Kaffeehaus & Konditorei Heldt

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Das Kaffeehaus und Konditorei Heldt in Eckernförde (Schleswig-Holstein) ist eines der ältesten Kaffeehäuser Deutschlands und Nordeuropas.

Es steht seit 1979 aufgrund seiner Fassade von 1925 als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz.[1] Das Kaffeehaus befindet sich seit 1970 im Besitz der Familie Heldt. Im damaligen „1. Quartier Nr. 35“ (heute Nicolaistraße 1) 1869 erstmals Kaffeeausschank, seit 1880 Kaffeehaus. Das Gebäude stammt aus der Zeit um 1600. Noch heute unübersehbares Adelsprädikat ist die Bauweise, die das Haus einen Meter vor die benachbarten Häuser platzierte.

Geschichte

Baujahr

Die Bauzeit des Gebäudes wird etwa dem Jahr 1600 zugeordnet. Dies begründet sich neben üblichen Schätzungen auch auf einen Kupferstich von Braun-Hogenberg (um 1600), der Haus und Grundstück zeigt, und auf eine auf diesen Zeitraum datierte Inschrift an einer Hauswand: Im Rahmen von Renovierungsarbeiten wurde 1970 die Nordwand von Putz befreit. Auf der untersten Farbschicht auf der aus Mönchssteinen gemauerten Wand wurden Spuren einer Inschrift entdeckt. Es handelt sich um einen Bibelspruch in hochdeutscher Schrift, der die arabische Ziffer 42 beinhaltet. Nachweislich wurden in den Kirchenbüchern der Eckernförder St. Nicolaikirche vor 1586 römische Ziffern verwendet, während die niederdeutsche Schrift in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von der hochdeutschen abgelöst wurde.

Gebäude und Grundstück

Ursprünglich ortstypischer am Rathausmarkt vorherrschender Bautyp. Giebelständiges eingeschossiges Haus mit Krüppelwalmdach an die Nicolaistraße grenzend. Dreiachsige Fassade mit spätbarocker Oberlichttür. Grundstück entlang dem Bleichergang bis zur Gartenstraße 29. Dort seit dem 16. Jahrhundert ein (Hinter-)Gebäude.

Eigentümer und Pächter

  • 1766 Israel Victor Noodt
  • 1767 Christian Ludwig Astbahr, Kaufmann, Lombardverwalter
  • 1803, Volkszählung, Sophia Maria von Hein, vermutlich ererbt von den Eltern, gest. 1814.
  • ab 1814/1818 Johann Albrecht Eckerbusch, Weißgerber und Lombardverwalter, der kurz nach Erwerb verstarb und das Haus seiner Frau Maria Margareth (gest. 1856) vererbte. 2. Heirat mit Elias v. Hildebrandt, gest. 1851.
  • 1851, 7. Mai, Verkauf an Maria Sophia Margaretha Foeh (1802-1871), deren Putzgeschäft 1874 in Steuerlisten dokumentiert ist.
  • 1880, 5. Juni, Kaffeehaus und Konditorei Hudemann. Kauf des Hauses durch Hermann Theodor Hudemann (1849-1928) und im November Verlegung der Konditorei von der Langebrückstraße 22 in die Nicolaistraße 1.
  • 1908 Übernahme durch Franz (1879-1937) und Dora (1877-1933) Hudemann.
  • 1937, 1. Juni, Café Maaß. Verpachtung durch die Tochter Käthe Krellenberg (1907-1988) an Otto Maaß (geb. 1904), 1940 bis 1945 geleitet von seiner Frau Wally.
  • 1970 Café Heldt. Verkauf durch Käthe Krellenberg an Manfred und Lieselotte Heldt.
  • 1992 Übernahme durch Katharina und Armin Heldt (Januar).

Umbauten

  • 1881/1882 Ausbau des Grundstücks: Errichtung eines zweistöckigen Backstein-Neubaus, der an die beiden vorhandenen Gebäude angefügt wird.
  • 1900 Innenumbau: Vergrößerung und Modernisierung der Gasträume.
  • 1906 – 1908 Einbau eines größeren Windfangs. Ein Teil der Küchen- und Privaträume werden zu weiterem Gastraum umgebaut.
  • 1908/1909 Einbau zweier großer Fenster rechts und links neben der Eingangstür.
  • Erweiterung der Schankräume um ein Damenzimmer.
  • 1909/1910 Umbau des Hintergebäudes zu einem Klubraum/Wintergarten. Einbau eines Fensters.
  • 1925 Umbau des Vorderhauses durch den Bruder des Eigentümers, Bauunternehmer Hermann Hudemann (geb. 1883), Kiel. Abtragung des Dachgeschosses außer der Fassade; Aufbau eines weiteren Stockwerkes; Satteldach mit Fachwerkgiebel, der den Schmuckformen des niedersächsischen Fachbaus im Stil alter deutscher Patrizierhäuser angelehnt ist.
  • 1937, 1.–12. Juni, Einrichtung eines Esszimmers mit angrenzender Küche im Obergeschoss.
  • Nach 1945 Sanierung.
  • 1970 Renovierungsarbeiten und Freilegung des Bibelspruchs.
  • 1989 Restaurierung von Gebäude und Fassade, Erneuerung des Giebelfachwerks mit Sibirischer Lärche.
  • 1992, Oktober, Ausstattung des vorderen Gastraums nach Ideen von Armin Heldt, der sich im Budapester Café Ruszwurm inspirieren ließ, und Entwürfen des Eckernförder Künstlers Falko Windhaus; Ausbau des Dachgeschosses; Sanierung der Fassade.

Ausschank und Schankerlaubnis

  • 1869 Kaffeeausschank durch die Nichte der Eigentümerin und Putzmacherin Sophie Föh.
  • 1843–1880 Bäckerei in der Langebrückstraße 22 (Franz Christian Hudemann)
  • 1878 Hermann Hudemann erhält die Schankerlaubnis für den Ausschank von Bier und Wein in seiner Konditorei in der Langebrückstraße.
  • 1879 Hermann Hudemann erhält die Schankerlaubnis für den Ausschank von Spirituosen. Gründung des Kaffeehauses Hudemann in der Langebrückstraße.
  • 1910 Franz Hudemann erhält die Schankerlaubnis für den Klubraum/Wintergarten.

Sonstiges

  • Herzoglicher Hoflieferant seit 1885 bis zu einem unbekannten Zeitpunkt. 1910 Verleihung des Diploms als Hofkonditor an Franz Hudemann durch Herzog Friedrich Ferdinand zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg.
  • Die im Rahmen der Renovierungsarbeiten im Jahr 1925 eingesetzten Fensterrahmen und -scheiben außer dem Ladenfenster auf der rechten Seite befinden sich auch heute noch im Originalzustand. Der Einrichtungsstil wurde in den alten Stil zurückgeführt. Die verwendeten Hölzer wurden in den typischen, honigfarbenen Holzbeiztönen der Zeit Hudemanns gebeizt. Anliegen des Eigentümers ist es, den alten Zustand zu erhalten und bei Renovierungsarbeiten Original-Materialien zu verwenden.
  • Das herzögliche Wappen ist oberhalb der Eingangstür noch gut erhalten sichtbar.

Weitere Verwendung, Veranstaltungen

  • 1937 Gesellschaften mit Essen, Kulturveranstaltungen, Versammlungen und Ausstellungen.
  • Seit 1970 zeitweilig Antiquitätenhandel im Obergeschoss und hinteren Schankraum.
  • Seit 1970 Zimmervermietung im Ober- und Dachgeschoss. Neben dem Kaffeehausbetrieb Kulturveranstaltungen, Gesellschaften, Ausstellungen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Liste der Kulturdenkmale in Eckernförde

Quellen

  • Text: Beiträge zur Geschichte des Hauses Nicolaistraße 1 in Eckernförde, Thomas Thomsen, Herausgeber Heimatgemeinschaft Eckernförde e. V. Sonderdruck 29/1971, 1971
  • Text: Alt Eckernförde, 2, Café Heldt (früher: Hudemann, Maaß), St. Nicolai-Straße 1, Uwe Beitz, Herausgeber Stadt Eckernförde (Stadtarchiv), November 2005
  • Manfred und Armin Heldt, Hausakte Kaffeehaus und Konditorei Heldt
  • Katasteramt Eckernförde
  • Kupferstich Braun-Hogenberg, Museum Eckernförde
  • Kirchenbücher Eckernförde
  • Haerens Arkiv, Kopenhagen
  • Personalhistorik Tidsskrift, 9 R., 2. Bd. S. 85 – 100
  • Stadtbauamt Eckernförde
  • Chronik vom Café Hudemann – Maaß – Heldt, Otto Maaß, 1991
  • Eckernförder Zeitung (shz), ab 1872
  • Eckernförder Nachrichten (KN), ab 1989