Benutzerin:Reisen8/Wir haben es nicht gut gemacht. Der Briefwechsel.

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Unter dem Titel „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. wurde am 21. November 2022 der Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch von den Verlagen Piper und Suhrkamp gemeinsam herausgebracht.

Geschichte

Herausgeber sind der österreichische Germanist Hans Höller, die Literaturwissenschaftlerin Renate Langer, der Schweizer Literaturwissenschaftler Thomas Strässle und die deutsche Literaturwissenschaftlerin Barbara Wiedemann, die auch die Koordination übernahm.[1]


Im Januar 2024 war das Buch befand sich das Buch bereits in der dritten Auflage.[1]

Aufbau

Briefe

Die Texte der 297 Briefe von Bachmann, Frisch sowie Verwandten, Freunden und Bekannten wurden zwischen dem 9. Juni 1958 und dem 20. April 1973 geschrieben. Zwei weitere abgedruckte Dokumente sind nicht sicher einzuordnen.[2] Die Briefe erstrecken sich über fast 600 Seiten.

Zwei Drittel der Briefe sind von Bachmann, meist aus dem Nachlass von Frisch an der ETH-Bibliothek in Zürich. Dort befindet sich auch ein großer Teil der Briefe von Frisch, die dort als Durchschläge oder Abschriften erhalten sind. Nur verhältnismäßig wenige Briefe stammen aus Bachmanns Nachlass im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.[3] Dabei hob Bachmann ihre erhaltenen Briefe nicht etwa generell nachlässig auf, sondern das Ungleichgewicht steht im Zusammenhang mit dem Ende der Beziehung zu Frisch: Sie verlangte in einer psychisch angeschlagenen Lebenssituation am 26. März 1964 ihre Briefe von Frisch zurück - was dieser verweigerte - und kündigte an, sie werde nichts aufbewahren.[4] Sie schrieb 1963, sie wolle alle Schriftstücke, die nur sie und Frisch etwas angingen, verbrannt sehen, „damit niemand ein Schauspiel hat eines Tages“.[5] Trotzdem ermöglichten Bachmanns Erben fast 50 Jahre nach dem Tod der Dichterin die Veröffentlichung.[6] Frisch hatte am 3. März 1960 in einer Letztwilligen Verfügung bestimmt, dass seine privaten Briefwechsel nicht veröffentlicht werden dürften.[7] Dies bekräftigte er 1964 in einem Brief an Bachmann.[8] 1985 hob er jedoch in einem neuen Testament alle früheren auf. Für die Veröffentlichung des Briefwechsels mit Bachmann galt demnach eine zwanzigjährige Sperrfrist, die 2011 zu Ende ging.[9]

Briefe von Frisch fehlen vor allem in Zeiten, in denen er keine Schreibmaschine zur Verfügung hatte und mit der Hand schrieb. Dies war oft in Krisenzeiten der Fall, etwa wenn er im Krankenhaus oder auf Reisen war oder umzog.[10]

Stellenkommentar

Die Briefe werden durch einen umfangreichen Kommentar ergänzt. Seinen Anfang bilden zwei Aufsätze von Thomas Strässle und Barbara Wiedemann (Gegenseitiges Verhängnis) sowie Hans Höller und Renate Langer („Ich bin ja auch ein Schriftsteller, um von andrem zu schweigen.“), gefolgt von Hinweisen zur Edition. Herzstück ist der fast dreihundert Seiten lange Stellenkommentar.

Zeittafel

Aus der dreispaltigen Zeittafel lassen sich wichtige Ereignisse aus dem Leben von Bachmann und Frisch ablesen, die diese einzeln oder auch beide betreffen.

Weiteres

Dem Abkürzungsverzeichnis mit Bibliografie folgen Werkregister von Bachmann und Frisch und ein Personenregister. Nach den Danksagungen sind auf etwa 30 Seiten Porträts und Faksimile abgedruckt.

Inhalt

Gesellschaftlich bedingte Beziehungsprobleme

Die Beziehungsprobleme des Paares ist wesentlich durch den gesellschaftlichen Kontext und die zu dieser Zeit herrschenden Geschlechterrollen bestimmt.

So befürwortete Frisch zwar an sich eine Partnerschaft mit Bachmann auf Augenhöhe und versuchte, die Dichterin in ihrem Schreiben zu unterstützen.[11] Doch mit ihren häufigen Abwesenheiten, etwa bei Lesereisen, kam er nur schwer zurecht, da er aus früheren Beziehungen ein anderes Rollenmodell kannte. Bachmann versuchte den Spagat zwischen der Rolle einer bekannten Autorin mit gesellschaftlichen Verpflichtungen und einer fürsorglichen Frau, die ihm auch nach der Trennung noch Tipps für das Auskurieren seiner Erkältung gab.

Frisch fühlte sich Bachmann unterlegen. Dies bezog sich zum einen auf die literarische Ebene: Mehrfach bezeichnete er Bachmann als ...., sich selbst dagegen als ......

Zum anderen war Bachmann Zentrum eines illustren Kreises von Intellektuellen, in Rom wie auch andernorts, während Frischs Name deutlich weniger Strahlkraft besaß.

Auch am Ende der Beziehung zeigten die beiden Verhaltensweisen, die für diese Zeit geschlechtstypisch sind: Frisch konzentrierte sich auf seine neue Frau, die keine eigene Karriere verfolgte, während Bachmann sich erniedrigte und nicht akzeptierte, dass kein Teil von Frischs Leben mehr war. Vielmehr bemühte sie sich darum, an Frischs neuer Beziehung teilzuhaben. Mit Medikamenten und wiederholten Klinikaufenthalten versuchte sie mühsam, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.


Öffentliches Interesse

Die Gerüchte, die sich um das Paar während und vor allem nach Ende der Beziehung gebildet hatten, werden im Briefwechsel wiederholt thematisiert.[12] So hieß es etwa, Bachmann bekäme ein Kind von Frisch, die beiden hätten sich getrennt oder sie habe unersetzliche Manuskripte von ihm vernichtet.[13] Nach der Trennung wurde Frisch zunehmend dämonisiert und sogar für Bachmanns Lebenskrise und Tod verantwortlich gemacht.[14] Als Grundlagen für diese Einschätzungen wurden bis zum Erscheinen des Briefwechsels literarische Werke, späte Erinnerungsbücher von Zeitzeugen, Briefwechsel von Bachmann und Frisch mit Dritten und einzelne Schriftstücke aus den beiden Nachlässen benutzt.[15] Der Briefwechsel stellt Informationen aus erster Hand dagegen und widerlegt Gerüchte wie etwa das, es gebe kein gemeinsames Foto von Bachmann und Frisch.[16]



Rezeption

Auszeichnungen (Auswahl)

Literatur

Ausgaben

Interviews

Sekundärliteratur

Rezensionen (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. a b N. N.: Ingeborg Bachmann, Max Frisch. „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. In: www.suhrkamp.de. Suhrkamp Verlag, 2022, abgerufen am 13. Januar 2024.
  2. Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle, Barbara Wiedemann (Hrsg.): Ingeborg Bachmann, Max Frisch. „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. Piper Verlag, München, Berlin, Zürich und Suhrkamp Verlag, Berlin, 2022, S. 579/580
  3. Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle, Barbara Wiedemann (Hrsg.): Ingeborg Bachmann, Max Frisch. „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. Piper Verlag, München, Berlin, Zürich und Suhrkamp Verlag, Berlin, 2022, S. 588
  4. Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle, Barbara Wiedemann (Hrsg.): Ingeborg Bachmann, Max Frisch. „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. Piper Verlag, München, Berlin, Zürich und Suhrkamp Verlag, Berlin, 2022, S. 531, Brief 274
  5. Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle, Barbara Wiedemann (Hrsg.): Ingeborg Bachmann, Max Frisch. „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. Piper Verlag, München, Berlin, Zürich und Suhrkamp Verlag, Berlin, 2022, S. 524, Brief 270
  6. Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle, Barbara Wiedemann (Hrsg.): Ingeborg Bachmann, Max Frisch. „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. Piper Verlag, München, Berlin, Zürich und Suhrkamp Verlag, Berlin, 2022, S. 589
  7. Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle, Barbara Wiedemann (Hrsg.): Ingeborg Bachmann, Max Frisch. „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. Piper Verlag, München, Berlin, Zürich und Suhrkamp Verlag, Berlin, 2022, S. 174, Brief 99
  8. Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle, Barbara Wiedemann (Hrsg.): Ingeborg Bachmann, Max Frisch. „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. Piper Verlag, München, Berlin, Zürich und Suhrkamp Verlag, Berlin, 2022, S. 534, Brief 275
  9. Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle, Barbara Wiedemann (Hrsg.): Ingeborg Bachmann, Max Frisch. „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. Piper Verlag, München, Berlin, Zürich und Suhrkamp Verlag, Berlin, 2022, S. 590
  10. Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle, Barbara Wiedemann (Hrsg.): Ingeborg Bachmann, Max Frisch. „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. Piper Verlag, München, Berlin, Zürich und Suhrkamp Verlag, Berlin, 2022, S. 591
  11. Isabelle Graw: Wir haben es nicht gut gemacht. Der Briefwechsel. In: Süddeutsche Zeitung. München 30. Dezember 2022.
  12. Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle, Barbara Wiedemann (Hrsg.): Ingeborg Bachmann, Max Frisch. „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. Piper Verlag, München, Berlin, Zürich und Suhrkamp Verlag, Berlin, 2022, S. 593
  13. Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle, Barbara Wiedemann (Hrsg.): Ingeborg Bachmann, Max Frisch. „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. Piper Verlag, München, Berlin, Zürich und Suhrkamp Verlag, Berlin, 2022, S. 594
  14. Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle, Barbara Wiedemann (Hrsg.): Ingeborg Bachmann, Max Frisch. „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. Piper Verlag, München, Berlin, Zürich und Suhrkamp Verlag, Berlin, 2022, S. 595-596
  15. Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle, Barbara Wiedemann (Hrsg.): Ingeborg Bachmann, Max Frisch. „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. Piper Verlag, München, Berlin, Zürich und Suhrkamp Verlag, Berlin, 2022, S. 597-598
  16. Hans Höller, Renate Langer, Thomas Strässle, Barbara Wiedemann (Hrsg.): Ingeborg Bachmann, Max Frisch. „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. Piper Verlag, München, Berlin, Zürich und Suhrkamp Verlag, Berlin, 2022, S. 596
  17. Michelle Obama gleich auf Platz 1. Abgerufen am 14. Januar 2024.
  18. Dezember 2022: Belletristik- und Sachbuch-Bestseller. Abgerufen am 14. Januar 2024.
  19. Lesering.de: Spiegel Bestsellerliste: Mona Kasten, Max Frisch und Ingeborg Bachmann - Charts - Lesering.de. 1. Dezember 2022, abgerufen am 14. Januar 2024.
  20. SRF-Bestenliste - Die besten Bücher im Dezember. 2. Dezember 2022, abgerufen am 14. Januar 2024.
  21. Die besten 10 im Dezember 2022. Abgerufen am 14. Januar 2024.
  22. Die besten 10 im Jänner 2023. Abgerufen am 14. Januar 2024.
  23. Die besten 10 im Februar 2023. Abgerufen am 14. Januar 2024.
  24. SWR2: Ingeborg Bachmann, Max Frisch: „Wir haben es nicht gut gemacht“. 29. Dezember 2022, abgerufen am 14. Januar 2024.

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