Landmaschinenfabrik Hermann Raussendorf

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Mit Wurzeln, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreichen, entwickelte sich die Firma Raussendorf in den 1920er und 1930er Jahren zu einem der großen Landmaschinenhersteller in Deutschland, der sich vor allem bei stationären Strohpressen und Dreschmaschinen-Kombinationen einen Namen gemacht hatte.

Geschichte

Ursprung der Firma ist die 1856 von Friedrich August Raussendorf in Klein-Boblitz bei Bautzen eröffnete Werkstatt zur Reparatur von Landmaschinen. Später wurden in dieser Firma Häcksel- und Einbaudreschmaschinen hergestellt. 1876 entstand die erste fahrbare Dreschmaschine.

Sohn August Raussendorf gründete 1888 in Klein-Boblitz eine Tischlerei, in der zunächst die Holzgestelle für die Einbaudreschmaschinen der väterlichen Firma, die inzwischen sein Bruder Johann Raussendorf übernommen hatte, hergestellt wurden. Später kamen weitere Produkte und Partner hinzu. Nach abgeschlossener Ausbildung als Tischler stieg 1907 sein Sohn Herrmann Raussendorf in der Firma ein und befasste sich mit der Entwicklung von Strohpressen als Ergänzung der Einbaudreschmaschinen.

1911 kamen die ersten Selbstbindepressen auf den Markt. 1914 waren bereits 1.000 Stück produziert. Die Firma hatte zu diesem Zeitpunkt etwa 40 Beschäftigte. In den Kriegsjahren kamen die Aktivitäten der Firma fast vollständig zum Erliegen, so dass 1919 praktisch eine Neugründung durch Herrmann Raussendorf erfolgte.

Die Strohpressen wurden zum Schwerpunkt des Unternehmens, das in den Folgejahren stark expandierte. Da die Möglichkeiten in Klein-Boblitz beschränkt waren, übernahm Herrmann Raussendorf 1926 die Immobilien einer ehemaligen Papierfabrik in Singwitz und siedelte 1928 an diesen neuen Standort um. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Unternehmen 160 Beschäftigte. Die 10.000ste Strohpresse wurde 1928 bereits in Singwitz produziert.

Das Pressensortiment wurde erweitert und durch Dreschmaschinen ergänzt. Dieses Programm hatte Raussendorf Ende 1933 von einer norddeutschen Dreschmaschinenfabrik (Name in der Chronik der Firma Raussendorf zum 50-jährigen Firmenjubiläum aus dem Jahre 1938 nicht genannt).

1934 wurde mit etwa 300 Beschäftigten die 25.000ste Strohpresse produziert. Auf der Grundlage der Innovationen bei den Strohpressen und Dreschmaschinen konnte die Firma ihre Marktpositionen sehr stark ausbauen. 1935 kam der erste „Kombinus“ als Kombination von Dreschmaschine und Strohpresse in Stahlausführung auf den Markt. Das kleinste Modell dieser neuen Produktlinie erhält 1936 auf der Ausstellung in Frankfurt/Main eine Auszeichnung. Ende der 1930er Jahre verließen mit etwa 700 Beschäftigten jährlich bis zu 1.000 Dreschmaschinen und bis zu 6.000 Strohpressen das Werk. Die Firma Raussendorf war in dieser Zeit mit etwa 50 % am Strohpressenexport von Deutschland beteiligt. Bis 1939 wurde etwa 45.000 Strohpressen produziert.

In den Kriegsjahren war das Unternehmen zunehmend in der Rüstungsproduktion tätig. Das hatte 1946 die Montage des Betriebes zur Folge. Die Reste kamen unter Treuhandverwaltung. Unter dem Namen Kombinus Dreschmaschinenbau Singwitz wurde daraus 1948 ein Volkseigener Betrieb mit dem traditionellen Produktionsprogramm. Der Betrieb wurde Bestandteil der Vereinigung Volkseigener Betriebe Land-, Bau- und Holzbearbeitungsmaschinen und gehörte 1951 zu den Gründungsmitgliedern des Kombinates Fortschritt Landmaschinen, das seinen Sitz in Neustadt in Sachsen hatte.

Erzeugnisse

Haupterzeugnisse in den 1930er Jahren waren: · Stationäre Strohpressen (Bauart mit Fallschwingkolben) in verschiedenen Baugrößen und Varianten mit Preßkanalbreiten von 800 mm bis 1500 mm und Strohdurchsätzen von 900 bis 5.000 kg/Stunde · Dreschmaschinen, die vorzugsweise als Kombination mit entsprechenden Strohpressen geliefert wurden, in Holz- und Stahlbauweise (jeweils mehrere Baugrößen). Mit Dreschkanalbreiten von 1.700 mm und 1.800 mm und Dreschtrommeldurchmessern im Bereich von 380 bis 530 mm lagen die Korndurchsätze im Bereich von 700 bis 2.000 kg/Stunde.

Dazu kamen Köpfschlitten für das Pommritzer Zuckerrübenernteverfahren, der „Pommritzer Bauernkran“ für die Stallwirtschft und Hackmaschinen.


Literatur

  • N.N.: Chronik der Firma Herrmann Raussendorf zum 50-jährigen Firmenjubiläum 1938.
  • N.N.: Katalog der Central-Ankaufsstelle für landwirtschaftliche Maschinen und Geräte Halle/Saale. Halle/Saale 1938.
  • Dreyer, K.: Unvergessene Landtechnik – Faszination einst berühmter Hersteller. DLG-Verlag, Frankfurt/Main 2005, ISBN 3-7690-0648-8.
  • Krombholz, K.: Landmaschinenbau der DDR – Licht und Schatten. DLG-Verlag, Frankfurt/Main 2008, ISBN 978-3-7690-0717-6.
  • Meyer, F., Herrmann, K., Krombholz, K.: Einhundert Jahre für die Landtechnikindustrie. Maschinenbau Verlag, Frankfurt/Main 1997, ISBN 3-8163-0342-0.


Weblinks

http://www.mdw-singwitz.de/geschichte.html

http://www.raussendorf.de/firmengeschichte.html