„Mobile Ticketing“ – Versionsunterschied

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In Stockholm und Helsinki läuft ein Ticketsystem, das seit 2001 bereits 30 Millionen Tickets verkauft hat. Dazu ist zu betrachten, dass dazu der Barverkauf auf dem Fahrzeug bzw. die Aufstellung der sehr teuren Automaten zurückgefahren worden ist. Das wird in Deutschland derzeit aus Kundendienstgründen nicht erwogen. Die Verrechnung läuft über die Mobilfunkrechnung, deshalb ist eine Registrierung nicht nötig.
In Stockholm und Helsinki läuft ein Ticketsystem, das seit 2001 bereits 30 Millionen Tickets verkauft hat. Dazu ist zu betrachten, dass dazu der Barverkauf auf dem Fahrzeug bzw. die Aufstellung der sehr teuren Automaten zurückgefahren worden ist. Das wird in Deutschland derzeit aus Kundendienstgründen nicht erwogen. Die Verrechnung läuft über die Mobilfunkrechnung, deshalb ist eine Registrierung nicht nötig.
In Österreich wird ein System eingesetzt, das weit über die deutsche Nutzung hinaus geht. Der Ansatz ist, das Handy als allgemeines Zahlungsmittel für Güter und Dienstleistungen aller Art einzusetzen. Das schließt ÖPNV-Tickets ein. Die Abrechnung erfolgt über die Mobilfunkrechnung.
In Österreich wird ein System eingesetzt, das weit über die deutsche Nutzung hinaus geht. Der Ansatz ist, das Handy als allgemeines Zahlungsmittel für Güter und Dienstleistungen aller Art einzusetzen. Das schließt ÖPNV-Tickets ein. Die Abrechnung erfolgt über die Mobilfunkrechnung.
Estland setzt seit 2002 ebenfalls mobiles Ticketing ein. Interessant dabei ist, dass es zwei verschiedene Pilotprojekte in Tallinn und Tarfu gab. Während in Tallinn Tickets durch SMS angefordert werden können, gibt ist in Tarfu die Möglichkeit, sprachgesteuert durch einen Anruf ein Wochen- oder Monatsticket zu bestellen.<ref>http://siteresources.worldbank.org/EXTEDEVELOPMENT/Resources/Praxis_Estonia_m-gov.pdf?resourceurlname=Praxis_Estonia_m-gov.pdf</ref>
Estland setzt seit 2002 ebenfalls mobiles Ticketing ein. Interessant dabei ist, dass es zwei verschiedene Pilotprojekte in Tallinn und Tartu gab. Während in Tallinn Tickets durch SMS angefordert werden können, gibt ist in Tartu die Möglichkeit, sprachgesteuert durch einen Anruf ein Wochen- oder Monatsticket zu bestellen.<ref>http://siteresources.worldbank.org/EXTEDEVELOPMENT/Resources/Praxis_Estonia_m-gov.pdf?resourceurlname=Praxis_Estonia_m-gov.pdf</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 20. März 2011, 21:11 Uhr

Mobile Ticketing bzw. Mobilticket ist eine Anwendung des Mobile Commerce. In Deutschland wird das Mobile Ticketing auch als HandyTicket bezeichnet. Mobiltickets ersetzen Eintrittskarten, Fahrscheine oder andere bisher übliche Belege durch eine auf ein Handy oder ein ähnliches Gerät gesendete und dort elektronisch gespeicherte Information. Zum Einsatz kommen Mobiltickets bereits im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), auf gebührenpflichtigen Parkplätzen (Handyparken), im Flug- und Bahnverkehr sowie bei Sport- und Kulturveranstaltungen.

Bestellverfahren und Auslieferung

Per Java-Anwendung auf dem Handy

Auf dem Kunden-Handy wird ein in Java-Technologie erzeugtes Programm (Applikation) installiert, das per GPRS mit dem HandyTicket-Hintergrundsystem kommuniziert. Problematisch dabei kann die Vielfalt der Handys in Verbindung mit der Vielfalt der Mobilfunk-Provider sein. Die Java-Applikation kommuniziert je nach Design der Applikation über den WAP- oder den HTTP-Kanal des Handys. Beide Kanäle müssen fehlerfrei konfiguriert sein, was bei „gemischtem“ Betrieb (Handy und somit Konfiguration kommt von Provider A, SIM-Karte kommt von Provider B) zu Problemen führen kann.

Vorteil der Java-Technologie: Das Programm kann den Benutzer bei der Bedienung führen, das Ticket wird verschlüsselt abgelegt, ein Wechsel der Region (z. B. in Hamburg angemeldet und in Dresden gefahren) ist problemlos möglich, weitere Funktionen wie Fahrplanauskunft einfach implementierbar. Nachteil: die evtl. schwierige Installation und die Verbindungskosten bei der Bestellung.

Per SMS oder MMS

Das Ticket wird per SMS bestellt und als SMS oder MMS ausgeliefert. Vorteil: die evtl. nicht immer einfache Java-Installation wird umgangen. Nachteil: die Bestellung per SMS (Tickettyp, Abfahrthaltestelle, Region) kann recht unlesbar und kryptisch werden. MMS-Auslieferungen sind im ÖPNV nicht wirtschaftlich, weil die MMS selbst in der gleichen Größenordnung wie ein Ticket kostet. MMS wird nur bei der Deutschen Bahn im Fernverkehr ab 50 km genutzt (Barcode wie im Onlinedruck). Weiterer Nachteil: die Kosten der Bestell-SMS. Es gibt Stand März keinen Provider, der die SMS-Kosten nur beim Empfänger belastet, sodass die SMS für den Sender kostenfrei ist (analog zum R-Gespräch bei Voice-Diensten)

Per Web-Portal

Das Ticket wird in einem Internetportal bestellt und als SMS geliefert. Vorteil: einfach. Nachteil: ist von unterwegs nur eingeschränkt möglich. Außerdem können Tickets meistens nicht im Voraus bestellt werden, sondern gelten ab Auslieferung (jetzt!). Das bedeutet, dass die Fahrt umgehend nach Auslieferung angetreten werden sollte.

Per DTMF

Das Ticket wird per kostenloser 0800-Nummer bestellt und als SMS ausgeliefert. Jeder Tickettyp hat eine eigene 0800-Nummer und ermöglicht, wenn im Kontaktspeicher (Telefonbuch) des Handys mit geeignetem Namen (z. B. „Tageskarte“) abgelegt, eine sehr einfache und kostenlose Bestellung.

Prüfungsverfahren

Im ÖPNV sind Tickets zwingend zu prüfen, entweder bei „kontrolliertem Vordereinstieg“ durch den Fahrer oder durch Prüfer-Kolonnen, die auf der Strecke prüfen. Bei einem vollen Fahrzeug sollte zwischen zwei Haltestellen geprüft werden können, was eine Gesamtprüfdauer pro Kunde von ca. 5-10 Sekunden nicht überschreiten soll. Das ist ca. die Zeit, die eine Sichtkontrolle bei einem Papierticket dauert. Das ist zurzeit noch ein Problem sowohl bei Online- als auch bei Offlineprüfung, die beide längere Prüfdauern erfordern.

Onlineprüfung

Der Fahrkartenprüfer ist mit einem Hintergrundsystem verbunden bzw. kann eine Prüfanfrage senden und erhält dann vom Hintergrundsystem die Auskunft, ob ein gültiges Ticket vorliegt. Die dazu erforderliche Onlineverbindung muss jederzeit gewährleistet sein, auch beispielsweise im U-Bahn-Tunnel. Bei der Onlineverbindung wird meistens auf die Adresse http://www.dashandyticket.de/portals/wap/kontrolle.html zugegriffen. Dort müssen die vier letzten Buchstaben der auf dem HandyTicket angezeigten ID eingegeben werden (u. a. P = Personalausweis; T = Mobilfunknummer etc.).

Offlineprüfung

Der Fahrkartenprüfer kann mit einem geeigneten Ausleseverfahren erkennen, ob ein gültiges Ticket für genau diesen Fahrgast vorliegt. Dazu ist neben dem Ticket eine Identifikationsprüfung nötig (Bahncard plus Kreditkarte bei der Deutschen Bahn oder Personalausweis im ÖPNV). Wenn das Ticket nicht auf dem Handydisplay direkt lesbar ist, benötigt der Prüfer ein Auslesegerät.

Abrechnung

Per Mobilfunkrechnung

Bis ca. Mitte 2008 war die Bezahlung per Telefonrechnung nur für „telefonnahe“ Dienstleistungen möglich. Seit dem letzten Quartal 2008 ist das auch für Tickets zulässig und wird auch in Deutschland angeboten. Vorteil: Damit entfällt die Registrierungspflicht beim Ticketlieferanten, weil man als Kunde des Mobilfunkproviders bereits registriert ist. Nachteil: Mit Registrierung ist man Kunde des ÖPNV und dort bekannt und nicht ausschließlich Kunde des Mobilfunkproviders, was CRM-Maßnahmen ermöglicht. Weiterhin fällt eine Dienstleistungsabgabe für den Provider an, was den Vertriebskanal neben den reinen Transportkosten für Bestell-SMS oder Java-GPRS weiter verteuert.

Per Finanzdienstleister

Die Entgelte für die Tickets müssen berechnet und eingezogen, die Einnahmen müssen danach an die Leistungserbringer (z. B. Verkehrsbetriebe) abgeführt werden. Die damit verbundenen Leistungen wie Forderungen abbuchen, evtl. Prepaid-Konten abrechnen, Forderungsausfälle einziehen, Lastschrift-Rückabwicklung, falsche Kontendaten, Bonitätsprüfung usw. werden von Finanzdienstleistern mit Bankenlizenz angeboten.

Pilotprojekte

Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)

Im Mittelpunkt des Piloten (Beginn April 2007) steht der überregionale Markttest, die Kundenakzeptanz der Java-Technologie auf Mobiltelefonen und die Entwicklung eines bundesweiten ÖPNV-Standards. Ziel war weiterhin, die Frage zu beantworten, ob sich eine solche Technologie mit denen am Markt verfügbaren Mobiltelefonen und Verträgen einfach und komfortabel umsetzen lässt. Das Pilotprojekt läuft noch bis Januar 2010 und soll dann in einen Regelbetrieb überführt werden. Stand März 2009 beteiligen sich gemäß dem Projektmotto „einmal anmelden, überall fahren“ Verkehrsbetriebe und –verbünde in 14 Regionen in Deutschland an dem Pilotprojekt.

Das Ticket ist im Klartext auf dem Display sichtbar und gleichzeitig per Barcode auslesbar. Um Fälschungssicherheit zu gewährleisten, ist das Ticket nur mit einem Kontrollmedium gültig (EC-Karte, Personalausweis).

Im Laufe des Jahres 2009 wurde eine europaweite Ausschreibung für eine erweiterte Anwendung und den auf den Piloten folgenden Betrieb durchgeführt. Den Zuschlag erhielt die HanseCom GmbH, ein Gemeinschaftsunternehmen der Hamburger Hochbahn AG und der Siemens AG. Der Wirkbetrieb wird im Laufe des Jahres 2010 aufgenommen.

Touch&Travel der Deutschen Bahn

Touch&Travel wird in zwei Phasen auf der Fernverkehrsstrecke zwischen Berlin und Hannover sowie im Nah- und Regionalverkehr in Potsdam und Berlin getestet. Mitte Dezember 2008 ist die Pilotstufe 2 gestartet, bei der die ersten 500 von insgesamt 2.500 Kunden in einem erweiterten Testgebiet Touch&Travel als anerkannten Fahrausweis nutzen können. Dabei hält der Kunden sein Handy an einen Touchpoint. Bei der Anmeldung werden dabei mit der Technologie Near Field Communication (NFC) automatisch Abfahrtszeit und -ort auf seinem Mobiltelefon (Check-in). Beim Aussteigen wird das Telefon erneut an einem Touchpoint gehalten (Checkout) und der Ausstiegsort ermittelt und auf dem Handy gespeichert. Das Touch&Travel-Hintergrundsystem ermittelt aus den Check-in- und Check-out-Daten, den zwischenzeitlich durchquerten Mobilfunkzellen, dem virtuellen Zangenabdruck bei der Kontrolle sowie dem IST-Fahrplandaten die Fahrtstrecke und den Fahrpreis.

Es wird kein sichtbares Ticket abgelegt, sondern im Handyspeicher Abfahrtszeit und -ort gespeichert. Die Kontrolle erfolgt durch die Kontrollgeräte, die auch einen virtuellen Zangenabdruck ins Handy schreiben, oder durch eine sogenannte Kontrollkarte. Da Handymodelle mit NFC-Fähigkeit kaum kommerziell verfügbar sind, werden für den Feldversuch Handyprototypen verwendet.

Das Touch&Travel-Gebiet wird erweitert:[1]ab Oktober 2009 um die Fernverkehrsanbindung nach Frankfurt und ab 2010 im Rahmen des europäischen Kulturhauptstadtjahres RUHR.2010 auf den Kulturhauptstadtraum im Ruhrgebiet sowie weitere wichtige Fernverkehrsbahnhöfe in Nordrhein-Westfalen.

Handyticket bei der Deutschen Bahn

Im August 2006 führte die Deutsche Bahn ein Handyticket für Bahnreisen über 50 km ein. Fahrkarten können, nach einmaliger Anmeldung, über mobile.bahn.de gebucht werden. BahnCard- und Firmenkunden-Rabatte werden dabei berücksichtigt. Eine Buchung von Sparpreisen ist nicht möglich. (Stand: Dezember 2006)

Die Fahrkarte mit 2D-Aztec-Code wird per MMS übermittelt. Ein derartiges Ticket kann über die Buchungsrückschau auf den Seiten der Deutschen Bahn auch als Onlineticket ausgedruckt und damit beispielsweise auch steuerlich oder in der Reisekostenabrechnung geltend gemacht werden.

Mobile Ticketing im europäischen Ausland

In Stockholm und Helsinki läuft ein Ticketsystem, das seit 2001 bereits 30 Millionen Tickets verkauft hat. Dazu ist zu betrachten, dass dazu der Barverkauf auf dem Fahrzeug bzw. die Aufstellung der sehr teuren Automaten zurückgefahren worden ist. Das wird in Deutschland derzeit aus Kundendienstgründen nicht erwogen. Die Verrechnung läuft über die Mobilfunkrechnung, deshalb ist eine Registrierung nicht nötig. In Österreich wird ein System eingesetzt, das weit über die deutsche Nutzung hinaus geht. Der Ansatz ist, das Handy als allgemeines Zahlungsmittel für Güter und Dienstleistungen aller Art einzusetzen. Das schließt ÖPNV-Tickets ein. Die Abrechnung erfolgt über die Mobilfunkrechnung. Estland setzt seit 2002 ebenfalls mobiles Ticketing ein. Interessant dabei ist, dass es zwei verschiedene Pilotprojekte in Tallinn und Tartu gab. Während in Tallinn Tickets durch SMS angefordert werden können, gibt ist in Tartu die Möglichkeit, sprachgesteuert durch einen Anruf ein Wochen- oder Monatsticket zu bestellen.[2]

Literatur

  • Helmut Krauledat, Till Ackermann: Das Handy als Fahrkartenautomat. Ziele und erste Ergebnisse des Handy-Ticket-Pilotprojektes. In: Der Nahverkehr. 26, 4, 2008, ISSN 0722-8287, S. 10–45.
  • Stephan Buse, Rajnish Tiwari (Hrsg.): Perspektiven des Mobile Commerce in Deutschland. Grundlagen, Strategien, Kundenakzeptanz, Erfolgsfaktoren. Shaker, Aachen 2008, ISBN 978-3-8322-7048-3 (Berichte aus der Betriebswirtschaft).

Einzelnachweise

  1. http://touchandtravel.de/site/touchandtravel/de/infos__piloten/pilotgebiet1/pilotgebiet1,variant=imgPopup,imgId=918032,siteProxyId=400782.html
  2. http://siteresources.worldbank.org/EXTEDEVELOPMENT/Resources/Praxis_Estonia_m-gov.pdf?resourceurlname=Praxis_Estonia_m-gov.pdf