Lünerseewerk

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Lünerseewerk
Speichersee Latschau II mit dem dahinter liegenden Lünerseewerk
Speichersee Latschau II mit dem dahinter liegenden Lünerseewerk
Speichersee Latschau II mit dem dahinter liegenden Lünerseewerk
Lage
Lünerseewerk (Vorarlberg)
Lünerseewerk (Vorarlberg)
Koordinaten 47° 4′ 26″ N, 9° 52′ 27″ OKoordinaten: 47° 4′ 26″ N, 9° 52′ 27″ O
Land Osterreich Österreich
Vorarlberg Vorarlberg
Ort Tschagguns
Gewässer Lünersee, Speichersee Latschau
f1
Kraftwerk
Eigentümer Vorarlberger Illwerke AG
Betreiber Illwerke AG
Bauzeit 1954–1958
Betriebsbeginn 1958
Technik
Engpassleistung 229 Megawatt
Durchschnittliche
Fallhöhe
974 m
Regelarbeitsvermögen 371 Millionen kWh/Jahr
Turbinen 5
Generatoren 5
Sonstiges
Website illwerke.at

Vorlage:Illwerke Schema

Das Lünerseewerk ist ein Pumpspeicherkraftwerk und eines der zahlreichen Elektrizitätswerke der Vorarlberger Illwerke AG im österreichischen Montafon.

Lünerseewerk

Das von 1954 bis 1958 errichtete Werk liegt in Latschau oberhalb von Tschagguns und wird aus dem 974 Meter höher gelegenen Lünersee über Stollen und Druckrohre gespeist.

Das Wasser wird anschließend im Staubecken Latschau aufgefangen und von dort an das Rodundwerk weitergeleitet. Im Frühjahr und Sommer 2011 wurde das Becken Latschau II saniert. Dabei wurden etwa 12.000 m³ Schluffmassen (Sand und Schlamm) abgetragen sowie etwa 100.000 Quadratmeter neues Dichtungsmaterial aufgebracht. Latschau I soll in zwei Jahren folgen.[1] Die Maschinensätze 1 bis 5 des Lünerseewerkes werden 2013 bis 2015 generalsaniert.[2]

Technische Daten

"Die Kraftwerksanlage Lünerseewerk besteht aus dem Speicher Lünersee, der Triebwasserführung mit einem Einlaufbauwerk, dem Seestollen, der Sperrkammer Lünersee, einem Entlastungsschacht, dem Druckstollen vom Lünersee nach Salonien, dem Taldüker Salonien, dem Druckstollen von Salonien nach Grüneck, dem Wasserschloss Grüneck, dem Panzerstollen von Grüneck zur Sperrkammer Grüneck, der Sperrkammer Grüneck, einer Druckrohrleitung sowie einem Druckschacht, dem Krafthaus, der Unterwasserführung und dem Pumpwasserkanal".[3]

Krafthaus

Das Lünerseewerk selbst ist ein freistehendes Krafthaus mit fünf vertikalachsigen Maschinengruppen, jede bestehend aus Motorgenerator, vierdüsiger Freistrahlturbine, hydraulischem Synchronisierwandler mit Zahnkupplung und fünfstufiger, einflutiger Speicherpumpe. Das Lünerseewerk war ursprünglich als Pumpspeicherwerk mit sechs Maschinensätzen konzipiert, wobei jedoch der sechste Maschinensatz bislang nicht realisiert wurde.

Das Kraftwerk verfügt über eine Engpassleistung von 229 Megawatt (MW) und eine aufgenommene Motorleistung im Pumpbetrieb von 224 MW. Das Regelarbeitsvermögen beträgt 371 GWh; 2012 wurden 378 GWh gewonnen.[4]

  • Nennleistung je Turbine 46,2 MW
  • Aufgenommene Motorleistung je Maschinensatz im Pumpbetrieb 43 MW
  • Durchfluss je Turbine 5,52 m3/s; behördlich genehmigter Gesamtturbinendurchfluss 32 m3/s
  • Durchfluss je Speicherpumpe 4,24 m3/s; behördlich genehmigte Pumpfördermenge 28 m3/s.[5]
  • Rohfallhöhe 974 m
  • Drehzahl 750 min−1
  • Nennleistung je Motorgenerator 56 MVA
  • Übertragungsleistung je hydraulischem Synchronisierwandler 23,6 MW
  • Generator-Nennspannung 10,5 kV
  • 5 Blocktransformatoren 10,5/240 kV zu je 56 MVA für die Maschinensätze
  • 220-kV-Freiluftschaltanlage neben dem Krafthaus
  • 1 Hausgenerator mit einer Nennleistung von 2,2 MVA

Hydraulische Daten

  • Wasserspiegel der Ausgleichsbecken Latschau bei Vollstau: 992,25 m[6]
  • Regelarbeitsvermögen aus Zufluss und Jahrespumpspeicherung im Jahr: 170 Mio. kWh
  • Regelarbeitsvermögen aus Wälzpumpspeicherung im Jahr: 201 Mio. kWh
  • maximale tägliche Speicherspiegelabsenkung bei Volllastturbinenbetrieb des Lünerseewerkes mit 5 Maschinen: −4,0 m/Tag
  • maximale tägliche Speicherspiegelanhebung bei Volllastpumpbetrieb des Lünerseewerkes mit 5 Maschinen: +3,3 m/Tag
  • Triebwasserführung: Gesamtlänge 9745 m bestehend aus
    • 2 Druckstollen Länge 3056 und 2474 m, zusammen 5530 m, Innendurchmesser 3,05 m
    • Taldüker gepanzert, Länge 1336 m, Innendurchmesser 2,60 bis 2,40 m
    • Fallleitung, bestehend aus: Panzerstollen Länge 482 m, Innendurchmesser 3,20 m
      • Druckrohrleitung, Länge 1050 m, Innendurchmesser 2,25 m
      • Druckschacht, Länge 917 m, Innendurchmesser 2,15 m
      • Flachstrecke, Länge 430 m, Innendurchmesser 2,05 m[7]

Projekt Rellswerk

Der Lünersee

Unterhalb der Rellser Mariahilfkapelle im Rellstal wurde seit 2014 bis 2018 ein weiteres Pumpspeicherwerk Rellswerk gebaut, welches zusätzlich das Wasser des oberen Rellsbaches fassen und in das bestehende Lünerseewerk einbinden wird.[8]+[9] Am 28. September 2018 wurde das Rellswerk in Betrieb genommen.[10]

Dadurch erhöht sich der Zufluss zum Lünersee ab etwa 2018 um rund 17 Millionen m3/Jahr und kann die Primärenergiegewinnung um rund 16 GWh/Jahr gesteigert werden. Dies bedeutet für die Bereitstellung von elektrischer Spitzen- und Regelenergie durch das Lünerseewerk eine zusätzliche jährliche Gewinnung von mindestens 37 GWh/Jahr.[11]

Literatur

  • Guntram Innerhofer: Lünerseewerk. Bau des Druckschachtes. In: Österreichische Wasserwirtschaft 13, Wien 1961, S. 169–175.

Weblinks

Commons: Lünerseewerk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Letzter Feinschliff für „Latschau II“
  2. Illwerke Magazin, Ausgabe 27, Oktober 2013, S. 10 ff.
  3. Wörtlich zitiert nach http://cdn2.vol.at/2010/02/Rellswerk_UVP.pdf UMWELTVERTRÄGLICHKEITSPRÜFUNG Rellswerk Vorarlberger Illwerke AG, S. 14.
  4. Illwerke Magazin, Ausgabe 27, Oktober 2013, S. 10.
  5. Bescheid Zl.96110/33-71916/54 des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft vom 14. Oktober 1954 zum Lünerseewerk – Erhöhung der Ausbauwassermenge
  6. Beschilderung Latschauwerk.
  7. Angaben gemäß UMWELTVERTRÄGLICHKEITSPRÜFUNG Rellswerk Vorarlberger Illwerke AG, S. 15.
  8. UMWELTVERTRÄGLICHKEITSPRÜFUNG Rellswerk Vorarlberger Illwerke AG
  9. Projekt Rellswerk
  10. Illwerke/VKW nimmt Rellswerk in Betrieb auf ORF-Vorarlberg vom 28. September 2018 abgerufen am 28. September 2018
  11. Quelle: entgeltliche Einschaltung der Illwerke VKW Gruppe vom 23. Mai 2014 in den Vorarlberger Nachrichten, Beilage S. 8.