Jiddisch

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Jiddisch (יידיש)
Sprecher ca. 1,5 Mio. (2013)[1]
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Jüdische Autonome Oblast (Russland)
Anerkannte Minderheitensprache in Bosnien-Herzegowina, Moldawien, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Schweden, (Ukraine)
Sprachcodes
ISO 639-1

yi

ISO 639-2

yid

ISO 639-3

yid (Makrosprache)

Enthaltene Einzelsprachen:

  • ydd (Ost-Jiddisch; Israel)
  • yih (West-Jiddisch; Deutschland, Österreich)

Jiddisch (יידיש oder אידיש, wörtlich jüdisch, kurz für jiddisch-daitsch, jüdisch-deutsch) ist eine rund tausend Jahre alte Sprache, die von den aschkenasischen Juden in weiten Teilen Europas gesprochen und geschrieben wurde und von einigen ihrer Nachfahren bis heute gesprochen und geschrieben wird. Es ist nach allgemeiner Meinung eine aus dem Mittelhochdeutschen hervorgegangene westgermanische, mit hebräischen, aramäischen, romanischen, slawischen und weiteren Sprachelementen angereicherte Sprache. Sie teilt sich in West- und Ostjiddisch, Letzteres besteht aus den Dialekten Südost-, Mittelost- und Nordostjiddisch.

Die jiddische Sprache hat sich im Mittelalter im Zuge der meist durch christliche Verfolgungen bedingten Migrationen der Juden vom deutschsprachigen Gebiet aus in Europa verbreitet, besonders ostwärts nach Osteuropa, wo das Ostjiddisch entstand.[2] Mit den Auswanderungswellen von Millionen osteuropäischer Juden im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert breitete sie sich dann westwärts aus und gelangte in die neuen jüdischen Zentren in Amerika und Westeuropa, später auch nach Israel.

Jiddisch war eine der drei jüdischen Sprachen der aschkenasischen Juden, neben dem weitestgehend der Schriftlichkeit vorbehaltenen Hebräisch und Aramäisch. Es wurde nicht nur als gesprochene, sondern auch als mit hebräischen Schriftzeichen geschriebene und gedruckte Alltagssprache verwendet. Eine ähnliche Rolle wie das Jiddische spielt für die sephardischen Juden die Sprache Judenspanisch, auch Ladino und anders benannt.

Während das Westjiddisch bereits ab dem 18. Jahrhundert auszusterben begann, blieb das Ostjiddisch die Alltagssprache der Mehrheit der Juden in Osteuropa, bis der durch die Nationalsozialisten verübte Holocaust die jüdischen Zentren in Kontinentaleuropa vernichtete. Heute wird Jiddisch als Muttersprache noch von aus Osteuropa stammenden betagten Juden, von einer kleinen, aber regen Anzahl sogenannter Jiddischisten und ganz besonders von ultraorthodoxen aschkenasischen Juden gesprochen. Ihre Zahl wird auf über eine Million weltweit geschätzt.

Weil das Sprechen, Schreiben und kulturelle Schaffen auf Jiddisch seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert fast ausschließlich auf ostjiddischer Grundlage geschieht, versteht man heute unter Jiddisch faktisch Ostjiddisch, solange nicht ausdrücklich von Westjiddisch die Rede ist. In diesem Artikel steht folglich das Ostjiddische im Zentrum der Beschreibung.

Geschichte

Ältestes erhaltenes schriftliches Zeugnis eines ganzen Satzes auf Jiddisch aus dem Wormser Machsor, 1272

In der mittelhochdeutschen Periode entwickelten sich im deutschen Sprachgebiet spezifisch jüdische Ausprägungen des Deutschen, die von Juden untereinander gesprochen und in der Regel mit einem dafür angepassten hebräischen Alphabet geschrieben wurden. Charakteristisch sind eine Vielzahl von Entlehnungen aus dem meist nachbiblischen Hebräischen und dem Aramäischen sowie in geringem Maße auch einige Entlehnungen aus dem Romanischen (Französisch, Italienisch und Spanisch).

Bedingt durch Judenfeindlichkeit und die Judenverfolgungen ab dem 11. Jahrhundert und besonders nach der Schwarzer Tod genannten großen Pest von 1348 kam es zur massenhaften Migration von Juden aus dem deutschen Sprachgebiet nach Osteuropa, besonders ins Königreich Polen und ins Großfürstentum Litauen, und in der Folge zu einer sprachlich getrennten Entwicklung: Das Jiddische im Westen entwickelte sich im Kontakt mit dem Deutschen weiter und glich sich ihm besonders im Zuge der Säkularisierung und Assimilation deutscher Juden seit dem 18. Jahrhundert weitgehend an, während das Jiddische im Osten den mittelalterlichen Stand des jüdischen Deutschen stärker bewahrte und sich hauptsächlich im Kontakt mit slawischen Sprachen durch Entlehnungen und durch Übernahme morphologischer und syntaktischer Elemente aus dem Slawischen weiterentwickelte. Man unterteilt das Jiddische deshalb in Westjiddisch und Ostjiddisch.

Bis ins frühe 18. Jahrhundert war es das Westjiddische, das für den jiddischen Buchdruck maßgeblich war. Im späten 18. Jahrhundert hatten jedoch die ostmitteleuropäischen Druckorte die westmitteleuropäischen abgelöst, und infolgedessen sowie wegen der fortgeschrittenen Assimilation der Juden Deutschlands setzte sich das Ostjiddische als neuer Standard der jiddischen Sprache durch. Im 19. Jahrhundert werden auch nicht-religiöse Publikationen immer häufiger, und es folgt eine bis zum Zweiten Weltkrieg andauernde Epoche, die oft als goldenes Zeitalter der jiddischen Literatur gewertet wird. Diese Periode trifft mit der Wiederbelebung des Hebräischen als gesprochene Sprache und der Wiedergeburt der hebräischen Literatur zusammen.

Jüdische Auswanderer an der deutsch-polnischen Grenze

Mit der Massenauswanderung nach Nordamerika und England im späten 19. Jahrhundert expandierte das Jiddische verstärkt in den englischen Sprachraum und wurde dementsprechend zunehmend durch Englisch als Kontaktsprache beeinflusst. Infolge der großen Anzahl jiddischsprachiger Einwanderer haben zahlreiche jiddische Wörter Eingang in den umgangssprachlichen Wortschatz des US-amerikanischen Englisch gefunden.

Jiddisch war eine der offiziellen Sprachen in der unabhängigen Ukrainischen Volksrepublik zwischen 1917–1920. Die Geschichte der Juden in der Sowjetunion war widersprüchlich. In den 1920ern und 1930ern war Jiddisch einige Jahre lang neben dem Russischen, Weißrussischen und Polnischen Staatssprache im sowjetischen Weißrussland. Einerseits betrieb die Sowjetunion zu Stalins Zeiten eine aktiv judenfeindliche Politik und verfolgte die jüdische Religion, das Bibelstudium, die zionistische Bewegung und die hebräische Sprache. Andererseits wurden jiddische Sprache und Literatur zumindest bis zum Zweiten Weltkrieg offiziell gefördert. Zwischen 1918 und 1923 wurden unter der Führung des Kriegsveteranen Simon Dimantstein innerhalb der KPdSU jüdische Sektionen („Jewsekzija“) errichtet. Ihre Aufgabe war der Aufbau einer „jüdischen proletarischen Kultur“, die nach den Worten von Stalin „national in der Form und sozialistisch im Inhalt“ sein sollte. Es gab drei bedeutende jiddische Zeitungen: Emes („Wahrheit“, 1920–39 in Moskau), Shtern (1925–41 in der Ukraine) und Oktjabr („Oktober“, 1925–1941 in Weißrussland). Auch der Aufbau eines jiddischen Schulsystems wurde gefördert. 1932 besuchten 160.000 jüdische Kinder in der Sowjetunion eine jiddischsprachige Schule. Doch wegen des Mangels an höheren Ausbildungsmöglichkeiten in Jiddisch und der zunehmend minderheitenfeindlichen Politik Stalins wurden in den folgenden Jahren im ganzen Land diese Schulen geschlossen.

1925 wurde im damals polnischen Wilno das YIVO (Jidischer wißnschaftlecher inßtitut) als akademische Einrichtung zum Studium jiddischer und ostjüdischer Kultur eröffnet. Seit 1940 ist der Hauptsitz in New York; 1941 plünderten die Nazis den Sitz in Wilna. Auch in Kiew und Minsk wurden wissenschaftliche Institute zur Erforschung der jiddischen Sprache, Literatur und Kultur eingerichtet, welche ihre Arbeiten auf Jiddisch publizierten.

1928 wurde die Jüdische Autonome Oblast (Birobidschan) in der östlichen Sowjetunion gegründet. Hier sollte Jiddisch als Amtssprache eingeführt werden, jedoch erreichte die jiddischsprachige Bevölkerung nie die Mehrheit. Seit dem Zerfall der Sowjetunion sind die meisten Juden der jüdischen autonomen Oblast nach Israel, Deutschland und in die USA ausgewandert. Jiddisch wird nur noch von einem Bruchteil der Einwohner gesprochen.

Heute gibt es in einigen traditionellen, ultraorthodoxen jüdischen Gemeinden wie besonders in New York (im Stadtteil Brooklyn) sowie in den New Yorker Vororten Kiryas Joel, New Square und Monsey,[3] in Montreal sowie in dessen Vorort in Kiryas Tosh, in London, in Antwerpen und in Jerusalem (etwa im Stadtteil Me'a Sche'arim) größere Sprechergruppen, die Jiddisch als Alltagssprache verwenden und an die nächste Generation weitergeben. Neben diesen Sprechern gibt es auch eine kleine säkulare Sprechergemeinschaft, die das Jiddische weiter pflegt.

Bezeichnungen

Hirsch David Nomberg, Chaim Zhitlovsky, Schalom Asch, Itzhok Lejb Perez, Abraham Reisen während der Czernowitz-Konferenz (v. r. n. l.), Postkarte

Jiddischsprecher bezeichnen das Jiddische als mamme loschn (מאַמע-לשון, deutsch Muttersprache). Das deutsche Wort Jiddisch ist ein verhältnismäßig neues Kunstwort. Es ist eine Entlehnung aus dem englischen Yiddish, das seinerseits auf das von ostjüdischen Emigranten nach England mitgebrachte jiddische Wort jidisch zurückgeht. Jidisch (oder idisch) bedeutet im Jiddischen sowohl „jüdisch“ als auch „jiddisch“. Das sog. Judendeutsch ist eine dem Deutschen sehr ähnliche Variante des Westjiddischen, war die Umgangs- und Korrespondenzsprache der Mehrheit der deutschen Juden bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts.[4]

Im Englischen ist das Wort Yiddish seit 1886 belegt, so zuerst in dem Roman Children of Gibeon von Walter Besant mit der Erklärung, dass es sich um eine aus Polnisch, Deutsch und Hebräisch gemischte Sprache handele, bald darauf dann aber auch durch gelegentliche Verwendung in sprachwissenschaftlichen Publikationen wie Alexander Harkavys Dictionary of the Yiddish Language (New York 1898) und Leo Wieners History of Yiddish Literature in the Nineteenth Century (London & New York 1899), wobei auch in solchen Fachpublikationen bis ins 20. Jahrhundert ältere Bezeichnungen wie Judaeo-German zunächst noch vorherrschend blieben.

Bei der Anglisierung des jiddischen Wortes jidisch wurde der Konsonant „d“ verdoppelt, um den Monophthong -i- zu erhalten und der sonst im Englischen naheliegenden Aussprache -ei- vorzubeugen. Mit kurzer erster Silbe und Doppelkonsonant wurde das Wort dann aus dem Englischen in der Form „jiddisch“ auch ins Deutsche übernommen, wo es zuerst in Gustav KarpelesGeschichte der jüdischen Literatur (Berlin 1909, dort neben „jüdisch-deutsch“) und dann in Solomon Birnbaums Aufsatz Jiddische Dichtung (1913) erscheint. Dabei stand der Anglizismus jiddisch in Konkurrenz nicht nur zu den älteren Bezeichnungen, sondern auch zu der zuweilen aus dem Ostjiddischen direkt ins Hochdeutsche übernommenen Bezeichnung jidisch, wie sie z. B. im Untertitel „Übertragungen jidischer Volksdichtung“ zu der Sammlung Ostjüdische Liebeslieder (Berlin 1920) von Ludwig Strauss erscheint.

Es ist maßgeblich der Initiative Birnbaums und dem Einfluss seiner Praktischen Grammatik der Jiddischen Sprache (1918) sowie seiner zahlreichen Fachpublikationen und Lexikonartikel zuzuschreiben, dass sich Jiddisch (und auch im Englischen Yiddish) in der Folgezeit als fachsprachlicher Terminus etablierte, als Bezeichnung zunächst vorwiegend für das neuostjiddische, und dann umfassend für sämtliche Sprachperioden unter Einbeziehung des westlichen Jiddisch.

Schrift

„Bovo d’Antona“, später „Bove-Buch“ oder „Bove-Majße“ von Elia Levita von 1507/1508, erste gedruckte Ausgabe von 1541: Das erste vollständig erhaltene nicht religiöse jiddische Buch. Auf den Titel geht der volksetymologisch umgedeutete Ausdruck „bobe-majße“, erfundene Geschichte, wörtlich „Großmutter-Geschichte“, zurück.

Zur Schreibung des Jiddischen wird das – dafür angepasste – hebräische Alphabet benutzt (Aljamiado-Schreibweise). Umschriften in lateinischer Schrift gibt es mehrere, die aber problemlos ineinander übergeführt werden können. International verbreitet ist die vom YIVO in New York entwickelte Transkription, die teilweise auf der englischen Schreibweise basiert.

Angepasste hebräische Schriftzeichen

Zeichen Transkription nach YIVO Name
א   shtumer alef
אַ a pasekh alef
אָ o komets alef
ב b beys
בֿ v veys
ג g giml
ד d daled
ה h hey
ו u vov
וּ u melupm vov
ז z zayen
ח kh khes
ט t tes
י y, i yud
יִ i khirek yud
כּ k kof
כ ך kh khof, langer khof
ל l lamed
מ ם m mem, shlos mem
נ ן n nun, langer nun
ס s samekh
ע e ayin
פּ p pey
פֿ ף f fey, langer fey
צ ץ ts tsadek, langer tsadek
ק k kuf
ר r reysh
ש sh shin
שׂ s sin
תּ t tof
ת s sof

Jiddische Sonderzeichen (Digraphen)

Zeichen Transkription nach YIVO Name
װ v tsvey vovn
זש zh zayen-shin
טש tsh tes-shin
ױ oy vov yud
ײ ey tsvey yudn
ײַ ay pasekh tsvey yudn

Phonetik

Vokale

Jiddisch hat mit vielen ober- und besonders mitteldeutschen Dialekten zahlreiche Lautveränderungen gemeinsam: Entrundung der Hochzungenvokale mhd. ö > e, ü > i (bspw. mhd. jüde > jidd. jid), die Diphthongierung von mhd. bzw. regional-frühnhd. langem ê > ej, ô > ou bzw. im Ostjiddischen weiter > /oi/, œ (> ê) > ej (bspw. mhd. gên > jidd. gejn, mhd. brôt > jidd. brojt, mhd. schœne > jidd. schejn) oder die Verdumpfung des langen Zentralvokals mhd. â > ô/û (bspw. mhd. schlâfen > nordostjidd. schlofn, südjidd. schlufn).[5]

Althochdt. Deutsch Jiddisch Beispielwort
a / ā a [aː] אָ (o) Schaf, שאָף (shof)
a a [a] אַ (a) Salz, זאַלץ (zalts)
ō o [oː] וי (oy) Brot, ברויט (broyt)
ō ö [øː] יי (ey) böse, בייז (beyz)
e e [eː] Esel, אייזל (eyzl)
e ö [œ] ע (e) Köpfe, קעפּ (kep)
e e [ɛ] eng, ענג (eng)
u ü [yː], [ʏ] י (i) über, איבער (iber)
ou / ū au [ao] וי (oy) Auge, אויג (oyg)
ei ei [ae] ײ (ey) Stein, שטיין (shteyn)
ī ei [ae] ײַ (ay) Wein, ווײַן (vayn)
iu eu [oe] neu, נײַ (nay)

Die Entwicklung von ahd. /ei/, /ø:/ und /iu/ verlief allerdings nicht immer direkt zu den neujiddischen Lauten, sondern teilweise über die Zwischenstufen /ei/ > /e:/ > /ej/ (z. B. bein > bēn > bejn); /ø:/ > /e:/ > /ej/ (schoni > schœne > schēn > schejn); /iu/ > /y:/ > /i:/ > /aj/ (z. B. niuwi > nü(we) > > naj).

Konsonanten

Das Jiddische hat die Hochdeutsche Lautverschiebung fast vollständig vollzogen und lässt sich damit als mitteldeutscher Dialekt klassifizieren.

Protogermanisch Standarddeutsch Jiddisch
*slēpaną schlafen שלאָפֿן shlofn
*pannōn Pfanne פֿאַן fan
*aplaz Apfel עפּל epl

Germanisches /p/ ist im Jiddischen in Wörtern wie schlafen, laufen, helfen, hoffen wie im Standarddeutschen zu /f/ verschoben: shlofn, loyfn, helfn, hofn. Anlautendes /pf/ in Pfanne, Pfeffer, pfeifen, Pfeil, Pferd, Pflanze entspricht Jiddischem /f/, vergleichbar zum Ostmitteldeutschen: fan, fefer, fayfn, fayl, ferd, flantsn. Da das /p/ in epl (Apfel), kop (Kopf) nicht zu /pf/ verschoben ist zählt das Jiddische nicht zu den oberdeutschen Dialekten.

Wie in einigen bairischen und alemannischen Dialekten wird כ/ך/ח (kh) auch nach hellen Vokalen wie י (i), יי (ey), ײַ (ay) und nach ר (r) als [x] ausgesprochen: ליכט likht [lɪxt]

Grammatik

Die jiddische Grammatik ist grundsätzlich deutschbasiert, weist aber auch zahlreiche Eigenentwicklungen auf und zeigt verschiedene slawische und gewisse hebräische Einflüsse.

Substantiva

Kasusflexion

Das Jiddische zeigt nur Reste von Kasusflexion beim Substantiv.

  • generelle Genitivendung ist -ß, und zwar unabhängig vom Geschlecht: dem manß buch, der frojß buch, dem kindß buch (das Buch des Mannes, der Frau, des Kindes). Der Gebrauch des Genitivs ist im Vergleich zum Deutschen allerdings stark eingeschränkt.

Spezialfälle sind:

  • der tate (Vater) – Genitiv dem tatnß, Dativ und Akkusativ dem tatn; ebenso: sejde (Großvater), rebe (chassidischer Rabiiner, traditioneller Schullehrer).
  • der mensch (Mensch) – Genitiv dem mentschnß, Dativ und Akkusativ dem mentsch oder dem mentschn; ebenso: jid (Jude, jüdischer Mann).
  • di mame (Mutter) – Genitiv der mameß, Dativ der mame oder der mamen, Akkusativ di mame; ebenso: bobe (Großmutter), mume (Tante).
  • Personennamen haben im Dativ und Akkusativ grundsätzlich die Endung -(e)n, bei der Verbindung von Vor- und Nachname kommt die Endung nur dem Nachnamen zu: ich se Dowidn (ich sehe David), ich ken Arn Barnbojmen (ich kenne Aaron Birnbaum). Die Endung kann aus stilistischen Gründen allerdings auch wegfallen.
  • erstarrte Endungen kommen etwa vor in in, zum harzn (im, zum Herzen, in übertragener Bedeutung), in der emeßn (in Wahrheit), in der luftn (in der Luft), in der wochn (unter der Woche), far acht togn (vor acht Tagen), ba lajtn (unter anständigen Menschen).

Pluralbildung

Die Flexion der Substantiva weicht von derjenigen der deutschen Standardsprache stark ab. So sind Beugung mittels Umlautung sowie mittels {-n} viel verbreiteter als im Standarddeutschen (ersteres entspricht aber teilweise den Verhältnissen in den deutschen Mundarten); umgekehrt ist die deutsche Endung {-e} im Jiddischen unbekannt. Sodann kennt Jiddisch mit den Endungen {-ß} bzw. {-eß} und {-im} Morpheme, die dem Hebräischen entlehnt sind. {-im} kommt fast nur bei hebräischstämmigen Substantiven vor, erstere beide sowohl bei hebräisch- wie auch bei deutsch- und slawischstämmigen Wörtern. Die Schreibung von {-(e)ß} erfolgt bei hebräischstämmigen Wörtern nach der hebräischen, bei deutsch- und slawischstämmigen Wörtern nach der phonologischen Orthographie. Die Pluralbildung mittels {-im} ist sodann in der Regel mit Vokaländerung, manchmal mit konsonantischer Veränderung sowie oft mit Betonungsverschiebung von der ersten auf die mittlere Silbe verbunden.

Beispiele, die das oben Gesagte sowie die Unterschiede zwischer deutscher und jiddischer Flexion demonstrieren und auch zeigen, wie die aus verschiedenen Sprachen stammenden Endungen teilweise auch in den je anderen Komponenten eingesetzt werden (jeweils Singular – Plural):

  • schweßter (dt. Schwester) – schweßter
  • tisch (dt. Tisch) – tischn; hebräischstämmig: jam (Meer) – jamen; slawischstämmig: kojsch (Korb) – kojschn
  • tog (dt. Tag) – teg;
  • gortn (dt. Garten) – gertner; hebräischstämmig: kol (Stimme) – keler; slawischstämmig: ßod (Obstgarten) – seder
  • schtekn (dt. Stecken) – schteknß oder mume (dt. Tante, Muhme) – mumeß; hebräischstämmig: chaje (dt. Tier) – chajeß; slawischstämmig: nudnik (dt. Langweiler) – nudnikeß [ursprünglich semitische Endung; wird jedoch bei hebräischstämmigen Wörtern einerseits und deutsch- und slawischstämmigen Wörtern anderseits unterschiedlich geschrieben]
  • pojer (dt. Bauer) – pojerim; hebräischstämmig: neß (dt. Wunder) – nißim oder schetech (dt. Gegend) – schtochim oder malbesch (dt. Kleidungsstück) – malbúschim [ursprünglich semitische Endung]

Diminutivum I (Verkleinerung)

Hier wird im Singular -l angehängt; der Plural wird mit -lech gebildet: bet (Bett) – Dim. I betl, Plural betlech. Wenn möglich, ist Diminuierung mit Umlautung verbunden: hant (Hand) – Dim. I hentl.

Diminutivum II (Imminutiv)

Das Diminutiv II ist eine affektivere Variante des Diminutivs I. Im Singular wird -ele angehängt; der Plural mit -elech gebildet: bet (Bett) – Dim. II betele, Plural betelech. Wenn möglich, ist Diminuierung mit Umlautung verbunden: hant (Hand) – Dim. II hentele.

Artikel

Der bestimmte Artikel wird nach Genus, Kasus und Numerus flektiert, wobei im Vergleich mit dem Deutschen ein starker Synkretismus stattgefunden hat, vgl.:

  • Singular

maskulin
der = dt. der (Nom.), z. B. der man der Mann
dem = dt. des (Gen.), dem (Dat.), den (Akk.), z. B. dem manß des Mannes, dem man dem Mann, den Mann
feminin
di = dt. die (Nom. und Akk.), z. B. di froj die Frau
der = dt. der (Gen. und Dat.), z. B. der frojß der Frau (Gen.), der froj der Frau (Dat.)
neutrum (im Nordostjiddischen unbekannt)
doß = dt. das (Nom. und Akk.), z. B. doß kind das Kind
dem = dt. des (Gen.), dem (Dat.), z. B. dem kindß des Kindes, dem kind dem Kind

  • Plural

di für alle Genera und alle Kasus, z. B. di mener/frojen/kinder singen die Männer/Frauen/Kinder singen, ich gib doß buch di mener/frojen/kinder ich gebe das Buch den Männern/Frauen/Kindern

Der unbestimmte Artikel, der nur im Singular vorkommt, lautet vor Konsonanten a, vor Vokalen an und wird nicht flektiert: a man, a froj, a kind (dt. ein/einem/einen Mann, eine/einer Frau, ein/einem Kind)

Adjektiva

Die Flexion der Adjektiva unterscheidet sich von den deutschen Regeln grundlegend, indem sie (mit ganz wenigen Ausnahmen) nicht zwischen starker und schwacher Flexion unterscheidet.

Es existieren drei Genera (m, f, n) und 4 Kasus (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ), ferner im Neutrum teilweise je nach unbestimmten bzw. bestimmten Artikel Unterscheidung zwischen starker und schwacher Flexion. Im Gegensatz zum Deutschen hat überdies ein relativ weitgehender Zusammenfall der verschiedenen Kasusendungen stattgefunden, so dass die Anzahl verschiedener Endungen bedeutend geringer ist. In den Dialekten kommen im Bereich Genus und Kasus sodann bedeutende Abweichungen von der standardjiddischen Regelung vor.

Beispiele:

  • Nom. mask.: an alter man (dt. ein alter Mann), der alter man (der alte Mann)
  • Dat. fem.: an alter froj (dt. einer alten Frau, Dativ), der alter froj (dt. der alten Frau, Dativ)
  • Nom. ntr.: a klejn kind (dt. ein kleines Kind), aber: doß klejne kind (dt. das kleine Kind)

Adverbia

Das Jiddische verfügt wie das Deutsche über eine große Zahl unflektierter Adverbia.

Verb

Das Jiddische kennt wie das Deutsche starke und schwache sowie eine kleine Zahl ganz unregelmäßiger Verben. Dazu tritt bei hebräischstämmigen Verben eine periphrastische Konjugation, die dem Deutschen unbekannt ist. Anders als das Deutsche kennt das Jiddische weder ein Präteritum noch einen Konjunktiv.

Beispiele (Infinitiv – 3. Person Singular Präsens – Partizip Perfekt):

  • starke Typen:

schrajbn (dt. schreiben) – schrajbtgeschribn
singen (dt. singen) – singtgesungen
schlofn (dt. schlafen) – schloftgeschlofn

  • schwache Typen:

machn (dt. machen) – machtgemacht
redn (dt. reden) – redtgeredt
ßtraschen (dt. drohen) – ßtraschetgeßtraschet

  • unregelmäßig:

hobn (dt. haben) – hotgehat
weln (dt. wollen) – wil (Vollverb) / wel (Hilfsverb) – gewolt

  • periphrastisch:

mojde sajn (dt. zugeben) – is mojdemojde gewen

Sehr ausgeprägt ist im Jiddischen sodann ein slawisch inspiriertes System von Aktionsarten. Diese Unterscheidungen sind vor allem im Jiddischen, das in slawischer Umgebung gesprochen wird, lebendig; im amerikanischen Jiddisch geht sie rasch verloren.

Beispiele:

  • schrajbn = dt. schreiben, als Zustand – onschrajbn = etwas schreibend abschließen: ich schrajb a buch = dt. ich bin daran, ein Buch zu schreiben, aber: ich hob ongeschribn a buch = das Buch ist fertig geschrieben
  • intereßirn sich = dt. sich interessieren, als Zustand – farintereßirn sich = dt. Interesse an etwas gewinnen

Das Perfekt wird standardjiddisch mit sajn (dt. sein) oder hobn (dt. haben) gebildet: er is gegangen, er hot gemacht, wobei die Verteilung der Hilfsverben vom (Nord- und Ost-)Deutschen abweichen kann: er is geschtanen, si is geschlofn (dt.: er hat gestanden, sie hat geschlafen). Das Nordostjiddische (ursprünglich Litauen und Weißrussland) kennt nur hobn als Hilfsverb.

Der jiddische Konditional wird mit wolt (ursprünglich zu weln, dt. wollen gehörig) plus Partizip Perfekt gebildet: er wolt geholfn (dt. er würde helfen / er hülfe).

Numeralia

Die Zahlen lateinisch transkribiert (nach Ronald Lötzsch 1992):

  • 0 nul
  • 1 ejnß
  • 2 zwej
  • 3 draj
  • 4 fir
  • 5 finf
  • 6 sekß
  • 7 sibn
  • 8 acht
  • 9 najn
  • 10 zen
  • 11 elf
  • 12 zwelf

ab 13 drajzn läuft es analog zum Deutschen -zn; beachte aber: 14 ferzn; 15 fufzn

Ab 20 zwanzik kommt -unzwanzik

Nach 30 drajßik kommt -zik; beachte aber: 40 ferzik; 50 fufzik; 70 sibezik

100 hundert; 1000 tojsnt; 1000000 miljon

928.834 najn hundert acht un zwanzik tojsnt acht hundert fir un drajßik

Konjunktionen

Es gibt im Jiddischen nur eine sehr überschaubare Anzahl an Konjunktionen, die wie im Deutschen beiordnend oder unterordnend sein können. Hiervon sind einige slawischen oder hebräischen Ursprungs. Die Konjunktionen haben keinen Einfluss auf den Modus oder die Stellung des Verbs.

nebenordnende Konjunktionen

Deutsch Transkription Jiddisch
und un אוּן
oder oder אָדער
aber ober אָבער
denn wajl װײַל

unterordnende Konjunktionen

Deutsch Transkription Jiddisch
obwohl hagam (hebr.)/chotsch (sl.) הגם / כאָטש
dass as אַז
ob ojb אָויב
damit bechdej (hebr.) בכדי
sowohl … als auch hen … hen (hebr.) הן … הן
entweder … oder oder … oder אָדער … אָדער

Jiddische Kultur

„Jiddischer arbeiter“, „l'Ouvrier juif“, Paris. Die Zeitung wurde 1911 gegründet, 1914 stellte sie ihr Erscheinen ein.
Poster in Jiddisch und Polnisch für „Tewje der Milchiker“ (Tewje der Milchmann) von Scholem Alejchem, Wilna
Jiddisches Poster, Erster Weltkrieg (1917), USA, Titel: spajs wird gewinen di krig!
Jiddische Poster in Brooklyn, New York, 2009

Jiddische Literatur

Frühe überlieferte jiddischsprachige Zeugnisse sind religiöse Texte, das älteste vollständig erhaltene nicht religiöse jiddische Buch wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts verfasst. Die Anfänge der jiddischen Literatur lassen sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Epen über Gestalten der Bibel, Heldenlieder aus germanischen Sagenkreisen, Fabeln, Volksbücher, religiöse Lern- und Gebrauchsliteratur oder die von den Abenteuererzählungen der italienischen Renaissance inspirierten Versromane des Elia Levita (1469–1549) zeigen die Vielfalt der älteren jiddischen Literatur. Eine weitere Blüte erlebte die jiddische Literatur seit dem 19. Jahrhundert. Die moderne jiddische Literatur entstand vor allem in Osteuropa. Als ihre Klassiker gelten Scholem-Jankew Abramowitsch, bekannt als „Mendele Mojcher-Sforim“ (1836–1917), Scholem Aleichem (1859–1916) und I. L. Peretz (1852–1915). In der Zeit zwischen den Weltkriegen konnte die literarische Produktion im Jiddischen mit der jeder anderen Weltsprache mühelos Schritt halten. Bedeutende literarische und künstlerische Zentren waren in jener Zeit Warschau, Wilna (heute: Vilnius) und New York. Zu den bedeutendsten jiddischen Autoren der Nachkriegszeit gehören der Dichter Avrom Sutzkever (1913–2010) und der Erzähler und Schriftsteller Isaac Bashevis Singer (1902–1991), dem 1978 der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde.

  • Das „Bove-Buch“ von Elia Levita von 1507/1508, erste gedruckte Ausgabe 1541, ist das älteste vollständig erhaltene nicht religiöse jiddische Buch.
  • Glikl bas Judah Leib (1646–1724) schrieb die erste erhaltene Autobiografie einer Frau in Deutschland. Ihre in westjiddischer Sprache geschriebenen Memoiren wurden inzwischen in viele Sprachen übersetzt.
  • Mendele Mojcher Sforim (1836–1917), auch „Mendele der Buchhändler“ genannt, gilt als Begründer der neuen jiddischen Literatur. Er zeichnete humorvoll und realistisch das Bild des ostjüdischen Milieus.
  • Jizchok Lejb Perez (1852–1915), Autor von Kurzgeschichten und Romanen, Gründer der Zeitschrift „Jiddische Bibliothek“ und Förderer der jiddischen Literatur und des jiddischen Theaters in Warschau
  • Scholem Alejchem (eigentlich Salomon Rabinovic, 1859–1916) gilt als einer der größten jiddischen Autoren. Seine „Geschichten Tewjes, des Milchhändlers“ wurden – nicht zuletzt durch das Musical „Anatevka“ – weltberühmt.
  • David Edelstadt (1866–1892), Dichter
  • Mordechaj Gebirtig (1877–1942), Autor und Komponist von jiddischen Liedern
  • Pinchas Kahanowitsch, literarisches Pseudonym Der Nister (1884–1950), vor allem als Autor des Epos „Die Gebrüder Maschber“ bekannt.
  • Jizchak Katzenelson (1886–1944), bekannt durch seine in einem Konzentrationslager geschriebene, beklemmende Ballade „Dos lid vunm ojsgehargetn jidischen folk“ („Das Lied vom ausgerotteten jüdischen Volk“)
  • Israel Joshua Singer (1893–1944), Autor von Novellen
  • Itzig Manger (1901–1969) beschreibt in seinen Gedichten und Balladen die Welt des osteuropäischen, nicht assimilierten Judentums, die mit der Vernichtung im Holocaust 1942–1945 untergegangen ist.
  • Isaac Bashevis Singer (1902–1991) erhielt 1978 den Nobelpreis für Literatur. Sowohl in seiner Nobel Lecture[6] als auch in seiner Banquet Speech[7] befasste er sich mit der besonderen Bedeutung, die die jiddische Sprache für ihn und sein Schreiben hat. Seine Familienromane und Kurzgeschichten schildern das Leben der Juden in Osteuropa im Zwiespalt zwischen Tradition und Moderne. Seine Kurzgeschichte Yentl, the Yeshiva Boy wurde 1983 von Barbra Streisand als Yentl verfilmt.
  • Rajzel Zychlinski (1910–2001), Lyrikerin.
  • Hirsch Reles (23. April 1913, Tschaschniki – 18. September 2004, Minsk)
  • Hirsch Glik (1922–1944), Dichter und Partisan aus Vilnius, bekannt durch die jiddische Partisanenhymne „Sog nit kejnmol, as du gejsst dem leztn Weg“ („Sage niemals, dass du den letzten Weg gehst“)
  • Chava Rosenfarb, Chawa Rosenfarb (1923–2011), geboren in Łódź, lebte und starb in Kanada. Sie verfasste seit 1939 eine „Lodzer Trilogie“, etwa 1000 Seiten, die zuerst auf Englisch erschien („The tree of life“), 1972 in der Originalsprache und seit 2007 auch auf Französisch L’arbre de vie.
  • Olexander Bejderman (* 1949), Dichter aus Odessa
  • Boris Sandler (* 1950 in Belts, Bessarabien), Novellen und Romane

Jiddisches Theater

Jiddische Presse

Weltweit gibt es rund 100 größere und kleinere jiddischsprachige Zeitungen, Zeitschriften und Radioprogramme. Zu den Publikationen gehören beispielsweise „Dos Jidisze Wort“ (Polen), „Forwerts“ (USA), „Der Algemeiner Journal“ (USA), der „Birobidshaner Schtern“ (Russland) oder die Kulturzeitschriften „Lebnsfragn“ (Israel) und „Di Zukunft“ (USA). In jüngster Zeit sind in den Vereinigten Staaten zahlreiche neue charedische Publikationen (teils als Print-, teils als Onlinemedium) auf den Markt gekommen, etwa „Der Jid“, „Der Blat“, „Di Zajtung“ und „Di charejdische Welt“, sodann auch die säkulare Online-Zeitung „Der jidischer Moment“.

Zur Geschichte der jiddischen Presse siehe den Artikel Newspapers and Periodicals in der Yivo Encyclopedia of Jews in Eastern Europe.

Jiddischer Film

Aus dem jiddischen Theater entwickelte sich in Europa und den USA der jiddische Film. Seine Blütezeit erlebte er in den 1920er- und 1930er Jahren in Europa und anschließend in den USA bis etwa in die 1950er-Jahre. Insgesamt entstanden so etwa 100 bis 200 Spielfilme. Zu den bekanntesten Regisseuren jiddischer Filme zählen Sidney M. Goldin und Joseph Seiden. Die Darsteller kamen häufig von bekannten jiddischen Theatergruppen. Mitunter waren auch Filmschaffende am jiddischen Film beteiligt, die auch in der regulären Filmindustrie Hollywoods bekannt waren. So etwa die Schauspielerin Molly Picon und der Regisseur Edgar G. Ulmer.

Bekannte jiddische Filme sind, nebst anderen:

  • Der Dibbuk, 1937 produziert nach dem gleichnamigen populären Theaterstück von Salomon An-Ski, Polen 1937, mit Abraham Morewski, Ajzyk Samberg, Lili Liliana, Mojżesz Lipman, Leon Liebgold, Regie: Michał Waszyński.
  • Ost und West, Österreich 1923, mit Molly Picon, Jacob Kalich, Regie: Sidney M. Goldin.
  • A Briwele der Mamen, Polen 1938 mit Lucy Gehrman, Alexander Stein, Izchak Grundberg, Gertrude Bulman, Regie: Joseph Green.
  • Jidl mitn Fidl, Polen 1936, nach einem Buch von Konrad Tom, mit Molly Picon, Simche Fostel, Leon Liebgold, Max Bozyk. Regie: Joseph Green und Jan Nowina-Przybylski.
  • Tewje der Milchiker, USA 1939 mit Maurice Schwarz, Rebecca Weintraub, Miriam Riselle, Paula Lubelsky, Regie: Maurice Schwarz. Siehe auch Anatevka.
  • Iwan und Abraham, Weißrussland 1993, Regie: Yolande Zaubermann, mit Aleksandr Jakowlew und Roma Alexandrowitsch.

Die Internet Movie Database nennt Anfang 2006 174 internationale Filme mit jiddischem Dialog. Darin eingeschlossen sind allerdings auch solche Filme, die nur kurze Dialogszenen auf Jiddisch haben.

In Wien existierte in den 1920er Jahren eine unabhängige jiddische Filmszene. Der einzige in Deutschland produzierte Film in jiddischer Sprache ist Herbert B. Fredersdorfs von Holocaust-Überlebenden handelnder Spielfilm Lang ist der Weg (1948). Aus den neueren Holywood-Filmen ist z. B. der Film der Gebrüder Coen A Serious Man zu nennen, der einen etwa fünfminütigen jiddischen Dialog enthält.

Jiddische Musik

Jiddische Lieder gibt es auf vielen Tonträgern. Ihre Texte sind in der Regel Lyrik. Inhalte wie Volks-, Hochzeits-, Beerdigungs- und Klagelieder. Zu den Liedarten und bekannten Interpreten siehe unter Klezmer.

  • Elsbeth Janda, R. Max Meyer Sprecher: Lieder aus dem Ghetto. Fischer Frankfurt/M. und Ehrenwirth Verlag, München, 1962.
    Teilband Jiddische Lieder 1970, 1964 auch Nederl.

In den letzten Jahrzehnten erlebten Klezmer-Musik und andere traditionelle jüdische oder jiddische Musik eine Renaissance. In jüngerer Zeit erlangte der Klezmer, beeinflusst von Jazz und anderen Musikrichtungen, mit Bands wie The Klezmatics auch eine moderne Spielart.

Auch abseits des Klezmer brachte der spielerische Umgang mit dem umfangreichen Erbe jüdischer (und jiddischer) Musik- und Gesangstradition mitunter kuriose Ergebnisse hervor, wie etwa die Veröffentlichungen des kanadischen Produzenten und DJs socalled zeigen, der unter anderem Hip Hop-Versionen traditioneller Lieder mit bekannten jüdischen Musikern der Gegenwart, darunter der Sänger Theodore Bikel, neu eingespielt hat. Die Berliner Schauspielerin und Sängerin Sharon Brauner und der Berliner Bassist und Produzent Daniel Zenke (Lounge Jewels: Yiddish Evergreens) hüllten zum Teil Jahrhunderte alte jiddische Evergreens in ein modernes musikalisches Gewand und würzten die Lieder mit Swing, Jazz und Pop sowie mit Balkan-Polka, Arabesken, südamerikanischen Rhythmen, mit Reggae, Walzer-, Tango- und sogar Countryelementen.

Erforschung und Sprachpflege

Institutionen

Sprachkurse

Jiddische Sprachkurse finden an vielen Universitäten und sonstigen Institutionen statt, so etwa in New York, Paris, Vilnius, Warschau, Wien, Tel Aviv, Jerusalem und Birobidschan.

  • New York: Das Uriel Weinreich Program in Yiddish Language, Literature und Culture. hat die längste Tradition. Es findet jeden Sommer statt, ist ein Gemeinschaftsprojekt von YIVO und Bard College (ursprünglich YIVO und Columbia University) und dauert sechs Wochen.[10]
  • Brüssel, Paris, Strassburg: In diesen drei Städten finden abwechslungsweise Sommerkurse in jiddischer Sprache, Literatur und Kultur statt. Die Parizer zumerkursn fun yidisher shprakh un literatur werden im „Parizer yidish-tsenter“ abgehalten und dauern drei Wochen,[11] die Strassburger Kurse organisiert das „Théâtre en l'Air – der LufTeater“ und dauern zwei Wochen[12].
  • Vilnius: Im Rahmen des Summer Program in Yiddish Language and Literature. des Vilnius Yiddish Institute an der Universität Vilnius finden alljährlich vierwöchige Jiddisch-Kurse statt, wobei mit Gesangs-, Musik-, Tanz- oder Literaturkursen die jüdische Kultur nahegebracht wird.[13] Daneben gibt es Exkursionen über die jüdische Geschichte der Stadt.[14]
  • Warschau: Das vom Jiddischen Kulturzentrum jeweils im Juli durchgeführte International Summer Seminar in Yiddish Language and Culture dauert drei Wochen und legt ein besonderes Gewicht auf Geschichte und Gegenwart des polnischen Judentums.[15]
  • Tel Aviv: Das Naomi Prawer Kadar International Yiddish Summer Program. findet jeden Juni/Juli am „The Goldreich Family Institute for Yiddish Language, Literature, and Culture“ statt und dauert ebenfalls vier Wochen.[16]
  • Jerusalem: „Beit Ben Yehuda – International Meeting Centre“ bietet in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Jiddisch an der Hebräischen Universität und dem Kulturzentrum von Jung Jidisch. Winterkurse an.[17]
  • In Birobidschan, der Hauptstadt der Jüdischen Autonomen Region, führt das „Far Eastern Research Center for Jewish Culture and Yiddish“ seit 2007 Jiddischkurse durch.[18]
  • In Deutschland bieten mehrere Volkshochschulen Jiddischkurse an, so die Hamburger Volkshochschule in Kooperation mit der Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule Dr. Alberto Jonas-Haus[19] und die jüdische Volkshochschule Berlin[20].
  • In Österreich bietet das Jüdische Institut für Erwachsenenbildung in Wien Kurse an.[21]

Lesebeispiel

Das nachfolgende Beispiel ist der Beginn des ersten Buches Moses, Griechisch „Genesis“ (deutsch Schöpfung), hebräisch nach dem ersten Wort „Bereschit“ bzw. in aschkenasischer Aussprache „Bereyschis“ (deutsch am Anfang) genannt:

moderne jiddische Übersetzung[22] moderne jiddische Übersetzung in YIVO-Transkription deutsche Einheitsübersetzung[23]
אין אָנהײב האָט גאָט באַשאַפֿן דעם הימל און די ערד 1

און די ערד איז געװען װיסט און לײדיק, און פֿינצטערניש איז 2 געװען אױפֿן געזיכט פֿון תּהום, און דער גײַסט פֿון גאָט האָט
געשװעבט אױפֿן געזיכט פֿון די װאַסערן
האָט גאָט געזאָגט: זאָל װערן ליכט. און עס איז געװאָרן ליכט 3
און גאָט האָט געזען דאָס ליכט אַז עס איז גוט; און גאָט האָט 4
פֿאַנאַנדערגעשײדט צװישן דעם ליכט און צװישןדער פֿינצטערניש 5
און גאָט האָט גערופֿן דאָס ליכט טאָג, און די פֿינצטערניש האָט ער גערופֿן נאַכט. און עס איז געװען אָװנט און עס איז געװען פֿרימאָרגן, אײן טאָג

1 In onheyb hot got bashafn dem himl un di erd.
2 Un di erd iz geven vist un leydik, un fintsternish iz geven oyfn gezikht fun tehom, un der gayst fun got hot geshwebt oyfn gezikht fun di vasern.
3 Hot got gezogt: zol vern likht. Un es iz gevorn likht.
4 Un got hot gezen dos likht az es iz gut; un got hot fanandergesheydt tsvishn dem likht un tsvishn der fintsternish.
5 Un got hot gerufn dos likht tog, un di fintsternish hot er gerufn nakht. Un es iz geven ovnt, un es iz geven frimorgn, eyn tog.
1 Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde;
2 die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.
3 Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.
4 Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis
5 und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag.

Siehe auch

Literatur

Allgemeine Einführungen und Übersichten
  • Jacob Allerhand: Jiddisch. Ein Lehr- und Lesebuch. Mandelbaum, Wien 2002, ISBN 3-85476-055-8.
  • Marion Aptroot, Roland Gruschka: Jiddisch. Geschichte und Kultur einer Weltsprache. C. H. Beck Taschenbuch, München 2010, ISBN 978-3-406-52791-3.
  • Jean Baumgarten: Le yiddish. Presse universitaire de France, Paris 1990 (Que sais-je?, 2552), ISBN 2-13-044193-9 (französisch).
  • Otto F. Best: Mame-Loschen. Jiddisch – eine Sprache und ihre Literatur. Insel, Frankfurt am Main 1988.
  • Joshua A. Fishman: Planning and Standardization of Yiddish. In: The YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe. Hg. von David Gershom Hundert. Yale University Press, New Haven/London 2008, S. 987–991. Auch online.
  • Arnold Groh: Jiddisch Wort für Wort. Kauderwelsch Band 110, Reise Know-How Verlag GmbH, Bielefeld 1997, ISBN 3-89416-248-1.
  • Dovid Katz: Yiddish. In: The YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe. Hg. von David Gershom Hundert. Yale University Press, New Haven/London 2008, S. 979–987. Auch online.
  • Ulrike Kiefer: Das Jiddische in Beziehung zum Mittelhochdeutschen. In: Werner Besch u. a. (Hrsg.): Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung. W. de Gruyter, Berlin 1985, Halbband 2, S. 1201–1210, ISBN 3-11-009590-4 [Titel des Aufsatzes ganz irreführend].
  • Salcia Landmann: Jiddisch. Das Abenteuer einer Sprache. Ullstein, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-548-34994-3 (1. Aufl. 1962).
  • Leo Rosten: Jiddisch: eine kleine Enzyklopädie. dtv, München 2003, ISBN 3-423-24327-9.
  • Josef Weissberg: Jiddisch. Eine Einführung. Peter Lang, Bern, Frankfurt am Main, New York, Paris 1988, ISBN 978-3-261-04069-5.
Grammatiken
  • Salomon Birnbaum: Grammatik der Jiddischen Sprache. Helmut Buske Verlag, Hamburg 19885 (1. Auflage: Wien und Leipzig 1918); ISBN 3-87118-874-3.
  • Solomon Birnbaum: Yiddish: a survey and a grammar. Manchester University Press, Manchester 1979, ISBN 0-7190-0769-0 (englisch).
  • Dovid Katz: Grammar of the Yiddish language. Duckworth, London 1987, ISBN 0-7156-2161-0 (englisch).
  • William B. Lockwood: Lehrbuch der modernen jiddischen Sprache: mit ausgewählten Lesestücken. Buske, Hamburg 1995, ISBN 3-87118-987-1 (trotz des Titels als Grammatik angeordnet).
  • Judl Mark: gramatik fun der jidischer klal-schprach. alweltlecher jidischer kultur-kongreß, New York 1978 (jiddisch).
  • Bernard Vaisbrot: Grammaire descriptive du yidiche contemporain. Edition Suger, Paris 2012 (französisch).
Wörterbücher
  • Harry (Chajim) Bochner, Solon (Scholem) Beinfeld (Hg.): arumnemik jidisch-englisch werterbuch / Comprehensive Yiddish-English Dictionary, afn jeßod fun jidisch-franzejsisch werterbuch / based on the Dictionnaire yiddish-français, Paris, Bibliothèque Medem, 2002, fun/by Yitskhok Niborski, Bernard Vaisbrod, Simon Neuberg. Indiana University Press, Bloomington/Indianapolis 2013, ISBN 978-0-253-00983-8.
  • Alexander Harkavy: jidisch-englisch-hebreischer werterbuch. Yiddish-English-Hebrew Dictionary. iberdruk fun der tswejter fargreßerter uflage fun 1928, mit a najem arajnfir fun Dovid Kaz [Katz]. New York 19885 (1. Auflage. 1925).
  • Juda A. Jofe, Judl Mark: grojßer werterbuch fun der jidischer schprach, Bde. 1 ff. New York 1961. (jiddisch; bislang vier Bände, nicht abgeschlossen).
  • Alfred Klepsch: Westjiddisches Wörterbuch. Niemeyer, Tübingen 2004, ISBN 3-484-73060-9.
  • Ronald Lötzsch: Jiddisches Wörterbuch Duden, Mannheim 1992, ISBN 3-411-06241-X.
  • Jizchok Niborksi (mit der mithilf fun Schimen Neuberg): werterbuch fun loschn-kojdesch-schtamike werter in jidisch. Medem-Bibliotek, Paris 1987, ISBN 2-9511372-0-6 (jiddisch; Wörterbuch über die hebräischstammigen Wörter im Jiddischen), erweiterte Neuauflage ebd. 2012.
  • Nochem ßtutschkow: der ojzer fun der jidischer schprach. YIVO, New York 1991 (Nachdruck der Auflage von 1950), ISBN 0-914512-46-3 (jiddisch; DER Thesaurus).
  • Uriel Weinreich: Modern English-Yiddish Yiddish-English Dictionary. YIVO, New York 1990, ISBN 0-914512-45-5 (englisch).
Lehrmittel
  • Marion Aptroot, Holger Nath: Einführung in die jiddische Sprache und Kultur / arajnfir in der jidischer schprach und kultur. Buske, Hamburg 2002, ISBN 3-87548-249-2 (mit Ausnahme der Wörtererklärungen durchgängig auf jiddisch).
  • Lily Kahn: Colloquial Yiddish. Routledge, London 2011, ISBN 978-0-415-58022-9 (englisch, mit 2 CDs).
  • Mordkhe Schaechter: Yiddish II. An Intermediate and Advanced Textbook. New York 1993, 4. Auflage 2004, ISBN 0897270525 / 0-89727-052-5 (englisch, für Fortgeschrittene).
  • Uriel Weinreich: College Yiddish. YIVO, New York 1949, 6. Auflage 1999 (englisch).
  • Sheva Zucker: Yiddish. An Introduction to the Language, Literature & Culture. 2 Bände, Workmen's Circle, New York 1994 und 2002, ISBN 1-877909-66-1, ISBN 1-877909-75-0
  • Auf Lernende ausgerichtet sind sodann die oben genannten Grammatiken von Katz (1987) und Lockwood (1995).
Dialektologie
  • Ewa Geller: Warschauer Jiddisch. Niemeyer, Tübingen 2001, ISBN 3-484-23146-7.
  • Marvin Herzog: The Yiddish Language in Northern Poland. Its geography and history. Indiana Univ., Bloomington und Mouton & Co., The Hague 1965.
  • Dovid Katz: Zur Dialektologie des Jiddischen. In: Werner Besch u. a. (Hrsg.): Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung. W. de Gruyter, Berlin 1983, Halbband 2, S. 1018–1041 ISBN 978-3-11-009571-5.
  • Ulrike Kiefer: Gesprochenes Jiddisch. Textzeugen einer europäisch-jüdischen Kultur. Max Niemeyer, Tübingen 1995 (Beiheft zum Language and Culture Atlas of Ashkenazic Jewry, Bd. 1), ISBN 3-484-73101-X.
  • Steffen Krogh: The Foundations of Written Yiddish among Haredi Satmar Jews. In: Marion Aptroot, Björn Hansen (Hgg.): Yiddish Language Structures. Empirical Approaches to Language Typology. W. de Gruyter, Berlin/New York 2013 (Empirical Approaches to Language Typology 52), S. 63–103.
  • Gertrud Reershemius: Die Sprache der Auricher Juden. Zur Rekonstruktion westjiddischer Sprachreste in Ostfriesland. Harrassowitz, 2007, ISBN 978-3447056175.
Sprachatlanten
  • The Language and Culture Atlas of Ashkenazic Jewry / der jiddischer schprach- und kultur-atlaß. Hg. von Vera Baviskar, Marvin Herzog u. a. Bd. 1 ff. Max Niemeyer, Tübingen 1992 ff.
  • Florence Guggenheim-Grünberg: Jiddisch auf alemannischem Sprachgebiet. 56 Karten zur Sprach- und Sachgeographie. Juris Druck + Verlag, Zürich 1973, ISBN 3-260-03438-2.
  • Dovid Katz: Litvish. An Atlas of Northeastern Yiddish. In Bearbeitung.
Sprachgeschichte
  • Salomon Birnbaum: Die jiddische Sprache: ein kurzer Überblick und Texte aus acht Jahrhunderten. Buske, Hamburg 1997 (1. Aufl. ebd. 1974), ISBN 3-87548-098-8.
  • Gennady Estraykh: Soviet Yiddish. Language Planning and Linguistic Development. Oxford University Press, Oxford 1999, ISBN 978-0-19-818479-9 bzw. ISBN 0-19-818479-4.
  • Dovid Katz: Words on Fire. The Unfinished Story of Yiddish. Basic Books, New York 2004, ISBN 0-465-03728-3.
  • Dov-Ber Kerler: The Origins of Modern Literary Yiddish. Clarendon Press, Oxford 1999, ISBN 0-19-815166-7 (über die Ablösung der westjiddischen durch die ostjiddische Druckersprache und damit über die Grundlagen des heutigen Standardjiddischen).
  • Matthias Mieses: Die Entstehungsursache der jüdischen Dialekte. R. Löwit, Wien 1915, Hamburg: Helmut Buske, 1979, Nachdr. d. Ausg. Wien 1915, ISBN 3-87118-392-X.
  • Matthias Mieses: Die jiddische Sprache: Eine historische Grammatik des Idioms der integralen Juden Ost- und Mitteleuropas. B. Harz, Berlin 1924.
  • Bettina Simon: Jiddische Sprachgeschichte: Versuch einer neuen Grundlegung. Jüdischer Verlag, Frankfurt 1988, überarb. Fassung Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 1999.
  • Sol Steinmetz: A Century of Yiddish in America. Yiddish and English. University of Alabama Press, Alabama 1986 (unter anderem über den Einfluss des Jiddischen auf das Englische Nordamerikas).
  • Max Weinreich: Geschichte fun der jidischer schprach, bagrifn, faktn, metodn. 4 Bde, YIVO, New York 1973. − Englische Übersetzung: History of the Yiddish Language. Chicago 1980 und New Haven 2008.
  • Paul Wexler: Two-tiered relexification in Yiddish. (The Jews, Sorbs, Khazars and the Kiev-Polessian dialects). Mouton de Gruyter, Berlin 2002, ISBN 3-11-017258-5.
Commons: Jiddisch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Jiddisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikisource: Jiddische Wörterbücher – Quellen und Volltexte
Allgemein
Transkription und Typographie

Einzelnachweise

  1. Jiddisch auf Ethnologue
  2. In jüngerer Zeit vertritt Paul Wexler (2002) die der herkömmlichen Forschungsmeinung widersprechende These, dass das Ostjiddische keine germanische Sprache, sondern durch Relexifizierung slawischer Sprachen entstanden sei: In einer ersten frühen Phase durch deutsche und hebräische Relexifizierung des oberen Sorbischen, und in einer zweiten Phase während des 15./16. Jahrhunderts durch deutsche, hebräische und jiddische Relexifizierung des Ostslawischen in der Ukraine und in Weißrussland.
  3. Laut American Community Survey, zitiert im Yiddish Forward vom 10. Januar 2013, S. 14, sprechen per Ende 2012 in der Stadtgemeinde New York zu Hause 85.000 (mutmaßlich größtenteils charejdische) Personen Jiddisch, wozu die rund 50.000 in den drei genannten Vororten wohnenden jiddischsprachigen Charejdim kommen.
  4. Paläographie Workshop “Judendeutsch” im Jüdischen Museum Frankfurt (2007) (PDF; 1,3 MB); abgerufen 10. November 2010
  5. Salomon Birnbaum: Die jiddische Sprache. Hamburg 1974, 1986, 1997.
  6. Nobel Lecture vom 8. Dezember 1978, die letzten beiden Absätze
  7. Banquet Speech vom 10. Dezember 1978
  8. uni-trier.de: „Die Verankerung der Jiddistik an einer deutschen Universität im Rahmen der Germanistik hat ihre Berechtigung: während die Forschung außerhalb Deutschlands (insbesondere in Jerusalem, Tel Aviv, New York) sich in erster Linie der ostjiddischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts und den noch gesprochenen jiddischen Mundarten widmet, konzentriert sich die Jiddistik in Deutschland auf Gebiete, für deren Erforschung die Kenntnis des Deutschen und der deutschen Sprachgeschichte unumgänglich ist, nämlich auf die jiddische Sprache und Literatur innerhalb des deutschen Sprachgebiets – das sogenannte Westjiddische – von den Anfängen im Mittelalter bis zum Untergang in der Folge der Aufklärung sowie auf die Reste, die in der deutschen Gegenwartssprache noch lebendig sind. Forschungsschwerpunkte bilden die historische Grammatik, Semantik, Lexikographie, Edition älterer Texte, die Kontrastierung der jiddischen und deutschen Sprachgeschichte, die jiddisch-deutschen Sprachbeziehungen und die Wissenschaftsgeschichte der Jiddistik.“
  9. www.uni-duesseldorf.de : Jahrbuch 2003
  10. Uriel Weinreich Program
  11. Parizer zumerkursn fun yidisher shprakh un literatur
  12. LufTeater
  13. Vilnius Yiddish Institute: Summer Program, abgerufen am 21. Juli 2009.
  14. Sprachreise in eine untergegangene Welt, dw-world.de („Sprache“), Robert B. Fishman (EURANET); 7. Januar 2009
  15. International Summer Seminar, Warschau
  16. tau.ac.il International Yiddish Summer Program
  17. http://www.beit-ben-yehuda.org/index.php?id=142
  18. http://www.2all.co.il/web/Sites/yiddishproject/
  19. http://www.vhs-hamburg.de/kurse/kurse/sprachen/jiddisch-311
  20. http://www.jvhs.de/index.php?option=com_content&view=article&id=316&Itemid=9
  21. http://www.vhs.at/kursprogramme/jife_fruehling/files/assets/basic-html/index.html#8
  22. Breyshis (PDF; 843 kB) Universität Haifa.
  23. Gen 1,1 EU Das Buch Genesis nach der Einheitsübersetzung.