Deutsches Architekturmuseum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Architekturmuseum Frankfurt)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) ist ein Architekturzentrum am Museumsufer in Frankfurt am Main. Es ist eines von mehreren Museen in Deutschland, die sich ausschließlich dem Thema Architektur widmen, neben etwa dem Architekturmuseum der Technischen Universität München in der Pinakothek der Moderne, dem Karlsruher Südwestdeutschen Architekturarchiv und dem Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin. Es steht in der Tradition der akademischen Vorbildsammlungen des 19. Jahrhunderts.

Deutsches Architekturmuseum
Logo des Deutschen Architekturmuseums
Logo des Deutschen Architekturmuseums


Deutsches Architekturmuseum, Front zum Schaumainkai, Juni 2013
Daten
Ort Frankfurt am Main
Art
Architekt Oswald Mathias Ungers (Umbau)
Leitung
Peter Cachola Schmal[1]
Website
ISIL DE-MUS-241810

Für das Museum wurde eine 1912[2] erbaute neoklassizistische Doppelhaus-Villa im Stadtteil Sachsenhausen-Nord innerhalb von fünf Jahren von 1979 bis 1984[3] grundlegend umgebaut, umgestaltet und umgenutzt. Im Inneren des Hauses wurde nach der Entkernung eine weiße Stahlbeton-Konstruktion eingestellt, ein Haus-im-Haus. Das Haus wurde 1984 eingeweiht. Auf dem einstigen Gartengelände entstand als Anbau eine eingeschossige Ausstellungshalle, zum Main hin wurde eine Eingangszone vor das Haus gestellt, die erheblich den historischen Eindruck der Villa verändert. Dieser Bau ist nicht nur ein Haus für die Architektur, sondern auch eines über die Architektur, so der Architekt Oswald Mathias Ungers, der auch das Pergamonmuseum umbauen sollte. Das DAM wurde kurz nach seiner Eröffnung bereits unter Denkmalschutz gestellt, und beim neuesten Umbau 2011 entsprechend sorgfältig bearbeitet.

Das DAM ist seit dem 27. September 2021 geschlossen; es wird saniert und umgebaut. Ausstellungen und Veranstaltungen finden seitdem im Interimsquartier DAM Ostend statt. FAZ-Redakteur Matthias Alexander schrieb 2022: Der Architekturideologe Oswald Mathias Ungers hat eine wilhelminische Prachtvilla am Mainufer Anfang der Achtzigerjahre entkernt, um ihr ein Haus im Haus zu implantieren. Die Folgen seiner gewalttätigen Idee baden Museumsmacher und Besucher bis heute aus: Die engen Räume sind für Ausstellungen ungeeignet, kein Weg ist intuitiv zu finden, und im Auditorium versperren Stützen den Blick aufs Podium.[4]

Das DAM ist Bestandteil der Frankfurter Museumsmeile entlang des Sachsenhauser Mainufers, das noch zu Zeiten der finanzstarken Bankenstadttradition unter Kulturdezernent Hilmar Hoffmann geplant und eingerichtet wurde. Für die Konzeption war der Kunst- und Architekturhistoriker Heinrich Klotz aus Marburg verantwortlich, der auch erster Direktor des Museums wurde.

In den 1990er-Jahren begann ein Rückgang der Besucherzahlen. Drastische Kürzungen der Mittel und die Diskussion einer Schließung beziehungsweise Verlegung nach Berlin schienen zeitweise das Ende des DAM zu bedeuten.

Auditorium; Architekt O.M. Ungers, Juni 2008

Im Jahre 2001 wurde das DAM renoviert und neu eröffnet. Nicht nur das Gebäude wurde generalüberholt, man setzte sich auch neue Aufgaben und Ziele. Es sollte auch Ausstellungen zeitgenössischer Architekten geben, die Informationen und Inszenierungen sollten für Fachleute und Laien gleich verständlich sein, der Erlebnis- und Unterhaltungscharakter sollte verstärkt werden und das Haus sollte zu einem Treffpunkt für Industrie, Wirtschaft und Architekten werden.

Unter der Leitung von Ingeborg Flagge konnte das Museum seine Besuchs-Frequenz mehr als verdreifachen. Seit 1. April 2006 hat Peter Cachola Schmal die Leitung des Museums inne.

Heute definiert sich das DAM nicht nur als Museum, sondern auch als Ausstellungshalle. Es lebt nicht nur von einer Dauersammlung, sondern von immer neuen Ausstellungen. „Als Museum muss es seine bisherige Tradition des Sammelns und Ankaufens auch in Zukunft fortführen, aber die klassischen Formen und überlieferten Inhalte müssen in einer zeitgemäßen Art präsentiert werden, so dass sie für heutige und zukünftige Generationen Bedeutung erhalten.“ sagt die Museumsleitung. Das DAM will seine Ausstellungen attraktiver und sinnlicher als bisher inszenieren. Nicht nur das architektonische Endergebnis wird ausgestellt, sondern der Weg dorthin.

Die wichtigste Aufgabe für das DAM ist die Bewältigung des Spagats zwischen Architektur als ästhetischer Baukunst für wenige und Architektur als Thema für viele. Die ästhetische Dominanz klassischer Kultureliten hat heute vielleicht noch nicht völlig ausgedient, ist aber nicht mehr der einzige kulturelle Maßstab. Die heutige Kunst- und Kulturvermittlung muss auch unter dem Aspekt des Erlebnis- und Unterhaltungswertes gesehen werden.

Das DAM ist ein Frankfurter Museum, das seit seiner Gründung bis heute internationale Architekturausstellungen gemacht hat. Dennoch leisten weder der Bund noch das Land Hessen finanzielle Zuschüsse. Die Stadt Frankfurt finanziert die Häuser (Museum und Archiv), das Personal und die Betriebskosten und einen Etat, der etwa ein Drittel der Kosten ausmacht. Alle Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen aber müssen über Sponsoren mitfinanziert werden.

Ausstellungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Deutsche Architekturmuseum zeigt jährlich mehrere Ausstellungen (Auswahl):

  • 2009/2010: Fernsehtürme. 8.559 Meter Politik und Architektur.
  • 2012: Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie,[6]
  • 2013: Nove Novos – Neun Neue. Emerging Architects from Brazil.
  • 2013: Bollinger + Grohmann. Hinter den Kulissen.[7]
  • 2014/2015: Himmelstürmend. Hochhausstadt Frankfurt. Katalog.[8]
  • 2014/2015: Suomi Seven[9]
  • 2015: Design für die sowjetische Raumfahrt – Die Architektin Galina Balaschowa[10]
  • 2015: Coop Himmelb(l)au: Frankfurt Lyon Dalian.[11]
  • 2015: Tropicality Revisited. Neue Ansätze indonesischer Architekten.
  • 2016: Between the sun and the moon – Studio Mumbai. Die Wiederentdeckung des indischen Handwerks (eine Ausstellung des arc en rêve centre d’architecture Bordeaux)
  • 2016: Zukunft von gestern: Visionäre Entwürfe von Future Systems und Archigram
  • 2017: Making Heimat. Germany Arrival Country[12] (Beitrag des Deutschen Pavillon auf der 15. Internationalen Architekturausstellung 2016 – La Biennale di Venezia).
  • 2017/18: Frau Architekt – Seit mehr als 100 Jahren: Frauen im Architektenberuf.[13]
  • 2017/18: SOS Brutalismus. Rettet die Betonmonster!
  • 2018: Große Oper – viel Theater? Bühnenbauten im europäischen Vergleich
  • 2019: Bengal Stream. Die vibrierende Architekturszene von Bangladesch
  • 2019/20: Paulskirche – Ein Denkmal unter Druck
  • 2021: Einfach grün. Greening the city, Kuratoren: Hilde Strobl und Rudi Scheuermann.[14]
  • 2022: zu Gast im Freilichtmuseum Hessenpark in Neu Anspach: Schön hier. Architektur auf dem Land[15]
  • Mai/Juli 2023: Europäischer Architekturfotografie-Preis architekturbild 2023[16]

Folgende Preise werden vom DAM oder unter Mitwirkung vom DAM vergeben:

Deutsches Architektur Jahrbuch

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1980 ist das DAM Herausgeber des jährlich erscheinenden Buches Deutsches Architektur Jahrbuch, in dem eine wechselnde Jury eine Auswahl herausragender Werke der Architektur des Vorjahres vorstellt. Seit 2007 wird in diesem Kontext zudem der DAM Preis für Architektur verliehen. Parallel zu dem Jahrbuch zeigt das Architekturmuseum eine Ausstellung, in der die ausgewählten Gebäude vorgestellt werden.

Commons: Deutsches Architekturmuseum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Team | DAM Online. Abgerufen am 14. November 2022 (deutsch).
  2. Umbau / Neugestaltung Deutsches Architektur Museum Ffm. In: bkarchitekten.com. Abgerufen am 10. Juni 2023.
  3. Gründungsgeschichte. In: dam-online.de. Abgerufen am 10. Juni 2023.
  4. Matthias Alexander: Jetzt reißt doch nicht dauernd alles ab! faz.net vom 17. Oktober 2022 / FAZ
  5. Team | DAM Online. Abgerufen am 14. November 2022 (deutsch).
  6. Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie. www.dam-online.de, abgerufen am 9. Februar 2019.
  7. Die Hintermänner in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 16. Juni 2013, Seite R5.
  8. Sind alle Träume für immer zerstoben? in FAZ vom 13. November 2014, Seite 14.
  9. Erben einer menschlichen Moderne in FAZ vom 26. September 2014, Seite 42.
  10. Raumfahrt-Design im DAM Frankfurt – Schöner Wohnen im All, Rezension im Deutschlandradio Kultur vom 26. Juni 2015.
  11. Träumend, feurig und brutal in FAZ vom 5. Mai 2015, Seite 24.
  12. Making Heimat. Germany, Arrival Country. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Februar 2018; abgerufen am 2. März 2017.
  13. Genossinnen machten eher Karriere in FAZ vom 16. Oktober 2017, Seite 9.
  14. Einfach Grün. Greening the city. dam-online.de, abgerufen am 7. Februar 2021.
  15. Schön hier: Architektur auf dem Land. Deutsches Architekturmuseum, abgerufen am 29. März 2022.
  16. ARCHITEKTURBILD: EUROPÄISCHER ARCHITEKTURFOTOGRAFIE-PREIS 2023 | DAM Online. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 14. Januar 2023 (deutsch).@1@2Vorlage:Toter Link/dam-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  17. DAM-Preis - Home. Abgerufen am 14. November 2022.
  18. Internationaler Hochhaus Preis. Abgerufen am 14. November 2022.
  19. Architekturpreise | DAM Online. Abgerufen am 14. November 2022 (deutsch).
  20. EUMiesAward. Abgerufen am 14. November 2022.
  21. Home. Abgerufen am 14. November 2022 (amerikanisches Englisch).
  22. Häuser des Jahres. Abgerufen am 14. November 2022 (deutsch).
  23. Architecture + Technology Award 2003/2006. In: schrader-architekt.de. Ingo Schrader, abgerufen am 3. Juni 2024.
  24. Architecture + Technology Award 2003. In: dam-online.de. DAM, abgerufen am 3. Juni 2024.
  25. Architecture + Technology Award 2006. Europäischer Preis für Architektur und Technik. In: dam-online.de. DAM, abgerufen am 3. Juni 2024.

Koordinaten: 50° 6′ 17″ N, 8° 40′ 38″ O