Umspannwerk Mannheim-Rheinau

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Umspannwerk Mannheim-Rheinau
110-kV-Schaltanlage der Netze BW in Rheinau

110-kV-Schaltanlage der Netze BW in Rheinau

Daten
Ort Mannheim-Rheinau
Bauherr Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk, Badenwerk
Baujahr 1926, 1927
Koordinaten 49° 26′ 24″ N, 8° 32′ 48,8″ OKoordinaten: 49° 26′ 24″ N, 8° 32′ 48,8″ O
Umspannwerk Mannheim-Rheinau (Baden-Württemberg)
Umspannwerk Mannheim-Rheinau (Baden-Württemberg)
Besonderheiten
Zwei räumlich getrennte Anlagenbereiche, Testgelände für Hochspannungstechnik

Das Umspannwerk Mannheim-Rheinau ist ein großes Umspannwerk im deutschen Bundesland Baden-Württemberg und befindet sich östlich von Mannheim zwischen den Stadtteilen Rheinau und Friedrichsfeld. Es besteht aus zwei räumlich getrennten Anlagenbereichen, die von der Amprion und der Netze BW betrieben werden.

Die in den 1920er Jahren mit dem Bau der Nord-Süd-Leitung durch das RWE und das Badenwerk errichtete Anlage wurde und wird aufgrund der zentralen Lage im Übertragungsnetz und der Nähe zu den Kabel- und Drahtwerken in Neckarau auch als Testgelände für neuartige Entwicklungen aus dem Bereich der Hochspannungstechnik genutzt.

Lage

Die Anlage liegt nordöstlich des namensgebenden Stadtteils Rheinau, von dem sie durch die unmittelbar westlich am Gelände vorbeilaufende A 6 getrennt wird, am Rande des Dossenwalds (auch Rheinauer Wald genannt).

Unmittelbar westlich an das RWE-Areal grenzt das Gelände der Forschungsgemeinschaft für elektrische Anlagen und Stromwirtschaft, die hier ihren Hauptsitz unterhält, außerdem befinden sich in direkter Nachbarschaft das Wasserwerk Rheinau sowie ein Wildgehege.

Das östlich liegende Unterwerk Mannheim, das sich an der Bahnstrecke Mannheim–Basel befindet, wird zwar ebenfalls mit Strom aus dem Großkraftwerk Mannheim gespeist, hängt allerdings nicht direkt mit dem Umspannwerk technisch zusammen.

Geschichte

Zu Prüfzwecken umgestürzter Hochspannungsmast auf dem DVG-Testgelände bei Mannheim-Rheinau im Februar 1958

Der Bau des Umspannwerkes steht im Zusammenhang mit dem 1921 gegründeten und seit 1923 als Gemeinschaftskraftwerk Strom produzierenden Großkraftwerk Mannheim. Einer der Betreiber war die Badische Landes-Elektrizitätsversorgung Karlsruhe, ab 1938 unter dem Namen Badenwerk operierend, die ein gerade im Entstehen begriffenes Netz an Überlandleitungen in Baden unterhielt. Es stellte sich daher die Frage nach der Einspeisung des Stromes aus dem Mannheimer Kraftwerk.

Der Architekt Karl Wilhelm Ochs wurde daraufhin beauftragt, ein Schalthaus zu entwerfen. Erste Entwürfe stammen aus dem Jahr 1925[1], doch erst 1927 begann das Unternehmen Brown, Boveri & Cie., das in Mannheim-Käfertal einen wichtigen Standort unterhielt, mit dem Bau des Schalthauses. Eine Besonderheit des Bauwerkes war die Dacheinführung der 110-kV-Leitungen.

Das Umspannwerk wurde daraufhin zu einem wichtigen Knotenpunkt im Netz des Stromversorgers, das sich von Rheinau zur Station Scheibenhardt bei Karlsruhe, wo das Rudolf-Fettweis-Werk bei Forbach mit einer 110-kV-Leitung angeschlossen war, über Offenburg bis nach Laufenburg an der Schweizer Grenze erstreckte. Die Verbindung von Scheibenhardt nach Laufenburg wurde schon 1926 fertiggestellt, ab 1931 war man zudem über eine weitere 110-kV-Leitung zwischen Offenburg und Straßburg mit dem elsässischen Stromnetz verbunden. Über Ludwigshafen bestand Anschluss an das Hochspannungsnetz der Pfalzwerke.

Als in den 1920er Jahren mit dem Bau der Nord-Süd-Leitung der erste große Schritt hin zu einem gesamtdeutschen Höchstspannungs-Verbundnetz ausgeführt wurde, wählte das RWE Rheinau als Standort eines 220-kV-Umspannwerkes, auch, um einen Verbund mit dem Großkraftwerk Mannheim und den Betreibergesellschaften zu errichten. Somit verband das Übertragungsnetz den Kraftwerksstandort Mannheim nun mit den rheinisch-westfälischen Industriegebieten sowie den Wasserkraftwerken in den Alpen und im Südschwarzwald.

In den 1950er Jahren fanden auf dem Gelände des Umspannwerkes Tests der 1950 gegründeten 400-kV-Forschungsgemeinschaft statt, die als Vorbereitung für die Einführung eines 380-kV-Übertragungsnetzes in Deutschland dienten. Da die Kraftwerke im Rheinland und in Westfalen immer mehr Strom produzierten reichte die Kapazität der bislang eingesetzten 220-kV-Leitungen nicht mehr aus. Die Testanlage bestand aus einer 2 km langen 380-kV-Versuchsleitung und einer Station im Dossenwald. Die durch diese Anlage gesammelten Erfahrungen wurden beim Bau der ersten 380-kV-Leitung in Deutschland zwischen Rommerskirchen und Hoheneck berücksichtigt, die seit 1957 parallel zur Nord-Süd-Leitung direkt am Umspannwerk vorbeiläuft.

Bevor ab 1959 ABB in Mannheim-Mallau eine Freileitungsmastprüfanlage unterhielt, diente Rheinau als Testgelände der Deutschen Verbundgesellschaft (DVG) für Freileitungsmasten.

Nachdem zum 1. Januar 1973 die seit 1967 in Rheinau ansässige Studiengesellschaft für Hochspannungsanlagen mit der 400-kV-Forschungsgemeinschaft zur Forschungsgemeinschaft für Hochspannungs- und Hochstromtechnik e.V. fusionierte, wurde Rheinau Sitz des Vereines, wo seitdem auf einem eigenen Testgelände weiterhin Tests durchgeführt werden.[2]

Das alte Schalthaus ist heute nicht mehr in Betrieb und steht leer, ist aber aus Denkmalschutzgründen erhalten geblieben.

Betrieb

Technischer Aufbau

Das Umspannwerk besteht aus zwei räumlich benachbarten, allerdings voneinander getrennten Anlagenbereichen, wobei das nördlich gelegene RWE-Areal wesentlich größer ist als das südliche durch das Badenwerk errichtete. Ersteres umfasst die Spannungsebenen 110 und 220 kV, zwischen denen mittels zweier Transformatoren umgespannt wird, letzteres besteht heute nur noch aus einer 110-kV-Schaltanlage. Unmittelbar an das Gelände grenzt der heute leerstehende Backsteinbau aus den 1920er Jahren.[3] Obwohl die Anlagenbereiche unmittelbar nebeneinander liegen besteht keine direkte Freileitungsverbindung zwischen ihnen.

Freileitungen

Freileitungstrassen unmittelbar nördlich des Umspannwerkes
Netzbetreiber Spannung Name des Stromkreises Trasse
(Bauleit-
nummer)
Zielort/-station Baujahr Himmels-
richtung

Amprion
220 kV Rheinau West 4504 Pfungstadt 1926 Nord
Rheinau Ost
Hoheneck West 4507 Hoheneck 1926 Süd
FGH

RWE Deutschland AG
(Westnetz)
110 kV Heidelberg Nord 2334 Heidelberg Nord
Neckar West SchönbrunnHirschhorn
Bergstraße West 0171 Heppenheim 1952 Nord
Bergstraße Ost

EnBW Energie Baden-Württemberg
(Netze BW)
Anlage 1200 LeimenÖstringen 1936 Ost
Anlage 1300 NeulußheimHochstetten
Weinheim West

Einzelnachweise

  1. Architekturmuseum TU Berlin: Karl Wilhelm Ochs (1896-1988), BBC (Brown, Boveri & Cie), Mannheim-Rheinau Umspannwerk. Abgerufen am 11. Juli 2017.
  2. Forschungsgemeinschaft für Hochspannungs- und Hochstromtechnik e.V.: Festschrift 70 Jahre FGH. Abgerufen am 11. Juli 2017.
  3. Rhein-Neckar-Industriekultur: Umspannwerk Rheinau in Mannheim. Abgerufen am 10. Juli 2017.