Örvar-Odds saga

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Die Örvar-Odds saga ist eine altisländische Vorzeitsaga aus dem späten 13. Jahrhundert. Sie erzählt von Örvar-Oddr (altnordisch Ǫrvar-Oddr; deutsch „Pfeil-Odd“) und enthält einige poetische Stücke.

Hintergrund

Die Saga von Örvar-Oddr wurde vermutlich im 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts von einem unbekannten Isländer verfasst.[1] Sie gehört zu den sogenannten Fornaldarsögur (Vorzeitsagas) oder Wikingersagas.

Der Held Örvar-Oddr wird ebenfalls in der Hervarar Saga und im Zusammenhang mit der Schlacht auf Samsø, in der Gesta Danorum (Von den Taten der Dänen) erwähnt. Einige der Abenteuer, die Örvar-Oddr erlebt, schildern Ereignisse, die sich auf reale Personen beziehen, so ähnelt die Reisebeschreibung die in Hålogaland ihren Ausgang nimmt und nach Bjarmaland führt, der Reise von Ottar.[2] Es finden sich ebenfalls Anklänge zu den Abenteuern des Odysseus. Die Darstellung des Todes durch den „Schädel eines Pferdes“ wurde im Jahr 1826 von Alexander Puschkin in „Das Lied vom wahrsagenden Oleg“ verewigt.[3]

Handlung

Örvar-Oddr erzählt Ingeborg von Hjalmars Tod
(August Malmström 1859)

Örvar-Oddr war der Sohn von Grim Lodinkinni und der Enkel von Ketil Höing von Hålogaland. Eine Völva (Seherin) sagte ihm voraus, dass er dereinst im Alter von 300 Jahren durch sein eigenes Pferd „Faxi“ getötet werden würde und zwar an dem Ort, wo er geboren worden war.[4]

Um diesem Schicksal zu entgehen, tötete Oddr sein Pferd, vergrub den Kadaver tief in der Erde und verließ seine Heimat, um niemals zurückzukehren. Zum Abschied erhielt er von seinem Vater einige magische Pfeile (Gusisnautar). Zunächst bereiste er die Finnmark, Bjarmaland und Jötunheim. Als er mit diesen die Riesin Gneip geblendet hatte, erhielt er von seinem Vater den Beinamen „Örvar“ (Pfeil). Dort nahm er gemeinsam mit Asmundr an zahlreichen Kämpfen gegen die Wikinger teil. Schließlich begegneten sie den schwedischen Recken Hjalmar (Hjálmarr) und Thord und sie maßen sich im Kampf. Dieser ging unentschieden aus, so dass sie sich verbündeten und gemeinsam viele Schlachten schlugen.

In einer Schlacht auf der Insel Samsø, die sie gegen die Söhne von Arngrim führten, wurde Hjalmar von Angantyr getötet und Örvar-Oddr reiste nach Uppsala, um dessen Braut Ingeborg, der Tochter des schwedischen Königs, diese traurige Nachricht zu überbringen. Anschließend reiste Örvar-Oddr weiter in den Süden, um gegen die Korsaren des Mittelmeeres zu kämpfen. Inzwischen hatte er den Christlichen Glauben angenommen, als sein Schiff unterging, war er der einzige Überlebende und gelangte schließlich ins Heilige Land.

Auf seiner weiteren Reise, als Örvar-Odd, begleitet vom Sohn seines Blutsbruders Thord, der von Ogmund Tussock getötet worden war und auf der sie sich gemeinsam an diesem rächen wollen, trafen sie auf zwei Seeungeheuer. Eines war ein riesenhafter Wal und das andere möglicherweise der Kraken aus den norwegischen Legenden.

In einer weiteren Erzählung begibt sich Örvar-Oddr als alter Mann verkleidet nach Hunaland. Dort wird er jedoch bald erkannt, und nachdem er den König von Bjalkaland besiegte, durfte er die Prinzessin Silkisif heiraten und wurde der nächste König von Hunaland. Doch nach all diesen Heldentaten und Abenteuern bekam er schließlich Heimweh und kehrte in seine Heimat zurück. Er besuchte das Grab seines Pferdes Faxi und machte sich über die alte Prophezeiung der Völva lustig. Doch da stolperte er plötzlich über den Schädelknochen des Pferdes, in dem eine Giftschlange kauerte. Diese kam hervor und biss ihn, so dass sich die Vorhersage erfüllte, denn er verstarb kurz darauf.[4]

Örvar-Oddr und norwegische Rugier

Örvar-Oddr verbrachte seine Kindheit und Jugend in Berurjóðr in der Nähe von Eikund. In der Sagaantwortet Örvar-Oddr auf die Frage der Priesterin, wer ihn in solcher Torheit erzogen habe, dass er es ablehnt, dem höchsten Gott und dem Anführer der Asen, Odin, zu huldigen:

"Ingjald erzog mich in meiner Jugend, der über Eikund herrschte und Jadar bewohnt hat."

Die Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste, herausgegeben von J.S. Ersch und J.G. Gruber, 1838.
Egersund und die Insel Eigerøy.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts glaubten Historiker, Literaturwissenschaftler und Geografen, dass Ods Schicksal mit dem norwegischen Rogaland verbunden sei. In der Allgemeinen Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste, die von den bekannten Enzyklopädisten J.S. Ersch und J.G. Gruber im Jahr 1838 zusammengestellt und veröffentlicht wurde, wird darauf hingewiesen, dass es in der Örvar-Odds saga genau um die Insel Eigerøy handelt.[5] Diese Information wurde jedoch im Laufe der Zeit vergessen.

Das Wappen der Gemeinde Egersund

Die Siedlung Berurjóðr (Berglud), die Insel Eikund (Eigerøy) und die historische Region Jadar (Jæren) befinden sich in der norwegischen Provinz Rogaland, die in Mittelalter von Rugiern bewohnt wurde. Egersund ist die Bucht zwischen der Insel Eigerøy und dem Festland, die in der Antike Eikundarsund genannt wurde. Die Insel Eigerøy wurde im Mittelalter Eikund genannt. Der Name dieser Insel weist auf reiche Vorkommen von hochwertigem Eichenholz hin, das für den Schiffbau verwendet wurde, da das Wort "eik" das norwegische Wort für "Eiche" ist. Daher bedeutet Eikundarsund wörtlich übersetzt ins Russische die Meerenge der mit Eichen bewachsenen Insel, was dem mythologischen Konzept von Lukomorie entspricht, einem Ort am Meer, neben dem eine große Eiche, die Achse der Welt, wächst. Eikund und Eikundarsund waren einige der ältesten geografischen Namen in Norwegen und finden sich bereits in der Saga von Olaf dem Heiligen, die im 13. Jahrhundert vom isländischen Autor Snorri Sturluson verfasst wurde. Etwa ab dem Jahr 1000 frequentierte die Flotte von Olaf dem Heiligen oft diese Gegend.

Die Stadt Egersund liegt am Ufer dieser Meeresbucht, die sich in Form eines gespannten Bogens zwischen dieser Stadt und der Insel Eigerøy erstreckt.

Egersund gilt als eine der ältesten Städte in Norwegen. Dank der Holzvorkommen hatte es im Mittelalter eine sehr wichtige Bedeutung für den Schiffbau. Für die Menschen des Mittelalters lag es im Norden am Rand der Welt. Das Symbol der Stadt ist bis heute das Eichenblatt. Auf dem Wappen der Gemeinde Egersund ist ein Eichenblatt auf grünem Hintergrund abgebildet.

Jadar (Alt-Norwegisch Jaðarr, Modern Norwegisch Jæren) bedeutet auf Alt-Norwegisch "Rand" oder "Grenze zwischen Räumen". Dies ist die traditionelle Region in der norwegischen Provinz Rogaland. Es ist bemerkenswert, dass laut der von Saxo Grammaticus aufgezeichneten Sage über die Schlacht von Brávellir die folgenden Zeilen existieren: "Aus dem Gebiet von Jæder kamen 'Odd der Engländer, Alv Vielgereister', 'Einarr, der Aufgeblasene' und 'Ívar mit dem Spitznamen Truvar'". Es gibt Bestätigung dafür, dass Odd der Engländer, Alvi Vielgereister und Örvar-Oddr, der manchmal als Odd der Reisende bezeichnet wurde, ein und dieselbe Person waren, auch in der Örvar-Oddr Saga. Vor seinem Tod erzählte der Hauptcharakter der Saga von seiner Teilnahme an der Schlacht von Brávellir.

In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass adie Kiewer Prinzessin Olga in westeuropäischen Quellen als Königin der Rugien (regina Rugorum) bezeichnet wurde, und die ersten Bischöfe, die nach Russland geschickt wurden, wurden Rugiers Bischöfe genannt.

Im Lied von Helgi Hjörvarðsson findet sich Bestätigung dafür, dass auch der Held norwegischer Sagas Helgi, mit dem einige Gelehrte auch die Legende von wahrsagendem Oleg in Verbindung bringen, wie auch Örvar-Oddr, im norwegischen Rogaland geboren wurde. In dieser Saga sagt Hedinn, der Bruder des getöteten Helgi, zu seiner Geliebten Swava:

Küsse mich, Swava! Es ist mir nicht bestimmt, weder nach Rogheim zurückzukehren, noch nach Röthelfeisen ebenfalls, bis ich nicht gerächt habe den Sohn von Hjörvard, der ein König war, besser als die Sonne!

Rogheim (Rogheimr) wurde im Alt-Norwegischen als das Gebiet bezeichnet, in dem die Rugen in Rogaland lebten.[6] Alle nachfolgenden Erzählungen über Helgi, der dreimal nach seinem Tod auferstand, sind Ableitungen des Liedes von Helgi Hjörvarðsson. In der Zweiten Lied von Helgi, dem Mörder von Hunding, wird direkt darauf hingewiesen, dass der Hauptcharakter dieser Saga nach dem im Rogaland geborenen Helgi, dem Sohn von Hjörvard, benannt wurde. Somit entwickelt sich der Handlungsverlauf der Saga von Odd Stråla und der Lieder von Helgi in derselben Region - dem norwegischen Rogaland.

Literatur

  • Richard Constant Boer: Orvar-Odds saga. E. J. Brill, Leiden 1888, (archive.org).
  • Richard Constant Boer: Orvar-Odds saga. In: Gustaf Cederschiöld, Hugo Gering, Eugen Mogk (Hrsg.): Altnordische Saga-Bibliothek. Band 2, Max Niemeyer, Halle/Saale 1892. (septentrionalia.net PDF; 14,0 MB).
  • Hermann Palsson, Paul Edwards: Örvar-Odds saga. (englische Übersetzung) In: Seven Viking Romances. Penguin Classics, Toronto, Ontario 1986, ISBN 0-14-044474-2.

Übersetzungen (Auswahl)

  • Ǫrvar-Odds saga. Die Saga vom Pfeile-Odd. Übersetzt und mit einem Nachwort hrsg. von Bernd Menge, Thomas Pietsch, Manfred Schwering und Claudia Spinner.(= Altnordische Bibliothek. Band 8.) Literaturverlag Norden Mark Reinhardt, Leverkusen 1990, ISBN 3-927153-10-9.
  • Die Saga von Örvar-Odd. Übersetzt von Ulrike Strerath-Bolz. In: Isländische Vorzeitsagas. 1.: Die Saga von Asmund Kappabani, die Saga von den Völsungen, die Saga von Ragnar Lodbrok, die Saga von König Half und seinen Männern, die Saga von Örvar-Odd, die Saga von An Bogsveigir. Eugen Diederichs Verlag, München 1997, ISBN 3-424-01375-7, S. 189–260.
  • La Saga di Oddr l’arciere. Übersetzt von Fulvio Ferrari. Iperbore, Mailand 2003, ISBN 88-7091-043-1 (italienisch).
  • Saga d’Oddr aux Flèches. Suivie de la Saga de Ketill le Saumon et de la Saga de Grimr à la Joue velue. Übersetzung von Régis Boyer. (= Collection Famagouste). Édition Anacharsis, Toulouse 2010, ISBN 978-2-914777-67-4, S. 17–183 (französisch).
  • Saga de Odd Flechas. Übersetzt von Santiago Ibáñez Lluch. In: Sagas islandesas: Saga de Odd Flechas – Saga de Hrolf Kraki (= Biblioteca Universal Gredos. 8). Editorial Gredos, Madrid 2003, ISBN 84-249-2374-X, S. 39–203 (spanisch).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Orvar-Odds saga – Einleitung. – Internet Archive Abgerufen am 7. Juni 2013.
  2. Die Geschichte von Halfdan, dem Schützling der Brana: Hálfdanar saga Brönufóstra S. 118. auf books.google.de, abgerufen am 7. Juni 2013.
  3. Lied von dem wahrsagenden Oleg auf gedichte.xbib.de, abgerufen am 7. Juni 2013.
  4. a b Örvar-Odds saga. auf snerpa.is, abgerufen am 7. Juni 2013.
  5. J.S. Ersch und J.G. Gruber: Allgemeine encyclopädie der wissenschaften und künste in alphabetischer folge von genannten schrifts bearbeitet und herausgegeben von J.S. Ersch und J.G. Gruber ...: A-G 1838. Abgerufen am 19. Januar 2024.
  6. Bergmann, Friedrich Wilhel: Die Edda-Gedichte der nordischen Heldensage, kritisch hergestellt. Abgerufen am 19. Januar 2024.