Bispingen

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Wappen Deutschlandkarte
Bispingen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Bispingen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 5′ N, 10° 0′ OKoordinaten: 53° 5′ N, 10° 0′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Heidekreis
Höhe: 90 m ü. NHN
Fläche: 128,48 km2
Einwohner: 6494 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 51 Einwohner je km2
Postleitzahl: 29646
Vorwahl: 05194
Kfz-Kennzeichen: HK
Gemeindeschlüssel: 03 3 58 002
Gemeindegliederung: 9 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Borsteler Straße 4–6
29646 Bispingen
Website: www.bispingen.de
Bürgermeister: Jens Bülthuis
Lage der Gemeinde Bispingen im Landkreis Heidekreis
KarteLandkreis HeidekreisNiedersachsenLandkreis Nienburg/WeserRegion HannoverLandkreis VerdenLandkreis Rotenburg (Wümme)Landkreis HarburgLandkreis LüneburgLandkreis UelzenLandkreis CelleLindwedelBuchholzSchwarmstedtEsselHademstorfGiltenGrethemEickelohHodenhagenBöhmeHäuslingenAhldenFrankenfeldWalsrodeNeuenkirchenSchneverdingenOsterheideBad FallingbostelWietzendorfSoltauMunsterBispingen
Karte
Gemälde Wilseder Höhe von Valentin Ruths (1825–1905)
Hallenhaus „Dat ole Hus“ in Wilsede, erbaut um 1540, renoviert 1742, 1907 nach Wilsede versetzt

Bispingen (niederdeutsch/plattdütsch Bissen) ist eine Einheitsgemeinde in der Mitte der Lüneburger Heide rund 15 km nordöstlich von Soltau in der Nähe der Ausfahrt 43 der Bundesautobahn 7. Sie liegt im Landkreis Heidekreis in Niedersachsen (Deutschland).

Geografie

Geografische Lage

Bispingen liegt im Norden des Heidekreises, im oberen Luhetal, genau auf dem 10. Meridian östlicher Länge.

Man erreicht es über die Bundesautobahn 7, Abfahrt Bispingen, über die Bundesstraße 209 und über die Kreisstraße K 4.

Die Bahnstrecke Lüneburg–Soltau, an welcher der Ort liegt, transportiert zurzeit nur Güter. Allerdings lädt die Osthannoversche Eisenbahn mit einem Sonderfahrplan zu einer gemütlichen Bummeltour ein. Mit dem historischen „Ameisenbär“, einem 71 Personen fassenden Eisenbahn-Triebwagen aus dem Jahre 1937, geht es von Soltau über Bispingen nach Döhle und zurück.

Ortsgliederung

Bispingen gliedert sich in die Ortsteile Behringen, Borstel in der Kuhle, Haverbeck (Nieder- und Oberhaverbeck), Hörpel, Hützel, Steinbeck/Luhe, Volkwardingen, Wilsede, Heidedorf am Fuße des Wilseder Bergs, und den Kernort der Gemeinde: Bispingen.

Der Kernort hat derzeit 2451 Einwohner (Stand Oktober 2012) und ist damit das größte Dorf der Gemeinde.

Nachbargemeinden

Nachbargemeinden sind Schneverdingen, Undeloh, Egestorf, Soderstorf, Rehlingen, Munster, und Soltau.

Nachbarstädte sind:

Tostedt
31 km
Buchholz (Nordheide)
37 km
Lüneburg, Geesthacht
39 km, 59 km
Schneverdingen
17 km
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Bad Bevensen
55 km
Soltau
16 km
Wietzendorf
19 km
Munster, Uelzen
15 km, 53 km

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Zahlreiche Hügelgräber, Urnenfelder und prähistorische Funde beweisen, dass sich in diesem Raum bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit Menschen ansiedelten. Die älteste bekannte Urkunde stammt aus dem Jahr 1193 und bezeugt den Verkauf des „Dorfes mit Zubehör“ an den Bischof Lüder von Verden.

Der Name Bispingen entwickelte sich aus „von Biscopinge“ („dem Bischof gehörig“); die Endung „ingen“ deutet auf langobardischen Ursprung hin und ist häufig in diesem Teil Niedersachsens, dem alten Bardengau, zu finden.

Mittelalter und Neuzeit

Aus längst vergangenen Zeiten kündet noch die „Ole Kerk“, als ältestes Gebäude Bispingens. Sie wurde 1353 am Rand der Luheniederung aus Feldsteinen erbaut und diente dem „Kirchspiel Bispingen“, bis zum Bau der neuen Kirche im Jahre 1908, als Gotteshaus.

Die neun Dörfer Bispingen, Behringen, Borstel, Haverbeck (mit Ehrhorn), Hörpel, Hützel, Steinbeck, Volkwardingen und Wilsede bauten und nutzen von je her gemeinsam eine Kirche.

Neueste Zeit

Am 1. März 1974 wurde die Gemeinde Borstel in der Kuhle eingegliedert. Am 16. März 1974 kamen Behringen (mit den am 1. März 1974 aufgenommenen Orten Hörpel, Volkwardingen und Wilsede sowie einem Teil der aufgelösten Gemeinde Ehrhorn), Hützel und Steinbeck (Luhe) hinzu.[2]

Der Titel Luftkurort, den Bispingen trug, wurde 2011 nicht mehr amtlich anerkannt.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat beschließt insbesondere über grundlegende Entwicklungsziele der Gemeinde. Er wird alle fünf Jahre neu gewählt. Er setzt sich zusammen aus 18 gewählten Ratsmitgliedern, dem zusätzlich kraft Amtes der Bürgermeister angehört. In der aktuellen Wahlperiode 2016–2021 ergab sich nach der Kommunalwahl folgende Sitzverteilung:[3]

Partei / Liste Sitze
CDU 8 Sitze
SPD 4 Sitze
Bündnis 90/Die Grünen 2 Sitze
Bispinger Bürgerliste 4 Sitze

Bürgermeister

Bürgermeisterin war seit 1. Dezember 2010 Sabine Schlüter.[4]

Seit dem 1. Dezember 2018 ist Jens Bülthuis Bürgermeister.[5]

Gemeindepartnerschaften

Aufgrund der Namensgleichheit des Ortsteils Behringen mit Orten gleichen Namens begannen vor über 60 Jahre Jahren die ersten Kontakte zwischen den fünf Beringen in Belgien, in Deutschland, in Luxemburg, in den Niederlanden und in der Schweiz. Regelmäßig fanden gegenseitige Besuche von Vereinsdelegationen statt.

Im Jahre 1969 wurde die Vereinigung „5 x Beringen International“ gegründet. Ziel dieser Vereinigung ist die Pflege von Freundschaft und Partnerschaft der fünf Gemeinden mit den Ortsbezeichnungen oder Ortsteilen namens Beringen, Behringen und Beringe. Anfang der 1990er Jahre erweiterte sich die Gemeinschaft durch die Aufnahme der beiden Behringen aus Thüringen auf sieben Mitglieder. 2014 wurde dann in Bispingen ein Partnerschaftsvertrag zwischen den politischen Gemeinden unterzeichnet.[6]

Die sechs Gemeinden oder Ortsteile gleichen Namens sind:

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Bispingen war ein typisches Heidebauerndorf. Auf diese Vergangenheit verweist die markante kleine Bronzeskulptur eines Heideschäfers in der Ortsmitte.
  • Durch Bispingen verläuft der 10. Meridian östlicher Länge. Zur Veranschaulichung steht im Ort in der Hützeler Straße ein Granitfindling aus der Eiszeit. Er verkörpert durch eine umlaufende bandähnliche und farblich sichtbare Verkieselung auf natürliche Weise den Längengrad. Mit erläuternden Daten auf einer Bronzeplatte versehen, wurde er, auf diesen ausgerichtet, vom Heimat- und Kulturverein Bispingen dort aufgestellt.
  • Ein Gräberfeld in Volkwardingen enthält bronzezeitliche Hügelgräber.
  • Die Ole Kerk („Alte Kirche“) wurde 1353 aus Feldsteinen errichtet. Schlicht und stilvoll restauriert, wird sie heute gern für Trauungen, Konzerte und Andachten genutzt. Die „Ole Kerk“ ist tagsüber unverschlossen und lädt als ein Hort der Ruhe, alle Menschen zu stiller Einkehr ein. Die Kirche ist von Ostern bis Silvester täglich geöffnet und wird zum Beispiel auch für Konzerte („Sommer-Musik in Bispinger Kirchen“) genutzt.
  • Der Treppenspeicher in Volkwardingen ist einer der ältesten dieser Speichergebäude in der Lüneburger Heide. Seine beiden Gebäudeteile wurden nach einer Balkeninschrift im Jahr 1600 und 1702 errichtet und 2001 restauriert.
  • Das 1742 errichtete Dat ole Huus in Wilsede ist mit seiner 1907 erfolgten Gründung eines der ältesten Heimatmuseen Deutschlands.
  • Aus einem um die Jahrhundertwende gebauten Landsitz der Familie Noelle, östlich des Dorfes, wurde zunächst ein Kinderheim, dann ein skurriles Jagdschloss mit einem Landschaftspark, der jährlich tausende Besucher in seinen Bann zieht. Den Namen „Iserhatsche“ (eisernes Herzchen, westfälisch Platt), den die Familie Noelle dem Anwesen gab, trägt es bis heute.
  • Die St.-Antonius-Kirche wurde 1908 im neugotischen Stil errichtet und steht in der Mitte des Ortes. Sie enthält eine Kanzel von 1648 und eine Bronzetaufe aus dem Jahr 1406.

Baudenkmäler

Grünflächen und Naherholung

  • Der Wilseder Berg liegt im Naturschutzgebiet und ist mit 169,2 m ü. NN die höchste Erhebung in der Lüneburger Heide.

Das dörfliche Leben wird von einer Vielzahl aktiver Vereine gestaltet. Es gibt die Freiwillige Feuerwehr Bispingen mit ihrem Musikzug, einen über 100 Jahre alten Schützenverein, den MTV Bispingen mit seinem Spielmannszug, die Kirchengemeinde Bispingen, den Heimat- und Kulturverein, sowie viele andere Vereinsangebote für die Bürger.

Wirtschaft und Infrastruktur

Unternehmen

Touristisch ist die Heideregion um Bispingen vor allem als Naherholungs- und Naturschutzgebiet bekannt. Das Dorf lebt von einer Mischung aus mittelständischen Betrieben, die zum Teil weltweit agieren, verschiedensten Gewerben und Tourismus. Es pendeln mehr Menschen zur Arbeit nach Bispingen ein als aus.

Snow Dome Bispingen

Seit den zwanziger Jahren gibt es im Ort eine Jugendherberge. Hotels, Pensionen, Gasthäuser und Restaurants prägen das Ortsbild. Einige Unternehmen sind mit ihren Unterhaltungsangeboten weit über die Region hinaus bekannt geworden:

  • „Center Parcs Bispinger Heide“ Anfang der 1990er Jahre wurde Bispingen Standort für eine Freizeitanlage der Firma „Center Parcs“. Die Anlage „Bispinger Heide“ beherbergt in der Saison mehr als 2000 Gäste am Tag.
  • Das „Schumachers Kart and Bowl“ erbaute Mitte der 1990er Jahre der bekannte Formel-1-Rennfahrer Ralf Schumacher zusammen mit einem örtlichen Bauunternehmer an der Autobahnabfahrt Bispingen als In- und Outdoor-Kartbahn.
  • Der Snow Dome ist eine Skihalle, die im Herbst 2006 eröffnet und 2013 renoviert worden ist.
  • Die Modellbauwelten Bispingen als Modellbahn-Anlage auf rund 12.000 m² unter der Skihalle Snow Dome wurden 2020 eröffnet[7]
  • „Das verrückte Haus“ ist ein 2011 eröffnetes, umgedrehtes Haus. Es ist das erste Haus weltweit, das korrekt errichtet und dann mit Hilfe von zwei Kränen gedreht wurde. Die komplette Einrichtung befindet sich über Kopf.[8]

Bildung

Bispingen ist Standort der Grund- und Oberschule der Einheitsgemeinde und hat zwei Kindergärten im Kernort.

Verkehr

Bispingen liegt an der Bahnstrecke Lüneburg–Soltau, auf der aber kein Personenverkehr stattfindet. Nächstgelegene Bahnhöfe mit Personenverkehr sind Soltau, Schneverdingen und Munster. Der Fernbusanbieter Flixbus bietet Verbindungen in Richtung Hannover und Hamburg. Der regionale Busverkehr wird u. a. von KVG Stade (KVG) und Verkehrsbetriebe Osthannover GmbH (VOG) durchgeführt.

An der A7 gibt es die Ausfahrt / Anschlussstelle Bispingen.

Mitfahrbank in Bispingen

In Bispingen wurden zur Verbesserung der Mobilität von Personen ohne Auto (wie Ältere, Jugendliche) einige Mitfahrbänke aufgestellt. Insbesondere sollen hierdurch zusätzliche, kostenlose Verbindungen nach Schneverdingen und nach Behringen ermöglicht werden.

Persönlichkeiten

  • Pastor Wilhelm Bode (1860–1927) gilt als einer der Gründerväter des Naturschutzgebietes. Er sorgte 1905 dafür, dass der Totengrund nicht als Bauland verkauft und bebaut, sondern unter Naturschutz gestellt wurde.
  • Der Naturschützer Ernst Preising (1911–2007) verbrachte seine letzten Lebensjahre hier.
  • Waldemar Grube (1915–2001), Gründer der Grube KG Forstgerätestelle
  • In Hützel wird 1944 der Liedtexter und Komponist Wolfgang Mürmann geboren.

Weblinks

Commons: Bispingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Bispingen – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2022 (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 235 und 236.
  3. Gemeinde Bispingen im Portrait: Gemeinderat, abgerufen am 4. Juni 2020
  4. https://www.nwzonline.de/wilhelmshaven/sabine-schlueter-wird-buergermeisterin_a_1,0,741514204.html
  5. http://www.boehme-zeitung.de/lokales/news/artikel/bispingen-hat-einen-neuen-buergermeister.html
  6. Website Gemeinde Bispingen – Partnergemeinden, abgerufen am 4. Juni 2020
  7. Modellbauwelten in Bispingen öffnen Anfang Juli bei ndr.de vom 25. Juni 2020
  8. Das Verrückte Haus