Karl-Heinz Rummenigge

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Karl-Heinz Rummenigge
Karl-Heinz Rummenigge 2008
Personalia
Geburtstag 25. September 1955
Geburtsort LippstadtDeutschland
Größe 182 cm
Position Sturm

Karl-Heinz „Kalle“ Rummenigge (* 25. September 1955 in Lippstadt, NRW) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler auf der Position des Stürmers, der während seiner aktiven Karriere unter anderem für den FC Bayern München und Inter Mailand spielte.

In den 1980er Jahren galt Rummenigge als einer der besten Stürmer der Welt und führte die deutsche Nationalmannschaft als Kapitän in die WM-Finals von 1982 und 1986. Mit 162 Toren in 310 Bundesliga-Spielen nimmt er derzeit den zehnten Rang in der Ewigen Torschützenliste ein. Seit 2002 ist er Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG.

Jugend

Rummenigges Vater war bei Borussia Lippstadt aktiv und übertrug seine Fußballbegeisterung auf seine Söhne Wolfgang, Karl-Heinz und Michael. So traten Karl-Heinz und Michael der Borussia bei und wurden in der Jugendabteilung fußballerisch gefördert. In einem C-Jugendspiel fiel Karl-Heinz Rummenigge erstmals auf, als er beim 32:0-Erfolg 16 Tore erzielte. Obwohl er schon früh als großes Talent galt, schaffte er nicht den Sprung in eine nationale Jugendauswahl, sondern lediglich in die Westfalenelf.

Karriere im Verein

1974 erhielt Rummenigge ein Angebot des amtierenden deutschen Meisters FC Bayern München. Der 19-jährige brach eine Lehre zum Bankkaufmann ab und wechselte für ein Monatsgehalt von 400 DM von Lippstadt zu den Bayern. Deren unumschränkter Star Franz Beckenbauer hatte wenig für den Neueinkauf übrig und kommentierte kurz und knapp: „Das wird nie einer.“ Doch der schüchterne Stürmer, häufig als „Rotbäckchen“ verspottet, setzte sich durch. In seiner ersten Saison absolvierte er 21 Bundesliga-Spiele und traf dabei fünfmal, belegte aber mit seinem Verein nur einen enttäuschenden 10. Platz. 1975 gewannen die Bayern den Europapokal der Landesmeister, allerdings wurde Rummenigge nicht eingesetzt. Doch schon in der Folgesaison erspielte er sich einen Stammplatz in der Offensive der Münchener und verteidigte mit ihnen 1976 den Titel im Europapokal der Landesmeister durch einen 1:0-Sieg über den AS St. Etienne. Anschließend besiegte Bayern Cruzeiro Belo Horizonte im Finale um den Weltpokal, Rummenigges dritter Titel im Bayern-Dress.

Rummenigge war von nun an aus der Bayern-Mannschaft nicht mehr wegzudenken und unterstützte Stürmer Gerd Müller beim Toreschießen. Ende der 1970er Jahre verließen mit Sepp Maier, Franz Beckenbauer und Gerd Müller die großen Stars die Mannschaft und hinterließen eine große Lücke beim FC Bayern. Rummenigge entwickelte sich jedoch fußballerisch und als Persönlichkeit weiter und schwang sich zum Führungsspieler auf. Die Bayern holten Paul Breitner zurück, der sich mit Rummenigge auf dem Feld blind verstand und den Außenstürmer Rummenigge mit langen Pässen geschickt in Szene setzen konnte. 1980 gewannen die Bayern erstmals nach sechs Jahren wieder die Deutsche Meisterschaft, wobei Rummenigge mit 26 Toren Torschützenkönig wurde und damit einen erheblichen Anteil am Titelgewinn hatte. Nach dieser überragenden Spielzeit wurde er zu Deutschlands und sogar Europas Fußballer des Jahres gewählt. 1981 verteidigten die Bayern den Titel, mit 29 Saison-Treffern setzte Rummenigge seine persönliche Bestmarke und wurde wieder Torschützenkönig. Auf dem Zenit seines Könnens wurde er nochmals zu Europas Fußballer des Jahres gekürt und galt Anfang der 80er Jahre als einer der besten Stürmer der Welt. 1982 sollte auch international wieder ein Titel her, doch im Finale des Europapokals der Landesmeister unterlag Bayern gegen den englischen Vertreter Aston Villa mit 0:1. In diesem Spiel machte Rummenigge eine unglückliche Figur, da er eine Vielzahl von hochkarätigen Chancen ausließ. Auf nationaler Ebene folgten mit zwei Siegen im DFB-Pokal 1982 und 1984 weitere Titel und Rummenigge sicherte sich mit 26 Toren zum drittenmal die Torjäger-Kanone.

Von 1981 bis 1984 spielte er bei den Bayern gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Michael Rummenigge.

Mit 162 Toren in 310 Bundesliga-Spielen (Quote: 0,52 Tore pro Spiel) ist Rummenigge Zehnter der Ewigen Torschützenliste der Bundesliga und erzielte nach Gerd Müller die zweitmeisten Tore für den FC Bayern. In 64 EC-Spielen gelangen ihm 30 Tore für seine Mannschaft.

1984 gab Rummenigge seinen Wechsel zum italienischen Traditionsclub Inter Mailand bekannt, die für ihn ca. zehn bis elf Millionen Mark Ablöse überwiesen. Dies war damals die zweithöchste Ablösesumme weltweit, die nur von dem Transfer von Diego Maradona, der im selben Jahr für 24 Millionen DM vom FC Barcelona zum SSC Neapel gewechselt war, übertroffen wurde. Die Erwartungen an den Stürmerstar in Italien waren nicht zuletzt wegen der enormen Ablösesumme hoch, er sollte die Mannschaft wieder zur Meisterschaft führen. Doch Rummenigge konnte nicht mehr seine absolute Höchstleistung bringen, da seine Zeit in der Serie A von vielen Verletzungen geprägt war. Mit Inter konnte er keine Titel mehr erringen.

Nach drei Jahren in Italien schloss er sich 1987 Servette FC Genf in der Schweiz an. Hier ließ er seine große und erfolgreiche Karriere ausklingen und wurde 1989 mit 29 Toren sogar noch einmal Torschützenkönig der Nationalliga A. Im Alter von 33 Jahren beendete er seine Karriere im Sommer 1989.

Karriere in der Nationalmannschaft

Am 2. September 1975 spielte Rummenigge erstmals im Trikot der Nationalmannschaft; mit der B-Auswahl gewann er in Augsburg mit 2:0 über die von Österreich. Am 6. Oktober 1976 debütierte Rummenigge in der A-Nationalmannschaft beim 2:0-Sieg über Wales. Zwei Jahre später nominierte Bundestrainer Helmut Schön den jungen Außenstürmer für die WM 1978 in Argentinien. Beim Eröffnungsspiel musste „Kalle“ dem Schalker Rüdiger Abramczik den Vortritt lassen. Doch durch eine Gala-Vorstellung im zweiten Spiel gegen Mexiko, wo er zwei Tore erzielte, spielte er sich in die Stammformation. Ein drittes Tor gelang ihm noch im Spiel gegen Österreich, das später als „Schmach von Cordoba“ in die Fußballgeschichte eingehen sollte, da Deutschland durch eine 2:3-Niederlage aus dem Turnier ausschied.

1980 wurde er mit der Nationalmannschaft in Italien Europameister. Ihm gelang dabei ein Tor und bereitete im Finale mit einem Eckball den Siegtreffer zum 2:1 von Sturmpartner Horst Hrubesch mustergültig vor. In diesem Turnier wurde er zum besten Spieler des gesamten Turniers gewählt. Nach diesem persönlichem Erfolgsjahr, er war zuvor bereits Deutscher Meister und Torschützenkönig geworden  (s.o.), meldete er auch in der Nationalelf Ansprüche als Führungsspieler an. Schließlich wurde ihm 1981 von Schöns Nachfolger Jupp Derwall das Kapitänsamt übertragen.

Bei der WM-Endrunde 1982 in Spanien spielte der neue Kapitän ein starkes Turnier und erzielte fünf Tore (darunter ein Hattrick im Vorrundenspiel gegen Chile beim 4:1-Sieg). Legendär wurde der entsetzte Aufruf von Frankreichs Staatspräsident Francois Mitterrand, als im Halbfinale Deutschland gegen Frankreich („Nacht von Sevilla“) der angeschlagene Rummenigge in der Verlängerung nach einem 1:3-Rückstand eingewechselt wurde: „Mon dieu, Rümmenisch!“ Rummenigge schoss den Anschlusstreffer zum 2:3 und leitete damit die Wende in einem dramatischem Spiel ein, welches schließlich im Elfmeterschießen gewonnen wurde. Das anschließende Finale gegen Italien verlief dann jedoch insgesamt enttäuschend: Rummenigge musste nach 70 Minuten verletzt ausgewechselt werden und Italien besiegte Deutschland überlegen mit 3:1. Rummenigge wurde zum drittbesten Spieler des Turniers gewählt.

Seine dritte WM bestritt er 1986 in Mexiko. Rummenigge war allerdings von Anfang an durch Verletzungen gehandicapt, reiste nicht in Topform zur Endrunde und bestritt lediglich zwei Partien über die volle Distanz. Deutschland erreichte wieder das Endspiel: Rummenigge erzielte in der 74. Minute das wichtige 1:2 gegen Argentinien, doch am Ende siegten die Südamerikaner um ihren Star Diego Maradona mit 3:2. Nach dem Finale und seiner zweiten Vize-Weltmeisterschaft legte er das Kapitänsamt nieder und beendete seine Karriere im DFB-Trikot nach 95 Länderspielen (45 Tore).

Rummenigge war 51mal Spielführer der DFB-Elf und vom 29. Juni 1986 bis zum 18. Dezember 1993 Rekordspielführer, ehe er von Lothar Matthäus überboten wurde. Danach lag er bis zum 10. September 2009 auf dem zweiten Platz und wurde dann von Michael Ballack übertroffen, der an diesem Tag gleichzeitig in der Zahl der Länderspiele mit ihm gleichzog. Mit seinen 45 Toren liegt er derzeit auf dem fünften Platz der Rangliste der Nationalmannschaft.

Erfolge

Nationalmannschaft

Verein

Auszeichnungen

Karriere als Funktionär und Kommentator

Rummenigge fungierte von 1990 bis 1994 für die ARD als Co-Kommentator von Länderspielen. Zudem startete er 1990 die Kampagne Keine Macht den Drogen.

Nach der Entlassung von Jupp Heynckes im Herbst 1991 beschloss der damalige Präsident des FC Bayern, Fritz Scherer, die ehemaligen Spieler Rummenigge und Beckenbauer als Vizepräsidenten in den Klub zurückzuholen. Auf der Generalversammlung am 25. November 1991 wurde dieser Schritt auch formell vollzogen. Rummenigge war fortan bis 2002 Vizepräsident des FC Bayern. Am 14. Februar 2002 wurde er schließlich im Zuge der Umwandlung der Fußballabteilung des FC Bayern München in eine AG zum Vorstandsvorsitzenden gewählt.

Rummenigge übernahm am 21. Januar 2008 die Funktion des ersten Vorsitzenden der European Club Association (ECA).

Familie

Rummenigge ist verheiratet und hat fünf Kinder. Seine Brüder Michael und Wolfgang waren ebenfalls Profifußballer. Sein Neffe Marco (* 1988) spielt aktuell beim SV Waldhof Mannheim und ist deutscher U-19-Nationalspieler.

Musik

Nach einem 2:1-Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft am 13. Oktober 1982 in Wembley gegen England wurde der zweifache Torschütze Rummenigge von dem Popduo Alan & Denise (Rummenigge, what a man) besungen.

Auszeichnungen

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Torschütze des Monats
VorgängerAmtNachfolger
Kevin KeeganEuropas Fußballer des Jahres
1980, 1981
Paolo Rossi
Berti VogtsDeutschlands Fußballer des Jahres
1980
Paul Breitner
Søren LerbyTorschützenkönig des Europapokals der Landesmeister
Saison 1980/81 (mit Graeme Souness, Terry McDermott)
Dieter Hoeneß