

Die Forschungsanstalt Geisenheim ist eine dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst direkt nachgeordnete Forschungseinrichtung. Sie wird von einem Direktor geleitet der wiederum von einem Direktorium bei seiner Arbeit unterstützt wird. Ein Verwaltungsrat unterstützt den Direktor bei der Kommunkation mit den zuständigen Ministerien und Dienststellen. Ein Kuratorium berät die Forschungsanstalt bei grundlegenden Dingen wie z.B. dem Haushaltsplan oder dem Forschungsprogramm.

Direktor und Direktorium

Der Direktor war im Jahr 2005 Klaus Schaller. Das ihm zur Seite stehende Direktorium besteht aus den Leitern der fünf Institute (Weinbau und Rebenzüchtung, Oenologie und Getränkeforschung, Gartenbau und Landschaftsbau, Biologie sowie Betriebswirtschaft und Technik). Ebenfalls zum Direktorium gehören ein Vertreter des wissenschaftlichen Personals sowie, mit beratener Stimme, der jeweilige Präsident der Fachhochschule Wiesbaden und der Verwaltungsleiter der Forschungsanstalt.

Das Direktorium befasst sich mit Themen wie Personal-, Investitions- und Haushaltsfragen sowie der Koordinierung von Forschungsvorhaben und -entwicklung.

Verwaltungsrat

Der Verwaltungsrat berät den jeweiligen Hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst in allen grundsätzlichen Angelegenheiten der Forschungsanstalt. Hier werden auch für die Forschungsanstalt wichtige Entscheidungen getroffen wie z.B. die Genehmigung von Entwürfen des Haushaltsvoranschlages, des Investitions- und des Forschungsprogrammes der Forschungsanstalt.

Er besteht aus dem Hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst als Vorsitzenden und dem Landwirtschaftsminister als Stellvertreter. Ferner gehören ihm der Weinbauminister von Rheinland-Pfalz und der Bundesminister für Landwirtschaft (bzw. der Stellvertreter) an.

Mit beratender Stimme gehören dem Verwaltungsrat maximal drei auswärtige Wissenschaftler an, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft vorgeschlagen und - nach Anhörung des Direktoriums - vom Verwaltungsrat bestellt werden. Außerdem hat der Direktor der Forschungsanstalt beratende Stimme.

Kuratorium

Das Kuratorium der Forschungsanstalt Geisenheim hat die Aufgabe, die Entwicklung und den perspektivischen Ausbau der Forschungsanstalt zu initiieren und zu fördern. Dazu kann das Kuratorium Empfehlungen abgeben und beratend tätig werden, insbesondere bei den Themengebieten Haushalt, Investitionsprogramme, Forschungsprogramme, Satzung der Forschungsanstalt.

Das Kuratorium setzt sich aus Vertretern der

  • zuständigen Landes- (Hessen, Rheinland-Pfalz) und Bundesministerien
  • zuständigen Ausschüsse auf Landes- und Kommunalebene
  • Fachverbände des Gartenbaus und der Landschaftsarchitektur
  • Fachverbände des Weinbaus und der Getränketechnologie
  • Universitäten Mainz und Gießen sowie der Fachhochschule Wiesbaden
  • Gesellschaft zur Förderung der Forschungsanstalt Geisenheim
  • Vereinigung Ehemaliger Geisenheimer - Geisenheim Alumni Association
  • sowie dem Vorsitzende des Personalrats der Forschungsanstalt und dem Direktor der Forschungsanstalt

zusammen. Zur gezielten Sacharbeit kann das Kuratorium Fachausschüsse benennen.

Forschungseinrichtungen

Testung von Beet- und Balkonpflanzen im Fachgebiet Zierpflanzenbau

Neben dem administrativen Teil besteht die Forschungsanstalt aus 5 Instituten mit insgesamt 13 Fachgebieten, die sich unterschiedlichsten Bereichen der Forschung im Garten- und Weinbau widmen:

Institut für Weinbau und Rebenzüchtung

  • Fachgebiet Rebenzüchtung und Rebenveredlung
  • Fachgebiet Weinbau
  • Fachgebiet Kellerwirtschaft

Institut für Oenologie und Getränkeforschung

  • Fachgebiet Weinanalytik und Getränkeforschung
  • Fachgebiet Mikrobiologie und Biochemie

Institut für Gartenbau

  • Fachgebiet Gemüsebau
  • Fachgebiet Obstbau
  • Fachgebiet Zierpflanzenbau

Institut für Biologie

  • Fachgebiet Botanik
  • Fachgebiet Bodenkunde und Pflanzenernährung
  • Fachgebiet Phytomedizin

Institut für Betriebswirtschaft und Technik

  • Fachgebiet Betriebswirtschaft und Marktforschung
  • Fachgebiet Technik

Aktuelle Forschungsprojekte

Die derzeit in Geisenheim stattfindende Forschung lässt sich in 3 übergeordnete Themenbereiche mit jeweils enger definierten Projekten unterteilen:

  • Innere Qualität und Markt ausgewählter wein- und gartenbaulicher Produkte
  • Zukunftsorientierte Technologien
  • Umweltstress und nachhaltige Pflanzenproduktion

Weinbau

  • Verarbeitungstechniken Getränke: Einfluss der Traubenverarbeitung auf den Mosttrubgehalt, dessen Zusammensetzung und dessen Auswirkungen auf die Qualität bei Weinen der Rebsorte Riesling
  • Technologische und ökologische Effizienzsteigerung im Steillagenweinbau

Gartenbau

  • Haltbarkeit und Etablierungsprognose
  • Innere Qualität von Gartenbauprodukten

Interdisziplinär

  • Biotechnologie: Molekulare und zellbiologische Grundlagen der pathogeninduzierten Hypersensitivitätsantwort bei Unterlagsreben und Obstgehölzen
  • Umweltstress und nachhaltige Produktion bei Reben und ausgewählten gartenbaulichen Kulturen

Lehre und Studium in Geisenheim

Der Lehrbetrieb an der Forschunsganstalt (1872 bis 1971)

Zentrales Verwaltungsgebäude der Forschungsanstalt, aufgenommen vor dem 1. Weltkrieg

Bereits im Gründungsstatut der Forschungsanstalt wurde der Lehrbetrieb geregelt. Im Gründungsjahr 1872 konnten 6 Studenten, die so genannten "Eleven" begrüsst werden. Angeboten wurde ein "Höherer Lehrgang" mit 4-6 Semester für Gymnasiasten und Realschüler sowie ein "Praktischer Lehrgang" über 2 Semester für Schüler der praktischen Gärtnerei. Von Anfang an angeboten wurden auch Kurzlehrgänge für Hospitanten, d.h. Fortbildungskurse für im Beruf stehende wie z.B. Lehrer, Baumwärter und andere.

Der Lehrplan des "Höheren Lehrganges" war sehr umfangreich. Er umfasste als Grundlage die Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fächer, dazu Hauptfächer wie z.B. Allgemeiner Pflanzenbau, Obstkultur, Obsttreiberei, Weinbau, Rebkultur, Traubenkenntnis, Gemüsebau, Landschaftsgärtnerei oder Planzeichnen. Als Nebenfächer werden Gärtnerische Buchführung, Bienzucht und Seidenbau(!) genannt.

Die für Forschungszwecke gebauten und genutzten Anlagen wurden selbstverständlich auch für den Lehrbetrieb genutzt. Zur Verfügung standen hier u.a. Baum- und Rebschulen, Muttergärten, Weinberge, ein Obstpark, die Formschule, Treibhäuser sowie Bibliothek und Geräte- und Modellsammlung. Dazu kamen einige Jahre später u.a. eine Pflanzenphysiologische Versuchsanstalt (Wirkungsstätte von Prof. Müller-Thurgau, ein Schüler von Julius Sachs)), ein Oenochemisches Laboratorium, eine Meterologische Versuchsstation II. Ordnung, eine Obstverwertungsstation sowie ein Weintreibhaus hinzu.

In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts hatte die Forschungsanstalt im Durchschnitt 50 Hörer, davon 20 im höheren 2-jährigen Lehrbetrieb. Bis zum 1. Weltkrieg wurde der Lehrbetrieb mehrmals umstrukturiert und ausgebaut. 1912 wurden folgende Lehrgänge angeboten: Weinbau, Obstbau, Obst- und Gartenbau und Gartenkunst. Die Anzahl der "Eleven" betrug zu dieser Zeit bereits 90 Studenten. Bereits 1894 gründete sich die "Vereinigung Ehemaliger Geisenheimer" (VEG) die damit eine (wenn nicht sogar die) älteste Alumnivereinigung in Deutschland ist. Schon zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die ersten Fachkongresse durch die VEG durchgeführt. Die Vereinigung Ehemaliger Geisenheimer - Geisenheim Alumni Association zählt derzeit mehr als 2.000 Mitglieder weltweit und bringt sich seit ihrer Gründung intensiv in die Forschungs- und Lehrgeschichte Geisenheims mit ein.

Historische Postkarte (Anfang des 20. Jahrhunderts) mit den Gewächshausanlagen der Forschungsanstalt

Im 1. Weltkrieg kam der Lehrbetrieb zum Erliegen und wurde 1919 mit 14 Eleven wieder aufgenommen. Im Zuge weiterer Umstrukturierungen wurden 1920 aus den "Eleven" "Hörer" mit dem Abschluss "Staatlich geprüfter Techniker". Zum 50-jährigen Jubiläum der Forschungsanstalt 1922 konnte man wieder auf einen geordneten Lehrbetrieb schauen und auf insgesamt 2.765 Hörer (Studenten) und 10.625 "Kursisten" aus der Praxis (Teilnehmer der 2-jährigen Praktischen Lehrgänge) zurückblicken.

Weitere Entwicklungen des Lehrbetriebes in Geisenheim zeigten die Anpassungsfähigkeit aber auch den Bedarf aus der Garten- und Weinbaupraxis. Eine 2. staatliche Fachprüfung führte Absolventen des höheren Geisenheimer Lehrbetriebes zum Titel "Staatlich diplomierter Garten-, Obst- oder Weinbauinspektor". Ein in den 1920er-Jahren eingeführtes 5. Semester sorgte für die Lehrbefähigung und die Ausbildung von Fachlehrer im Garten-, Obst- und Weinbau.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Forschung in Geisenheim weit stärker gewichtet als die Lehre. 1934 erfolgte die Umbenennung der Forschungsanstalt in "Versuchs- und Forschungsanstalt", verschiedene Lehrangebote wurden eingestellt oder liefen aus. Bestrebungen des damaligen Leiters der Forschungsanstalt, Forschung und Lehre endgültig zu trennen und die Lehre in Geisenheim auszulagern, wurden von Ehemaligen entschieden abgelehnt. Ab 1943 war allerdings klar, das die "Höhere Gartenbauschule" in Geisenheim weiter bestehen bleiben sollte.

Mitte 1941 kam der Lehrbetrieb in Geisenheim wiederum zum Erliegen. Gelände und Einrichtungen der Forschungsanstalt wurden durch Bombentreffer schwer in Mitleidenschaft gezogen, auf Versuchsflächen wurde Gemüse zur Ernährung der Bevölkerung angebaut. 1946 kam die Forschungsanstalt zum Land Hessen. Der Lehrbetrieb wurde langsam wieder aufgenommen: Am 1. April 1946 fingen 80 Hörer mit ihrem Studium an. Studienrichtungen waren: Weinbau und Kellerwirtschaft, Obstbau und Gemüsebau, Zierpflanzenbau und Gemüsebau sowie Gartengestaltung. Die Zahl der Hörer stieg in der Nachkriegszeit wieder schnell an, von 1951 bis 1957 wurden sogar Aufnahmeprüfungen für Hörer durchgeführt. Von 1946 bis 1961 verließen 858 Absolventen die Forschungsanstalt, davon gehörten 28% der Fachrichtung Weinbau an, 23% der Fachrichtung Obst- und Gemüsebau, 20% der Fachrichtung Zierpflanzenbau und Gemüsebau sowie 29% der Fachrichtung Gartengestaltung. 1960 wurde das 6-semestrige Studium in Geisenheim eingeführt, Geisenheim wurde somit zur Ingenierusschule. Damit einhergehend wurde nach 90 Jahren die Technikerausbildung abgeschafft. 1968 wurde eine neue Fachrichtung in Geisenheim eingeführt, die "Getränketechnologie".

Nach längerer Diskussion im Vorfeld wurde Ende der 1960er Jahre die Gründung der Fachhochschulen vorbereitet, die eine Überführung der Ingenieruschulen in den Hochschulbereich ermöglichte. Die Ingenieurschule Geisenheim sollte zur neu zu gründenden Fachhochschule Wiesbaden kommen; die Einrichtung von zwei Fachbereichen, Weinbau und Getränketechnologie sowie Gartenbau und Landespflege, waren vorgesehen. Am 1. August 1971 war die Neugründung letztendlich vollzogen und der Lehrbetrieb in Geisenheim ging auf die Fachhochschule Wiesbaden über.

Studium an der Fachhochschule Wiesbaden - Studienort Geisenheim (1971 bis 2005)

1970 hatte die Ingenieurschule in Geisenheim bereits 430 Studierende und war bundesweit ein renommierter Studienort für die Berufsbereiche Garten- und Weinbau und Gartenarchitektur. Mit Verabschiedung des Fachhochschulgesetzes am 09.07.1970 und dessen Inkrafttreten am 01.08.1971 wurde die Fachhochschule Wiesbaden gegründet. Die Ingenieurschule Geisenheim ging dabei in den neugegründeten Fachbereichen Gartenbau und Landespflege sowie Weinbau und Getränketechnologie der FH Wiesbaden auf. In den beiden Fachbereichen wurden nun die Studiengänge Gartenbau, Weinbau, Landespflege sowie Getränketechnologie angeboten, der neu vergebene Abschluss lautete Diplom-Ingenieur (FH).

Weinbaustudenten bei einem Weinbeurteilungsseminar

Durch die Gründung der Fachhochschule Wiesbaden wurde in Geisenheim nach fast 100 Jahren Forschung und Lehre institutionell getrennt. Allerdings arbeiteten von Anfang an beide Institutionen eng zusammen. So wurden in der Lehre neben reinen Fachhochschulprofessoren auch Wissenschaftler der Forschungsanstalt integriert. Die leitenden Wissenschaftler der Fachgebiete sind bis heute zu 50% Professoren der Fachhochschule mit entsprechender Lehrverpflichtung in ihrem jeweiligen Fachgebiet. Auch die weiteren Wissenschaftler der Forschungsanstalt sind mehr oder weniger in die Lehre eingebunden.

In den nächsten Jahrzehnten stieg die Zahl der Studierenden in Geisenheim kontinuierlich an. Die Studien- und Prüfungsordnungen wurden mehrfach den aktuellen Erfordernissen angepasst. Große Veränderungen folgten dann erst wieder zum Ende des 20. Jahrhunderts als, beginnend durch die Bologna-Erklärung 1999, auch in Geisenheim über die Einführung der konsekutiv gestuften Studiengänge Bachelor und Master nachgedacht wurde. Nach entsprechender Vorbereitung wurde 2003 der Diplom-Studiengang Gartenbau in den Bachelor-Studiengang Gartenbau-Management umgewandelt, ergänzend dazu wird ein Master-Studiengang "Global Horticulture" angeboten. 2005 folgte der Studiengang Landschaftsarchitektur (vormals Landespflege) mit der Umwandlung des Diplom-Studiengangs in einen Bachelor-Studiengang. Ebenfalls neu angeboten wird seitdem der Master-Studiengang UMIB, Umweltmanagement und Infrastrukturplanung in Ballungsräumen. Bei den Diplom-Studiengängen Weinbau und Getränketechnologie ist die Umwandlung in Bachelor-Studiengänge in Vorbereitung, seit 2004 wird bereits der Master-Studiengang Oenologie (zusammen mit der Universität Giessen) angeboten.

Der Fachbereich Geisenheim (ab 2005)

Seit März 2005 sind die beiden Fachbereiche Weinbau und Getränketechnologie sowie Gartenbau und Landschaftsarchitektur fusioniert und bilden zusammen mit weiterem Lehrpersonal der FH Wiesbaden (EDV, Mathematik, Physik, Chemie) den Fachbereich Geisenheim. Einhergehend mit dieser Konzentrierung wird die stufenweise Umstellung des Studienangebotes von Diplomabschlüssen zu Bachelor- und Masterabschlüssen in naher Zukunft abgeschlossen.

Internationale Kooperation

  • Seit Prof. Hermann Müller-Thurgau traditionelle Verbindung und Kooperation mit der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in Wädenswil (Schweiz).
  • Bundesanstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg, Österreich
  • Istituto Sperimentale di Viticoltura in Conegliano, Italien
  • Istituto Agrario di San Michele all' Aldige, Italien
  • Rajamangala Institute of Technology, Thailand
  • Charles Sturt University in Wagga-Wagga, Australien.
  • CCS Haryana Agricultural University, Hisar, Indien,
  • Weinbauversuchsstation in Nijtvoorby und Universität Stellenbosch, Südafrika
  • Cornell University, New York
  • Universitäten in Montpellier und Bordeaux.

Institutionen der Forschungsanstalt Geisenheim

Weingut der Forschungsanstalt Geisenheim

Blick über die Lage "Geisenheimer Fuchsberg"

Die Forschungsanstalt Geisenheim unterhält ein eigenes Weingut, dessen Produkte regelmäßig nationale und internationale Auszeichnungen verliehen bekommt. Aufgrund der Versuchsarbeit in den Fachgebieten Weinbau und Kellerwirtschaft wird hier ein typisches Sortiment an Weinen, Sekten und Bränden angeboten. Schwerpunkt bildet natürlich der Riesling, vertreten sind allerdings auch Rebsorten aus Versuchsanlagen wie z.B. Gamaret, Zweigelt, Frühburgunder oder Auxerrois.

Angebaut wird in Geisenheimer und Rüdesheimer Lagen wie z.B. Geisenheimer Fuchsberg, Geisenheimer Kläuserweg, Rüdesheimer Burgweg oder Geisenheimer Mäuerchen.

Park der Forschungsanstalt

Der Park der Forschungsanstalt Geisenheim ist in zwei Teile gegliedert. Es gibt den Park beim Hauptgebäude der Forschungsanstalt sowie den Park rund um das Monrepos. Vor allem ersterer weist eine Vielzahl seltener Bäume und Sträucher auf, darunter verschiedene Sequoia- und Metasequoia-Exemplare, eine Maclura pomifera (Milchorange) sowie ein Exemplar von Davidia involucrata var. vilmoriniana (Taschentuchbaum). Viele der gepflanzten Bäume sind über 100 Jahre alt. Der Park rund um das Monrepos wurde von den Gebrüder Siesmayer, die unter anderem auch den Palmengarten Frankfurt gestalteten, geplant und war zur Zeit seiner Entstehung und bis weit in das 20. Jahrhundert hinein vor allem für seine Formobstgehölze und Blumenrabatten berühmt (unter anderem Erwähnung in Meyers Konversations-Lexikon von 1894).

Hauptbibliothek

1872 wurde mit der Gründung der Forschungsanstalt Geisenheim eine Bibliothek eingerichtet. Die Hauptbibliothek weist zusammen mit den 17 Fachbibliotheken der Fachgebiete einen Gesamtbestand von insgesamt 111.320 Bände auf (Stand:01.01.2005). 1969 wurde die Bibliothek der Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V. in den Bestand der Hauptbibliothek integriert, 1990 wurde die Hauptbibliothek der Forschungsanstalt Geisenheim in das "Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland" aufgenommen. In der Hauptbibliothek finden sich auch die Jahresberichte der Forschungsanstalt Geisenheim.


Persönlichkeiten der Forschungsanstalt

Verschiedene international bekannte Wissenschaftler haben an der Forschungsanstalt Geisenheim gearbeitet, beispielsweise Hermann Müller (1850-1927), der Leiter der Pflanzenphysiologischen Station der Forschungsanstalt. Er war Gründer der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in Wädenswil/Schweiz und züchtete in Geisenheim 1882 die Müller-Thurgau-Rebe, die erfolgreichste Reb-Neuzüchtung weltweit. Helmut Becker (1927-1990) leitete von 1964 bis 1990 das Institut für Rebenzüchtung an der Forschungsanstalt Geisenheim. Er war Dozent für Rebzüchtung und Rebveredlung und besaß eine weltweite Reputation. Gerhard Troost (1906−1999) studierte 1929 Weinbau in Geisenheim und war danach langjähriger Mitarbeiter und Professor an der Forschungsanstalt in Geisenheim. Er baute das Institut für Kellerwirtschaft und Getränketechnologie auf und führte in Geisenheim den Studiengang Getränketechnologie ein. Troost war Autor der wissenschaftlichen Standardwerke "Technologie des Weines" , das mittlerweile in 6. Auflage erscheint, und "Sekt, Schaum- und Perlwein".

Literatur

  • Geisenheim 1872-1972. 100 Jahre Forschung und Lehre für Wein-, Obst- und Gartenbau. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1972
  • Gesellschaft zur Förderung der Forschungsanstalt Geisenheim (Hrsg.): 125 Jahre Forschungsanstalt Geisenheim - Festschrift zum 125jährigen Jubiläum. 1. Auflage. Eigenverlag, Geisenheim 1997

Weblinks