Benutzer:SailE/Baustelle 3

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. März 2024 um 15:49 Uhr durch SailE (Diskussion | Beiträge) (Ergänzung.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein Jeder fühle sich frei, bei Fehlern, stilistischen Abscheulichkeiten oder Ergänzungsvorschlägen die Diskussionsseite zu eröffnen.


Artikel in anderen Sprachen


Koordinaten: 48° 48′ 16,8″ N, 9° 12′ 44,4″ O

Plan des gesamten Anwesens hinter dem Landhaus Bellevue
Landhaus Bellevue mit seinem Nebengebäude

Das Landhaus Bellevue ist ein Gebäude, das sich nach seiner Umsetzung im Jahr 1843 von der linken auf die rechte Neckarseite heute in der Badstraße in Bad Cannstatt befindet.

Das Landhaus wurde wohl im Jahr 1802 „auf der ‚Belle Vue‘ bei Cannstatt“ als Teil einer Türkischrot-Färberei erbaut, die der Unternehmer Wilhelm Zais dort gründete. Schon vier Jahre später verkaufte er die Färberei an den württembergischen König Friedrich, der ihm dafür 18.000 fl. zahlte. Im königlichen Besitz wurde das Gebäude zu einem Landsitz ausgebaut;[1] der Architekt Ferdinand Fischer wurde dafür mit dem Zeichnen der Umbaupläne betraut.[2]

Von der Bellevue aus führte am Anfang des 19. Jahrhunderts eine Treppe den Kahlenstein empor, die „Stuttgarter Staffel“ genannt wurde und über die man von Cannstatt nach Stuttgart gelangen konnte. Nachdem sie noch 1816 erneuert wurde, brach man sie schon bei der Anlage des Rosensteinparks wieder ab.[3]

Zu ihrem 28. Geburtstag am 22. Mai 1816 – und nicht, wie fälschlich seit dem 19. Jahrhundert immer wieder zu lesen ist, zu ihrer Hochzeit – schenkte der König das Landhaus mit dem darüberliegenden Park seiner Schwiegertochter Katharina Pawlowna als Sommersitz,[4] die das Haus mit ihrem Mann, dem Kronprinzen und später König Wilhelm, noch im gleichen Monat bezog.[5] Zeitgenossen sprachen davon, dass der Lebensstil, den das Paar in dem kleinen Landhaus führte, „schlicht bürgerlich“ gewesen sei.[6] Nach einem Hochwasser im Mai 1817, bei dem das in der Bellevue weilende Königspaar offenbar in Lebensgefahr geriet, verließen König Wilhelm und Königin Katharina das Haus als Wohnsitz.[7] Schon 1820 war von Abrissplänen für das Gebäude die Rede,[8] aber auch mit seiner dritten Ehefrau Pauline hielt sich König Wilhelm in den Folgejahren immer wieder dort auf.[9] Erst 1843 wurde das Landhaus letztlich abgebrochen und die Baumaterialien verkauft, um Platz für den Bau der Wilhelma zu machen; lediglich das Bellevue-Tor erinnert noch an den alten Standort des Gebäudes. Der neue Besitzer baute das Haus am anderen Neckarufer (Badstraße 42 in Cannstatt) wieder auf.[10] Heute wird es von der Stuttgarter Denkmalschutzbehörde als Kulturdenkmal eingestuft, die als Erbauungszeitraum das Jahr 1847 angibt.[11]

Das Bellevue-Gebäude heute, seit 1847 auf der anderen Neckarseite

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Friedrich-Franz Wauschkuhn: Die Anfänge der württembergischen Textilindustrie im Rahmen der staatlichen Gewerbepolitik 1806–1848. Diss., Univ. Hamburg 1974, S. 72.
  2. Vgl. Nicola Buhl: Fischer, Ferdinand von (1784). In: Allgemeines Künstlerlexikon Online. De Gruyter, 2009, abgerufen am 12. März 2024.
  3. Ernst Eberhard Friedrich von Seyffer: Beschreibung des Königlichen Landhauses Rosenstein. J. G. Cotta, Stuttgart/Tübingen 1831, S. 20.
  4. Vgl. Jakob Merkle: Katharina Pawlowna Königin von Württemberg. Beiträge zu einer Lebensbeschreibung der Fürstin besonders nach neueren russischen Quellen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1889, S. 68; Karl-Johannes Grauer: Wilhelm I. König von Württemberg. Ein Bild seines Lebens und seiner Zeit. Schwabenverlag, Stuttgart 1960, S. 121.
  5. Siegfried Hänle: Württembergische Lustschlösser. Band 2: Freudenthal, Solitude, Hohenheim, Bellevue und Rosenstein. Stahel’sche Buchhandlung, Würzburg 1847, S. 212. Vgl. Johann Daniel Georg Memminger: Stuttgart und Ludwigsburg mit ihren Umgebungen. J. G. Cotta, Stuttgart/Tübingen 1817, S. 381.
  6. Julius Hartmann: Chronik der Stadt Stuttgart. Greiner & Pfeiffer, Stuttgart 1886, S. 212; vgl. Paul Sauer: Reformer auf dem Königsthron. Wilhelm I. von Württemberg. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1997, S. 126, 142. Zur Beurteilung des Lebensstils des Königspaars in der Bellevue siehe auch Andrea Kittel/Gisela Hengstenberg: Königin Katharina von Württemberg (1788–1819). In: Adelheid M. von Hauff (Hrsg.): Frauen gestalten Diakonie. Band 2: Vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. W. Kohlhammer, Stuttgart 2006, S. 99–119, hier S. 104.
  7. Wilhelm Speidel: Giovanni Salucci der erste Hofbaumeister König Wilhelms I. von Württemberg. Sein Leben und Schaffen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1936, S. 45.
  8. Siehe die Bemerkung im Bauprogramm des Rosenstein-Schlosses des Baumeisters Giovanni Salucci, abgedruckt bei Wilhelm Speidel: Giovanni Salucci der erste Hofbaumeister König Wilhelms I. von Württemberg. Sein Leben und Schaffen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1936, S. 106.
  9. Vgl. Paul Sauer: Reformer auf dem Königsthron. Wilhelm I. von Württemberg. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1997, S. 206.
  10. Vgl. Wilhelm Speidel: Giovanni Salucci der erste Hofbaumeister König Wilhelms I. von Württemberg. Sein Leben und Schaffen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1936, S. 39.
  11. Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung, Untere Denkmalschutzbehörde, Liste der Kulturdenkmale. Unbewegliche Bau- und Kunstdenkmale. Stand 25. April 2008 – nach Stadtbezirken (Memento vom 26. März 2016 im Internet Archive; PDF; 490 kB), S. 136.

Kategorie:Versetztes Bauwerk in Stuttgart Kategorie:Erbaut in den 1800er Jahren Kategorie:Zerstört in den 1840er Jahren Kategorie:Erbaut in den 1840er Jahren Kategorie:Kulturdenkmal in Stuttgart Kategorie:Bad Cannstatt Kategorie:Katharina Pawlowna