Frauentausch (Fernsehsendung)

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Fernsehserie

Frauentausch ist eine deutsche Doku-Soap, die auf der Idee zur britischen Sendung Wife Swap basierte. Das Konzept beinhaltet den zeitweiligen Austausch eines Familienangehörigen zwischen zwei Familien.

Die Doku-Soap wurde erstmals am 14. Juli 2003 ausgestrahlt. Die auf dem Privatsender RTL II jeweils einmal wöchentlich im Abendprogramm laufende Sendung, donnerstags um 21:15 Uhr, wird von Constantin Entertainment GmbH produziert. Ältere Sendungen werden werktags morgens wiederholt.

Inhalt

In der Doku-Soap geht es jeweils um zwei Frauen – ersatzweise auch einen oder zwei (homosexuelle) Männer –, die für zehn Tage den Haushalt tauschen und bei einer anderen Familie leben. Es wird in der 90-minütigen (netto) Sendung geschildert, wie die Betroffenen unter anderem mit Heimweh und Sehnsucht nach ihren Familien oder mit Anpassungsproblemen zu kämpfen haben.

Zur Erhöhung der Spannung und auch des Konfliktpotentials neigen die Verantwortlichen der Sendung oft dazu, die Frauen aus stark kontrastierenden Lebensentwürfen oder Milieus auszuwählen wie beispielsweise Bauern- und Großstadtfamilie oder Strenggläubige und Atheisten.

Die Sendung und der Ablauf des „Experiments“

Zu Beginn der Serie werden die Mitglieder zweier Familien mit Namen und Alter und manchmal auch die Tätigkeit dargestellt, wobei in der Regel eine als Verlierer und eine als erfolgreich dargestellt wird; ein Motiv, das im weiteren Verlauf der Sendung vertieft wird. Danach wird das Leben beider Familien etwas gezeigt.

Im Vorfeld wird mit jeder Tauschmutter eine Videobotschaft aufgenommen, die jeweils für die andere Mutter gedacht ist. Am Anfang des Frauentausches erhalten die Frauen kleine Zettel beziehungsweise Karteikärtchen, auf die sie eine Kurzzusammenfassung in einigen Wörtern schreiben, die zur Orientierung der Tauschperson helfen sollen. Beispielsweise schreibt die Tauschmutter auf ein Karteikärtchen, dass die „neue“ Mutter täglich die Wäsche waschen soll und hängt diesen Zettel an einen geeigneten Ort wie die Waschmaschine. Anschließend packen die Ersatzmütter ihre Koffer und verabschieden sich von ihrer Familie.

Wenn die Frauen mit den Autos der Produktionsunternehmen zum jeweils anderen Zielort gefahren werden, wird in einigen Folgen gezeigt, wie sich die Frauen mit verbundenen Augen auf halber Strecke bzw. Entfernung ihrer Wohnorte begegnen, um sich einen kurzen Eindruck voneinander zu verschaffen. Hin und wieder fahren sie mit dem Zug zu ihrer Tauschfamilie. Wohnt die Tauschfamilie in einem fremden Land, so fliegen die Tauschmütter mit dem Flugzeug zur Tauschfamilie.

Die Ankunft im „neuen Zuhause“ wird grundsätzlich mit der Tauschperson alleine dargestellt; die dort heimische Familie ist in dieser Zeit außer Haus. In dieser Zeit werden vom Produktionsteam auch Manipulationen an der Wohnung vorgenommen, die die anfangs geschilderten Klischees bestärken sollen – etwa die Wohnung bewusst verdreckt. Den Tauschpersonen wird nun eine Videobotschaft der anderen Tauschfrau oder des anderen Tauschmanns gezeigt, in denen sie sich ein Bild voneinander machen können. In der Botschaft stellen sich die Ersatzpersonen eventuell kurz vor und erwähnen mehr oder weniger wichtige Dinge, die die neue Mutter einhalten soll oder zu erledigen hat. Nahezu bei jedem Frauentausch geben die Frauen jeweils der anderen diverse Aufgaben, beispielsweise ein Bild zu Ende malen, Arbeit für eines der Familienmitglieder finden oder auf einer Party singen. Nach einiger Zeit treffen die Familien zu Hause ein und machen Bekanntschaft mit der bislang unbekannten Person.

Die Tauschperson schläft im Verlauf des Experiments in einem Hotel, wobei dies in der Sendung abweichend dargestellt wird. Das normale Leben in den Familien kommt in der Zeit zum Erliegen und spielt nur zur Bestärkung der Klischees eine Rolle.

Am fünften Tag darf die Tauschmutter eigene Regeln in ihrer Tauschfamilie aufstellen, was nahezu immer Anlass zur Diskussion ist. Am neunten Tag des Experiments erhalten die zwei Tauschpersonen eine Videobotschaft von ihren Familien. In dieser letzten Botschaft erfahren die Ersatzpersonen, wie es ihrer Familie geht und eventuell wie sie mit der Tauschfrau oder mit dem Tauschmann klarkommen.

Am zehnten und letzten Tag des Frauentausches bereiten sich die Tauschmütter auf ihre Heimreise vor und verabschieden sich von ihren Ersatzfamilien. Auf halber Entfernung treffen sich die Frauen beziehungsweise Männer, zum Beispiel in einem Restaurant oder in einem Park, um sich auszusprechen. Sie geben sich eventuell Ratschläge, was in der eigenen Familie geändert werden könnte oder reden über ihre Probleme. Manchmal entwickeln sich aus den Diskussionen Beleidigungen oder gar Gewaltübergriffe. In den allermeisten Fällen entwickelt sich mindestens eine starke Meinungsverschiedenheit, welche dann im Streit endet. Doch in manchen Fällen ist die Aussprache ruhig und die Tauschpersonen lachen sogar miteinander. Es kamen auch schon andere Varianten der Aussprache vor: In einer Folge brach eine Mutter das Experiment ab und fuhr eher nach Hause, da sie sich den Aufenthalt in der anderen Familie nicht weiter zumuten wollte. Die Aussprache fand ausnahmsweise in der Wohnung der das Experiment abbrechenden Tauschmutter statt. In einer weiteren Folge wollten sich die Tauschmütter weder sehen noch aussprechen, daher sprachen die Männer der Tauschfrauen per Telefon miteinander.

Zuletzt wird dokumentiert, wie die Tauschpersonen im eigenen Hause ankommen und wie die Familien sie wieder aufnehmen.

Die Personen der Familien und weite Teile der Handlung sind real, werden jedoch teilweise aus dramaturgischen Gründen in abweichender Reihenfolge dargestellt oder nicht zusammenhängende Szenen zu einer zusammengeschnitten. Die Szenen sind jedoch nicht spontan, sondern werden – teilweise durch Regieanweisungen verändert – nachgestellt. Damit ähnelt das Konzept der Scripted Reality mit dem Unterschied, dass keine Laienschauspieler nach einem streng vorgegebenen Drehbuch agieren. Insbesondere die Biographie der „Verlierer“-Familie ist zudem teilweise stark von der Realität abweichend verändert.

Sonstiges

In den ersten Folgen konnten die Fernsehzuschauer telefonisch abstimmen, welche Frau die Herausforderung des ungewohnten Umfeldes besser bewältigen konnte. Diese Möglichkeit schaffte der Sender später ab. In der Staffel die seit Mai 2016 ausgestrahlt wird, kann auf der Internetseite von RTL 2 wieder abgestimmt werden, welche Frau die Situation besser bewältigt hat.

RTL II strahlt in unregelmäßigen Abständen Sonderausgaben wie beispielsweise ein Promi-Spezial oder ein Urlaubsspezial aus. 2007 spielte zum Beispiel Radiomoderator und Comedian Hans Blomberg mit.

Am 18. Mai 2006 wurde die 100. Folge mit einem großen Jubiläumsspezial ausgestrahlt. Den Zuschauern wurde in dieser Spezialsendung unter anderem gezeigt, wie einige Teilnehmerinnen auf den Tausch zurückblicken.[1]

In der Folge 112 kam es zwischen zwei Müttern zu Handgreiflichkeiten, bei der eine der Frauen mit einer Handprellung in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Sie sei festgehalten worden, gestrauchelt und gestürzt.[2] Der Grund hierfür lag in unterschiedlichen Ansichten in Hinblick auf Haushaltsführung und Kindererziehung.[3] Diese Auseinandersetzung geschah, als die Kamera bereits ausgeschaltet war.

Am 29. Januar 2009 wurde die 200. Folge ausgestrahlt. In dieser Folge tauscht eine Mutter von 15 Kindern mit einer Mutter, die mit ihrer Familie in Namibia lebt. Zum ersten Mal in der Geschichte von Frauentausch wurden Kontinentgrenzen überschritten.

Für sieben bis zehn Drehtage zahlt das Produktionsunternehmen den Familien jeweils 1500 Euro Aufwandsentschädigung.[4][5] Allerdings muss der durch die Produktion entstehende Stromverbrauch von der teilnehmenden Familie selbst bezahlt werden; die Mehrkosten hierfür bewegen sich nach Angaben mehrerer Familien im vierstelligen Bereich. Seitens der Produktionsfirma wird der zu erwartende Betrag im Vorfeld mit 10 bis 90 Euro beziffert.[6][7][8]

Das österreichische Format zu Frauentausch war Tausche Familie.

Zuschauer

Die erste Folge sahen 1,28 Millionen Zuschauer – dies entspricht einem Marktanteil von 5,3 Prozent.[9] Durchschnittlich erreicht Frauentausch eine Quote von rund 10 Prozent der relevanten Zielgruppe, was etwa einer Million Zuschauer pro Sendung entspricht.[10] Den bisher höchsten Marktanteil erzielte die 100. Jubiläumsfolge mit 18,1 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen.[1] Die Doku-Soap erreicht laut Eigenangabe der Constantin Entertainment GmbH eine Quote bis zu 18 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen.[11]

Die Sendung wird vor allem von jungen Zuschauerinnen gesehen.[12]

Kritik

Eine Ausstrahlung vom 8. Januar 2009 wurde kritisiert, da eine Familie, ihr Umfeld und ihre Heimatstadt Zerbst nach Ansicht der Kritiker entwürdigend dargestellt wurden. Infolgedessen kam es zu Demonstrationen und Ausschreitungen gegenüber der Familie, die unter Polizeischutz gestellt werden musste. Thomas Langheinrich, Vorsitzender der Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) der Landesmedienanstalten, kündigte daraufhin eine Prüfung der Sendung an. Er sagte: „Auch wenn die Teilnehmer sich freiwillig für eine solche Doku-Soap bewerben und umfangreiche Verträge unterschreiben, berechtigt das die Sender nicht, sie medial hinzurichten. Jeder hat ein Recht auf Menschenwürde.“[13]

Das NDR-Medienmagazin Zapp berichtete 2009 von schweren Vorwürfen gegen die Macher. Unter anderem wird Frauentausch vorgeworfen, Teilnehmer zu täuschen, zu manipulieren und absichtlich herabzuwürdigen. Dabei wird auch aus dem Vertragswerk zitiert, das zu unterschreiben ist.[14]

Am 26. Juli 2012 entschied das Landgericht Berlin, dass eine bereits gesendete Folge, unter Androhung eines Ordnungsgeldes, nicht nochmal gesendet werden darf. [15] Die Klägerin sah ihre Persönlichkeitsrechte verletzt. So sei sie gezielt lächerlich gemacht worden, bestimmte Szenen und Aussagen seien durch Druck des Produktionsteams und auf Anleitung entstanden. Unter anderem Aussagen der Kinder in der Videobotschaft wie: „Hallo Mama, kannst ruhig zu Hause bleiben (…). (…) ist viel besser als Mama.“ oder „Tschüss! Komm nicht wieder, bleib, wo Du bist“. Im Anschluss an die Sendung seien die Kinder massiv gehänselt und geärgert worden.

Der Zahlung einer Entschädigung widersprach das Gericht allerdings, da die Verletzung des Persönlichkeitsrechtes der Klägerin nicht so schwerwiegend sei.

Das Aschenputtel-Experiment

Fernsehserie

Das Aschenputtel-Experiment ist eine ab 12. November 2007 bei RTL 2 ausgestrahlte 60-minütige (brutto) Doku-Soap. Sie ist am Konzept von Frauentausch angelehnt. Das Zusatzformat wurde bis 2015 montags um 21:15 Uhr ausgestrahlt.

Der Unterschied zwischen beiden Formaten ist, dass bei der Zusatzausgabe von Frauentausch in jeder Folge ein „Aschenputtel“ und eine attraktive, meist wohlhabende Frau die Familien tauschen. Das „Aschenputtel“ erfährt, wie es sich im Luxus lebt, die attraktive und wohlhabende Frau jedoch, was es bedeutet, auf sämtlichen Luxus zu verzichten.

Promi-Frauentausch

Fernsehserie

Promi-Frauentausch ist eine ab 2013 bei RTL II ausgestrahlte Doku-Soap. Sie ist am Konzept von Frauentausch angelehnt. Das Zusatzformat wurde bis 2014 sonntags um 20:15 Uhr ausgestrahlt.

Einzelnachweise

  1. a b Presseportal.de: Presseportal: RTL II - Grosses Jubiläumsspecial! / „Frauentausch“ wird 100!
  2. RTL2-Sendung „Frauentausch“ wird trotz Schlägerei fortgesetzt. Archiviert vom Original am 27. September 2007; abgerufen am 16. Januar 2015.
  3. Netzeitung.de: «Frauentausch»-Mütter prügeln sich (Memento vom 31. August 2006 im Internet Archive)
  4. casting 1 // Frauentausch //. Archiviert vom Original am 25. April 2009; abgerufen am 16. Januar 2015.
  5. TV SUCHT TAUSCHMAMA! GAGE 1500,- EURO. 9. Dezember 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 16. Januar 2015.@1@2Vorlage:Toter Link/www.fameonme.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Originalverträge Frauentausch (Memento des Originals vom 29. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/massengeschmack.tv
  7. Interview mit teilnehmender Familie in der NWZ
  8. Interview mit teilnehmender Familie auf fernsehkritik.tv (Video)
  9. Abendblatt.de: Mutter in fremder Familie
  10. Presseportal.de: RTL II informiert: „Frauentausch“ und „EXKLUSIV - Die Reportage“ mit guter Quote
  11. Constantinentertainment.de: Constantin Entertainment - Produktionen - Frauentausch
  12. „Ungestraft Klauen“. In: Cut, 6/2005.
  13. DWDL.de: Mediale Hinrichtung? Wirbel um „Frauentausch“ vom 23. Januar 2009
  14. Die Opfer einer Dokusoap Medienmagazin Zapp vom 16. Dezember 2009
  15. Telemedicus: Urteil LG Berlin AZ 27O14/12