Psychogerontologie

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Definition

Die Psychogerontologie befasst sich mit der psychischen Entwicklung des Menschen im höheren Lebensalter.

Entwicklungen

Es handelt sich dabei um ein relativ junges Gebiet der Entwicklungspsychologie. Lange Zeit ging man von einer nach Kindheit und Jugend abgeschlossenen Entwicklung des Menschen aus. Erst in den letzten Jahrzehnten richtete die psychologische Forschung ihr Augenmerk verstärkt auf die Entwicklung im Erwachsenenalter.

"Die beste Altersvorsorge ist ein aktives Leben als mittelalter Mensch", sagt Prof. Ulman Lindenberger vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin.

Wie Untersuchungen zeigten, lassen bei Menschen mit einem großen sozialen Netzwerk die Hirnleistungen im Alter weniger stark nach. Soziale Aktivitäten könnten den altersbedingten Rückgang der Intelligenz und auch der Bewegungssteuerung aufhalten.

Die konkrete Folge: geistig fitte Alte leben länger selbstständig und stürzen weniger häufig.

Für welche Art des Miteinanders man sich entscheidet ist Lindenberger zufolge völlig egal: Einmal in der Woche Skat zu spielen oder sich in gemeinnützigen Organisationen zu engagieren, fördere die Leistungsfähigkeit des Hirns gleichermaßen. Ein großer Freundeskreis sei nicht notwendig, um das Hirn auf Trab zu halten: "Entscheidend ist die Zahl der Interaktionen", sagt Lindenberger. Tägliche Diskussionen mit derselben Freundin seien genauso wertvoll wie Spieleabende mit wechselnder Besetzung.


Die Forschung zur spezifischen Befindlichkeit von Menschen im Seniorenalter gewinnt mit dem zunehmenden Älterwerden der Bevölkerung (sprich: Demographie) in den Industrienationen zunehmend an Bedeutung.


Zitat Irene Steiner:

"Autonomie findet jedoch ungleich grössere Beschränkungen als in der Jugend:

  • Die mächtigen Sedimente eines bereits langen Lebens. Persönlichkeit kann hier geradezu

Karrikatur von Selbstbestimmung werden, wenn Kontinuität der Lebensgeschichte das wichtigste Postulat bleibt.

  • Die Kontrolle durch Familie .

Quelle

Autonomie als Merkmal von Altenbildung, Irene Steiner (PDF-Datei)


Zitat Prof. Dr. Erwin Haeberle:

"Entscheidend ist, daß Menschen mit fortschreitendem Alter fähig werden, ihre ganz persönlichen und auch die allgemein gesellschaftlichen Skriptierungen zu erkennen und kritisch zu überprüfen. Es gilt, sich auch von stereotypischen Vorstellungen über sich selbst frei zu machen. Die so gewonnene Freiheit im Umgang mit sich selbst und anderen kann zur Quelle neuen Glücks werden.

In diesem Sinne würde eine Altersweisheit auch bei den Jüngeren Gehör finden, die ja in ihrer eigenen Auseinandersetzung mit erkannten und unerkannten sexuellen Skripten echte Hilfe gerne annehmen würden. Grundbedingung ist aber, daß hier erfolgreiche Lebenserfahrung spricht, die wirklich helfen will. Was nicht überzeugen kann, wird in dem alten Volksreim beschrieben:

Der David und der Salomo, das waren arge Sünder. Sie hatten schöne Weiber lieb und zeugten viele Kinder. Dann kamen sie ins Alter. Da macht der eine Sprüch', der andere Psalter.

Sprüche dürfen wir nicht machen, wenn wir wollen, daß man uns zuhört. Aber es ist kein bloßer Spruch, wenn alte Sexualforscher aufgrund ihrer wissenschaftlichen und persönlichen Erfahrung sagen, daß, genaugenommen, Sex nicht so wichtig ist. Es kommt darauf an, zu begreifen, das die sexuelle Fähigkeit des Menschen nur eine von seinen vielen Fähigkeiten ist, und daß sie verdient, wie alle diese voll entwickelt zu werden. Genauso aber wie Spitzensportler oder Opernsänger schon in der Ausbildung von Anfang an ein Ende ihrer Karriere einplanen müssen, so müssen auch wir uns von vornherein darauf einstellen, daß unsere Sexualität im körperlich-physiologischen Sinne eine zuerst auf- und dann absteigende Kurve beschreiben wird. Glücklicherweise aber hat sie dabei, anders als Sport und Gesang, das Potential zur Metamorphose oder Selbstverwandlung, die ihren ursprünglichen Sinn, Kommunikation und Intimität zu schaffen, nicht nur bewahrt, sondern immer besser erfüllt. Dieses Potential nimmt also mit der Zeit keineswegs ab, sondern kann mit unseren Jahren wachsen".

Quelle

Zyklus, Kurve, Trieb und Skript: Modelle der Sexualentwicklung, Erwin Haeberle


Weblinks

http://www.dggg-online.de

Postgraduales Studium

Psychogerontologie als Studienschwerpunkt wird zwischenzeitlich an mehreren Universitäten angeboten. Zu erwähnen sind die Universität Erlangen-Nürnberg, Hochschule Vechta und die Universität Kassel. Namhafte Psychogerontologen bzw. Gerontopsychologen sind die Professoren/Innen Ulrich Fleischmann, Andreas Kruse, Ursula Lehr, Erhard Olbrich, Wolf D. Oswald, Reinhard Schmitz-Scherzer, Hans Thomae und Hans-Werner Wahl.

Literatur

  • Kruse, Andreas, Psychologie. In: Birgit Jansen, Fred Karl, Hartmut Radebold und Reinhard Schmitz-Scherzer (Hrsg.) Soziale Gerontolgie. Beltz Verlag. Weinheim und Basel. 1999 S. 324-341
  • Oswald, W.D., Gerontopsychologie - Gegenstand, Perspektiven und Probleme. In: Oswald, W.D., Fleischmann, U.M. (Hrsg.) Gerontopsychologie. Psychologie des alten Menschen. Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1983. S. 13-22