Christianisierung Niederösterreichs

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Die Christianisierung Niederösterreichs erfolgte von Westen her und wurde vom Bistum Passau betrieben.

Geschichtlicher Hintergrund

Nach dem Rückzug der Römer besiedelten zunächst Awaren und Slawen den Donauraum, bis um 800 Karl der Große das Gebiet eroberte und als Marcha orientalis in sein Reich eingliederte. Gegen Ende des Jahrhunderts fielen Magyaren ein und besiegten 907 in der Schlacht von Pressburg das ostfränkische Heer, womit sie auch das Land übernahmen. Erst mit der Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 wurden die Magyaren zurückgedrängt und endgültig das Land von den Bayern genommen. Mit der schwindenden Gefahr aus dem Osten breiteten sich an den Verkehrswegen und entlang der Donau Siedlungen aus.

Urpfarren

Über die Christianisierung zwischen 800 und 900 n. Chr. existieren für Niederösterreich kaum Quellen. Mit der Eroberung wurde das Land Teil des Bistums Passau und die darin liegenden Klöster wie das Kloster Niederaltaich, das Kloster Niedernburg oder das Kollegiatstift Altötting übernahmen die Missionierung. In dieser Zeit wurden Pfarren in St. Valentin, St. Pölten, St. Andrä, St. Agatha in Hausleiten und St. Michael in der Wachau errichtet, die als Urpfarren Niederösterreichs angesehen werden können. Ebenso wurden die verbliebenen Reste der awarischen Bevölkerung zwangsweise christianisiert.

Mutterpfarren

Nach der Rückeroberung wurde das Land endgültig von Bayern aus besiedelt und auch das Bistum Passau wieder aktiv. Im Jahr 1014 schenkte Kaiser Heinrich II. dem Bistum unter Berengar von Passau fünf Güter, die dort die Mutterpfarren Krems, Herzogenburg, Tulln, Kirchberg am Wagram und Stockerau gründeten, die allesamt dem Heiligen Stephan geweiht waren. Errichtet wurden jeweils eine Kirche und ein Priesterhaus, wobei der Unterhalt der Geistlichen aus einem Gut mit einer Königshufe Land bestritten wurde. Die in Urkunden genannten Orte Sigemaresweret sind mit Altenwörth und otcinesseuue als ein abgekommener Ort südlich von Stockerau zu identifizieren.

Knapp danach entstanden von Passau aus auch viele weitere Pfarren mit dem hl. Stephan geweihten Kirchen, etwa die Pfarre Weistrach, Pfarre Stephanshart, Pfarre Amstetten, Petzenkirchen, Melk, Pfarre Hürm, Zwentendorf, Mautern und Weiten, womit beiderseits der Donau ein eng zusammenhängendes Netz bestand. Die einzig, von diesem Schema abweichende Passauer Gründung war die Pfarre Gaubitsch-Krut in der Mitte des 11. Jahrhunderts.

Um 1050 erfolgte die Gründung weiterer Mutterpfarren, die als babenbergische Eigenpfarren aufscheinen, es sind dies die 13 Großpfarren Meisling, Gars-Eggenburg, Altpölla, Weitersfeld, Pulkau, Eggendorf im Thale, Falkenstein, Mistelbach, Oberleis, Großrußbach, Niederhollabrunn, Klosterneuburg und Alland, die aber keine babenbergische Gründungen darstellen, sondern auf vor-babenbergischen Besitzungen liegen.

Markgraf Leopold III. schenkte 1113 dem Stift Melk die Gebiete von Ravelsbach, Wullersdorf, Weikendorf, Mödling und Traiskirchen, die dort Pfarren gründeten. Auch diese Gebiete waren vor-babenbergisch und den Babenbergern zugefallen. Dies gilt auch für die Pfarren in der ehemaligen Ungarischen Mark, namentlich die Pfarren Drösing, Stillfried, Hainburg und Unterwaltersdorf, sowie später für die Pfarren in Wien, Mannswörth, Stadlau und Pillichsdorf, die an den Bischof fielen. Ebneso entstanden auch die Pfarren Probstdorf, Leobendorf, Pottenstein und Horn-Neukirchen als frei-eigene Gründungen und der Pittner Mark entstanden Pfarren in Neunkirchen, Pitten, Fischau und Lanzenkirchen.

Literatur

  • Heide Dienst: Niederösterreichische Pfarren im Spannungsfeld zwischen Bischof und Markgraf nach dem Ende des Investiturstreites, in: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 34, Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei, Wien 1981, Seite 1–44
  • Helmuth Feigl: Die Entwicklung des Pfarrnetzes in Niederösterreich., Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 79, St. Pölten 1985 ISBN 385326557X
  • Josef Wodka: Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte. Verlag Herder, Wien 1959