Coverversion

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. Juni 2007 um 12:00 Uhr durch Monade (Diskussion | Beiträge) (→‎Geschichte: Bastard-Pop hat nichts mit einem Cover zu tun). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als Neueinspielung oder englisch Coverversion oder kurz Cover wird ein Musikstück bezeichnet, das von jemand anderem als dem Originalinterpreten gespielt wird. Da erst in der Popmusik der Interpret an die Autoren gekoppelt wird, beschränkt sich die Verwendung des Begriffes größtenteils auf diese Musikart.

Definitionen

Als Coverversion bezeichnet man die Neuinterpretation eines Songs.

Als Originalversion bezeichnet man die Version, in der ein Lied bekannt wurde (vor der Erfindung von Tonträgern durch Bühnenshows) bzw. die Version, die zuerst auf Tonträgern veröffentlicht wurde.

Häufig spricht man auch von einer Originalversion, wenn Komponist und Interpret identisch sind.

Eine besonders wichtige Motivation für Coverversionen ist das ökonomische Interesse. An Coverversionen verdienen nicht nur Interpreten, Produzent und Label der neuen Version, sondern auch die Autoren und/oder der Verlag des gecoverten Werks.

Arten

Es gibt im wesentlichen zwei verschiedene Arten von Coverversionen:

  1. möglichst genau nachgespielte Musikstücke, die in Richtung Imitation gehen (oft von Coverbands, die sich auf das Nachspielen von Musikstücken einer einzigen Band konzentrieren).
  2. Interpretationen des Originalstückes, die sich in Form, Genre, zum Teil auch Texten von den Originalen absetzen und so eine eigene schöpferische Leistung darstellen.

Ein Cover kann unterschiedlich motiviert sein, neben der reinen Sympathie für ein Stück oder die Verwendung als Füllwerk bei fehlendem Eigenmaterial (häufig zu finden in den Anfangszeiten einer Band) werden häufig Epochen, Interpreten oder Stücke in Bezug auf das eigene Selbstverständnis referenziert (vielfach im Britpop). Eine andere Option ist die kommentierende, die meist eine kritische Haltung zum ursprünglichen Stück wiedergibt, z. B. in Sid Vicious' parodistischer Interpretation von Frank Sinatras My Way oder dem musikalischen Zerfetzen der US-amerikanischen Nationalhymne Star-Spangled Banner durch Jimi Hendrix, das die tiefe Abneigung und Gespaltenheit der amerikanischen Jugend Ende der 60er des zwanzigsten Jahrhunderts ihrem Land gegenüber illustrierte.

Ein Sonderfall der Coverversion ist das Tribute, das als Würdigung eines Interpreten durch andere Musiker gedacht ist.

Abgrenzungen

Grundsätzlich abzugrenzen von der Coverversion ist:

  • das Zitat, das nur Elemente eines anderen Stückes aufgreift und darauf im Kontext einer originären, kreativen Leistung verweist (z.B. in Beatle bones and smokin' Stones von Captain Beefheart)
  • die Paraphrase, das ein eigenständiges Stück ist, aber sich durch umfangreiche Referenzen an einer Epoche, einem Interpreten oder einem Stück daran abarbeitet.
  • das Plagiat: Eine Coverversion gibt sich immer als diese zu erkennen: Die Angaben, wer die Musik und den Text geschrieben hat, müssen vom Original übernommen werden. Wenn dies unterbleibt, spricht man von einem Plagiat (z. B. My Sweet Lord von George Harrison, im Original He's so fine von The Chiffons).

Urheberrecht

In Deutschland gilt:

Von offiziell veröffentlichten Songs sind Coverversionen ohne spezielle Erlaubnis der Rechteinhaber möglich.

Nur bei „entstellenden“ Eingriffen in das Werk bedarf es der Einwilligung der Autoren bzw. des Verlags. Auch für die deutsche Übersetzung eines ausländischen Textes ist eine Erlaubnis notwendig. (Ökonomischer Hintergrund: Noch in den 1960er Jahren war der Texter der deutschen Version an den Einnahmen des Originals in Deutschland - Plattenverkäufe, Rundfunksendungen - beteiligt.) Normalerweise sichert sich der Verleger des Originals auch die Rechte an der Übersetzung. Nur wenn die Coverversion sehr große Einnahmen verspricht, kann der deutsche Texter eine Beteiligung an den Verlagsrechten erhalten.

Geschichte

Seit der Erfindung von Tonträgern – Walzen von Edison und Bell/Tainter, Platten von Berliner – Ende des 19. Jahrhunderts sind Coverversionen üblich. Damals waren Notenblätter die wichtigste musikalische „Software“ und wegen der Werbefunktion von (möglichst vielen) Aufnahmen begrüßten die Verlage zunächst die unentgeltliche Verwertung ihrer Rechte.

Von einer Coverversion kann man jedoch genau genommen erst dann sprechen, wenn ein "Original" eindeutig zu identifizieren ist. Dies ist der Fall, wenn ein Interpret eine herausragende Bedeutung bei der Popularisierung eines Songs hat.

In den 1950er Jahren wurden sehr viele Rock-’n’-Roll-Songs, die von schwarzen Musikern geschrieben und aufgenommen wurden, von weißen Musikern, wie Pat Boone oder Elvis Presley, gecovert. Diese Versionen waren durchwegs ruhiger und weniger "dreckig" gespielt als die Originalinterpretationen. Auch die Texte wurden soweit bereinigt, dass sie den Moralvorstellungen der weißen Mittelschicht der 1950er Jahre entsprachen. Diese Coverversionen waren es auch, die dann von den Radiostationen gespielt und bei den mehrheitlich weißen Radiohörern erfolgreich wurden.

Bis in die 1960er Jahre war es keineswegs üblich, dass Künstler von ihnen selbst geschriebenes Material interpretierten. So war es nichts ungewöhnliches, dass Bands ihre Karriere mit Coverversionen ihrer Vorbilder begannen. Beste Beispiele sind die Beatles und die Rolling Stones, die beide zahlreiche Stücke Chuck Berrys im Repertoire hatten. Häufig wurden auch gezielt Coverversionen lanciert, um deren Originalinterpreten und Autoren zu größerer Popularität zu verhelfen. So wurde etwa der Song Blowin' In The Wind von Bob Dylan zunächst in der Version von Peter, Paul and Mary ein Hit, bevor seinem Autor der Durchbruch gelang. In einigen Fällen wurden Coverversionen sogar erfolgreicher und populärer als die Originalaufnahmen, wie etwa All Along The Watchtower, das zwar im Original von Bob Dylan stammt, welches die meisten Hörer aber bis heute mit Jimi Hendrix assoziieren. Ein weiteres Beispiel ist Black Magic Woman, im Original von Fleetwood Mac, die weitaus bekanntere Version des Liedes stammt aber von Santana. Einige Stücke und Komponisten sind sehr beliebt und werden immer wieder gecovert, so etwa First Cut is the Deepest (etwa von Rod Stewart oder Sheryl Crow) und Father and Son (z. B. von Ronan Keating) von Cat Stevens und werden z. T. noch bekannter als das Original (z. B. Guns N' Roses Version von Bob Dylans Knocking on Heaven's Door).

Auch zahlreiche deutsche Schlager sind Adaptionen internationaler Titel. Bekannte Coverversionen sind Jürgen Drews' "Ein Bett im Kornfeld", das im Original "Let Your Love Flow" von den Bellamy Brothers war oder Rudi Carrells "Wann wird's mal wieder richtig Sommer", basierend auf "City of New Orleans" in der Version von Arlo Guthrie. Bis Ende der 1970er Jahre waren diese hierzulande häufig erfolgreicher als die Originale. Weitere Beispiele: Manuelas "Schuld war nur der Bossa Nova", "Mama" von Heintje, "Santa Maria" von Roland Kaiser oder die Interpretation 'Am Tag als Conny Kramer starb' von Juliane Werding, das auf der Melodik von 'The Night They Drove Old Dixie Down' von The Band basiert, auch sehr erfolgreich von Joan Baez, Johnny Cash und John Denver gecovert. Vor allem in den 70ern wurden neue deutsche Interpreten oft zunächst mit nur einer produzierten Single auf den Markt geworfen, um deren Marktwert zu testen. So gibt es kaum international erfolgreiche Titel, die nicht von deutschen Künstlern eingesungen wurden, wie beispielsweise Harald Juhnkes Version von "My Way", das durch Frank Sinatra weltberühmt wurde.

Seit Beginn der Punkmusik haben Bands klassische Rock- und Popsongs auf "Punkweise" gecovert, dekonstruiert und neu interpretiert. Beispiel: "Satisfaction" (Rolling Stones) in der Version von Devo. Die neu arrangierten Stücke klingen oft lauter (voluminöser), schneller und härter als das Original. Viele Punkcoverversionen beinhalten kleine Ska-/Reggaeparts. Die US-amerikanische Band Me First and the Gimme Gimmes hat sich darauf beschränkt, Punk-Covers zu spielen, wobei jedes ihrer bisher vier Alben Songs aus je einer bestimmten Richtung oder Zeit behandelte. In den 80er Jahren erfolgreiche Bands wie Heaven 17, Siouxsie and the Banshees und andere veröffentlichten Alben, die ausschließlich Coverversionen enthielten. Hiermit erwiesen sie ihren musikalischen Vorbildern Tribut und steckten ihr musikalisches Referenzsystem ab.

In den 90er Jahren entstanden durch Sampling neue Formen der Coverversion, die besonders vertraute Popmusik der 1970er und 1980er mit hohem Wiedererkennungswert nutzten. Während die Samples in Europa besonders häufig mit Technobeats unterlegt wurden, kombinierten amerikanische Hip-Hop-Produzenten prominente Samples mit neuen Rap-Texten. Die Intention verschob sich aber von einer rein künstlerischen stark zu einer rein kommerziellen Angelegenheit. Vielfach wurden die bekannten, eingängigen alten Melodien lieblos mit einer Bassspur und eintönigem Gesang unterlegt, um schnell Geld zu verdienen. Der kommerzielle Hintergedanke von Coverversionen spielte zwar schon immer eine Rolle, aber besonders seit den späten 1990er Jahren lässt sich vermehrt das bloße "Ausschlachten" der alten Lieder beobachten.

Seit Anfang des 21. Jahrhunderts ist es populär geworden, bekannte Hits in ein anderes musikalisches Genre zu übersetzen. So gibt es eine ganze Reihe Bands, wie etwa die Berliner The BossHoss oder Texas Lightning, die Pop-Hits im Country-Musik-Stil spielen. Die französische Band Nouvelle Vague überträgt New Wave-Songs zu Bossa Nova.

Weblinks