Lichttherapie

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Eine Lichttherapie ist ein von der wissenschaftlichen Medizin anerkanntes Verfahren zur Behandlung verschiedener Erkrankungen. Die Versorgungsleitlinie für unipolare Deeeeeeeeperession empfiehlt Lichttherapie vor allem bei Depressionen, die einem saisonalen Muster folgen.[1] Für depressive Störungen, die nicht saisonal abhängig sind, sei zwar eine Wirksamkeit nachweisbar, wegen der kleinen Stichprobe könne in der Leitlinie bisher jedoch noch keine Behandlungsempfehlung ausgesprochen werden.[1] Im Zusammenhang mit Depressionen werden oft Schlafstörungen beklagt, die für die Betroffenen einen Stressfaktor darstellen können.

Als Phototherapie wird die Behandlung mit Licht bei schweren Beeinträchtigungen der Haut wie beispielsweise bei Neurodermitis und Psoriasis bezeichnet.

Exemplarische Vorgehensweise bei Depression

Moderne Lichttherapielampe in Betrieb

Therapeutisch werden die Patienten dabei hellem Kunstlicht (Tageslichtlampe) ausgesetzt, man spricht hier auch von einer Lichtdusche. Die Lichttherapie sollte am besten direkt nach dem Erwachen angewendet werden.[1] Die Wirksamkeit ist gut nachgewiesen bei einer Exposition von 10.000 Lux für eine halbe Stunde oder 2.500 Lux für zwei Stunden.[1] Man sollte höchstens etwa 50-80 cm von der Lichtquelle entfernt sitzen.[1] Wichtig ist, dass das Licht auf die Netzhaut fällt. Deshalb müssen die Augen geöffnet sein und dürfen nicht von einer Sonnenbrille oder anderem verdeckt sein.[1] Der Patient soll aber nicht direkt in die Lichtquelle sehen.

Wirklatenz und Wirkungsdauer

Eine Besserung sei bereits nach einer Woche messbar, wobei es vier Wochen dauern könne bis die Lichttherapie vollständig anspricht (Response).[1] Von den Patienten mit saisonal abhängiger Depression sprechen 60-90 % auf die Lichttherapie an, was sich innerhalb von 2 bis 3 Wochen zeige.[1] Nach Absetzen der Lichttherapie zeigen zwar nicht alle, aber die meisten Patienten eine rasche Wiederkehr der Symptomatik, weshalb innerhalb der Jahreszeit mit erhöhtem Risiko eine Fortführung der Lichttherapie empfohlen wird.[1]

Anwendungsgebiete

Empirisch am besten gesichert und uneingeschränkt anerkannt ist die Lichttherapie bei der saisonal bedingten Depression, die auch als Winterdepression bezeichnet wird.[1][2] Die Leitlinie beruft sich dabei auf eine Metaanalyse[3] aus 23 randomisiert-kontrollierten Studien.[1]

Es gibt neuerdings aber immer mehr Daten, die dafür sprechen, dass die Lichttherapie bei allen Formen der Depression wirksam ist.[4][5] Wegen der kleinen Stichprobe könne in der Leitlinie bisher jedoch noch keine Behandlungsempfehlung für depressive Störungen, die nicht saisonal abhängig sind, ausgesprochen werden.[1]

Alternativ wird ein der Lichttherapie ähnliches Verfahren auch zur Vorbeugung gegen Jetlag eingesetzt. So bieten manche Fluggesellschaften ihren Langstreckenpassagieren spezielle Kopfbedeckungen an, an denen eine helle Lichtquelle befestigt ist.

Vermutete Wirkmechanismen

Lichtintensität einer Lichttherapielampe in einem Raum, in den das schattige Tageslicht nur durch einen Vorhang gefiltert, durch ein Fenster unter vorgezogenem Dach dringt: Moderne Menschen halten sich oft zu wenig im Freien auf, wo das Licht deutlich heller als in geschlossenen Räumen ist

Neuere Untersuchungen beschäftigen sich mit dem Zusammenhang von Lichttherapie und circadianen Rhythmen, zum Beispiel mit der Kombination von Lichttherapie und Schlafentzugstherapie (sog. Wachtherapie) und der Schlafphasenvorverlagerung. Ein bedeutsamer biologischer Vorgang scheint zu sein, dass besonders in der zweiten Nachthälfte Melatonin im Gehirn produziert wird. Melatonin wird mit einer depressiogenen Wirkung in Verbindung gebracht. Wird die Lichttherapie unmittelbar nach dem morgendlichen Aufwachen angewandt, also möglichst früh, dann wird die Produktion von Melatonin beendet bzw. Melatonin abgebaut, so dass es zu einem positiven Stimmungsumschwung kommt. Es ist auch nachgewiesen, dass Licht den Melatoninhaushalt hemmend beeinflusst.

Eingesetzt wird meist weißes Licht, das dem Spektrum des Sonnenlichts entspricht. Normales Tageslicht (auch bei bedecktem Himmel) ist mindestens so wirksam wie künstliches Licht (Lichttherapielampe). In Studien zeigt sich aber, dass viele Menschen sich zu wenig im Freien aufhalten, um sich der nötigen Lichtmenge auszusetzen.

Physiologisch wirksam ist vor allem ein schmales Frequenzband im Blaulichtbereich des weißen Lichts (Wellenlängen 446-477 nm), der auf das blaulichtempfindliche Photopigment Melanopsin in den Ganglienzellen der Netzhaut einwirkt. Anders als die Sehpigmente in den Stäbchen und Zapfen der Netzhaut ist Melanopsin nicht an der visuellen Wahrnehmung beteiligt, sondern beeinflusst die Melatonin-Ausschüttung und darüber die circadiane Rhythmik.[6][7]

Literatur

  • Jürgen Zulley, Anna Wirz-Justice: Lichttherapie. Roderer, Regensburg, 1999, ISBN 3-89783-020-5.
Commons: Lichttherapie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l DGPPN, BÄK, KBV, AWMF, AkdÄ, BPtK, BApK, DAGSHG, DEGAM, DGPM, DGPs, DGRW (Hrsg.): S3-Leitlinie/Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression – Langfassung. 1 (Version 5) Auflage. 2005, S. 141–142, doi:10.6101/AZQ/000239 (online).
  2. Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN): Nationale VersorgungsLeitlinie – Unipolare Depression. Springer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-642-13103-5, S. 132 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Robert N. Golden, Bradley N. Gaynes, R. David Ekstrom, Robert M. Hamer, Frederick M. Jacobsen, Trisha Suppes, Katherine L. Wisner, Charles B Nemeroff: The Efficacy of Light Therapy in the Treatment of Mood Disorders: A Review and Meta-Analysis of the Evidence. In: The American Journal of Psychiatry 2005. 162 (4): 656–62. doi:10.1176/appi.ajp.162.4.656
  4. Terman M, Terman JS: Light therapy for seasonal and nonseasonal depression: efficacy, protocol, safety, and side effects. In: CNS Spectr. 10. Jahrgang, Nr. 8, August 2005, S. 647–63; quiz 672 (chronotherapeutics.org [PDF]).(engl.)
  5. http://www.sciencenews.org/articles/20050423/fob7.asp (engl.)
  6. S. Sekharan, J. Wei, V. Batista: The Active Site of Melanopsin: The Biological Clock Photoreceptor. In: J. Am. Chem. Soc., Band 134, 2012, S. 19536–19539, doi:10.1021/ja308763b.
  7. S. L. Chellappa, R. Steiner, P. Blattner, P. Oelhafen, T. Götz et al.: Non-Visual Effects of Light on Melatonin, Alertness and Cognitive Performance: Can Blue-Enriched Light Keep Us Alert?. In: PLoS ONE, 2011, Band 6, Nummer 1, e16429, doi:10.1371/journal.pone.0016429