„Pflug“ – Versionsunterschied
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Bereits in prähistorischer Zeit löste der Pflug an vielen Handgeräten [[Hacke (Werkzeug)|Hacken]] oder [[Spaten]] sowie [[Grabstock|Grab-]], [[Furchenstock|Furchen-]] und Pflanzstöcke für die Feldarbeit ab. Die früheste Methode, den Boden aufzulockern, war der noch heute in vielen Teilen der Welt verwendete mit pflugähnlichen, durch Menschen gezogenen Geräten (Furchenstock, Ziehstock, Ziehspaten), der eine gewisse Hebelwirkung zur Folge hatte und zum Ziehen von flachen Saatrillen benutzt werden konnte. Das Auflockern des Erdreichs mit Hacke oder Dechsel erfolgte nur auf kleinen Flächen. |
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[[File:Archeoparc - Hütte 1f Pflug.jpg|thumb|Rekonstruktion eines neolithischen Hakenpflugs, Archeoparc Schnals/Südtirol]] |
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Die Entstehung des Pfluges war in der jüngeren Phase der [[Jungsteinzeit]]. Es handelt sich um einen leichten, mit symmetrischer Holz-, Bronze- oder Eisen[[Pflugschar|schar]] ausgestatteten Hakenpflug |
Die Entstehung des Pfluges war in der jüngeren Phase der [[Jungsteinzeit]]. Es handelt sich um einen leichten, mit symmetrischer Holz-, Bronze- oder Eisen[[Pflugschar|schar]] ausgestatteten ''Hakenpflug'' oder ''Ritzpflug'' (ohne Streichbrett noch Räder) - nach heutiger Terminologie als „Arder“ (von [[Schwedische Sprache|schwed]]. ''årder'') bezeichnet wird - bei einem einmaligen Arbeitsvorgang die Boden nur leicht aufritzte, ging man meistens dazu über, den Acker in zwei oder mehreren Richtunge zu bepflügen. Diese Art des sog. Kreuzpflügens wurde seit der Jungsteinzeit ausgeführt un hat sich stellenweise, vor allem im [[Mittelmeerraum]], bis in die Neuzeit gehalten. |
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Der alte Vordere Orient und [[Ägypten]] (später auch [[Indien]]) sind vermöglich die Mutterlandschaften des Pfluges. Der Übergang vom Hack- zum Pflugbau in Ägypten mag schon während der Naqada II-Periode (3700/3600-3200 v. Chr.) stattgefunden haben. Zwei Arten sind zu unterscheiden, die einfache Umbruchpflug ([[Akkadische Sprache|akk.]] ''ḫarbu'', [[Ägyptische Sprache|ägypt]]. ''hb.w''), mit dem die Ackererde zu lockern, und die altmesopotamische Saatpflug ( |
Der alte Vordere Orient und [[Ägypten]] (später auch [[Indien]]) sind vermöglich die Mutterlandschaften des Pfluges. Der Übergang vom Hack- zum Pflugbau in Ägypten mag schon während der Naqada II-Periode (3700/3600-3200 v. Chr.) stattgefunden haben. Zwei Arten sind zu unterscheiden, die einfache Umbruchpflug ([[Sumerische Sprache|sumer]]. ''apin'', [[Akkadische Sprache|akk.]] ''ḫarbu'', [[Ägyptische Sprache|ägypt]]. ''hb.w''), mit dem die Ackererde zu lockern, und die altmesopotamische Saatpflug (sumer. ''numun-gar'', akk. ''epinnu'') mit Saattrichter, dass eine gleichmäßige Aussaat erreicht wurde. Nach 3000 v. Chr. altsumerischen Pflüge wurden typischerweise mit Bronzescharen beschlagen; mit Eisenscharen nach 2300 v. Chr. in [[Assyrien]] und Ägypten. Noch zu Beginn des 20. Jhs. erfolgte die Pflugbau in Kleineurasien weitgehend auf diese einfache Weise.<ref>Karl Kaser, ''Balkan und Naher Osten: Einführung in eine gemeinsame Geschichte'', 138.</ref>. |
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Der früheste Fund in nördliche [[Mitteleuropa]] eines Hakenfluges stammt aus „[[Egolzwiler Kultur|Egolzwil 3]]“ [[Kanton Luzern]] und datiert in die Mitte des 5. Jt. Uralte Furchenspuren wurden in Flintbek, Kreis Rendsburg-Eckernförde, Norddeutschland gefunden, sowie unter Grabanlagen und Siedlungen in den Niederlanden und Dänemark. Diese Region wurde um 4300 v. Chr. von der Trichterbecherkultur besiedelt.<ref>http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/Veroeffentlichungen/Jahrbuecher/J01_2_Zilch_Flintbek.pdf Das Hügelgräberfeld von Flintbek</ref> |
Der früheste Fund in nördliche [[Mitteleuropa]] eines Hakenfluges stammt aus „[[Egolzwiler Kultur|Egolzwil 3]]“ [[Kanton Luzern]] und datiert in die Mitte des 5. Jt. Uralte Furchenspuren wurden in Flintbek, Kreis Rendsburg-Eckernförde, Norddeutschland gefunden, sowie unter Grabanlagen und Siedlungen in den Niederlanden und Dänemark. Diese Region wurde um 4300 v. Chr. von der Trichterbecherkultur besiedelt.<ref>http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/Veroeffentlichungen/Jahrbuecher/J01_2_Zilch_Flintbek.pdf Das Hügelgräberfeld von Flintbek</ref> |
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Der älteste in Deutschland gefundene Haken[[Pflug von Walle|pflug von Walle]] in [[Ostfriesland]] ist ca. 4000 Jahre alt. Kennzeichnend für den Hakenpflug vom Walle-Typ ist, daß Krummbaum, Sohle und Schar aus einem Stück Holz gearbeitet sind; hinzu kommt nur noch die Sterze, die in das rückwärts überstehende Sohlenende hinter dem Krummbaum gesteckt und mit Holzkeilen verfestigt ist. Solche |
Der älteste in Deutschland gefundene Haken[[Pflug von Walle|pflug von Walle]] in [[Ostfriesland]] ist ca. 4000 Jahre alt. Kennzeichnend für den Hakenpflug vom Walle-Typ ist, daß Krummbaum, Sohle und Schar aus einem Stück Holz gearbeitet sind; hinzu kommt nur noch die Sterze, die in das rückwärts überstehende Sohlenende hinter dem Krummbaum gesteckt und mit Holzkeilen verfestigt ist. Solche Hakenpflüge hielten sich in [[Mitteleuropa]] bis ins späte [[Mittelalter]], wo die mundartlichen „Erling“ ‚Hakenpflug, Arder‘ aus dem Slawischen entlehnt. [[Jens Lüning]] nimmt an, dass bereits die [[Bandkeramische Kultur|Linienbandkeramiker]] den Pflug nutzten.<ref>Jens Lüning, Bandkeramische Pflüge? Fundberichte Hessen 19-20, 1979-1980, 55-68</ref> Dafür gibt es jedoch keine Belege. Die meisten Autoren nehmen an, dass der Pflug zusammen mit Wagen in der [[Trichterbecherkultur]]/[[Badener Kultur]] in Mittel- und Nordeuropa gebräuchlich wurde.<ref>Peter Bogucki, Animal traction and household economies in Neolithic Europe. Antiquity 67 (Nr. 256), 1993, 492–503</ref> Aus der Zeit der [[Schnurkeramik]] liegen weitere Pflugspuren vor. |
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Zunächst zogen [[Hausrind|Rinder]], also Kühe oder [[Ochse]]n den Pflug. Sehr viel später kamen [[Hausesel|Esel]], [[Kamele|Kamel]] oder [[Maultier]]e hinzu, letztlich übernahmen dies in Mitteleuropa meist die leistungsfähigeren [[Hauspferd|Pferde]]. |
Zunächst zogen [[Hausrind|Rinder]], also Kühe oder [[Ochse]]n den Pflug. Sehr viel später kamen [[Hausesel|Esel]], [[Kamele|Kamel]] oder [[Maultier]]e hinzu, letztlich übernahmen dies in Mitteleuropa meist die leistungsfähigeren [[Hauspferd|Pferde]]. |
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=== bodenwedende Pfluggerät === |
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In den 70er Jahren des 1. Jhs. n. Chr. beschreibt [[Plinius der Ältere]] in seiner Naturgeschichte 18,172 den Räderpflug mit breiter Schar zum Wenden der Scholle als neue Erfindung der rätischen Gallier: „Vor nicht langer Zeit hat man im rätischen Gallien die Erfindung gemacht, an einer solchen Pflugschar zwei kleine Räder anzubringen; man nennt diese Art ''plaumoratum''. Die Spitze hat die Form eines Spatens. ... Die Breite der Pflugschar wendet den Rasen um“ (Übersetzung Roderich König). |
In den 70er Jahren des 1. Jhs. n. Chr. beschreibt [[Plinius der Ältere]] in seiner Naturgeschichte 18,172 den Räderpflug mit breiter Schar zum Wenden der Scholle als neue Erfindung der rätischen Gallier: „Vor nicht langer Zeit hat man im rätischen Gallien die Erfindung gemacht, an einer solchen Pflugschar zwei kleine Räder anzubringen; man nennt diese Art ''plaumoratum''. Die Spitze hat die Form eines Spatens. ... Die Breite der Pflugschar wendet den Rasen um“ (Übersetzung Roderich König). |
Version vom 29. Juli 2013, 22:05 Uhr
Ein Pflug ist ein landwirtschaftliches Gerät zur Lockerung und zum Wenden (Pflügen) des Ackerbodens im Bereich des Bearbeitungshorizontes.
Pflügen
Pflügen ist das Lockern und Wenden der Ackerkrume mit Hilfe eines Pflugs. Durch Pflügen wird die Bodenstruktur aufgelockert. Somit ergibt sich eine größere, raue Oberfläche. Durch erhöhte Sauerstoffzufuhr, Witterungseinwirkungen sowie Zersetzung der organischen Stoffe wird eine lockere, wasserspeichernde Struktur erreicht.
Das Pflügen dient folgenden Zwecken:
- Durchlüftung des Bodens mit dadurch geförderter biochemischer Zersetzung älteren pflanzlichen Materials (Bodengare) zu Humus
- gleichmäßige Einarbeitung auf den Acker gebrachten organischen Materials (z. B. Mist, Gülle, Häckselstroh)
- Zerstörung der Wurzelstruktur der bis zur letzten Ernte vorhandenen Pflanzen,
- Zerstörung der Wurzelstruktur von nach der Ernte ausgegekeimten Unkrautsamen (mechanische Unkrautbekämpfung)
- Bekämpfung von tierischen Schädlingen, insbesondere Feldmäusen durch Zerstörung der unter der Bodenoberfläche gelegenen Gänge und Nistkammern[1]
- mechanische Lockerung des Bodens, insbesondere von verdichteten Stellen
- Vorbereitung des Ackers als Saatbett
Im Regelfall wird viereckig mit dem Kehrpflug oder Beetpflug gepflügt, bei einem genügend breiten Rain (Feldrand) auch streifenförmig, was dann als Konturpflügen (amerik. contour plowing) bezeichnet wird. Die Anordnung der Ackerfurchen parallel zum Hang, dient dazu, die Erosion (Hangabspülung) besonders in den Great Plains zu vermindern; oft in Verbindung mit dem Streifenanbau.
Der Erfolg des Pflügens ist vom richtigen Zeitpunkt, von der dem Boden angepassten Arbeitstiefe und von der Witterung abhängig. Wird dies nicht beachtet, kann der Pflug der Bodenstruktur erhebliche Schäden zufügen. Normalerweise wird im Herbst gepflügt. Große Erdschollen können danach über den Winter durch Frostsprengung zerfallen. Wegen der Bodenorganismen und der Humusschicht soll nicht zu tief gepflügt werden. Zur Saatbettbereitung werden Felder danach mit der Egge geglättet („geeggt“).
Geschichte des Pfluges
Bereits in prähistorischer Zeit löste der Pflug an vielen Handgeräten Hacken oder Spaten sowie Grab-, Furchen- und Pflanzstöcke für die Feldarbeit ab. Die früheste Methode, den Boden aufzulockern, war der noch heute in vielen Teilen der Welt verwendete mit pflugähnlichen, durch Menschen gezogenen Geräten (Furchenstock, Ziehstock, Ziehspaten), der eine gewisse Hebelwirkung zur Folge hatte und zum Ziehen von flachen Saatrillen benutzt werden konnte. Das Auflockern des Erdreichs mit Hacke oder Dechsel erfolgte nur auf kleinen Flächen.
früher Pfluggerät
Die Entstehung des Pfluges war in der jüngeren Phase der Jungsteinzeit. Es handelt sich um einen leichten, mit symmetrischer Holz-, Bronze- oder Eisenschar ausgestatteten Hakenpflug oder Ritzpflug (ohne Streichbrett noch Räder) - nach heutiger Terminologie als „Arder“ (von schwed. årder) bezeichnet wird - bei einem einmaligen Arbeitsvorgang die Boden nur leicht aufritzte, ging man meistens dazu über, den Acker in zwei oder mehreren Richtunge zu bepflügen. Diese Art des sog. Kreuzpflügens wurde seit der Jungsteinzeit ausgeführt un hat sich stellenweise, vor allem im Mittelmeerraum, bis in die Neuzeit gehalten.
Der alte Vordere Orient und Ägypten (später auch Indien) sind vermöglich die Mutterlandschaften des Pfluges. Der Übergang vom Hack- zum Pflugbau in Ägypten mag schon während der Naqada II-Periode (3700/3600-3200 v. Chr.) stattgefunden haben. Zwei Arten sind zu unterscheiden, die einfache Umbruchpflug (sumer. apin, akk. ḫarbu, ägypt. hb.w), mit dem die Ackererde zu lockern, und die altmesopotamische Saatpflug (sumer. numun-gar, akk. epinnu) mit Saattrichter, dass eine gleichmäßige Aussaat erreicht wurde. Nach 3000 v. Chr. altsumerischen Pflüge wurden typischerweise mit Bronzescharen beschlagen; mit Eisenscharen nach 2300 v. Chr. in Assyrien und Ägypten. Noch zu Beginn des 20. Jhs. erfolgte die Pflugbau in Kleineurasien weitgehend auf diese einfache Weise.[2].
Der früheste Fund in nördliche Mitteleuropa eines Hakenfluges stammt aus „Egolzwil 3“ Kanton Luzern und datiert in die Mitte des 5. Jt. Uralte Furchenspuren wurden in Flintbek, Kreis Rendsburg-Eckernförde, Norddeutschland gefunden, sowie unter Grabanlagen und Siedlungen in den Niederlanden und Dänemark. Diese Region wurde um 4300 v. Chr. von der Trichterbecherkultur besiedelt.[3]
Der älteste in Deutschland gefundene Hakenpflug von Walle in Ostfriesland ist ca. 4000 Jahre alt. Kennzeichnend für den Hakenpflug vom Walle-Typ ist, daß Krummbaum, Sohle und Schar aus einem Stück Holz gearbeitet sind; hinzu kommt nur noch die Sterze, die in das rückwärts überstehende Sohlenende hinter dem Krummbaum gesteckt und mit Holzkeilen verfestigt ist. Solche Hakenpflüge hielten sich in Mitteleuropa bis ins späte Mittelalter, wo die mundartlichen „Erling“ ‚Hakenpflug, Arder‘ aus dem Slawischen entlehnt. Jens Lüning nimmt an, dass bereits die Linienbandkeramiker den Pflug nutzten.[4] Dafür gibt es jedoch keine Belege. Die meisten Autoren nehmen an, dass der Pflug zusammen mit Wagen in der Trichterbecherkultur/Badener Kultur in Mittel- und Nordeuropa gebräuchlich wurde.[5] Aus der Zeit der Schnurkeramik liegen weitere Pflugspuren vor.
Zunächst zogen Rinder, also Kühe oder Ochsen den Pflug. Sehr viel später kamen Esel, Kamel oder Maultiere hinzu, letztlich übernahmen dies in Mitteleuropa meist die leistungsfähigeren Pferde.
bodenwedende Pfluggerät
In den 70er Jahren des 1. Jhs. n. Chr. beschreibt Plinius der Ältere in seiner Naturgeschichte 18,172 den Räderpflug mit breiter Schar zum Wenden der Scholle als neue Erfindung der rätischen Gallier: „Vor nicht langer Zeit hat man im rätischen Gallien die Erfindung gemacht, an einer solchen Pflugschar zwei kleine Räder anzubringen; man nennt diese Art plaumoratum. Die Spitze hat die Form eines Spatens. ... Die Breite der Pflugschar wendet den Rasen um“ (Übersetzung Roderich König).
Im 4. Jhs. n. Chr. kam der Räderpflug auf, dieser konzentriert die Zugleistung des Tieres mehr auf das Aufbrechen des Bodens statt auf das Ziehen des recht schweren Gerätes. Die Verwendung von Pferden zum Pflügen wurde mit der Erfindung des Kummets besonders effektiv, denn der noch bis zum 8. Jhs. verwendete Hals- und Leibgurt beeinträchtigte die Atmung des Zugtieres und das danach gebräuchliche Stranggeschirr war nicht viel effektiver.
Eine wesentliche Verbesserung war die Eisenschar. Die Wirkungsweise des Pfluges verbesserte sich durch die Anbringung eines Streichbrettes (seit Pflüge aus Stahl gefertigt werden, Streichblech genannt), und des Messerseches enorm: Durch die Schneidwerkzeuge Schar und Sech wird der Erdstreifen herausgeschnitten und vom Streichblech gewendet. Der Bewuchs, auch ungewolltes Beikraut (sog. Unkraut), wird dadurch vergraben und es findet sich nur saubere Erde auf der Oberfläche. Bei manchen Konstruktionen findet man sogenannte Vorschneider oder Kolter.
Eisenschare (chin. guan) mit scharfer Spitze, anschließendem Mittelsteg und zwecks Reibungsverminderung leicht aufwärts geneigten Seitenflügeln zum Abstreichen der Erde gab es in China bereits seit dem 3. Jhs. v. Chr. Schon zu dieser Zeit - vor der Zeitenwende - existierten in China vier Arten von Streichbrettern, die passgenau (d. h. ohne Reibung) in die Pflugschar übergingen und den Boden unterschiedlich wendeten und aufwarfen. Weiterhin konnte man an der Konstruktion die Tiefe einstellen, in der man die Erde pflügen wollte. Das Wissen um die Bauweise wurde im alten China von offizieller Seite verbreitet.
Der im 15. Jhs. entwickelte Kehrpflug besaß ein umsetzbares Streichbrett und eine symmetrische Schar. Dadurch war es möglich, nach rechts und nach links zu pflügen. So konnte der Pflug am Ende der Furche gewendet und in die entgegengesetzte Richtung gepflügt werden.
In Europa wurden Streichbretter erst im späten Mittelalter (zunächst aus Holz) eingeführt und danach bis ins 18. Jhs. noch sehr primitiv gebaut, so dass man große Reibungsverluste hatte und mehr Zugtiere für die gleiche Arbeitsleistung benötigte. Erst im 18. Jhs. begann mit dem Rotherham Plough ein ernsthaftes Umdenken, wahrscheinlich inspiriert durch die von den Niederländern aus China mitgebrachte Pflüge. Ein Pionier auf dem Gebiet war James Small (um 1730-1793), dessen Pflüge sich in England und Schottland (aber noch nicht in Deutschland) für 150 Jahre durchsetzten.
Im Jahr 1809 wurde in der Steiermark vom Dorfschmied Pangraz Fuchs in Wagersbach der Fernitzer Pflug hergestellt. Das speziell angebaute Sech war eine Innovation zu den damals regional üblichen Pflügen. Neu war die Art der Befestung am Grindel. Den Namen Fernitzer Pflug bekam er weil Wagersbach damals zur Pfarre Fernitz gehörte. Auf Betreiben von Erzherzog Johann verbreitete sich dieser Pflug bald in der gesamten Donaumonarchie.
Zwischen 1824 und 1827 konstruierten die Brüder František (1796-1849) und Václav Veverka (1799-1849) aus Rybitví die ersten steilwendenden Sturzpflüge (Ruchaldo), deren Streichblech über eine zylindrische, schräggestellten Form verfügt, welche den gepflügten Erdstreifen um seine Querachse biegt und so bricht und krümelt.[6]
Der amerikanische Schmied John Deere erfand 1837 den ersten selbstreinigenden Stahlpflug und legte damit das Fundament für sein Unternehmen Deere & Company, das heute der größte Landmaschinenhersteller der Welt ist.
Aufbau des Pfluges
Der Pflugkörper in seiner Gesamtheit besteht aus:
- Schar: Das den Boden horizontal schneidende Messer, manchmal noch unterteilt in vorschneidenden „Meißel“ und die nachschneidende eigentliche Schar. Zwillingsschare (Doppelschar) an Kehrpflügen waren bei der früheren Zugtieranspannung sehr verbreitet.
- Streichblech:, (welches noch einmal in Riester und Streichbrett unterteilt sein kann). Das Streichblech hat eine schraubenförmige oder zylindrische Form und wendet den von der Schar geschnittenen Boden zur Seite. Oftmals ergänzt durch eine Streichschiene zur sicheren Wendung des Bodens.
- Sohle: landschatflich auch Anlage genannt, ist ein Flachstahlstreifen, welcher den vom Streichblech und Schar erzeugten Seitendruck zum ungepflügten Land hin abstützt, die wichtige Voraussetzung für die Pflugsteuerung.
- Bruststück oder Griessäule: Am Bruststück ist oben der Grindel, vorne das Streichblech und die Schar und seitlich die Sohle befestigt. Das Bruststück hält den Pflugkörper zusammen.
- Grindel: auch Rahmen, ist die Verbindung des Pflugkörpers zum Zugpunkt.
- Sterzen: nennt man die Steuergriffe bei Zugtierpflügen; an älteren Schwingpflügen sind auch einarmige Sterze zu finden.
Hat der Pflug ein schraubenförmiges Streichblech, spricht man von Schraubenkörpern, andernfalls von zylindrigen Körpern. Der schraubenförmige Körper wendet etwa 110 bis 115 Grad, der Zylinderkörper bis über 135 Grad. Die Übergänge sind heute fließend. Je zylindrischer der Körper ist, desto besser wendet und krümelt der Pflug, Schraubenkörper können hingegen schneller gefahren werden und sind leichtzügiger. Grünland wird von Schraubenkörpern sehr sauber gewendet.
Eine Sonderform ist der Streifenkörper. Hier besteht das Streichblech nicht aus nur einem, sondern aus mehreren Streifen. Streifenkörper werden auf besonders schweren, klebenden Böden sowie auf Moorböden eingesetzt. Im Vergleich zu ungeteilten Streichblechen sind dort Zugkraftersparnisse möglich.[7] Durch verschiedene Anstellwinkel in Längsrichtung der Streifen kann ein besseres Krümelergebnis erzielt werden.
Dem Hauptkörper werden vielfach nach Bedarf ein Vorarbeitswerkzeug oder eine Kombination derselben vorangestellt. Die Vorarbeitswerkzeuge unterstützen und verbessern die Arbeit des Pflugkörpers:
- Sech: Das Messersech landschaftlich auch Kolter bzw. Voreisen genannt, schneidet den zu wendenden Erdbalken vertikal vom ungepflügten Land. Die Verwendung des Seches bewirkt eine saubere Furchenwand (z. B. bei Grünlandumbruch) und schont und schützt die vordere Streichblechkante des Pflugkörpers. Neben dem am Rahmen befestigten Messersech gibt es auch das an der Sohle (Anlage) befestigte sogenannten Anlagesech.[8]
- Scheibensech: Dieses auch Rundsech genannte Vorarbeitswerkzeug hat die gleiche Aufgabe wie das messerförmige Sech, ist aber leichtzügiger. Eine runde, sich im Boden abwälzende, Blechscheibe schneidet den zu pflügenden Erdbalken vom umgepflügten Land ab.
- Vorschäler: Beim Vorschäler handelt es sich um kleinen Pflugkörper, der in halber Arbeitsbreite des Hauptkörpers die oberste Erdschicht abnimmt und seitlich an den zuvor gewendeten Erdbalken ablegt. Bei Verwendung von Vorschälern kann bei geringerer Arbeitsbreite sehr tief gepflügt werden, auch wird die Unterbringung von Beikräutern verbessert.
- Düngereinleger: Dieser ähnelt dem Vorschäler, besitzt aber eine gerundete Streichblechvorderkante und eine größere Differenz der Arbeitstiefe zwischen Scharspitze und Scharhinterkante. Der Düngereinleger wendet die oberste Erdschicht mit vor dem Pflügen verteilten Stallmist und legt diese so am zuvor gewendeten Erdbalken ab, dass sie zur Vermeidung einer Verkohlung des ausgebrachten Mistes nicht zu tief untergearbeitet wird.
Pflügen mit Zugtieren
Die von Zugtieren (Ochse, Kuh, Esel, Maultier und Pferd) gezogenen Pflüge werden unterschieden in:
- Schwingpflug, kein Rad zur Führung; der Pflug wird durch die Art der Anhängung und vom Gespannführer über die Sterzen hinsichtlich Arbeitstiefe und -breite gesteuert.
- Stelzpflug, ein Rad oder eine Gleitkufe befindet sich vor dem Schar.
- Karrenpflug, zweirädriger Karren als Führungselement vor dem Pflug.
- Rahmenpflug, bei dem die Pflugkörper nicht an einem Grindel, sondern an einem von zwei bis vier Rädern getragenen Rahmen befestigt sind.
Die Pflüge hatten ab dem Mittelalter am hinteren Ende zwei Griffe (Sterzen) um den Pflug führen und begrenzt lenken zu können. Die wesentliche Neuerung war der an dem hölzernen Gestell (Grindel) befestigte eiserne Pfugkörper mit Schar und Streichblech. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Pflugkörper noch heute als Schar bezeichnet; korrekt bezeichnet ist dies nur der bodentrennende Teil des Pflugkörpers.
Für das Hin- und Zurückpflügen in eine Richtung wurden Kehrpflüge entwickelt. Beispiele hierfür sind:
- der Doppelschar-Kehrpflug, auch Unterdrehpflug genannt; die am gleichen Streichblech gegenüber montierten Schare (Zwillingsschare) können durch Drehen des Pflugkörpers um eine waagerechte Achse in Arbeitsstellung gebracht und so die Wenderichtung geändert werden (war aufgrund der preiswerten Konstruktionsart einst eine verbreitete Zugtier-Kehrpflugart).
- der Drehpflug, bei dem die um 180 Grad versetzten spiegelbildlich ausgeführten Pflugkörper an einem drehbaren Grindel befestigt sind.
- der Kipppflug, die gegenüberliegenden Pflugteile werden bei der Rückfahrt in der gleichen Furche eingesetzt (teurere Konstruktion, aber geringerer Kraftaufwand für Wechsel der Arbeitsrichtung bei größeren Arbeitstiefen).
In landwirtschaftlichen Großbetrieben mit Pferdeanspannung wurden auch
- mehrscharige Beet- oder Kehrpflüge mit Selbststeuerung also ohne Sterzen und
- Rigolpflüge für Tiefenlockerung eingesetzt. Der Wanzleber Pflug ermöglichte das für erfolgreichen Zuckerrübenanbau notwendige Tiefpflügen.
Pflüge für Tierzug werden bis heute noch in großer Stückzahl z. B. in Indien gefertigt.
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Dreigespann pflügt in schwerem Boden
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Herbstfurche mit Doppelgespann 1949
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Karrenpflug aus dem 19. Jahrhundert
Pflügen ohne Zugtiere: Vollmechanisierung des Pflügens
Das Zeitalter des vollmechanisierten Pflügens begann in Europa ab etwa 1850 mit dem Dampfpflug. 1858 verlieh die britische Royal Agricultural Society (Königliche Landwirtschaftliche Gesellschaft) dem englischen Ingenieur John Fowler ein Preisgeld von 500 Pfund für die Entwicklung des Dampfpflugs, das sie für einen wirtschaftlichen Ersatz von Pflug oder Spaten ausgelobt hatte. Dies waren Lokomobile, die am Ende des Feldes aufgestellt wurden, um an Seilwinden den Pflug auf dem Feld hin- und herzuziehen. Die schweren Lokomobile waren nur in landwirtschaftlichen Großbetrieben wirtschaftlich einsetzbar und zum direkten Ziehen des Pfluges ungeeignet. Im zweiten und dritten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurden leichtere Traktoren mit Verbrennungsmotor entwickelt (z. B. Fordson, Bulldog oder Hanomag WD), die es ermöglichten, einen angehängten Pflug unmittelbar über den Acker zu ziehen.
Eine Vielzahl verschiedener Pflugformen entstand, die von Traktoren unterschiedlicher Leistungsklassen gezogen werden. Die Pflüge der frühen Traktoren hatten vielfach nur einen Pflugkörper, waren also "einscharig". Allerdings gab es mehrscharige Pflüge, also solche mit mehreren Körpern hintereinander, bereits für Traktormodelle der Frühzeit.[9] Drei- und mehrscharige Pflüge sind oftmals mit einer variablen Schnittbreitenverstellung ausgerüstet (Variopflug).
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Kipppflug für "Dampfpflugbetrieb"
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Historischer Moor-Kipppflug für Seilzug (Museum Cloppenburg)
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Anhänge-Beetpflug für Schlepperzug
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Variopflug
Heutige Ausführungen von Pflügen
Aufbau
An einem Stahlrahmen (Pflugrahmen oder Grindel), befinden sich einerseits Verbindungsmöglichkeiten mit einer Zugmaschine, andererseits sind Pflugschare und Seche angeschraubt. Es sind sowohl ein- jedoch mehrheitlich mehrscharige Pflüge im Einsatz. Die Schare sind in Reihe, entsprechend der jeweiligen Schnittbreite, schräg hintereinander angeordnet. Die verschiedenen Bauformen sind nachfolgend beschrieben.
Anhängungsarten
- Anhängepflug
- Pflug, der an eine Zugmaschine gekoppelt ist, aber manuell ausgehoben wird. Diese Pflugart war bis zum Aufkommen von Ackerschleppern mit Hydrauliksystemen verbreitet. Eine Sonderform war der Dampfpflug, der von einem oder zwei stationären dampfbetriebenen Lokomobilen mit Seilwinde über den Acker gezogen wurde.
- Anbaupflug
- Pflug, der fest am Schlepper angebaut wird und von diesem mittels Dreipunkthydraulik in Transport- bzw. Arbeitstellung gebracht wird. Heute meistens 2-scharig bis 8-scharig.
- Aufsattelpflug
- Pflug mit eigenem Fahrwerk (1 oder 2 Räder), das ein Teil des Pfluggewichtes trägt. Heute meist ab 6 Scharen und in der Regel in Europa bis max. 20 Scharen realisierbar.
Pflugbauart
- Beetpflug
- Pflug mit einer Reihe Scharen, der den Boden nur in eine Richtung, meist nach rechts, wendet. Größere Felder müssen deshalb in kleinere "Beete" eingeteilt werden, daher der Name Beetpflug.
- Kehrpflug
- Pflüge verschiedener Bauart mit rechts- und linkswendenden Scharen, die am Ende des Feldes die Kehrtwende und Rückfahrt in der zuletzt gezogenen Furche ermöglichen. Unterschieden werden:
- Volldrehpflug;
- Pflug mit rechts- und linksdrehenden Scharen, die sich senkrecht gegenüberstehen und durch eine Volldrehung von 180 Grad in Arbeitsstellung gebracht werden (Verbreitete Kehrpflugart).
- Winkeldrehpflug
- Pflug mit rechts und linksdrehenden Scharen, die in einem 90 Grad Winkel zueinander befestigt sind. Diese Form war vor allem in landwirtschaftlichen Kleinbetrieben verbreitet (Nur noch in Gärtnereien und kleinen Hobbylandwirtschaften vorzufinden).
- Kipppflug;
- Pflug mit rechts- und linksdrehenden Scharen, die sich in Zugrichtung gegenüberstehen und durch einen Kippvorgang in Arbeitsstellung gebracht werden (Nur noch Einzelstücke zu finden).
Pflug-Sonderformen
- Frontpflug
- Ein Pflug, der im Fronthubwerk des Traktors angebaut und somit geschoben wird. Diese Form ist in Frankreich häufiger zu finden. Meist handelt es sich dabei um 3-4 Schar Volldrehpflüge, die in Kombination mit einem im Heck des Traktors angebauten Pflug betrieben werden. Durch den ergänzenden Anbau eines Frontpfluges werden die Schlepperachsen gleichmäßiger belastet, es verschlechtert sich aber die Lenkbarkeit des Traktors während der Pflugarbeit.[10]
- Hackpflug
- Der Hackpflug verfügt in der Regel über eine zentrale Gänsefußschar sowie 2 oder 4 weitere Schare die auch Winkelschare sein können. Mit diesem Gerät wird zwischen Pflanzenreihen der Boden gelockert und mechanische Unkrautbekämpfung durchgeführt.
- Häufelpflug (Häufler)
- Beim Häufelpflug befindet sich am Pflugkörper ein symmetrisches, mit seiner Spitze in die Erde eindringendes Schar sowie je ein links und rechts wendendes Streichblech. Hiermit erzeugt man Furchen, zwischen denen die aufgeworfene Erde Dämme bildet, wie sie zum Beispiel im Kartoffel- und Spargelanbau benötigt werden. Die Streichbleche der Häufelpflüge sind teilweise zur Änderung der Dammgröße verstellbar ausgeführt.
- Grabenpflug
- Ähnlich dem Häufelpflug verfügt auch der Grabenpflug, mit dem sich etwa 50 cm breite Gräben beispielsweise als Pflanzgraben für Spargel ziehen lassen, über ein keilförmiges Schar und zwei nebeneinander angeordnete Streichbleche.[11]
- Kartoffelrodepflug
- Der Kartoffelrodepflug wird zum Roden von Kartoffeln verwendet. Ähnlich dem Häufelpflug verfügt auch der Rodepflug über ein symmetrisches Schar. Das Schar unterfährt den zu rodenden Kartoffeldamm und lockert ihn auf. Anstelle von Streichblechen folgt auf das Schar ein schräg ansteigender Rost aus runden Stahlstäben, der die gelockerte Erde so absieben soll, dass die Kartoffeln zum einfacheren Aufsammeln von Hand möglichst nahe an der Oberfläche zu liegen kommen. Die technische Weiterentwicklung mit Rodeschar und Schleuderrad ist der Kartoffelroder.
- Kreiselpflug
- Pflug, bei welchem das Streichblech als senkrecht kreisender Zylinder ausgebildet ist, welcher über einen Riemenantrieb von der Zapfwelle des Schleppers angetrieben wird. Ziel dieser Konstruktion der Firma Raussendorf war die höhere Flächenleistung durch Verminderung des Schlupfs an den Schlepperrädern. (Pflugform-Beispiele finden sich nur noch vereinzelt).[12]
- Schälpflug
- leichter Pflug mit kleinen Scharen und einer Arbeitstiefe von 5 bis 10 cm. Das Ziel: Pflanzenreste nach der Ernte durch geringe Bodenbedeckung einer schnellen Rotte zuzuführen und gleichzeitig ein einfaches Saatbett für Zwischenfrüchte herzustellen. (Heute weitgehend durch rotierende Ackergeräte ersetzt).
- Scheibenpflug
- Pflug aus schräg hintereinander angebrachten tellerförmigen Stahlscheiben. Der schwierige Zugkraftverlauf dieses Pfluges (schräg zur Fahrtrichtung) lässt nur flache Furchen bzw. den Einsatz zur Stoppelbearbeitung zu. Die Zugkraftproblematik wurde durch gegenläufige Teller bei der Scheibenegge gelöst. Höhere Flächenleistung und bessere Bodendurchmischung als Schälpflug bedeuten aber ungünstigeres Saatbett für die Stoppelsaat. (Scheibenpflüge haben nur noch historische Bedeutung; die Scheibenegge zur Stoppelbearbeitung wurde weitgehend durch rotierende Maschinen bzw. Werkzeuge an Sämaschinen (Drillsaat, Direktsaat) verdrängt.
- Schichtenpflug
- Pflug mit übereinander angebrachten Scharen, wobei das obere Schar den Boden flach wendet (bis ca 15 cm) und das untere „Lockerungsschar“ den Boden auflockert, aber nicht wendet (ab 15 cm bis 30cm tiefe).[13] Dieser Pflug zur Untergrundlockerung kann sowohl nach Fahrspurschäden als auch bei Pflugsohlenverdichtungen eingesetzt werden.
- Schwenkpflug
- Pflug mit symmetrischen Pflugkörpern, bei dem der Wechsel der Wenderichtung nach rechts bzw. links durch Schwenken des Rahmens um eine vertikale Achse erfolgt. Der Schwenkpflug ist aufgrund der einfachen Bauart kostengünstiger herzustellen als ein Drehpflug; die Qualität der Pflugarbeit ist allerdings abhängig vom Bodenzustand, überhaupt lassen sich tonige, feuchte Böden mit dem Schwenkpflug nicht bearbeiten.[14]
- Tiefpflug
- Pflug mit Schar und übergroßen Streichblechen zur Moorkultivierung, auch Rigolpflug, Rajolpflug oder Tiefgangpflug genannt, siehe Tiefpflügen.
Hersteller
Hersteller pferdegezogener Pflüge:
Helwig, Eberhardt, Landsberg, Rud. Sack, Ventzki, Printz, Hildebrand
aktuelle und ehemalige Hersteller:
Eberhardt, Eicher, Kuhn, Landsberg, Niemeyer Agrartechnik, Rabe Agri, Pöttinger Landtechnik, Vogel & Noot Landmaschinen, Kverneland, Frost, Gassner, Regent, Lemken Landmaschinen
Heraldik
Auch in der Heraldik hat der Pflug Einzug gehalten. Stark stilisiert ist er als Zeichen einer bedeutenden Landwirtschaft eine gemeine Figur im Wappen. Auch nur eine Pflugschar wird gern genommen.
Pflugwettbewerbe
Während regionales Wettpflügen mit Zugtieren bereits seit 1855 dokumentiert ist,[15] werden erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts regelmäßig Landes-, Bundes-, Europa- und Weltmeisterschaften im Pflügen mit Traktoren durchgeführt.[16] Die 58. Weltmeisterschaft fand 2011 in Schweden statt.[17] Junge Landwirte treten in verschiedenen Altersklassen und Pflugkategorien zum Leistungspflügen gegeneinander an. Die Regeln sind international festgelegt und werden von allen teilnehmenden Länder-Organisationen anerkannt; die Pflüger sind auf sich alleine gestellt, Hilfe und Ratschläge durch andere Personen sind nicht zulässig. Vom Schiedsgericht werden vor allem die Geradlinigkeit der Furchen, deren konstante Tiefe, das gleichmäßige Erscheinungsbild des gepflügten Feldes und die zügige Arbeit beurteilt. An die Weltmeisterschaft in Österreich (1964) erinnert ein Denkmal in Haringsee.[18]
Siehe auch
Literatur
- Ulrich Bentzien: Haken und Pflug. Berlin 1969.
- Max Eyth: Hinter Pflug und Schraubstock, DVA München 1987; ISBN 978-3-421-06303-8
- Klaus Krombholz, Hasso Bertram und Hermann Wandel: 100 Jahre Landtechnik - von Handarbeit zu High-Tech in Deutschland. DLG-Verlag, 2009; ISBN 978-3-7690-0737-4
- Horst W. Löbert: Aus der Geschichte des Pfluges. Landwirtschaftsmuseum Lüneburger Heide Nr.5, Uelzen 1993.
- Jens Lüning: Steinzeitliche Bauern in Deutschland Die Landwirtschaft im Neolithikum. Bonn 2000
- Manfred G. Raupp: Was der Großvater schon wusste: Staffort und Lörrach 2005
- Prof. Dr.-Ing. habil. Paul Schweigmann, Die Landmaschinen und ihre Instandhaltung, Gießen 1955
- Gustav Fischer, Landmaschinenkunde, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1928
- Michael Koch: Traditionelles Arbeiten mit Pferden in Feld und Wald, 1. Auflage, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1998, ISBN 3-8001-7383-2
Einzelnachweise
- ↑ Merkblatt zur Bekämpfung von Feldmäusen der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft von Juli 2012,[1] (PDF; 107 kB) PRESSEMELDUNG des deutschen Bauernverbandes vom 12. Juli 2012,Feldmäuseplage in Thüringen und Sachsen-Anhalt,Bauern fehlen Möglichkeiten der Bekämpfung[2]
- ↑ Karl Kaser, Balkan und Naher Osten: Einführung in eine gemeinsame Geschichte, 138.
- ↑ http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/Veroeffentlichungen/Jahrbuecher/J01_2_Zilch_Flintbek.pdf Das Hügelgräberfeld von Flintbek
- ↑ Jens Lüning, Bandkeramische Pflüge? Fundberichte Hessen 19-20, 1979-1980, 55-68
- ↑ Peter Bogucki, Animal traction and household economies in Neolithic Europe. Antiquity 67 (Nr. 256), 1993, 492–503
- ↑ Paul Schweigmann, Die Landmaschinen und ihre Instandhaltung, Gießen 1955, Seite 18 f
- ↑ Horst Eichhorn, Landtechnik, 7. Auflage, Ulmer, Stuttgart, 1952, 1999, ISBN 3-8001-1086-5, S. 156
- ↑ vgl. Horst Eichhorn, Landtechnik, 7. Auflage, Ulmer, Stuttgart, 1952, 1999, ISBN 3-8001-1086-5, S. 163
- ↑ siehe z. B. Fischer, Landmaschinenkunde, Verlag Ulmer, Stuttgart 1928, Abb. 256 (Zweischarpflug für Hanomag WD der Firma Sack), Prospekt der Firma Printz, Kettwig (Ruhr) (ebenfalls Zweischarpflug für Hanomag WD), einsehbar im Firmenschriftenarchiv des Deutschen Museums, München
- ↑ Mattig / Eggert, Aschendorffs Traktorenbuch, Aschendorff, Münster, 2000, ISBN 3-402-05261-X, S. 81
- ↑ Ulrich Sachweh (Herausgeber): Der Gärtner, Band 3, Baumschule, Obstbau, Samenbau, Gemüsebau. 2. Auflage, Ulmer, Stuttgart 1986/1989, ISBN 3-8001-1148-9, S. 13
- ↑ Beispiel für einen Kreiselpflug
- ↑ Kraftstoffverbrauch beim Zweischichtenpflug, PDF der Uni für Bodenkultur in Wien
- ↑ Horst Eichhorn, Landtechnik, 7. Auflage, Ulmer, Stuttgart, 1952, 1999, ISBN 3-8001-1086-5, S. 158
- ↑ Wettpflügen mit Zugtieren in Böhmen 1855
- ↑ Leistungspflügen in Deutschland; Deutscher Pflügerrat
- ↑ Weltmeisterschaft im Pflügen 2011
- ↑ Chronik Fuchsenbigl mit Denkmal der Weltmeisterschaft im Pflügen