Sanitätshauptdepot Lorch-Rheingau

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Sanitätshauptdepot Lorch-Rheingau
—SanHDp Lorch-Rheingau —


internes Verbandsabzeichen - Die Weinrebe symbolisiert die Verbindung zum Rheingau-Taunus-Kreis und dem Weinbaugebiet Rheingau, das Mainzer Rad ist Bestandteil des Stadtwappens von Lorch, die Grubenlampe steht für das Untertagedepot, die Äskulapnatter steht für die Aufgaben der Einrichtung
Aktiv 1. Oktober 1975 bis 31. Dezember 2007
Staat Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr
Truppengattung Sanitätsdienst der Bundeswehr
Typ Untertage - Depot
letzter Standort Lorch
Schutzpatron Heilige Barbara
Ehemaliges Sanitätshauptdepot Lorch-Rheingau

Das Sanitätshauptdepot Lorch-Rheingau war eine Einheit des Sanitätsdienstes der deutschen Bundeswehr in Lorch.

Kommandanten

  • 01.10.1975 – 30.06.1980 Oberstabsapotheker Wolfgang Krämer
  • 01.07.1980 – 31.12.1992 Flottillenapotheker Bernhard Maaß
  • 01.01.1993 – 31.10.1995 Oberstabsapotheker Rolf Zink
  • 01.11.1995 – 30.06.1997 Oberstabsapotheker Stefan Almeling
  • 01.07.1997 – 19.04.2000 Oberstabsapotheker Dr. Oliver Onusseit
  • 20.04.2000 – 18.12.2001 Oberstabsapotheker Sonja Hengge
  • 19.12.2002 – 26.03.2004 Oberstabsapotheker Barbara Feld
  • 27.03.2004 – 09.12.2004 Stabsapotheker Ansgar Nicolai
  • 10.12.2004 – 31.12.2007 Oberstabsapotheker Martina Krüger-Haberkamp

Auftrag

Der Auftrag des Sanitätshauptdepots Lorch umfasste zuletzt folgende Punkte (Stand 2000):

  • Versorgung der Bundeswehr mit Sanitätsmaterial d. h. mit Arzneimitteln und Medizinprodukten wie Verbandsmittel, zahnärztliches und chirurgisches Material, medizinisches Gerät z. B. Narkose-, EKG- und Röntgengeräte oder auch Krankenmöbel, Krankentragen usw.
  • Überprüfung von zurückgeliefertem Sanitätmaterial aus der Truppe
  • Gewährleistung der Arzneimittelsicherheit durch Sichtprüfung und Laboruntersuchung
  • Technische Wartung, Kontrolle und Prüfung an eingelagertem Sanitätsgerät
  • Ständige Bereithaltung von Notfallsätzen für Brand-Katastrophen für 70 Brandverletzte
  • Ständige Bereithaltung eines Notfallsatzes für Katastropheneinsätze
  • Wartung und Pflege des Depoteignen Fuhrparks
  • Überwachung und Aktualisierung der sich im Depot befindlichen voll mit Sanitätsmaterial ausgestatteten Fahrzeuge für NATO und UN-Einsätze
  • Bearbeitung und Bereitstellung von Sanitätmaterial aus den Beständen der Bundeswehr für humanitäre Hilfsleistungen in die ganze Welt
  • Betreuung von Besucherdelegationen aus aller Welt, die an humanitärer Hilfeleistung interessiert sind

Geschichte

Nach der Auflösung des Sanitätsdepots Wittlich am 1. Juli 1975 wurde das Sanitätsdepot Lorch-Rheingau aufgestellt. Es hatte die Aufgabe, Sanitätsmaterial für den Sanitätsdienst der Bundeswehr zu lagern, zu warten, zu pflegen, auszuliefern und zurückzunehmen. In den 1960er Jahren, zu Zeiten des kalten Krieges, war man bestrebt solche Einrichtungen gegen die bis dahin bekannten Angriffswaffen optimal zu schützen. Deswegen begannen 1969 die Planungen für eine Erweiterung der sich noch im Bau befindlichen Luftschutzanlagen Ost und West der Rheingau Kaserne mit dem Ziel, beide Anlagen zu verbinden und als Sanitätsdepot Untertageanlage zu nutzen. 1972 wurde mit dem Bau begonnen und am 1. Oktober 1975 wurden die ersten Stollen bereits genutzt. Die offizielle Übernahme der Stollenanlage, als erstes Untertage Sanitätsdepot der BRD, war im Mai 1976. Die Untertage-Anlage hatte große Vorteile gegenüber einem herkömmlichen Depot. Neben dem optimalen Schutz vor Luftschlägen trug die natürliche Erdwärme dazu bei, dass Arzneimittel sowie Medizinprodukte, mit geringem Energiebedarf bei 20C° und optimaler Luftfeuchte dauerhaft gelagert werden konnten. Selbst der Bauunterhalt war wesentlich günstiger, da weder Dächer noch Außenfassaden zu unterhalten waren. Dagegen waren die Baukosten extrem hoch gewesen auch das Ein- und Auslagern war wegen der langen, schmalen Zufahrtswege wesentlich aufwendiger. Die Fläche der Untertageanlage betrug circa 13.000 m², davon reine Lagerfläche circa 6.000 m². Die restliche Fläche bestand aus Verkehrswegen, Bürobauten und technischen Einrichtungen. Bis 1979 entstanden im Außenbereich noch ein Verwaltungs- und ein Werkstattgebäude sowie eine Umschlaghalle. Es bestanden außerdem zwei externe Außenlager (SanMatALgr) in Brandoberndorf und in Germersheim. Im Zuge der gewaltigen Umstrukturierungen der Bundeswehr nach der Wiedervereinigung wurde am 01.04.1994 aus dem Sanitätsdepot ein Sanitätshauptdepot. Bereits 1991 war die Auflösung des in Lorch stationierten Flugabwehrregiment 5 beschlossen worden, dadurch war es möglich für die erweiterte Aufgabenstellung, zwei Unterkunftsgebäude sowie die Sporthalle der 1993 frei gewordenen Rheingau-Kaserne zu übernehmen. In die ehemalige Sporthalle wurde die Humanitär- und Ausstattungshilfe von dem Sanitätsdepot Euskirchen verlagert. Ebenso wurden die beiden Außenlager geschlossen dafür bekam man im Gerätehauptdepot in Gemmerich einen neuen externen Lagerbereich. 1995 waren die Baumaßnahmen zur Abtrennung des Sanitätshauptdepots (SanHDp) von der ehemaligen Kaserne, dem jetzigen Gewerbepark Wispertal, abgeschlossen. Am 30.09.2000 wurde das 25-jährige Bestehen mit einem Tag der offenen Tür gefeiert, der Besucheransturm war enorm. Im Juni 2003 wurde in der Lorcher Liegenschaft eine Sanitätsmaterial Kompanie aufgestellt. Doch bereits im November desselben Jahres wurde die Auflösung des gesamten Bundeswehrstandortes Lorch bekannt gegeben. Betroffen war neben dem SanHDp Lorch-Rheingau, dessen Schließung am 31.12. 2007 bevorstand auch das Gerätehauptdepot Lorch-Wipertal mit dem Schließungstermin 31.12. 2008. Die zwei Jahre zuvor aufgestellte San-Kompanie wurde schon 2005 nach Pfungstadt verlegt. Am 5. November 2005 feierte man, trotz des gesetzten Schließungstermins, bei gedrückter Stimmung das 30-jährige Bestehen in kleinem Rahmen. Ende 2005 schöpften die Beschäftigten neue Hoffnung und wurden bitter enttäuscht. Denn der neu ernannte Verteidigungsminister hieß Franz Josef Jung und stammte aus dem Rheingau. Er hatte noch 2004 an der Seite der Beschäftigten sowie der Bevölkerung für den Erhalt der Depots im strukturschwachen Lorch gekämpft aber dann als Verteidigungsminister ohne zu zögern die Schließung bestätigt.

Auflösung und Privatisierung

Am 1. Juli 2007 begann die Auflösungsphase und wurde planmäßig zum 31. Dezember 2007 abgeschlossen. Die Abwicklungsdienststelle war das Bundeswehrmaterialdepot Darmstadt. Die endgültige Abschaltung der Betriebstechnik erfolgte erst am 31. August 2009. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Technikbetrieb weiterhin notwendig, da die Gebäudeleit- und Telekommunikationstechnik untrennbar mit der des Gerätehauptdepot Lorch-Wispertal verflochten war. Nachdem zum 31. Dezember 2008 auch dessen Auflösung abgeschlossen war, wurden systematisch alle Gefahrstoffe wie Heizöl, Öle, Kältemittel, Blei- und Nickel-Cadmium Batterien fachgerecht aus allen Lorcher Bundeswehrliegenschaften entsorgt und die entsprechenden technischen Anlagen endgültig stillgelegt. Der bis zu diesem Zeitpunkt noch bestehende technische Betriebsdienst der Außenstelle Lorch des Bundeswehrdienstleistungszentrums Mainz, wurde ebenfalls am 31. August 2009 geschlossen und die letzten zivilen technischen Mitarbeiter am 1. September 2009 an neue Arbeitsplätze versetzt. In den Folgejahren übernahm die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben die Liegenschaft und veräußerte die Außenflächen an eine örtliche Spedition. Im Zuge der Flüchtlingskrise baute der Fuhrunternehmer die Gebäude zu einer Asyl - Sammelunterkunft um, die der Rheingau-Taunus-Kreis angemietet hat und bis heute betreibt. Die Untertage Anlage ist weiterhin im Besitz des Bundes. Seit November 2019 wird in den vier Eingangsstollen die technische Deckeninstallation (Kabelpritschen, Lampen, Leitungen, Lüftungskanäle usw.) durch eine Fachfirma zurück gebaut und entsorgt.

Literatur

  • Sanitätsdepot Lorch-Rheingau, Festschrift /Broschüre zum 10 jährigen Bestehen, 1985.
  • 20 Jahre Sanitätshauptdepot Lorch-Rheingau, Festschrift /Broschüre zum 20 jährigen Bestehen. Herausgeber: Mönch-Verlag Koblenz/Bonn für das Sanitätshauptdepot Lorch-Rheingau, 1990.
  • 25 Jahre Sanitätshauptdepot Lorch-Rheingau, Festschrift /Broschüre zum 25 jährigen Bestehen. Herausgeber: Lothar Fölbach Verlag München für das Sanitätshauptdepot Lorch-Rheingau, 2000.

Weblinks

Commons: Sanitätshauptdepot Lorch (Rheingau) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 2′ 57,9″ N, 7° 49′ 5″ O