Grace Hopper

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Grace Hopper (Januar 1984)

Grace Brewster Murray Hopper (* 9. Dezember 1906 in New York City, New York als Grace Brewster Murray; † 1. Januar 1992 in Arlington, Virginia) war eine US-amerikanische Informatikerin und Computerpionierin. Sie war im letzten Dienstgrad Flottillenadmiral (Rear Admiral (lower half)) der US Navy Reserve (US-amerikanischen Marinereserve).

Grace Hopper an der Tastatur des Univac, ca. 1960

Leben

Grace Murray begann ihre Ausbildung 1924 am Vassar College in Poughkeepsie, New York, und beendete 1930 ihr Studium der Mathematik und Physik an der Yale University mit Auszeichnung. Noch im selben Jahr heiratete sie Vincent Hopper, einen Dozenten für Englisch. Grace Hopper lehrte anschließend bis 1943 am Vassar College Mathematik, zuletzt als Associate Professor, und promovierte 1934 an der Yale University. Von 1944 bis 1946 war sie bei der US-Marine aktiv. Während dieser Zeit führte sie mit dem 1944 fertiggestellten Computer Mark I an der Harvard University mathematische Berechnungen durch. Zudem leitete sie den Aufbau von Mark II.

Von 1946 bis 1949 war sie im Computerlabor der Harvard-Universität als Forscherin tätig. Gleichzeitig gehörte sie bis 1966 der Reserve der US-Marine an. Von 1949 bis 1952 arbeitete Hopper bei der Eckert-Mauchly Computer Corporation, danach bis 1971 für die Univac Division der Sperry Rand Corporation.

Im Jahre 1966 ging „Amazing Grace“, wie sie von ihren Mitarbeitern genannt wurde, in den Ruhestand. Doch im Alter von 61 Jahren wurde sie 1967 von der US-Marine wieder in den aktiven Dienst versetzt, um für Abhilfe bei diversen Computerproblemen zu sorgen. Erst im Jahr 1986 wurde sie im Dienstgrad eines Flottillenadmirals im Alter von 80 Jahren in den Ruhestand entlassen. Danach war sie bis 1988 als Beraterin für die Digital Equipment Corporation tätig. Grace Hoppers Traum war es, 94 Jahre alt zu werden, um den 31. Dezember 1999 zu erleben und damit das ganze Jahrhundert voller Veränderungen, das sie maßgeblich mitgestaltet hat, erlebt zu haben.

Sie starb im Schlaf in der Neujahrsnacht 1992 und wurde mit allen militärischen Ehren auf dem Nationalfriedhof Arlington beigesetzt.

Leistungen

Hopper kam Ende der 1940er Jahre auf die Idee, Computerprogramme in einer verständlichen Sprache zu verfassen statt nur mit Einsen und Nullen.[1] Maßgeblich war sie an den wegweisenden Projekten Mark I, Mark II und UNIVAC I beteiligt. Sie hat 1952 den ersten Compiler (A-0) entwickelt und mit der Programmiersprache FLOW-MATIC und dem zugehörigen Compiler (1957) wesentliche Vorarbeiten zur Entwicklung der Programmiersprache COBOL geleistet (Spitzname: „Grandma COBOL“).

Logbuch-Seite des Mark II Aiken Relay Calculator mit dem ersten dokumentierten Bug (1947)

Häufig wird auch der Begriff debugging (deutsch wörtlich: entwanzen; Beheben von Programmfehlern) auf sie zurückgeführt, was nicht ganz exakt ist, denn es war kein Fehler im Programm (Code), also der Software selbst, als 1947 während der Arbeiten an Mark II eine Motte für den Ausfall eines Relais dieses Computers gesorgt hatte. Ein Techniker im Team von Grace Hopper fand sie und klebte die (tote) Motte in das Logbuch. Kommentiert mit dem Satz: „First actual case of bug being found.“ („Das erste Mal, dass tatsächlich ein Bug gefunden wurde.“ Vgl. Abbildung). Der Begriff „Bug“ im Englischen selbst war damals nicht neu, sondern wurde unter Ingenieuren auch schon im vorangegangenen Jahrhundert verwendet.[2]

Grace Hopper kam im Zuge des Millennium-Bugs noch einmal in die Schlagzeilen. Sie beschränkte in ihren Programmen die Jahresangabe auf zwei Ziffern, was im Jahr 1959 von den Entwicklern der Programmiersprache Cobol bei der Erstellung der Cobol-Libraries übernommen wurde, um den seinerzeit teuren Arbeitsspeicher einzusparen. Die Entwickler und Hopper erwarteten nicht, dass viele ihrer Funktionen im Jahr 1999 noch unverändert verwendet würden, was jedoch der Fall war.

Zitate

“Life was simple before World War II. After that, we had systems.”

„Vor dem Zweiten Weltkrieg war das Leben einfach, danach gab es [Computer-]Systeme.“

“It’s always easier to ask forgiveness than it is to get permission.”

„Es ist immer einfacher [hinterher] um Entschuldigung zu bitten, als [vorher dafür] eine Genehmigung zu bekommen.“

“The most dangerous phrase in the language is, 'We’ve always done it this way.'”

„Der gefährlichste Satz einer Sprache ist: „Das haben wir schon immer so gemacht“.“

“If in doubt – do it.”

„Im Zweifelsfall – Tu es.“

“A ship in a harbor is safe, but that is not what a ship is built for.”

„Ein Schiff ist im Hafen [zwar] sicher – aber dafür ist es nicht gebaut.“

Ehrungen

Grace Hopper wurde für ihre Leistungen mit über 90 Auszeichnungen geehrt, u.a. mit mehr als 40 Ehrendoktorwürden. 1969 wurde sie mit dem Man of the Year Award der Data Processing Management Association ausgezeichnet. 1991 erhielt sie als eine der ersten Frauen die National Medal of Technology der USA. Außerdem erhielt sie unter anderem die Meritorious Service Medal, die Defense Distinguished Service Medal, die höchste Auszeichnung des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums, und die Mitgliedschaft in der Legion of Merit (Ehrenlegion). Sie war die erste US-Amerikanerin und erste Frau überhaupt, die von der British Computer Society zum Distinguished Fellow ernannt wurde. 1979 erhielt sie den W. Wallace McDowell Award. 1991 wurde sie in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.

1996 wurde der Zerstörer USS Hopper (Arleigh-Burke-Klasse) vom Stapel gelassen und auf ihren Namen getauft. Es ist das zweite Kriegsschiff der United States Navy, das nach einer aus den US-Streitkräften stammenden Frau benannt wurde.

Ihr zu Ehren wird der Grace Murray Hopper Award verliehen.

Seit 1994 wird die Grace Hopper Celebration of Women in Computing an wechselnden Orten in den USA durchgeführt. Seit 2006 findet die Konferenz in jährlichem Turnus statt.

Am 9. Dezember 2013, zum 107. Geburtstag, würdigte Google Grace Hopper mit einem eigenen Google Doodle.[3]

Im November 2016 verlieh ihr Präsident Barack Obama posthum die Presidential Medal of Freedom.[4]

Literatur

  • Kurt Beyer: Grace Hopper and the Invention of the Information Age. The MIT Press, Cambridge MA 2009, ISBN 978-0-262-01310-9.
  • Kathleen Broome Williams: Grace Hopper. Admiral of the cyber sea (= Library of Naval Biography). Naval Institute Press, Annapolis MD 2004, ISBN 1-55750-952-2.

Weblinks

Commons: Grace Hopper – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Christoph Dorner: Ada, wer ist Ada? Im Jahr 1842 wirkte eine junge Aristokratin bei der Konstruktion einer Rechenmaschine mit, dem Vorläufer eines Computers. Doch Ada Lovelace ist in Vergessenheit geraten, genau wie viele andere Pionierinnen der Informatik., in: Süddeutsche Zeitung, 14. September 2015, Nr. 211, S. 18.
  2. Fred R. Shapiro: Exposing the myth behind the first bug reveals a few tales (englisch). In: BYTE. April 1994.
  3. 107. Geburtstag von Grace Hopper, abgerufen am 26. Juni 2016.
  4. The White House: President Obama Names Recipients of the Presidential Medal of Freedom. 16. November 2016, abgerufen am 22. November 2016 (englisch).