Telefonstreich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Oktober 2007 um 10:29 Uhr durch Monade (Diskussion | Beiträge) (→‎Geschichte: wohl nicht weltweit). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als Telefonstreich bezeichnet man ein Telefongespräch, das mit dem Ziel geführt wird, den Angerufenen in eine skurrile oder ungewöhnliche Lage zu versetzen, um sich über dessen Reaktion lustig zu machen.

Diese Streiche sind Teil der Unterhaltungskultur in den Medien und es werden verschiedene Bezeichnungen verwendet, die zur Unterscheidung der Sendeformate dienen, darunter Spaßtelefon, Scherzanruf, Telefonspaß oder Sinnlostelefon.

Ablauf

Der Anrufende legt sich vor dem Streich ein Thema und einen etwaigen Gesprächsverlauf zurecht und ist auf das Gespräch vorbereitet. Hier spielen insbesondere falsche Angaben sowie das Vortäuschen einer falschen Identität eine Rolle. Der Angerufene durchschaut die inszenierte Situation nicht sofort oder überhaupt nicht. Dienen die Streiche lediglich der Unterhaltung unter Kindern oder wenigen Personen, bleibt es oft beim spontanen Anrufen, wobei die Reaktionen des Angerufenen über Lautsprechanlagen von den Anwesenden mitgehört werden können.

Geschichte

Telefonstreiche gibt es seit Erfindung des Telefons. Sie kommen in der Bevölkerung vor allem bei Jugendlichen vor.

Von Erich Kästner gibt es ein Gedicht Das verhexte Telefon, das Telefonstreiche schildert. [1].

Als Unterhaltung für Erwachsene wurden sie im deutschsprachigen Raum in den 1980er Jahren durch Karl Dall bekannt, dessen Telefonstreiche live im Fernsehen übertragen wurden. In der von Kurt und Paola Felix präsentierten Sendung „Verstehen Sie Spaß?“, die im ersten Programm der ARD ausgestrahlt wurde, war er u. a. als chaotischer Filmvorführer und Spaßtelefonierer vertreten. Live-Schaltungen haben sich jedoch nicht durchgesetzt. Heute werden Streiche vor allem von professionellen Telefonierern im Tonstudio aufgenommen, geschnitten und nachbearbeitet.

Seit den 1990er Jahren werden vermehrt Telefonstreiche auch im Radio gesendet. Bekannte Sendungen sind:

Die Fernsehserie Crank Yankers stellt aufgenommene Telefonstreiche als Puppenspiel nach.

Über die Qualität der Telefonstreiche gibt es unterschiedliche Ansichten. Allgemein werden im deutschen Sprachraum gesendete Telefonstreiche nach dem Gespräch aufgeklärt, so dass der Betroffene nicht unwissend zurück bleibt. Dies ist in anderen Ländern nicht so. Die bei der Sendung Crank Yankers verwendeten Mitschnitte sind oft verletzend, terrorisierend oder von Inhalt für den Angerufenen massiv belastend.

Rechtliches

Einfache Telefonstreiche im Sinne eines kindlichen oder scherzhaften Anrufs sind unbedenklich. Strafbar (Vorlage:Zitat de § StGB) ist aber bereits das Mitschneiden der Anrufe auf Band, wie es regelmäßig in den Radiosendungen geschieht, weil dafür eine Einwilligung des Gesprächspartners erforderlich ist und dies eine vorherige Zustimmung erfordert.

Gefälschte Hilferufe oder Streiche bei Rettungsdiensten, Polizei oder Feuerwehr sind auch ohne Mitschneiden strafbar (Vorlage:Zitat de § StGB). Telefonterror kann unter Umständen als Körperverletzung Vorlage:Zitat de § oder Beleidigung Vorlage:Zitat de § verfolgt werden, neuerdings auch als Stalking Vorlage:Zitat de §.

Neben den strafrechtlichen Folgen können auch zivilrechtliche Folgen eintreten. Betroffene können uU einen Unterlassungsanspruch geltend machen und dafür auch eine Einstweilige Verfügung beim Amtsgericht erwirken. Ferner besteht die Möglichkeit, Schmerzensgeld zu fordern.

In Österreich fällt Telefonterror seit 1. Juli 2006 unter den strafrechtlichen Tatbestand der beharrlichen Verfolgung § 107a StGB. Gewöhnliche Telefonstreiche fallen jedoch meist nicht darunter.

Siehe auch