Große Feldküche (Hf. 11)

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Große Feldküche (Hf. 11)
Große Feldküche (Hf. 11) aus einer Beladungsvorschrift von 1913, damals nur genannt Feldküche.

Große Feldküche (Hf. 11) aus einer Beladungsvorschrift von 1913, damals nur genannt Feldküche.

Basisinformation
Hersteller siehe Produktion
Modell Große Feldküche
Besatzung 2–3 (Fahrer, Koch) (Küchenunteroffizier)
Technische Daten Hf. 11
Eigengewicht 0,85 t
Nutzlast 0,42 t
Gesamtgewicht 1,27 t
Länge 4,10 m (ohne Deichsel)
6,70 m (mit Deichsel)
Breite 1,85 m
Höhe 2,19 m (mit Schornstein)
Spurweite 1,13 m
Bodenfreiheit 55 cm
Leistung 55 PS (40 kW)
Bereifung Eisen oder Stahl

Die Große Feldküche (Hf. 11) war ein zwei-, drei- oder vierspännig gefahrenes Pferdefuhrwerk für die Verpflegung der Soldaten, das 1908 erstmals in die Armee eingeführt wurde und bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs zum Einsatz kam.

Große Feldküche (Hf. 11) mit Vorder- und Hinterwagen aus einer Vorschrift der Reichswehr

Entwicklung

Die Grundlage für eine Entwicklung von fahrbaren Feldküchen war die Notwendigkeit, dass die wachsenden Zahl an Kombattanten direkt nach dem Eintreffen am Marschziel oder während eines Gefechtes mit qualitativ hochwertigem und warmen Essen versorgt werden musste. Damit sollte die Leistungs- und auch Widerstandsfähigkeit der Soldaten erhöht werden. Schon während des Russisch-Japanischen Krieges in den Jahren 1904 und 1905 hatten sich die ersten fahrbaren Feldküchen bewährt.[1]

Im Oktober 1905 schrieb das preußische Kriegsministerium einen Wettbewerb für leichte, einspännig fahrbare Feldküchen mit einem 150-Liter-Kochkessel aus. Insgesamt wurden 40 Vorschläge eingereicht, jedoch genügte keiner den genannten Anforderungen. Am 1. August 1906 gab es eine neue Ausschreibung, allerdings mit geänderten Eckdaten. Sie brachte deutlich bessere Ergebnisse und die mehrspännig zu fahrenden Modelle der Sparherdfabrik A. Senking aus Hildesheim und die der Feuerwehr-Requisiten-Fabrik C. D. Magirus aus Ulm überzeugten. Von da an arbeiteten beide Hersteller zusammen und konnten 1907 einen ersten Prototyp vorstellen. Im folgenden Jahr 1908 wurden die ersten 50 Feldküchen für den Truppenversuch ausgeliefert. Während des Kaisermanövers 1908 im Elsass stellten sich zwei Brigaden der Aufgabe, die Feldküche zu erproben. Umfangreiche Fahr- und Kochversuche wurden durchgeführt und führten damit zu der ersten fahrbaren Feldküche in Deutschland. Mit der allgemeinen Kabinettsorder vom 5. Oktober 1908 wurde die neue Feldküche offiziell eingeführt.[1]

Produktion

Die Produktion der großen Feldküche begann im Jahr 1907 mit dem ersten Prototyp und im Jahr 1908 wurden die ersten 50 Stück hergestellt. Bis zum Ausbruch des Krieges im Sommer 1914 wurden bei Magirus 1.000 Feldküchen hergestellt und ausgeliefert. Bis zum Juli 1917 beschaffte die Heeresverwaltung insgesamt 20.000 Feldküchen.[1]

Firma[2] Ort[2]
Feuerwehr-Requisiten-Fabrik C. D. Magirus AG Ulm
Sparherdfabrik A. Senking Hildesheim

Technische Daten

Die große Feldküche (Hf. 11) war ein vierrädriges Fahrzeug, bestehend aus einem Vorderwagen und einem Hinterwagen. Der Vorderwagen diente als Vorratswagen oder Vorratsbehälter, wohingegen der Hinterwagen mit Kochvorrichtungen und Behältern für Küchengeräte sowie Brennstoff versehen war. Beide Wagen waren mit einer federnden Gelenkprotzverbindung (Kupplung) verbunden. Durch diese Kupplung konnten beide Wagen schnell getrennt werden. Zur Bedienung der Feldküchen genügte im Grunde nur eine Person. Bei den Feldküchen eines Bataillons wurde dem Koch meistens noch ein Küchenunteroffizier zugeteilt, der dem Verpflegungsoffizier unterstand.[3] Die genutzten Räder waren dieselben wie beim Feldwagen 95. Auch die Deichsel und die Zugvorrichtung entsprachen der des Feldwagen 95, wurden jedoch verstärkt.[1]

Die Große Feldküche war im Allgemeinen bestimmt für Verbände mit einer Mannstärke von über 125 Mann. Die großen Feldküchen wurden zur Verwendung des täglichen Beköstigungssatzes, bestehend aus warmen Speisen, Kaffee und Tee für Offiziere und Mannschaften vorgesehen. Während Marsch- und Gefechtspausen sollten die großen Feldküche warme Speisen, mindestens aber Kaffee oder Tee zur Verfügung stellen. An der Front sollte dazu lediglich der Hinterwagen näher an die vordersten Linien gebracht werden. Eine Rauchentwicklung sollte dort unbedingt vermieden werden. War es nicht möglich, die Feldküche nah an die vorderen Linien zu bringen, sollte das Essen und die Getränke im sogenannten Speisenträger nach vorn gebracht werden.[4] Der Speisenkessel bei der großen Feldküche hatte ein Fassungsvermögen von 200 Liter, war jedoch nur für eine Menge von 175 Litern bestimmt. Der Kaffeekessel konnte 90 Liter fassen. Der Speisenkessel bestand aus einem Innen- und einem Außenkessel. Zwischen beiden befand sich Glycerin als Kochbadflüssigkeit.[5] Der Speisen- und Kaffeekessel hatten einen gemeinsamen umlegbaren Schornstein, der zeitgleich durch beide genutzt werden konnte.[6] Um die Räder des Hinterwagens vor glühenden Kohlen zu schützen, sollten sie durch Erde und Ähnliches geschützt werden. Besonders das linke Hinterrad sollte im Betrieb öfter gedreht werden, weil sich in seiner unmittelbaren Nähe der Kaffeekessel befand. Dadurch sollte ein starkes Erhitzen der Speichen verhindert werden.[7] Der mitgeführte Brennstoff fasste bei der großen Feldküche 37 kg Holz oder 85 kg Kohle. Für die Herstellung einer Mahlzeit mit Kaffee wurde die Menge von 16 kg Holz oder 13 kg Kohle angegeben. Der Brennstoffvorrat reichte dadurch bei zweimaligem täglichen Kochen für 1–3 Tage.[8]

Der Vorderwagen sollte beim Erreichen des Quartiers, Biwaks oder der vorderen Linien zum Heranholen von Lebensmitteln genutzt werden. Weiterhin gab es im Vorderwagen Fleisch- und Gemüsekonserven, Zwieback, Speisesalz und weitere Kochzutaten. Diese gehörten zur eisernen Reserve, der nur im absoluten Notfall oder auf besondere Anweisung des höchsten Führers vor Ort genutzt werden durften. Bei der großen Feldküche waren das um die 200 Portionen.[3] Auf dem Bocksitz der großen Feldküche war, neben dem aufgeschnallten 52-kg-Sack mit Hafer, Platz für den Fahrer und den Koch, im Notfall auch noch für den Küchenunteroffizier.[9] Während der Fahrt durfte nur der Fahrer auf dem Bock sitzen. Das Feldküchenpersonal musste neben dem Gespann hergehen, lediglich bei beschleunigter Fahrt durften sie mit aufsitzen.[3]

Einsatz

Die große Feldküche (Hf. 11) im Einsatz im Felde
Eine große Feldküche (Hf. 11) in Oslo 1940. Gut erkennbar der 52-kg-Sack mit Hafer, der Fahrer auf dem Bocksitz und die Speisenträger (Behälter) hinter dem Fahrer.

Der Bedarf beim Heer lag bei 7.000 Fahrzeugen und 14.000 Pferden. Für die Infanterie- und Jägerkompanien und deren Stäben waren 3.000 Feldküchen vorgesehen. Nachdem diese damit ausgerüstet worden waren, erhielten die Sanitätseinheiten die nächsten Fahrzeuge. 1914/1915 sollten die Feld- und Fußartillerie folgen.

Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg wurden viele Feldküchen für Reparationszahlungen abgegeben, darunter gingen einige an den neu gegründeten polnischen Staat. Weitere Feldküchen würden über eine Verwertungsgesellschaft an den Stahlhelmbund, an Kriegervereine und Hilfsorganisationen verkauft. Die Reichswehr sollte maximal 650 große Feldküchen behalten. Dazu zählten zwei Ausfertigungen: eine Vorkriegs- und Kriegsfertigung und die Fertigung aus den Jahren 1924 und 1925.[1]

Im Jahre 1935 übernahm die Wehrmacht das Gerät unter der schon vorherigen Bezeichnung als große Feldküche (Hf. 11). Dabei nutzten unter anderem Maschinengewehrkompanien b mit vier Offizieren, 40 Unteroffizieren und 143 Mannschaftsdienstgraden über eine zweispännige große Feldküche im Gefechtstross, gemäß dem Kriegsstärkenachweis (KStN) Nr. 151 b vom 1. Oktober 1937. Auch Sanitätskompanien b mit 177 Mann verfügten über eine große Feldküche, gemäß dem KStN Nr. 1309 vom 1. März 1939.[1]

Lackierung

Die ersten Feldküchen erhielten eine feldgraue oder graugrüne Lackierung. Spätere Modelle wurden feldgrau (RAL 6006), dunkelgelb (RAL 7028) oder auch olivgrün (RAL 6003) lackiert.[2]

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Fleischer: Deutsche Infanteriekarren, Heeresfeldwagen und Heeresschlitten 1900 – 1945. Podzun-Pallas-Verlag, Wölfersheim-Berstadt 1995.
  • Wolfgang Fleischer: Feldwagen in Uniform; Wagen, Karren, Schlitte und Ausrüstungen bis 1945. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2022.
  • Horst Hinrichsen: Gulaschkanonen, Feldküchen, Bäckereien, Zubehör und Ausstattung 1935–1945. Podzun-Pallas, Freiburg 1997.
  • Reichswehrministerium, Chef der Heeresleitung: D. V. E. Nr. 476 Teil 3, Das allgemeine Heergerät, Die große und kleine Feldküche. Reichsdruckerei, Berlin 1920.
  • Oberbefehlshaber des Heeres: H. Dv. 476/3, Das allgemeine Heergerät, Die große und die kleine Feldküche. Reichsdruckerei, Berlin 1926.
  • Oberbefehlshaber des Heeres: H. Dv. 476/3, Das allgemeine Heergerät, Die große Feldküche (Hf. 11) und die kleine Feldküche (Hf. 12), Die große Feldküche (Hf. 13) und die kleine Feldküche (Hf. 14), Der große Feldkochherd 11 oder 13 und der kleine Feldkochherd 12 oder 14. Reichsdruckerei, Berlin 1937.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Wolfgang Fleischer: Feldwagen in Uniform. S. 92.
  2. a b c Wolfgang Fleischer: Feldwagen in Uniform. S. 91.
  3. a b c Oberbefehlshaber des Heeres: H. Dv. 476/3, Das allgemeine Heergerät, Die große und die kleine Feldküche. S. 6.
  4. Oberbefehlshaber des Heeres: H. Dv. 476/3, Das allgemeine Heergerät, Die große und die kleine Feldküche. S. 5.
  5. Oberbefehlshaber des Heeres: H. Dv. 476/3, Das allgemeine Heergerät, Die große und die kleine Feldküche. S. 9.
  6. Oberbefehlshaber des Heeres: H. Dv. 476/3, Das allgemeine Heergerät, Die große und die kleine Feldküche. S. 10.
  7. Oberbefehlshaber des Heeres: H. Dv. 476/3, Das allgemeine Heergerät, Die große und die kleine Feldküche. S. 11.
  8. Oberbefehlshaber des Heeres: H. Dv. 476/3, Das allgemeine Heergerät, Die große und die kleine Feldküche. S. 22.
  9. Oberbefehlshaber des Heeres: H. Dv. 476/3, Das allgemeine Heergerät, Die große und die kleine Feldküche. S. 8.